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Cylinderfärbung geschehen; bei ersterer erfolgt die gleichmäßige Verteilung der Farbepartikelchen durch Verreibung auf vor oder hinter dem Fundament angebrachten Farbentischen, bei letzterer geschieht es nur auf einer Anzahl übereinander gelagerter Walzen, die man je nach ihrer Zahl und Stellung als einfacherer doppelte (übersetzte) Färbung bezeichnet. In jüngster Zeit hat man auch die Zahl der Auftragwalzen von zwei auf vier gebracht und die ihnen überlagernden Verreiber entsprechend vermehrt behufs Erzielung einer feinern und durchaus gleichmäßigen Färbung.
Die Grundzüge der S. haben mit der Ausbreitung letzterer durch die zahlreichen Fabrikanten, die sich ihrem Bau zuwandten, wesentliche Modifikationen erfahren; eine sehr wichtige Verbesserung war die Ersetzung der Zuführbänder durch am Druckcylinder angebrachte bewegliche Klammern [* 2] (Greifer), in welche das zu bedruckende Papier gelegt wird, und die dem häufig auftretenden Übelstand des Faltenbildens abhalfen, auch nebst den Punkturen (im Cylinder befestigten Stahlstiften) ein vollkommen genaues Aufeinanderpassen der Seiten (Registerhalten) ermöglichten.
Man bezeichnete die mit Greiferapparat versehenen Schnellpressen fortan als Greifermaschinen zum Unterschied von den bis dahin gebräuchlichen Schnurenmaschinen, die seitdem ganz außer Gebrauch gekommen sind. Auch der Bewegungsmechanismus des Karrens ward geändert; er unterscheidet sich noch in Krummzapfen- oder Kurbel-, Eisenbahn- und Kreisbewegung, letztere eine der wesentlichsten von Bauer gemachten Verbesserungen. Sir William Congreve (s. d. 2) baute eine Maschine [* 3] zur Ausführung des nach ihm benannten Congrevedrucks, die zwar keine große Ausbreitung gefunden hat, aber als erste Maschine für zweifarbigen Druck Erwähnung verdient.
Dieser wurde in andrer Weise erreicht durch die von der Fabrik König u. Bauer zuerst vollkommen zweckentsprechend gebaute (von Königs erstem Sohn, Wilhelm, gegenwärtig Mitchef der Firma König u. Bauer, ersonnene) Zweifarbenmaschine; auf ihr wird das Papier zweimal nacheinander, unter doppelter Drehung des Cylinders, von getrennten, sich gegenseitig ergänzenden Formen gedruckt, wobei es nach dem ersten Abdruck unverrückt in seiner Lage festgehalten wird, bis es den zweiten Druck empfangen hat; die Congrevemaschine trennte selbstthätig die beiden zu druckenden Platten, vereinigte sie dann wieder nach erfolgter separater Färbung und gab erst hierauf den Druck ab. Skandinaviapresse wurde eine von dem Schweden [* 4] Holm erfundene und um 1840 zuerst in England gebaute S. genannt, welcher, gleich der ersten Flachdruckmaschine Königs, das Tiegel-, d. h. Plattendrucksystem zu Grunde lag; der Umstand, daß man damals auf der S. mit Cylinderdruck noch nicht den feinen Werk- und namentlich den Illustrationsdruck mit allen Anforderungen entsprechender Vollendung zu erreichen verstand, mag die Veranlassung gewesen sein zu ihrer Konstruktion.
Die Skandinaviapresse hat viele Teile der Handpresse; der Tischfärbungsapparat ist selbstthätig, die Bewegung des Karrens erfolgt entweder durch eine exzentrische Scheibe auf einer Krummzapfenwelle oder durch eine sich drehende Trommel mit diagonaler Rinne, in welcher ein unterhalb des Karrens angebrachter »Fisch« läuft; der Tiegel geht in solider Führung auf und nieder. Anfänglich nur für eine Form, hat man sie später auch doppelt, mit einer Form nach jeder Seite, jedoch so gebaut, daß sowohl beide Seiten als auch jede einzelne unabhängig von der andern arbeiten können. Die einfache Skandinaviapresse liefert 500 bis 700, die doppelte bis 900 Abdrücke pro Stunde; man bedient sich ihrer noch vielfach in England bei feinen Arbeiten mit oder ohne Illustrationen; in Deutschland, [* 5] wo man von jeher dem Cylinderdruck größere Sorgfalt zuwandte, hat sie nur eine beschränkte Verbreitung gefunden.
Um den sich täglich steigernden Anforderungen des Zeitungsdrucks zu genügen, waren manche Blätter genötigt, ihren Satz zwei- bis viermal anfertigen zu lassen, wodurch natürlich ihre Herstellungskosten ganz außerordentlich gesteigert werden mußten. Man war daher eifrig bestrebt, die Leistungsfähigkeit der Maschinen zu erhöhen, und schon 1828 hatte Applegath in London, [* 6] nachdem König zu Oberzell wegen Überbeschäftigung den Auftrag abgelehnt, es übernommen, eine viercylindrige S. für den Druck der »Times«, mit einer Leistungsfähigkeit von 4000 Exemplaren in der Stunde, zu erbauen; 1846 aber trat Little in London mit einer vervollkommten viercylindrigen Druckmaschine in die Öffentlichkeit,
[* 1] ^[Abb.: Aufriß einer einfachen Maschine mit sogen. Eisenbahnbewegung.
a a Treibräder, d d Karrenrollen, c Traverse oder Wagenverbindungsstange, d Karrenstange, e aufrechte Stange, f Zugstange, g Zwischenrad, daneben der Nacktcylinder für die Farbenreibung. Der Lauf des Papiers ist durch punktierte Pfeile angegeben.] ¶
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welche den Druck von stündlich 6000 Exemplaren gestattete. Vor ihm hatte Rowland Hill (1835) Druckmaschinen zu konstruieren versucht mit konisch geformten Typen, deren Satz auf einen rotierenden Cylinder gestellt wurde; da er jedoch den Durchmesser des Cylinders viel zu gering wählte, so mißlang ihm, was später Applegath und Hoe durchführten. Erstgenannter nahm 1846 ein Patent auf eine S., bei welcher er die zu druckenden Typenformen nicht mehr auf ein horizontales Fundament, sondern, den Schriftsatz durch konische Spaltenlinien und Schrauben [* 8] befestigend, auf der Außenseite eines großen, 200 Zoll englisch im Umfang haltenden senkrechten Cylinders stellte, welcher zwischen den Typenformen auch glatte Flächen zum Verreiben der Farbe trug.
Rings um diesen großen Typencylinder standen, ebenfalls senkrecht, acht Druckcylinder und zwischen ihnen die Farb- und Reibewalzen sowie die Apparate zum Einführen des Papiers, welches oben im Kreis [* 9] horizontal angelegt, durch den Mechanismus jedoch in eine senkrechte Lage gebracht und zum Druck befördert wurde. Bei jeder Umdrehung des innern Typencylinders wurden somit acht Bogen [* 10] auf einer Seite bedruckt, und die Leistungsfähigkeit dieser S. ward auf 12,000 Drucke pro Stunde veranschlagt.
Sie diente für den Druck der »Times«, bis sie 1862 durch Hoesche sogen. Lightning- oder Mammutpressen ersetzt ward. Hoe in New York brachte Applegaths Verfahren, den Schriftsatz auf einen Cylinder zu stellen, in der Art zur Ausführung, daß er den Cylinder horizontal legte, wobei ihm die inzwischen erfundene und vervollkommte Papierstereotypie (s. Stereotypie) sehr zum Vorteil gereichte. Mit Hilfe derselben war es möglich, gebogene, den Segmenten des Schriftcylinders genau entsprechende Schriftplatten zu gießen und sich dieser statt des Satzes aus einzelnen Typen zu bedienen. Hoe umlegte seinen horizontalen Schriftcylinder mit bis zu zehn Druckcylindern und deren Schwärzwalzen, und da ersterer mit einer Schnelligkeit von 2000 Umdrehungen pro Stunde getrieben werden konnte, so lieferte eine solche S. bis zu 20,000 Drucke in der Stunde.
Auch in Deutschland hatte das Zeitungswesen in derselben Zeit Fortschritte gemacht. Schon 1832 hatten sich König u. Bauer zum Bau von vierfachen Maschinen erboten, auch den Druck auf endloses Papier für möglich erklärt, von der Ausführung solcher Pläne aber abgesehen, »weil es nirgends Verhältnisse gäbe, in welchen die hierdurch zu erlangende große Geschwindigkeit besondere Vorteile gewähren würde«. Erst 1847 erhielt die »Kölnische Zeitung« eine vierfache, von Bauer konstruierte, mit drei Druckcylindern versehene S., von denen der mittlere beim Hin- und Hergang der Form, die äußern aber nur je einmal druckten, so daß jeder Doppelweg des Schriftsatzes vier Abdrücke ergab. Sie lieferte 6000 Drucke in der Stunde und war durch vier das Papier einlegende Personen (Anleger) bedient; das Auslegen der bedruckten Bogen erfolgte anfänglich auch durch Menschenhände, später durch einen mechanischen Apparat (Ausleger), eine Art Rechen mit intermittierender Bewegung, wie man ihn, nach amerikanischem Vorgang, bereits auch an andern Maschinen eingeführt hatte.
In Frankreich, wo die erste S. 1823 aus England eingeführt worden war, und wohin sodann bis zum Ausbruch der Julirevolution die deutschen Erfinder namhafte Lieferungen machten, hat erst Marinoni den Schnellpressenbau in energischer Weise und mit großem Erfolg betrieben. Er wandte seine ganze Sorgfalt der Verallgemeinerung der Maschinen durch Vereinfachung und Billigkeit derselben zu, vernachlässigte aber auch nicht den Bau großer, rasch arbeitender Schnellpressen für Zeitungsbedarf; von der vierfachen, die auch andre (namentlich Alauzet) neben ihm bauten, ging er zur Rotationsmaschine über, die nach demselben Prinzip wie die oben erwähnte Hoesche Mammutschnellpresse nicht von dem Schriftsatz, sondern von halbkreisförmigen Stereotypen druckt, in ihrem übrigen Bau sich aber sehr wesentlich von jener unterscheidet und besonders durch Verkleinerung der Druckcylinder größere Schnelligkeit erreicht.
Aber sowohl Marinonis als Hoes großartige Schnellpressen besaßen in der großen Zahl der erforderlichen Bedienungsmannschaft sowie in einem sehr komplizierten System von Führungsbändern Mängel, welche bei der Eile des Zeitungsdrucks oft störend wirkten; Abhilfe gewährte die Anwendung des sogen. endlosen Papiers beim Druck auf hierfür geeigneten Rotationsmaschinen, letztere so genannt von der ununterbrochenen, stets in einer Richtung erfolgenden Drehung der Platten- (Stereotypen-) Cylinder und der Druckcylinder, die niemals, wie bei andern Systemen, zu momentanem Stillstand oder Rücklauf kommen.
Der Druck endlosen Papiers ist zwar schon in den 40er Jahren in Amerika [* 11] versucht worden, wo man die Buchdruckmaschine in direkte Verbindung brachte mit der Papiermaschine, und später versuchte Auer in Wien [* 12] den Druck von Rollenpapier auf gewöhnlichen Maschinen; doch wurden in beiden Fällen weder dauernde noch günstige Erfolge erzielt. Dies gelang erst dem Amerikaner Bullock (s. Bullockmaschine) mit seiner Rotationsmaschine, bei welcher die Stereotypen auf zwei großen Cylindern für Schön- und Widerdruck angebracht sind, auf die das Papier direkt von der Rolle gelangt, und von wo es durch einen eigenartigen Ausleger aus Riemen, mit Vermeidung aller Bänder, abgenommen und niedergelegt wird.
Diese S., die aber nur in Amerika beim Zeitungsdruck Verbreitung gefunden, liefert 12-15,000 Exemplare pro Stunde. In England hatte zuerst auf der Weltausstellung zu London 1862 ein Amerikaner, Wilkinson, ein Modell einer Maschine zum Druck von endlosem Papier ausgestellt, und dieses soll den spätern Erbauern (1867-72) der Walterpresse, so genannt nach dem Besitzer der »Times«, welcher die Mittel hergab zur Konstruktion dieser Maschine, zum Vorbild für ihre S. gedient haben. Ihre Leistungsfähigkeit beträgt, wie die der meisten Rotationsschnellpressen, 10-12,000 Exemplare in der Stunde. Von den Nachfolgern der Walterpresse in England ist die von Bond und Foster in Preston erbaute S. (»Prestonian«) anzuführen.
Die ersten Rotationsmaschinen auf dem Kontinent zum Druck endlosen Papiers, zwei Walterpressen, wurden in der Druckerei der »Presse« [* 13] zu Wien 1873 aufgestellt, und der Konstruktion dieser Walterpresse ist die »Maschinenfabrik Augsburg« [* 14] bei Herstellung ihrer Rotationsmaschine in allen wesentlichen Teilen unter Einführung wichtiger Verbesserungen gefolgt. Die Augsburger Rotationsmaschinen sind die ersten, welche dauernd zum Werkdruck verwandt wurden und sich dabei bewährten; Beweis hierfür ist »Meyers Konversations-Lexikon« selbst, dessen letzte Auflagen in ihrem größten Teil aus solchen hervorgegangen sind. Ihre Leistungsfähigkeit beträgt ebenfalls 10-12,000 fertige Bogen pro Stunde. Die »Maschinenfabrik Augsburg« hat indes durch Adaptierung der Rotationsmaschine für guten Illustrationsdruck einen noch höhern Triumph gefeiert. Auf Anregung des Stuttgarter Verlegers Eduard Hallberger ¶