sind die üblichen dreieckigen Stagsegel vorhanden, deren Flächen überhaupt immer, d. h. sowohl bei der Schoner- als auch
bei der Raatakelage, in die Ebene der Masten fallen. Eine Besegelung der vorstehenden Art ist dadurch einfacher und der Raatakelage
überlegen, weil die Zahl der einzelnen Segel, in welche die Gesamtsegelfläche zerlegt erscheint, kleiner
ist als bei dieser und der Angriffspunkt des Winddrucks auf die Gesamtsegelfläche unter sonst gleichen Umständen niedriger
liegt und somit überhaupt eine größere Segelfläche geführt und demnächst eine größere Geschwindigkeit des Schiffs bei
derselben Windstärke erreicht werden kann.
Zur Bedienung der Schonertakelage gehören weniger Mannschaften als bei Raatakelung, weil es zur Übertragung
des vom Wind ausgeübten Druckes auf den Schiffskörper nur der Festlegung der hintern, untern Spitze eines jeden Segels bedarf,
während bei Raasegeln jedesmal zwei Spitzen, die Schoot und der Hals, festgelegt werden müssen. Da ferner der Winkel der Segelfläche
mit der Ebene der Masten im allgemeinen um so kleiner sein muß, je schärfer am Winde, d. h. je mehr dem
Wind entgegengesetzt, gesegelt werden soll, so eignen sich S. zu diesem Manöver in erhöhtem Maß, weil, wie gesagt, die Mittelstellung
der Segel in die Ebene der Masten fällt und somit jener Winkel beliebig klein gemacht werden kann, was bei
der Raatakelage nicht der Fall ist.
Trotz dieser Vorzüge ist die Schonertakelage auf kleinere Fahrzeuge beschränkt geblieben, weil auf größern Schiffen die
in Frage kommenden Segel eine für die Praxis unausführbare Größe erhalten würden. Es treten daher Kombinationen wie Schonerbrigg
und Schonerbark auf, Schiffe von solcher Größe, daß außer den am Fockmast geführten Raasegeln an den
übrigen Masten Schonersegel von zulässigen Dimensionen geführt werden können. Der reine Schonertypus findet sich im allgemeinen
bei Frachtschiffen weniger vertreten, gewöhnlich wird an der Stenge des Fockmastes ein Raasegel, ferner zur Benutzung bei günstigem
Wind ein solches am Untermast die sogen. Breitfock, geführt. Die Einfachheit der Bedienung
und die dadurch bedingte geringere Stärke der Besatzung von schonerartig getakelten Fahrzeugen ist der Grund, weshalb diese
Takelage bei Lustfahrzeugen bevorzugt wird.
Georg, Ritter von, österreich. Abgeordneter, geb. zu Wien, Besitzer des Guts Rosenau bei Zwettl in
Niederösterreich, wurde 1873 zum Reichsratsabgeordneten gewählt und trat 1878 für die Sache der Deutschen
energisch auf; ja, er sprach sogar von dem steigenden Wunsch der deutschen Bevölkerung Österreichs, mit dem Deutschen Reich
vereinigt zu werden. Doch beeinträchtigte er seine Wirksamkeit durch Übertreibungen und Vorurteile, besonders durch antisemitische
Agitation, und geriet wiederholt mit den Gerichten in Konflikt. Wegen gewaltsamen Einbruchs in das Lokal des
»Wiener Tageblatts« ward er zu vier Monaten Kerker und Verlust des Adels verurteilt. Von ihm erschienen »Zwölf Reden«
(Wien 1886).
Seele, durch Goethe in »Wilhelm Meisters Lehrjahren« (»Bekenntnisse einer schönen Seele«, s. Klettenberg) eingeführte
und seitdem üblich gewordene Bezeichnung für solche Naturen, deren Seelenleben durch zarte Empfindsamkeit
und Hinneigen zu mystischer Auffassung in Dingen der Religion und des Gefühls charakterisiert wird.
Eduard, Astronom, geb. zu Hildburghausen, war anfangs Assistent in Bonn, 1859 Astronom der Sternwarte
in Mannheim und ist seit 1875 an Argelanders Stelle Direktor der Sternwarte und Professor der Astronomie in
Bonn. Er machte sich besonders verdient durch seine Untersuchungen über veränderliche Sterne (vgl. die von ihm gegebenen
Kataloge dieser Sterne im 32. und 40. Jahresbericht des Mannheimer Vereins für Naturkunde, 1866 u. 1874) und Nebelflecke und
setzt die Durchmusterung des nördlichen Himmels südlich vom Äquator fort. Auch gibt er die »Vierteljahrsschrift
der Astronomischen Gesellschaft« heraus.
Stadt im preuß. Regierungsbezirk Frankfurt, Kreis Königsberg, an der Rörike, hat noch eine Stadtmauer
mit vielen Türmen aus dem Mittelalter, 2 alte Stadtthore, eine evang. Kirche aus dem 14. Jahrh., Anbau von Korbweiden, besuchte
Pferdemärkte und (1885) 2992 meist evang.
Einwohner. S. wird zuerst 1281 urkundlich erwähnt.
Bezirksamtsstadt im bayr. Regierungsbezirk Oberbayern, auf einer Anhöhe links am Lech und an der Linie Landsberg-S.
der Bayrischen Staatsbahn, 660 m ü. M., hat eine kathol.
Pfarrkirche, eine Wallfahrtskirche, ein Schloß, ein ehemaliges Karmeliterkloster mit großer Kirche, ein Amtsgericht, ein Forstamt,
Holzstoff- und Möbelfabrikation, Dampfmolkerei und (1885) 1791 fast nur
kath. Einwohner. S. war ehemals ein Stamm- und Erbgut der Welfen.
In der Nähe der Hohe Peißenberg (s. d.) und Bad Sulz, mit Schwefel-
und Eisenquelle.
Martin, Maler und Kupferstecher, wegen der Anmut seiner Schöpfungen Hübsch Martin oder Schön genannt, geboren
um 1445 zu Kolmar, bildete sich in Flandern nach oder unter R. van der Weyden und starb in Kolmar.
Sein Hauptwerk in der Malerei ist die Madonna im Rosenhag (1473, Martinskirche zu Kolmar); andre Gemälde, deren Authentizität
jedoch fraglich ist, befinden sich im Museum daselbst. Zwei kleine heilige Familien in der kaiserlichen
Galerie zu Wien und in der Münchener Pinakothek werden ihm mit größerer Sicherheit zugeschrieben.
Diese Gemälde zeigen den flandrischen Einfluß deutlich, stehen jedoch hinsichtlich der malerischen Durchführung hinter
den Werken der bessern Meister dieser Schule zurück. Eine größere Bedeutung gewann er als Kupferstecher. Als solcher war
er der erste seiner Zeit. Er zeigt eine reiche Erfindungskraft und in den Frauenköpfen einen großen
Schönheitssinn, doch stehen auch seine Kupferstiche, 117 an der Zahl, unter dem Einfluß der eckigen nordischen Kunstrichtung.
Es befinden sich darunter religiöse Darstellungen, Genrebilder, Tierstücke, kunstgewerbliche Muster u. dgl. m.
Seine Technik ist zart und aufs sauberste vollendet.
Vgl. W. Schmidt in Dohmes »Kunst und Künstler«, Bd.
1; A. v. Wurzbach, M. S. (Wien 1880);
D. Burckhardt, Die Schule M. Schongauers am Oberrhein (Basel
1888).