mehr
ben, daß die an demselben befestigten beiden Stifte d mit darauf gesteckten Röllchen d' in die Ausschnitte 1, 2, 3, 4 des Riegels a wie in die Zähne [* 2] einer Zahnstange eingreifen. In der durch die [* 1] Figur angedeuteten Stellung bilden die Zapfen [* 3] d d zugleich eine Art Zuhaltung. Der Schließcylinder b ist in einem auf dem Schloßblech angebrachten Messingkörper a a drehbar befestigt [* 1] (Fig. 5) und wird durch die davor festgeschraubte stählerne Ringplatte c in der Weise vor dem Herausfallen geschützt, daß diese in eine um b herumlaufende Nute eingreift.
Wäre nun der Cylinder b frei drehbar, so könnte man ihn mit Hilfe eines Schlüssels [* 1] (Fig. 6), dessen Bart z in f eingreift, ohne weiteres bewegen und mit seiner Hilfe den Schloßriegel verschieben. Nun aber befinden sich in dem Cylinder b mehrere (hier sechs) radiale Schlitze, welche von oben bis unten parallel zur Achse hindurchgehen und nur an der äußern Peripherie etwas Material stehen lassen. Auch in dem Stahlring c sind entsprechende Schlitze angebracht. In diesen Schlitzen stecken die Zuhaltungen l, welche aus zusammengebogenen Blechstreifen bestehen [* 1] (Fig. 7, Seitenansicht).
Inwendig gegen diese Zuhaltungen legt sich ein hohles
Rohr h h, in dessen Innerm eine das
Stück g nach aufwärts drückende
Spiralfeder angebracht ist. Auf dieses
Stück legen sich die hakenförmigen obern
Enden der Zuhaltungen.
Die Zuhaltungen werden daher stets in erhobener
Stellung erhalten, so daß sie, von den
Schlitzen des
Cylinders einerseits und
von denen der Stahlscheibe c eingeschlossen
, eine Drehung des
Cylinders verhindern.
Nun ist aber jede Zuhaltung an ihrer
Außenseite mit einer Kerbe i versehen, welche so breit ist wie die Ringplatte c dick und so tief wie die
Schlitze derselben
i'. Drückt man daher jede Zuhaltung so tief nach unten, daß alle Kerben i gerade vor den
Schlitzen i' stehen, so können
erstere sich über die Innenkante des
Ringes c schieben und somit eine Drehung des
Cylinders b ermöglichen.
Ferner aber sind die Kerben bei allen sechs Zuhaltungen in verschiedener
Höhe angebracht; es kommt daher zum Öffnen oder
Verschließen darauf an, jede Zuhaltung gerade um so viel niederzudrücken, als ihre Kerbe in normaler
Stellung über der
Platte c steht. Sie dürfen aber auch nicht tiefer gedrückt werden, weil dann
wieder die obern
Stellen
der Blechstreifen die Zuhaltung besorgen. Das Niederdrücken der Zuhaltungen wird daher nur durch einen hohlen
Schlüssel
möglich
[* 1]
(Fig. 6), der, mit dem
Bart z bei f eingeführt, entsprechend den sechs Zuhaltungen sechs radiale
Einschnitte v
von einer solchen
Höhe hat, daß beim Hineindrücken jede einzelne Zuhaltung in die zum Öffnen des Schlosses
geeignete
Stellung
zurückgeschoben wird. Erst wenn das der
Fall ist, greift gerade der
Bart in einen
Schlitz f des
Cylinders b dermaßen ein, daß
er bei der Drehung den
Cylinder mitnimmt. Der Höhlung des
Schlüssels entsprechend, ist auf dem
Boden des
Schließcylinders ein
Dorn e angebracht. Sind demnach auf die vorerwähnte
Weise alle Zuhaltungen ausgehoben, so kann man den
Schlüssel mit dem Schließcylinder so drehen, daß der
Riegel von den
Zapfen
d d vor- und zurückgeschoben wird.
Das gebräuchlichste Sicherheitsschloß ist das sogen. Chubb-S. (von Chubb 1818 erfunden). Dasselbe weicht von den gewöhnlichen französischen Schlössern nur darin ab, daß zum Festhalten eine ganze Reihe von Zuhaltungen dienen, und daß von diesen jede einzelne nur bis zu einer ganz gewissen Höhe gehoben werden darf, um den Riegel durchzulassen. [* 1] Fig. 8-10 zeigen ein Chubb-S. in einzelnen Teilen. Der Riegel a r wird einerseits in einer Öffnung des Stulps, anderseits mit einer Spalte auf dem Dorn b geradlinig geführt.
An den Riegel ist ein Stift c angenietet, in welchen die um b drehbaren Zuhaltungen e einhaken. [* 1] Fig. 9 zeigt den Schloßriegel mit einer einzelnen Zuhaltung. Dieselbe ist mit bogenförmigen Schlitzen (Fenstern) f und g versehen, welche in der Mitte durch einen Querschlitz h von der Breite [* 4] des Stifts c verbunden sind. Der Schlüssel muß nun einen solchen Bart haben, daß bei seiner Drehung jede einzelne Zuhaltung gerade so hoch gehoben wird, daß der Stift c vor den Querschlitz h zu stehen kommt; erst dann kann der Riegel bewegt werden. Die Zuhaltungen werden von den Federn s fortwährend niedergedrückt und sind auf der Unterseite in verschiedener Tiefe ausgehöhlt. Der Schlüssel [* 1] (Fig. 10) hat dem entsprechend einen treppenförmig abgestuften Bart. Der vorderste Absatz dient dazu, einen Vorsprung am Riegel zu ergreifen und fortzuschieben, die
[* 1] ^[Abb.: Fig. 5. Schließcylinder und Zuhaltung am Bramahschloß. - Fig. 6. Schlüssel zum Bramahschloß. - Fig. 7. Seitenansicht einer Zuhaltung am Bramahschloß.
Fig. 8. Chubb-Schloß.
Fig. 9. Schloßriegel und eine Zuhaltung am Chubb-Schloß. - Fig. 10. Schlüssel zum Chubb-Schloß.] ¶
mehr
andern sind so angeordnet, daß die höchsten in die Zuhaltungen mit den tiefsten Aushöhlungen eingreifen, so daß beim
Drehen des Schlüssels jede einzelne Zuhaltung gerade bis zu der richtigen Stellung gehoben wird, bei welcher der Stift c durch
alle Querschlitze h gleiten und somit der Riegel verschoben werden kann. - Das aus Amerika
[* 6] stammende Yale-S.
ist das Vorbild der sogen. Steckschlösser, die in zahlreichen Abarten fabriziert werden. Seine Einrichtung zeigt
[* 5]
Fig. 11. Der
Schlüssel a besteht hier aus einem besonders geformten Stahlblech, welches durch den Spalt b in das S. hineingesteckt wird.
In demselben befinden sich Stifte c und d, und zwar sitzen die Stifte c in der drehbaren Walze e, während
die Stifte d dem festen Teil des Schlosses
angehören und durch Federn f herabgedrückt werden.
Eine Bewegung der Walze ist nur dann möglich, wenn sämtliche Stifte c und d sich genau auf der Fuge g g berühren; steht
ein einziger Stift falsch, etwas zu hoch oder zu tief, so ist das S. gesperrt. Diese genaue Stellung wird nun während des
Schließens durch die eigentümliche Form des Schlüssels herbeigeführt. Im geschlossenen
Zustand treten die obern Stifte
zum Teil in die Löcher der Walze hinein und verhindern so die Bewegung. Mit der Walze sind bei h irgend
welche für verschiedene Zwecke verschieden geformte Teile verbunden, welche die Bewegung des Riegels bewirken.
Die Sicherheitsschlösser sind häufig in Verbindung mit noch andern Sicherheitsvorrichtungen, [* 7] wozu z. B. die sogen. Vexiere gehören; es sind das Vorrichtungen, welche nach ähnlichem Prinzip wie die Buchstabenschlösser eingerichtet sind, und bilden entweder noch eine besondere Zuhaltung, oder verhindern, den Schlüssellochdeckel von demselben zu entfernen, bevor sie nicht in eine nur dem Besitzer bekannte Stellung gebracht worden sind. Zu dergleichen Vorrichtungen werden häufig an Geldschränken die auf der Thür angebrachten Knöpfe oder Rosetten benutzt.
Vgl. König, Grundriß der Schloss
erkunst (5.
Aufl., Weim. 1872);
Schubert, Kombinations- und Sicherheitsschlösser (das. 1880);
Lüdicke, Handbuch für Kunst-, Bau- und Maschinenschlosser
(das. 1878);
Barberot, Traité de serrurerie (Par. 1888).
Verschlußvorrichtungen in Form von hölzernen Riegeln, welche in Krampen eingreifen, waren schon den alten Ägyptern bekannt. Ausgrabungen an Stätten altgriechischer Kultur haben auch einzelne Schloßteile aus Kupfer [* 8] und Bronze [* 9] zu Tage gefördert. Auch aus römischer Zeit haben sich nur einzelne Schloßteile und Schlüssel aus Bronze und Eisen [* 10] erhalten (s. Tafel »Schmiedekunst«, [* 11] Fig. 1), aus denen jedoch so viel hervorgeht, daß das altrömische S. sich aus dem uralten Holzriegelschloß entwickelt hat und auf einem vereinigten Stech- und Schiebesystem beruhte.
Das Holzriegelschloß war im übrigen Europa
[* 12] noch bis zum Anfang des 10. Jahrh. allgemein üblich. Dann wurde zuerst der hölzerne
Schlüssel durch den metallenen ersetzt, worauf metallene Riegel und im 11. Jahrh. die Einführung einer metallenen Unterlage
folgten, auf welche der Riegel gelegt wurde. Dadurch wurde das Schlüsselloch nötig, da man bisher den
Schlüssel von der Seite eingeführt hatte. Durch die Entwickelung der Schmiedekunst in der gotischen Periode erfuhren auch
S. und Schlüssel eine künstlerische Verzierung, die sich schließlich bis zu reichster Ornamentik verstieg und im Lauf der
Jahrhunderte den verschiedenen Stilwandlungen (Renaissance, Barock und Rokoko) folgte (s. Tafel »Schmiedekunst«,
Fig. 6, 7, 13, 16, 18 u. 20). Um das Schlüsselloch herum wurde, um
das Auffinden desselben zu erleichtern und zugleich die Ausstemmungen im Holze zu verdecken, das Schlüsselschild oder Schlüsselblech
gelegt, welches zumeist aus Rankenwerk, aber auch aus Figuren und Grotesken gebildet wurde (s. Textfigur 12 und Tafel
»Schmiedekunst«, Fig. 4 u.
17). Zu Ende des 15. Jahrh. wurde das Unterlagsblech umgewendet und dadurch der innere Mechanismus des Schlosses
sichtbar,
was zu einer künstlerischen Gestaltung und Verzierung der Konstruktion Anlaß gab (s. Tafel »Schmiedekunst«, Fig.
24). Um die Mitte des 17. Jahrh. wurde dieses Schloßsystem durch das
französische verdrängt, welches den Mechanismus in einem Kasten von Eisen mit Messingblech überdeckte. Zu Ende des 18. Jahrh.
hörte die künstlerische Verzierung von S. u. Schlüssel auf, da man den Schwerpunkt
[* 13] auf das Praktische, d. h. auf Sicherheit
der Schlösser und präzises Eingreifen der Schlüssel, legte.
Vgl. »Katalog der Sammlung von Schlüsseln und Schlössern im Besitz des Herrn Andreas Dillinger« (Wien [* 14] 1886);
Nötling, Studie über altrömische Thür- und Kastenschlösser (Mannh. 1870);
Sales Meyer, Handbuch der Schmiedekunst (Leipz. 1888), und die Litteratur bei Schmiedekunst.
[* 5] ^[Abb.: Fig. 11. Yale-Schloß. Querschnitt; Längsschnitt; Vordere Ansicht.