2) Ludwig, Bühnensänger (Tenor), Sohn des vorigen, geb. 2. Juli 1836 zu München, studierte während des Jahrs 1854 am Konservatorium
zu Leipzig, begab sich aber noch Ende desselben Jahrs behufs schauspielerischer Ausbildung zu Eduard Devrient nach Karlsruhe und
wurde hier alsbald für die Bühne engagiert. Nachdem er sich einige Jahre später mit der dortigen ersten
Sängerin Malvina Garrigues vermählt hatte, folgte er 1860 mit seiner Gattin einem Ruf nach Dresden, wo sich beide namentlich
in Wagnerschen Opern so glänzend bewährten, daß bei der 1865 in München veranstalteten ersten Aufführung von »Tristan und
Isolde« der Komponist ihnen die Titelrollen übertrug. Doch sollte S. sich des hier durch seine wahrhaft
großartige Leistung als Sänger wie als Schauspieler errungenen Erfolgs nicht lange erfreuen, da er, nach Dresden zurückgekehrt,
schon 21. Juli d. J. starb.
Vgl. R. Wagner, Erinnerungen an L. S. - Sein Bruder Franz, geb. 11. April 1842 zu München, Oberbibliothekar
an der königlichen öffentlichen Bibliothek in Dresden, als welcher er die Herausgabe des »Handschriftenkatalogs«
besorgte, gab 1873-87 das von Gosche begründete »Archiv für Litteraturgeschichte« (Bd. 3-15) heraus
und schrieb: »Zur Geschichte des deutschen Meistergesangs« (Berl. 1872) u. a.
(Koryza), der Katarrh der Nasenschleimhaut, befällt häufiger schwächliche, zarte und skrofulöse
Individuen als kräftige und muskulöse. Meist entsteht der S. infolge von Erkältung der äußern Haut, zumal der Füße, dann
auch durch Einatmen von heißer Luft, nachdem man vorher in kühler Luft gewesen ist, das Einatmen von Staub, ungewohntes Tabakschnupfen
etc. Häufig tritt S. zu Geschwüren, Polypen etc. der Nasenschleimhaut hinzu, auch ist er nicht selten
Symptom von Masern, Scharlach, Syphilis, Grippe und chronischer Jodvergiftung.
Für die gangbare Ansicht, daß der S. ansteckend sei, fehlt es an genügenden Beweisen. Im Beginn des akuten Nasenkatarrhs
(gemeiner S.) klagen die Kranken über ein Gefühl von Trockenheit in der Nase und über Verstopfung des
einen oder andern Nasenlochs. Es entsteht Jucken und Prickeln in der Nase, welches gewöhnlich zum Niesen führt. Bald folgt
sehr reichliche Absonderung, und es fließt fast unaufhörlich eine farblose, salzige Flüssigkeit, welche die Oberlippe reizt
und rötet, aus den Nasenlöchern hervor.
Das Geruchs- und Geschmacksvermögen ist beeinträchtigt. Fast immer ist der Katarrh auch auf der Schleimhaut
der Stirnhöhlen verbreitet, und die Kranken klagen über Druck oder lästigen Schmerz in der Stirn. Sehr häufig ist mit dem
S. eine katarrhalische Entzündung der Bindehaut des Auges kompliziert; die Kranken sind lichtscheu, und aus den geröteten Augen
fließen reichliche Thränen ab. Fast immer ist der S., zumal wenn er heftig und weit verbreitet ist, von
einem fieberhaften Allgemeinleiden begleitet, welches bald sehr gering, bald höchst lästig sich zeigt.
Dieses Katarrhalfieber äußert sich in oft wiederholtem Frösteln, durch schmerzhafte Abgeschlagenheit der Glieder, Appetitlosigkeit
etc. Schnupfenfieber währt selten länger als 1-2 Tage, und meist am 5.-8. Tag endet der S. mit vollständiger
Genesung. Während der S. für Erwachsene eine ganz leichte Krankheit ist, wird er für Säuglinge dadurch gefährlich, daß
die Verstopfung der Nasenlöcher das Saugen erschwert. Bei dem chronischen S. pflegt das Gefühl von Prickeln in der Nase, das
Niesen, der Stirnkopfschmerz, das Fieber zu fehlen; dagegen bewirkt
die Wulstung der Nasenschleimhaut gewöhnlich
eine dauernde Verengerung der Nasengänge und dadurch eine Erschwerung der Nasenatmung (Stockschnupfen).
Die Absonderung der kranken Nasenschleimhaut ist bald schleimig, bald schleimig-eiterig; in manchen Fällen zeigt das Sekret
Neigung zur fauligen Zersetzung und nimmt einen übeln Geruch an (s. Stinknase). Der chronische Nasenkatarrh
spottet nicht selten jeder Behandlung und kann mit wechselnder Heftigkeit jahrelang fortbestehen. Der akute S. wird durch
starkes Schwitzen in vielen Fällen wirklich abgeschnitten. Wo sich daher ein russisches Dampfbad befindet, wird ein solches,
mit Vorsicht gebraucht, den S. sehr abkürzen.
Ein in neuerer Zeit viel empfohlenes Mittel, eine Mischung von Alkohol, Karbolsäure und Ammoniak, läßt
meistens im Stiche. Auch Schnupfpulver aus Menthol und Kokain werden empfohlen. Bei Säuglingen ist es notwendig, daß man die
Nasenlöcher durch Ausspritzen mit lauwarmem Wasser von dem verstopfenden Sekret befreit, und daß man ihnen, solange das Saugen
erschwert ist, die Milch mit dem Theelöffel oder der Schnabeltasse zuführt. Wichtig für die Beseitigung
des chronischen Schnupfens ist die örtliche Behandlung. Am wirksamsten ist das Bepinseln der gewulsteten Nasenschleimhaut
mit einer Lösung von Höllenstein oder das von Zeit zu Zeit wiederholte Touchieren derselben mit Höllenstein in Substanz. Daneben
sind Ausspritzungen mit der Nasendouche, oft das Einziehen von warmen kochsalzhaltigen Wasserdämpfen zweckmäßig.
das Umgeben einzelner Körperteile mit fest anliegenden Kleidungsstücken (Schnürbrust, Schnürleibchen,
Korsett), ist durch die Herrschaft der Mode, namentlich beim weiblichen Geschlecht, besonders zur Verschönerung der Form des
Oberkörpers, allgemein üblich geworden. Ein mäßiger Grad von S. ist für die gute Haltung des Oberkörpers und zur Unterstützung
der Wirbelsäule gewiß von Nutzen, doch darf der Druck in der Magengrube nicht zu stark sein, da die Verdauung
unter solcher Einschränkung leidet und namentlich die Leber jene Mißgestaltung annimmt, die als Schnürleber bekannt ist
und im spätern Alter so häufig zur Bildung von Gallensteinen Veranlassung gibt (s. Leberkrankheiten, S. 599). -
In der Jägersprache bezeichnet S. das eigentümliche Setzen der Läufe, bei welchem die Spur eine gerade Linie bildet. Besonders
der Fuchs und der Wolf schnüren beim Traben (Trollen). Der Gegensatz vom S. ist Schränken (s. d. und die Abbildung bei Fuchs,
S. 767).
von Wartensee, Xaver, Komponist und musikalischer Schriftsteller, geb. 18. April 1786 zu Luzern,
widmete sich, nachdem
er einige Zeit auf einem Finanzbüreau daselbst gearbeitet hatte, von
mehr
1810 an der Musik und machte seine Studien zuerst in Zürich,
dann zu Wien unter Leitung des Kapellmeisters Kienlen. Nachdem er 1815 den
Feldzug gegen die Franzosen mitgemacht hatte, erhielt er eine Anstellung in Pestalozzis Erziehungsanstalt zu Yverdon, siedelte
aber schon 1817 nach Frankfurt a. M. über, wo er mit geringer Unterbrechung seitdem wohnte und 27. Aug. 1868 starb.
Von seinen durch Melodienreichtum, Klarheit und Korrektheit ausgezeichneten Kompositionen sind zu erwähnen: die Oper »Fortunat«,
das Oratorium »Zeit und Ewigkeit« sowie zahlreiche Kantaten und Lieder heitern und ernsten Inhalts. Nach seinem Tod erschienen
von ihm »Gedichte« (Leipz. 1869) und »Lebenserinnerungen«
(Zürich
1888).