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vorstellenden
Subjekt (dem
Intellekt) auf
Grund (subjektiver) räumlicher und zeitlicher Anschau
ungsform im
Raum und in der Zeit
angeschaute
und auf
Grund der (gleichfalls subjektiven) Kausalitätsform, welche zu jeder
Erscheinung eine (reale)
Ursache hinzuzudenken
nötigt, (fälschlich) als real (objektiv) vorgestellte
Welt ist daher (wie bei
Fichte)
[* 2] in
Wahrheit bloße
»Welt als
Vorstellung«,
Erscheinung ohne derselben zu
Grunde liegendes
Ding an sich,
Fiktion des
Intellekts oder des (nach S.) mit diesem
identischen
Gehirns, leeres »Hirngespinst«.
Geht aber S. (wie Fichte) in dieser (idealistischen) Richtung weit über Kant hinaus, so geht er in der andern (realistischen) Richtung weit hinter denselben zurück, indem er (allerdings auf anderm Weg) nicht nur, wie dieser, die Existenz eines »Dinges an sich«, eines Realen, ausdrücklich anerkennt, sondern, was Kant für unmöglich erklärte, die Qualität desselben erkannt zu haben behauptet. Dasselbe wird, sowohl seiner Existenz als seiner Qualität nach, zwar nicht durch den Intellekt, das (nach Kant einzige) Erkenntnisorgan, aber doch und zwar »unmittelbar« als »Wille« erkannt und daher die (reale) »Welt als Wille« von der (imaginären) »Welt als Vorstellung« unterschieden.
Während die letztere als »Gehirnphänomen« im und für den Intellekt, also nur im »Bewußtsein« ist, existiert die erstere, das »Ding an sich«, ursprünglich ohne Intelligenz und ohne Bewußtsein, als zugleich »dummer« und »blinder« rastloser »Wille zu leben«. Dumm ist derselbe, weil (wie S. unabhängig von seinem philosophischen System aus der Erfahrung darzuthun unternimmt) diese Welt (im Gegensatz zu Leibniz' »bester unter den möglichen«: Optimismus) die »schlechteste unter den möglichen Welten« (Pessimismus) ist;
weil das Leben keinen Wert hat;
weil die Summe der durch dasselbe aufgedrungenen Schmerzen weit beträchtlicher ist als jene der durch dasselbe ermöglichten Genüsse;
blind ist derselbe, weil das Licht [* 3] der Intelligenz erst auf der höchsten und letzten Entwickelungsstufe des Willens im menschlichen Gehirn [* 4] als Bewußtseinsträger entzündet wird.
Mit dem Erwachen des Bewußtseins ist aber auch das Mittel gegeben, die »Dummheit« des Willens wieder gutzumachen. Indem der Intellekt zur Einsicht gelangt, daß der unerträgliche Zustand überwiegenden Leidens nur durch den unaufhörlichen Willen zu leben hervorgebracht wird, gewahrt er zugleich, daß eine Heilung desselben (nach buddhistischem Vorbild) durch Lebensflucht, d. h. durch die Verneinung des Willens zu leben, erreicht werden kann. Die Durchführung der letztern, das »Quietiv des Willens«, das mit dem Übergang ins buddhistische Nirwâna, in die schmerzlose Stille des Nichtseins, verglichen werden kann, ist jedoch, wie S. ausdrücklich betont, keineswegs mit dem Selbstmord gleichbedeutend.
Seinen (späten) Erfolg als Philosoph hat S. weniger seinem widerspruchsvollen, die ausschließenden Gegensätze eines extremen Idealismus und eines naiven Realismus unbefangen nebeneinander umfassenden System als seiner mit glänzender Eloquenz durchgeführten Verteidigung einer pessimistischen Weltansicht, seinem zur Schau getragenen Haß gegen die »Schulphilosophie« und seiner (besonders in den kleinern Schriften) von philosophischer Kunstsprache freien, geistreich-populären Darstellungsgabe zu verdanken, wodurch er (wie die von ihm sehr hoch gestellten englischen und französischen Popularphilosophen) vorzugsweise der Philosoph für die »Weltleute« geworden ist.
Als solcher hat S. zwar viele dilettantische Anhänger, aber nur wenige systematische Fortbildner gefunden, also im wissenschaftlichen Sinn keine Schule gemacht. Die Zahl der erstern ist Legion, unter den letztern stehen E. v. Hartmann (s. d. 12), der aber kein Pessimist sein will, Bahnsen, Lindner u. a. obenan. Um die Verbreitung, Erläuterung und Herausgabe seiner Werke hat sich vor allen Frauenstädt (»Briefe über die Schopenhauersche Philosophie«, Leipz. 1854; »Neue Briefe«, das. 1876, und »Schopenhauer-Lexikon«, das. 1871, 2 Bde.),
um seine Biographie haben sich außer Frauenstädt, der auch »Memorabilien« (bei Lindner, s. unten),
»Aus Schopenhauers handschriftlichem Nachlaß« (das. 1864) und »Lichtstrahlen« aus Schopenhauers Werken (6. Aufl., das. 1888) herausgab, E. O. Lindner (»S. Von ihm. Über ihn, Memorabilien etc.«, Berl. 1863) und vor allen Gwinner (»S. aus persönlichem Umgang«, Leipz. 1862; 2. Aufl. als »Schopenhauers Leben«, 1878) verdient gemacht. Neuerlich erschien der »Briefwechsel zwischen S. und J. A. ^[Johann August] Becker« (Leipz. 1883). In Frankreich ist S. durch Foucher de Careil (»Hegel et S.«, Par. 1862; deutsch, Wien [* 5] 1888),
Ribot (»La philosophie de S.«, 1874) und neuestens durch die Übersetzungen seiner Hauptschriften von Kantakuzenos, Reinach u. a., in England durch H. Zimmern (»A. S., his life and his philosophy«, Lond. 1877) und seitdem durch die Übersetzung seines Hauptwerkes von Haldane und Kemp (das. 1883-86, 3 Bde.) eingeführt worden. Über seine Philosophie vergleiche außer der noch unübertroffenen Rezension Herbarts über die erste Auflage des Schopenhauerschen Hauptwerkes (im 12. Band [* 6] seiner »Sämtlichen Werke«, S. 377 ff.): Haym, Arthur S. (Berl. 1864); Busch, Arthur S. (2. Aufl., Münch. 1878); R. v. Koeber, Die Philosophie A. Schopenhauers (Heidelb. 1888). Die umfangreiche S.-Litteratur stellten Laban (»Die S.-Litteratur«, Leipz. 1880) und Grisebach (»Edita und Inedita Schopenhaueriana«, das. 1888) zusammen.