1)
JohannHeinrich,
Statistiker und Geschichtschreiber, geb. zu
Straßburg,
[* 2] lebte 1823-28 als
Hauslehrer
einer kurländischen Adelsfamilie in Rußland, leitete darauf in
Paris
[* 3] die »Encyclopédie des gens du monde«, unterrichtete
die
Prinzen und Prinzessinnen von
Orléans
[* 4] im
Deutschen und ward 1847
Professor in
Straßburg, wo er starb.
Von seinen zahlreichen Werken über Rußland seien genannt: »Essai d'une statistique générale de l'empire de Russie« (Par.
1829);
»La Russie, la Pologne et la Finlande, tableau statistique, géographique et historique«
(das. u. Petersb. 1835);
»Histoire intime de la Russie sous les empereurs
Alexandre I et Nicolas« (Par.
1847, 2 Bde.; deutsch, Leipz. 1847);
»La Russie ancienne et moderne; histoire, description, mœurs« (Par.
1854);
»Description de la Crimée« (Straßb. 1855);
»La mission de l'empereur
Alexandre II et le général Rostoftsof« (Par. 1860);
»L'empire des Tsars au point actuel de la
science« (Straßb. 1856-69, 4 Bde.);
»La Russie en 1812. Rostopchine et Koutousof« (Par.
1863);
»Catherine II et sa cour« (Straßb. 1865);
»Marie Feodorovna, née princesse de Wurtemberg-Montbéliard, avant son élévation au trône impérial de Russie, 1759-81«
(Halle
[* 5] 1865);
»Les institutions de la Russie depuis
Alexandre II« (Straßb. 1866, 2 Bde.).
Außerdem sind zu erwähnen: »De la création de la richesse, ou des intérêts matériels en
France; statistique
comparée« (Par. 1842, 2 Bde.);
»Statistique générale de la
France« (1842-46, 4 Bde.);
»Atlas
[* 6] historique et pittoresque« (Straßb. 1859-62, 4 Bde.).
Weiter sind hervorzuheben seine
Zeichnungen für die Cottasche Prachtausgabe: »Der
NibelungenNot« und für die Wigandsche
»Bibel
[* 16] in Bildern«, welch letztere, von echt protestantischem
Geist erfüllt, seine bedeutendste künstlerische
Schöpfung bilden.
Noch entstanden
Kartons zu Glasgemälden für die Paulskirche in
London,
[* 17] das Ölbild:
Luther in
Worms
[* 18] für das
Maximilianeum in
München und: das neue
Jerusalem
[* 19] (unvollendet). S. starb in
Dresden. S. war ein vermittelnder
Künstler,
da seine
Bildung sich zwar in jener Zeit vollendete, wo die altdeutsche
Kunst zu
Rom eine Erneuerung in
religiösem und zwar katholischem
Sinn erfuhr, er aber, ohne sich in dem Grundprinzip von seinen Genossen loszusagen, gegenüber
verschiedenen Ausschreitungen derselben stets die Mittelstraße einhielt und seine künstlerische Eigentümlichkeit ebenso
streng zu wahren wußte wie seine persönliche.
Der
Geist des
Protestantismus ist auch in seinen Werken stets lebendig geblieben, und selbst seine biblischen Gemälde sind
frei von jener krankhaft schwärmerischen Auffassung des Religiösen, wie sie sich bei
Overbeck und
Schadow findet. Auch in der
Technik hielt er sich entfernt von jenem
Extrem seiner Genossen, die mit fast ausschließlicher Beachtung
des
Geistigen auf die
Malerei des Körperlichen wenig Wert legten und sich dadurch oft einer unrichtigen, schwächlichen
Zeichnung
und matten
Farbengebung schuldig machten. Schnorrs Behandlung des
Fleisches ist dagegen kräftig und lebensvoll.
2) Ludwig, Bühnensänger (Tenor), Sohn des vorigen, geb. zu München, studierte während des Jahrs 1854 am Konservatorium
zu Leipzig, begab sich aber noch Ende desselben Jahrs behufs schauspielerischer Ausbildung zu EduardDevrient nach Karlsruhe
[* 23] und
wurde hier alsbald für die Bühne engagiert. Nachdem er sich einige Jahre später mit der dortigen ersten
Sängerin Malvina Garrigues vermählt hatte, folgte er 1860 mit seiner Gattin einem Ruf nach Dresden, wo sich beide namentlich
in Wagnerschen Opern so glänzend bewährten, daß bei der 1865 in München veranstalteten ersten Aufführung von »Tristan und
Isolde« der Komponist ihnen die Titelrollen übertrug. Doch sollte S. sich des hier durch seine wahrhaft
großartige Leistung als Sänger wie als Schauspieler errungenen Erfolgs nicht lange erfreuen, da er, nach Dresden zurückgekehrt,
schon 21. Juli d. J. starb.
Vgl. R. Wagner, ErinnerungenanL. S. - SeinBruderFranz, geb. zu München, Oberbibliothekar
an der königlichen öffentlichen Bibliothek in Dresden, als welcher er die Herausgabe des »Handschriftenkatalogs«
besorgte, gab 1873-87 das von Gosche begründete »Archiv für Litteraturgeschichte« (Bd. 3-15) heraus
und schrieb: »Zur Geschichte des deutschen Meistergesangs« (Berl. 1872) u. a.