Personen, welche die Fähigkeit besitzen, verwickelte Rechnungen ungewöhnlich schnell auszuführen.
Bis zu einem gewissen
Grad eignet sich wohl jeder praktische Rechner diese Fähigkeit an, wobei für das auf den
Verkehr bezügliche
(kaufmännische) Rechnen die sogen. welsche
Praktik gute
Dienste
[* 3] leistet. Den Rechenkünstlern aber, die öffentlich als S.
auftreten, ist es eigentümlich, daß sie die Rechnungen im
Kopf ausführen, wozu vor allen
Dingen gehört,
daß sie große Zahlenmassen rasch und mit Sicherheit dem
Gedächtnis einzuprägen vermögen.
Zum bloßen
Memorieren mäßiger Zahlenreihen sind mnemonische Hilfsmittel ausreichend, eigentliche S. bedienen sich derselben
weniger. Solche
Personen sehen lange Zahlenreihen, die ihnen langsam vorgesprochen worden sind, mit derselben
Klarheit vor ihren geistigen
Augen wie andre die auf
Papier od. dgl. niedergeschriebenen
Ziffern. Das Rechnen bei öffentlichen
Schaustellungen solcher Rechenkünstler beschränkt sich meist auf die vier
Spezies und das
Ausziehen von
Quadrat- und
Kubikwurzeln;
doch hat
Dase (s. d.) auch wissenschaftliche Berechnungen ausgeführt.
(ScolopaxL.),
Gattung aus der
Ordnung der
Stelzvögel und der
Familie der Schnepfen (Scolopacidae), meist kleinere
Vögel
[* 13] mit gedrungenem Leib, mittelgroßem, seitlich zusammengedrücktem, hochstirnigem
Kopf, sehr weit nach
oben und hinten
stehenden
Augen, langem, geradem, dünnem, stumpfschneidigem, weichem, mit nervenreicher
Haut
[* 14] überzogenem und als
Tastorgan dienendem
Schnabel, kurzen, breiten, ziemlich gewölbten, stumpfspitzigen
Flügeln, niederm, weichem, stämmigem,
bis auf die
Ferse befiedertem
Fuß mit langer Mittelzehe und kurzem
Schwanz.
32
cm lang, 58
cm breit, mit grauem Vorderkopf,
braun und gelb gestreiftem
Ober- und Hinterkopf, übrigens rotbraun, graugelb und schwarz gebändert und
gefleckt, an der
Kehle weißlich, unterseits graugelblich und
braun gewellt,
Schwingen braun, Steuerfedern schwarz, beide rostfarben
gefleckt; das
Auge
[* 18] ist braun,
Schnabel und
Fuß sind grau. Sie bewohnt ganz
Europa,
[* 19]
Nord- und
Mittelasien, geht auf dem Zug
bis Nordwestafrika
und
Indien, weilt bei uns von März bis
Oktober.
Die S. bevorzugt
Laub- und Nadelwaldungen mit feuchtem, weichem
Boden, in welchem sie nach Regenwürmern,
Schnecken
[* 20] und Insektenlarven
bohren kann. Sie ist höchst furchtsam und scheu, dabei klug und listig, hält sich am
Tag stets verborgen und streicht nur
in der
Dämmerung umher. Sie nistet in
Deutschland
[* 21] nur vereinzelt (in den
Mittelgebirgen und in Norddeutschland)
und legt vier braunrote oder gelbliche, dunkel gefleckte
Eier (s. Tafel
»Eier II«) in ein kunstloses
Nest hinter einen
Busch,
einen alten
Stock etc. In günstigen
Jahren brütet sie zweimal.
In der Gefangenschaft wird sie leicht zahm. Zur nahe verwandten
Gattung Sumpfschnepfe
(GallinagoLeach),
charakterisiert durch den verhältnismäßig langen
Schnabel, mit mittellangen, über die
Ferse nackten
Füßen, langen
Zehen,
langem, gekrümmtem
Nagel an der Hinterzehe und sehr stark ausgeschnittenen
Flügeln, gehört die Mittelschnepfe (Doppel-,
[* 22] Pfuhlschnepfe, G. major Bp.), 28
cm lang, 55
cm breit, am Oberkopf bräunlichschwarz, braungelb gestreift,
oberseits braunschwarz, heller gefleckt und gestreift, am
Bürzel braunschwarz, rostrot gefleckt, unterseits weißlich mit
dunkelbraunen, dreieckigen
Flecken, die
Schwingen braun,
vor derSpitze grauweiß gesäumt, der
Schwanz rostrot, schwarz gebändert,
weiß gesäumt, findet sich im
Norden
[* 23]
Europas und
Asiens, durchwandert ganz
Afrika
[* 24] und
Asien,
[* 25] durchzieht
Deutschland im
Mai undSeptember und brütet auch vereinzelt bei uns.
Sie lebt in
Sümpfen und
Mooren auf ziemlich trocknem
Boden, ist wenig gesellig, findet sich aber oft mit ihresgleichen zusammen.
Sie brütet Ende Mai oder im Juni;
Nest und
Eier gleichen denen der Haarschnepfe. Ihr
Fleisch ist das köstlichste aller Schnepfen.
Die Haarschnepfe
(Heer-,
Moor-, Bruchschnepfe,
Bekassine, G. gallinariaGray), 29
cm lang, 45
cm breit, oberseits
braunschwarz mit breitem, rostgelbem
Streifen, welcher längs der Kopfmitte verläuft, und vier rostgelben
Streifen auf
Rücken
und
Schultern, auf der Unterseite weiß, auf dem Vorderhals grau und hier, auf der Oberbrust und an den Seiten braun gefleckt,
bewohnt
Europa und einen großen Teil
Asiens, besonders den
Norden, geht im
Winter bis 10° nördl.
Br., durchzieht
Deutschland
vom
Februar bis April und vom
August bis
Oktober und verweilt einzeln auch im
Winter bei uns, lebt in
Sümpfen und Brüchern,
erscheint oft massenhaft, ohne besonders gesellig zu sein, ist auch viel am
Tag thätig, läuft schneller
als die Verwandten, fliegt und schwimmt trefflich, ist scheu und furchtsam, aber doch bewegungslustiger als andre
Arten.
Sie nährt sich von kleinen Wassertieren und wird bei reichlichem
Futter ungemein fett. In der Begattungszeit treiben die
Männchen allerlei Flugkünste und erzeugen durch ungemein schnelle, zitternde
Bewegung der
Spitzen der
Schwanzfedern einen dem Meckern der
Ziege ähnlichen
Ton (daher
Himmelsziege). Die Haarschnepfe nistet im
Riedgras, wo oft die
Nester nahe bei einander stehen, und legt im April und Mai vier grünlich olivengelbe, grau, braun und schwarz gefleckte
Eier (s. Tafel
»Eier II«). Ihr
Fleisch ist schmackhafter als das der Waldschnepfe. Für die Gefangenschaft
eignet sie sich wenig. Die Moorschnepfe (stumme Schnepfe, G.GallinulaGray), 16
cm lang, 39
cm breit, am
¶
mehr
Kopf, Zügel und unter den Wangen braun, mit zwei rostgelben Streifen über und unter dem Auge, schwarzblauen Mantelfedern mit
vier rostgelben Hauptstreifen, an den Seiten grau, bräunlich gewellt und gefleckt, übrigens weiß, Schwung- und Steuerfedern
schwarz, letztere rostgelb eingefaßt, findet sich in Rußland und Westsibirien, geht bis Indien und Nordafrika,
erscheint bei uns mit der Haarschnepfe, ist aber seltener und brütet auch weniger häufig bei uns. Die Eier sind denen der
Bekassine ähnlich, aber kleiner und glattschaliger.
Die Waldschnepfe wird auf dem Zug
(Schnepfenstrich), auf der Suche und beim Suhlen geschossen, auch in Laufdohnen gefangen.
Mit dem Eintritt warmer Frühjahrswitterung erscheinen die Waldschnepfen zuerst spärlich, dann häufiger,
bis der Durchzug gewöhnlich im ersten Drittel des Aprils, wenn die Frösche
[* 27] zu quaken beginnen, beendet ist und nur noch die
wenigen hier brütenden Exemplare zurückbleiben, die später um Johannis in ähnlicher Weise des Abends wieder laut streichen.
Man hat den bekannten Jägerspruch für die Zugzeit:
Selbstverständlich ist derselbe nicht immer zutreffend, da Ostern sehr verschieden fällt. Die Ankunft der Bachstelze,
[* 28] des
roten Milans etc. zeigt auch die der Waldschnepfe an. Zuerst erscheinen gewöhnlich
kleine Exemplare derselben (Blaufüße, Spitzköpfe, Dornschnepfen), später folgen die größern »Eulenköpfe«. Hoffmann hält
die erstern für Vögel, die unter ungünstigen Verhältnissen erwachsen sind, und für junge, im ersten Lebensjahr stehende,
noch nicht fortpflanzungsfähige Männchen. An warmen Frühjahrsabenden zieht oder streicht die S. in
langsamem, wiegendem Flug über junge Kulturen, Bruch- und Schlagflächen etc., wobei sie den Balzlaut »quarr, quarr-psik-psik«
ab und zu hören läßt. An windigen und kalten Abenden streicht sie schnell und stumm oder doch nur puitzend.
Der Abendzug beginnt mit Eintritt der Dämmerung und dauert etwa bis zum Erscheinen der ersten Sterne. Zwar
streicht die S. auch des Morgens, sobald der Tag graut, aber nur kurze Zeit und meist nicht laut. Die Suche wird mit einem ruhigen
und kurz zu führenden Vorstehhund, dem man zweckmäßig ein Klingelhalsband umhängt, weil man ihn oft im Gebüsch nicht
zu sehen vermag, im Frühjahr in feuchten, im Herbst in trocknen Jungholzbeständen geübt. Die S. hat
besondere Lieblingsplätze, an welchen man sie vorzugsweise findet, sie vermeidet festen, graswüchsigen Boden, auf dem sie
nicht stechen (mit dem in die Erde gebohrten Schnabel nach Würmern suchen) kann.
Bei anhaltender Dürre fällt sie gern bei kleinen Wassertümpeln ein, um dort zu baden und zu stechen,
und wird hier leicht auf dem Anstand erlegt. Um sie in Laufdohnen zu fangen, kehrt man in solchen Schonungen, in denen sie gern
zu liegen pflegt, schmale gras- und unkrautreine Steige und stellt auf denselben aus schwachen Gerten gefertigte, mit Schlingen
von Pferdehaar versehene Bügel, in welchen sie beim Durchkriechen hängen bleibt (s. Laufdohne).
[* 29] Auf solchen
Revieren, wo im Frühjahr und Herbst die Waldschnepfen häufig einfallen, veranstaltet man auch wohl zur Erlegung derselben
Treibjagden.
Die übrigen Schnepfenarten werden zur Zugzeit im Frühjahr und Herbst auf Bruchflächen mit dem Vorstehhund gesucht und geschossen.
Die Pfuhlschnepfe ist
im ganzen selten, sie liebt mehr mäßig nasse Brücher, hält den Hund gut aus und
fällt selbst nach einem Fehlschuß bald wieder ein. Die Bekassine und die Stummschnepfe ziehen durchbrüchige, sumpfige Brücher
vor; erstere liegt weit weniger fest als letztere, läßt beim Auffliegen den Laut »etsch, etsch« hören
und zieht meist weit fort, ehe sie wieder einfällt, während die Stummschnepfe oft so aushält, daß man fast darauf treten
kann, bis sie ohne Laut auffliegt und auch nur kurze Strecken fortstreicht.
Sämtliche Schnepfenarten liefern sehr schmackhaften und von Feinschmeckern hochgeschätzten Braten; bei dem überaus schnellen
Flug, besonders der Bekassine, gelingt es jedoch nur sehr gewandten Flugschützen, sie mit einiger Sicherheit,
ohne viele Fehlschüsse zu erlegen. Aus den fein gehackten, in Butter gedünsteten Eingeweiden, Magen,
[* 30] Leber etc. wird der sogen.
Schnepfendreck bereitet, welchen man, auf geröstete Weißbrotscheiben gestrichen, genießt. Neben dem Schnepfendreck schätzen
Feinschmecker besonders den Kopf der S. - Die Herbstschnepfe ist fleischiger, zarter und wohlschmeckender
als die magere Frühlingsschnepfe, der man jedoch einen besonders pikanten Geschmack nachrühmt.
Vgl. Hoffmann, Die Waldschnepfe
(2. Aufl., Stuttg. 1887);