mehr
Norwegern oder Dänen, die sich im N., im W. und auf den Inseln von S. festgesetzt hatten, durch häufige Plünderungs- und Raubzüge heimgesucht. 945 ging infolge eines Bündnisses der Angelsachsen mit Malcolm I. von Alban das Reich der Briten von Alclyde in dem von Alban auf, wogegen Malcolm in Lehnsabhängigkeit zu den Angelsachsen trat; das so vereinigte Gebiet wird seit dem Anfang des 11. Jahrh. Scotia (Schottland) genannt.
Der letzte König aus dem Stamm Kenneth Mac Alpins war Malcolm II.; ihm folgte 1034 sein Tochtersohn Duncan, der 1040 von Macbeth, dem Sohn des Finnlaech, seinem Feldherrn, erschlagen wurde. Obwohl dieser 1050 nach Rom [* 2] pilgerte, um sich Vergebung für den Mord seines Vorgängers zu holen, wurde er 1054 von Malcolm III. Ceannmor, dem Sohn Duncans, den Siward, Graf von Northumberland, unterstützte, ins Hochland zurückgeworfen und erschlagen. Bei der Eroberung Englands durch die Normannen 1066 nahm Malcolm Partei für den legitimen englischen Thronerben Edgar Ätheling und gewährte zahlreichen flüchtigen Sachsen [* 3] ein Asyl.
Wenn er Wilhelm den Eroberer auch nicht wieder vertreiben konnte, so machte er doch bei fünf Einfällen in Nordengland eine Menge Gefangene, welche das Land bevölkerten und zivilisierten. Nur das schottische Hochland bewahrte die altkeltische, kulturlose Eigentümlichkeit. Als Malcolm 1093 starb, war die Südgrenze Schottlands dieselbe, die später festgehalten ist: der Solway Firth, die Cheviot Hills und der Fluß Tweed. Unter seinen Söhnen ist der jüngste, David I. (gest. 1153), der bedeutendste; unter ihm verwandelte sich S. in einen feudalen Staat nach normännischer Art. Sein Enkel und Nachfolger Malcolm IV. (1153-65) vermochte die von David gewonnene Machtstellung nicht völlig zu behaupten.
Auf ihn folgte 1165 sein Bruder Wilhelm der Löwe. Derselbe machte 1173 einen Einfall in England, weil Heinrich II. die Verleihung der von David innegehabten nordenglischen Provinzen ihm verweigerte, wurde aber 1174 bei Alnwick gefangen genommen. Als er 1175 die Krone von S. wieder zurückerhielt, mußte er sie als englisches Lehen annehmen. 1209 wurde die Abhängigkeit Schottlands infolge des drohenden Auftretens Johanns von England aufs neue anerkannt; 1214 starb Wilhelm.
Sein Sohn und Nachfolger Alexander II. drang, begünstigt durch die Verfassungskämpfe unter Johann, 1216 im Bund mit dem französischen Kronprinzen sogar in Südengland ein, wurde aber 1217 durch den englischen Reichsverweser Pembroke zum Frieden genötigt und mußte Heinrich III. den Lehnseid schwören; 1221 vermählte er sich mit einer Schwester des englischen Königs, während zwei Schwestern Alexanders englischen Großen ihre Hand [* 4] reichten. Auf Alexander II. folgte 1249 sein Sohn Alexander III. Dieser besiegte 1263 den König Hakon von Norwegen [* 5] in einer Schlacht bei Largs und erwarb 1266 durch Vertrag von seinem Nachfolger Magnus die bis dahin von den Norwegern behauptete Herrschaft über die Insel Man und die Hebriden gegen eine jährliche Zinszahlung von 100 Mark Silber.
Nach Alexanders III. Tod (1286), und nachdem auch seine achtjährige Enkelin, die Prinzessin Margarete von Norwegen, gestorben war, traten in S. zahlreiche Kronprätendenten auf, unter denen die Abkömmlinge der Töchter des Grafen Huntingdon, des Bruders Wilhelms des Löwen, [* 6] Johann Baliol und Robert Bruce, die nächsten Ansprüche hatten. Eduard I. von England, dem das schottische Parlament das Schiedsrichteramt übertrug, entschied für den am meisten berechtigten Baliol, der von ihm die schottische Krone zu Lehen nahm Als Eduard aber seine Oberherrschaft zu sehr geltend machte und Baliol sich infolgedessen mit französischer Hilfe unabhängig machen wollte, brach Eduard in S. ein, nahm Johann bei Dunbar gefangen, entsetzte ihn wegen verletzter Lehnspflicht und schickte ihn nach London [* 7] in die Gefangenschaft. S. ward nun durch englische Statthalter regiert; ein Aufstand, den William Wallace 1297 erhob, führte zwar zunächst zu dessen Sieg bei Stirling endigte aber 1305 mit der Gefangennahme und Hinrichtung des von den uneinigen schottischen Großen verlassenen Wallace.
Mit mehr Erfolg trat dem König Eduard 1306 Robert Bruce, der Sohn des frühern Prätendenten, entgegen, der an der Spitze des schottischen Adels die Engländer aus dem Lande trieb und als Robert I. den Thron [* 8] bestieg. Zwar ward er 19. Juni von dem Grafen Pembroke bei Methven besiegt und mußte sich auf den Hebriden eine Zeitlang versteckt halten; aber schon 1307 brach er aufs neue aus den Hochlanden hervor und brachte Eduard II. am Flüßchen Bannockburn eine entscheidende Niederlage bei.
Eduard II. fiel 1322 wieder in S. ein, ohne jedoch etwas auszurichten, und nun erst ward ein Waffenstillstand auf 13 Jahre abgeschlossen. Nach Eduards II. Tode 1327 brach Robert denselben und zwang Mortimer, welcher während Eduards III. Minderjährigkeit in England die Regentschaft führte, im März 1328 allen Ansprüchen auf S. zu entsagen. Um seinen Anhang im Parlament dem durch die Ausdehnung [* 9] seines Grundbesitzes und die Stärke [* 10] seines Kriegsgefolges übermächtigen Adel gegenüber zu verstärken, berief er 15 Abgeordnete der größern Städte ins Parlament, welche freilich dem Adel und Klerus gegenüber anfangs wenig vermochten.
Nach Roberts Tod, welchem 1329 sein vierjähriger Sohn David II. folgte, brachen neue Gefahren über S. herein, indem mehrere englische Barone, welche durch Robert der ihnen einst von Eduard I. verliehenen Güter in S. beraubt waren, einen Sohn des vormaligen Königs Baliol, Eduard Baliol, als Gegenkönig von S. aufstellten. Vom englischen Hof [* 11] unterstützt, landete derselbe im August 1332 in der Grafschaft Fife, schlug den Reichsverweser, den Grafen Donald von Mar, bei Duplin-Moor und ließ sich von seiner Partei zu Scone krönen.
Als er aber Eduard III. von England als seinem Lehnsherrn huldigte und sogar Schloß und Stadt Berwick an England abtrat, stellte sich Andreas Murray, Davids Oheim, an die Spitze des erbitterten Adels, und es begannen neue Kämpfe mit England. Eduard III. besiegte bei Halidonhill (August 1333) die Schotten vollständig, David mußte eine Zeitlang nach Frankreich flüchten und wurde, als er zurückgekehrt war, bei Nevil's Croß nahe Durham geschlagen und gefangen; aber Baliol vermochte sich trotzdem gegen den für die Unabhängigkeit von S. kämpfenden Adel nicht zu behaupten und legte 1356 die Krone nieder. Darauf gab Eduard 1357 David II. gegen ein Lösegeld von 100,000 Mark Sterl. Freiheit und Krone zurück. Mit dem Tode Davids H. erlosch das Haus Bruce in männlicher Linie, worauf die Stände Robert II., den Sohn einer Tochter von Robert Bruce, auf den Thron erhoben, der dadurch an das Haus Stuart kam.
Von den Franzosen angespornt, führte Robert II. (gest. fast während seiner ganzen ¶
mehr
Regierung Krieg mit England. Sein Nachfolger war sein Sohn Robert III., welcher, schwach an Körper und von friedlicher Gesinnung, die Sorge für die Regierung seinem jüngern Bruder, dem spätern Herzog von Albany, überließ. Weil dieser den Kronprinzen, den Herzog von Rothsay, welcher einen schlechten Lebenswandel führte, gefangen gesetzt und wahrscheinlich in der Gefangenschaft umgebracht hatte (1402), schickte der König 1405 seinen jüngern Sohn, Jakob, der Sicherheit halber nach Frankreich.
Allein derselbe fiel unterwegs in die Hände der Engländer, welche ihn in Gewahrsam nahmen. Der Gram über das Unglück seiner Kinder brachte Robert III. 1406 ins Grab. Albany übernahm nun die Regentschaft für den gefangenen Jakob I., that jedoch nichts für die Freilassung desselben, sondern schien vielmehr mit England in geheimem Einverständnis zu sein. Nach seinem Tod 1419 übernahm sein schwacher Sohn Murdac die Regierung, und dieser wirkte 1424 die Befreiung des legitimen Königs aus.
Jakob I. (1424 bis 1437) war ein gebildeter und charakterfester Mann, der in den verwilderten Hochlanden die Ordnung herstellte, die Verwaltung nach englischem Muster ordnete, viele während der vergangenen Wirren von den Großen usurpierte Krongüter wieder an sich brachte und durch sorgsame Pflege der 1410 gegründeten Universität Aberdeen [* 13] wissenschaftlicher Bildung Bahn zu brechen sowie durch weise Gesetze und Begünstigung der Städte die gewerbliche Thätigkeit zu heben suchte.
Gleichwohl räumten ihn Verschworne, welche durch Entziehung von Krongütern beleidigt worden waren, aus dem Weg. Sein Sohn Jakob II. (1437-60) zählte erst sechs Jahre, daher führten statt seiner Sir Alexander Livingston und der Kanzler William Crichton die Regierung. Dieselben vernachlässigten die Verwaltung des Landes, indem sie einander befehdeten. Erst durch die anschwellende Macht des Hauses Douglas (s. d.), das mächtiger war als die Könige selbst, wurden sie zur Eintracht gezwungen, und es gelang nun die Vernichtung der übermächtigen Vasallen.
Jakob II. kam 1460 bei der Belagerung des seit der Schlacht von Nevil's Croß in den Händen der Engländer befindlichen Schlosses Roxburgh um. Da sein Sohn Jakob III. (1460-88) erst acht Jahre alt war, gewannen die übermütigen Großen im Land wieder freies Spiel, und auch nachdem der König großjährig geworden war, dauerten die Kämpfe mit ihnen, deren Führung zeitweise die Brüder Jakobs, der Graf von Mar und der Herzog von Albany, übernahmen, welch letzterer sich sogar zum König aufwarf, fort; in diesen Kämpfen wurde Jakob bei Stirling geschlagen und auf der Flucht ermordet.
Sein Sohn und Nachfolger Jakob IV. (1488-1513) liebte Glanz und ritterlichen Prunk und gewann den Adel durch Nachgiebigkeit und Freigebigkeit wieder für sich. 1496 begann er Krieg mit England, indem er dem Prätendenten Perkin Warbeck seine Unterstützung angedeihen ließ, schloß aber 1499 zu Stirling Frieden und vermählte sich 1503 mit Heinrichs VII. Tochter Margarete. Trotzdem entzweite er sich nach seines Schwagers Heinrich VIII. Thronbesteigung mit diesem, verband sich 1513 mit Frankreich, fiel in Northumberland ein, wurde aber in der Schlacht bei Flodden mit der Blüte [* 14] seines Adels erschlagen.
Für seinen zweijährigen Sohn Jakob V. (1513-42) führte dessen Mutter Margarete die Regentschaft. Sie machte mit England Frieden, vermählte sich 1514 mit Douglas, Grafen von Angus, und übergab ihm die Verwaltung des Reichs. Diese Heirat bewirkte einen Aufstand des auf Angus eifersüchtigen Adels, infolgedessen der Herzog Johann von Albany, Neffe Jakobs III., aus Frankreich, wo er in der Verbannung lebte, zurückberufen und zum Regenten erhoben wurde, während Margarete nach England fliehen mußte.
Indes auch Albany vermochte sich nicht zu behaupten; neue und heftige innere Kämpfe folgten und erreichten erst 1528 ihr Ende, als Jakob V. selbst die Regierung übernahm und die Macht der jüngern Linie der Douglas, deren Haupt Angus war, völlig brach. Nach seiner Thronbesteigung ließ es Jakob V. seine angelegentlichste Sorge sein, den Adel zu zügeln; als die Reformation in S., wo der Klerus sehr reich, aber auch roh und übermütig war, bei dem Adel und der Bürgerschaft mehr und mehr Anhang fand, trat er ihr nicht feindlich gegenüber, ohne sich indes derselben offen anzuschließen.
Nach dem Tod seiner ersten Gattin, einer Tochter Franz' I. von Frankreich, vermählte sich Jakob 1537 mit Maria von Guise, einer nahen Anverwandten des französischen Königshauses. Sehr bald kam es infolge dieser Verbindung zwischen England und S. zu offenen Feindseligkeiten. Ein Einfall nach England, den Jakob 1542 unternahm, schlug infolge der schmählichen Flucht seines Heers bei Solway Moss fehl; Jakob fiel deshalb in Tiefsinn und starb noch in demselben Jahr.
Jakob V. hinterließ das Reich in einem Zustand großer Verwirrung seiner kaum gebornen Tochter Maria Stuart; die Regentschaft führte Jakob Hamilton, Graf von Arran, neben welchem der Kardinal David Beaton bis zu seiner Ermordung 1546 großen Einfluß auf die Regierung ausübte. Arran ließ sich anfangs von Heinrich VIII. dafür gewinnen, die junge Königin an den Prinzen von Wales zu verheiraten; als Heinrich aber Maria Stuart in seine Hände nach England geliefert haben wollte, wurde der Plan rückgängig, und der Reichsverweser trat auf die Seite der England feindseligen Partei.
Infolgedessen brach ein Krieg mit England aus, in welchem der Regent 1544 bei Ancram-Moor einen Sieg errang. Nach Heinrichs VIII. Tod nahm der englische Reichsverweser Somerset seine Pläne wieder auf, überzog S. mit Krieg und schlug die Schotten bei Pinkey. Doch wußte die Königin-Mutter, Maria von Guise, seinen Plan zu vereiteln, indem sie ihre Tochter erst in festen Plätzen verborgen hielt, dann nach Frankreich brachte, wo sie mit dem ältesten Sohn Heinrichs II., dem nachmaligen König Franz II., verlobt und 1558 vermählt ward.
Nachdem Arran 1554 die Regentschaft niedergelegt hatte, trat die Königin-Mutter an seine Stelle. Diese glaubte hinlängliche Macht zu besitzen, um gegen den durch die feurigen Predigten des calvinischen Reformator John Knox (s. d.) weitverbreiteten Protestantismus einzuschreiten. Mit Hilfe des Grafen Arran und des Erzbischofs von St. Andrews brachte sie die Ketzergesetze wieder zur Geltung und setzte ein Glaubensgericht zur Bestrafung der abgefallenen Geistlichen ein.
Der protestantische Adel, dadurch verletzt und durch die Verurteilung der reformierten Prediger von Perth noch mehr erbittert, griff 1559 zu den Waffen, [* 15] und es kam zu einem längern Kampf mit den Lords, welche die Regentin nicht länger anerkannten und von Elisabeth von England unterstützt wurden, während französische Hilfstruppen das Heer der Regentin verstärkten. Während dieser Unruhen starb Maria von Guise Die Königin und ihr Gemahl schickten darauf Kommissare zum Zweck gütlicher Verhandlungen nach S., und die streitenden Teile ¶