Bleiweiß,
[* 2] starke Bierbrauerei,
[* 3] Holzhandel und (1885) 3613 fast nur evang.
Einwohner. - S. war von 1245 bis 1583 Sitz der Hauptlinie der
Grafen von
Henneberg und gehörte bis 1815 zum königlich sächsischen
Anteil der ehemaligen
GrafschaftHenneberg, seitdem zu
Preußen.
[* 4]
Vgl.
Geßner, Geschichte der Stadt S. (Schleusing. 1861);
Aline von, Romanschriftstellerin, geb. auf der
InselRügen als die Tochter eines begüterten
Edelmanns, ging zu ihrer weitern
Ausbildung gegen den
Willen ihres
Vaters nach
Berlin,
[* 14] wo sie ihren Lebensunterhalt
durch Musikunterricht erwarb und sich besonders mit
EliseSchmidt, der bekannten dramatischen Vorleserin, befreundete, starb
aber daselbst bereits Ihre vorzüglichsten Werke sind: »KardinalRichelieu« (Görl. 1855, 4 Bde.),
»Cordelia« (das. 1857, 3 Bde.)
und »Der
Agitator von
Irland« (Berl. 1859, 4 Bde.),
worin sie ein bedeutendes
Talent für den historischen
Roman bekundet. Außerdem veröffentlichte sie die
Romane: »Eine verlorne
Seele« (Görl. 1853, 4 Bde.)
und
»Morton Varney« (Berl. 1855, 2 Bde.),
Nachdem er trotz eines umfangreichen Geschäftsbetriebs seine Sprachenkunde erweitert und sich auch das
Altgriechische angeeignet hatte, bereiste
er den europäischen
Kontinent,
Syrien und
Ägypten
[* 23] und kam 1859 zum erstenmal nach
Griechenland.
[* 24]
In denBesitz eines großen
Vermögens gelangt, unternahm er 1864 eine
Reise um die
Welt und ließ sich 1866 in
Paris
[* 25] nieder, wo er mit
Begeisterung archäologischen
Studien oblag. So ausgerüstet, führte er endlich seinen
lange gehegten Lieblingsplan aus: er suchte zunächst den klassischen
Boden des alten
Ithaka auf und wandte sich dann nach
der kleinasiatischen
Küste, wo er in dem
Hügel von Hissarlik die Stätte des alten
Troja
[* 26] vermutete und im April 1870 auf eigne
Kosten die ersten Nachgrabungen veranstaltete, die in den beiden folgenden
Jahren in größerm
Maßstab
[* 27] fortgesetzt und, mit
Unterbrechungen, erst 1882 beendigt wurden.
Die
Ausbeute, die allerdings nur durch seine und seiner
Gattin, einer gebornen Griechin,
Ausdauer möglich wurde, war eine erstaunliche,
obgleich die geschichtliche Bestimmung der gewonnenen
Funde zunächst nicht möglich war und der
Gedanke
an das Homerische
Troja bei nüchterner Beurteilung nicht
Stichhielt.
Vgl.
L. v.
Sybel, Über Schliemanns
Troja (Marb. 1875);
Der
Prozeß, den die türkische
Regierung bei den griechischenGerichten gegen S. wegen seiner Nachgrabungen
anstrengte, wurde dadurch beendigt, daß
S. eine Entschädigungssumme von 50,000
Frank zahlte, wogegen er als alleiniger
Besitzer
seiner Sammlungen anerkannt wurde, die er 1882 dem
DeutschenReich schenkte (im
Museum für
Völkerkunde zu
Berlin).
Noch großartiger
gestaltete sich das
Resultat der
Ausgrabungen in
Mykenä,
[* 29] der alten Stadt
Agamemnons, die er 1876 begann,
zunächst in der
Akropolis
[* 30] daselbst beim berühmten Löwenthor und dem sogen. Schatzhaus des
Atreus. S. entdeckte auf der
Burg
von
Mykenä unter anderm (1877) in tiefen
Schächten, welche zu einer Anzahl von
Gräbern führten, eine
Menge von kostbaren
Schmuckgegenständen,
Waffen
[* 31] und selbst noch
Skelette; schon der materielle
Wert der gefundenen Gegenstände
(eine
Masse derselben aus gediegenem
Gold),
[* 32] welche sich jetzt im
Polytechnikum zu
Athen
[* 33] befinden, beläuft sich auf viele tausend
Mark. In
Ithaka nahm S. im
Herbst 1878 seine frühern Nachforschungen wieder auf und entdeckte auf dem steilen
Berg Aktos die
Überreste einer uralten Stadt kyklopischer Bauart. Im
Herbst 1881 und im Frühjahr 1882 grub S. das sogen.
Schatzhaus des Minyas in
Orchomenos aus, in den
Jahren 1884 und 1885 deckte er die großartige
Anlage des
Palastes der
Könige
von
Tiryns auf der
Akropolis daselbst auf, und 1888 setzte er die
Ausgrabungen in
Mykenä fort. Im J. 1879 wurde
S. von der
UniversitätRostock
[* 34] zum Ehrendoktor und 1881 von der Stadt
Berlin zum
Ehrenbürger ernannt. Er hat seinen ständigen
Wohnsitz in
Athen.
Über die Ergebnisse seiner Forschungen berichtete er in folgenden Werken, die größtenteils auch in französischen und
englischen Bearbeitung erschienen: »Ithaka, der
Peloponnes und
Troja« (Leipz. 1869, mit
Autobiographie);