mehr
auf einer guten Erdschicht liegen, aber von einer unfruchtbaren, weißen Sandschicht von 0,3-0,6
m
Dicke bedeckt sind.
Sand und
Ahl tragen meist nur
Heidekraut, während die tiefer liegenden Landstriche mit
Mooren ausgefüllt
sind, die besonders ausgedehnt längs der
Marschen liegen. Diese, dem
Alluvium angehörig, enthalten einen überaus fruchtbaren,
aus dem Schlamm der
Nordsee gebildeten
Boden, erstrecken sich längs der Westseite von der schönen Hügelkette
von
Blankenese
(Süllberg 91 m) bis
Hoyer in Nordschleswig
in einer
Breite
[* 2] von 7-22 km, haben nirgends mehr als 5 m Meereshöhe,
liegen zuweilen noch unter dem Meeresspiegel (Wilstermarsch) und werden gegen die Wasserfluten durch 8 m
hohe
Deiche geschützt, die oftmals auch landeinwärts
Distrikte umschließen (Köge).
Nur zweimal weichen die Deiche einem Steilufer: bei St. Peter auf Eiderstedt (Hitzbank) und bei Schobüll im N. von Husum. [* 3] Die Marsch erweitert sich seewärts noch beständig durch Absetzung des fetten Schlammes, und neue Eindeichungen stehen bevor; die letzte größere Eindeichung fand 1857 statt (Friedrichskog). Der Flugsand, diese große Plage Jütlands, gehört ebenfalls dem Alluvium an und bildet Dünen auf den äußern Inseln der Nordsee, namentlich auf Sylt.
Die Ostsee bespült S. in einer Länge von 375 km. Die Küste an derselben ist vorzugsweise steil, Dünen fehlen fast gänzlich. Lange, schmale und in der Regel tiefe Busen (Föhrden) gehen weit in das Land hinein, von denen mehrere vortreffliche Häfen abgeben: die Neustädter Bucht, die Busen von Kiel [* 4] (24 km lang, im Innern 2-3 km breit und 10 m tief) und Eckernförde, die flache Schlei, die Busen von Flensburg, [* 5] Apenrade und Hadersleben. [* 6] Zwischen diesen Busen liegen eine Reihe von Halbinseln: Wagrien zwischen der Neustädter Bucht und dem Kieler Busen, die Dänische Wohld zwischen dem Kieler und Eckernförder Busen, Schwansen zwischen dem letztern und der Schlei, Angeln zwischen der Schlei und dem Flensburger Busen, Sundewitt nördlich von letzterm u. a. Neben der Halbinsel Sundewitt liegt die Insel Alsen, vom Festland durch den im Süden nur 250 m, im N. 4 km breiten Alsensund getrennt, während von der Nordostseite von Holstein die Insel Fehmarn durch den 320 m breiten und 3 m tiefen Fehmarnsund geschieden ist.
Die
Nordsee bespült die
Provinz von der Elbmündung bis zur jütischen
Grenze. Am weitesten in dieselbe
hinaus geht hier die
Halbinsel
Eiderstedt im südlichen
Schleswig.
[* 7] Im
Süden derselben befinden sich die busenartig erweiterte
Mündung der
Eider und die
Bucht von
Meldorf, von denen diese in das Land
Dithmarschen einschneidet und durch den Friedrichskog
von der Elbmündung geschieden ist. Nördlich von
Eiderstedt breitet sich das Schleswigsche
Wattenmeer
mit seinen zahlreichen
Inseln und
Untiefen, die zur Ebbezeit wasserfrei sind, aus; da sind im
Süden die eingedeichten
Inseln
Nordstrand und
Pellworm vor
Husum, dann folgen die kleinen, uneingedeichten
Halligen, weiter die
Insel
Föhr, unter dem
Schutz der
dünenreichen
Insel
Amrum, endlich die
Inseln
Sylt und
Röm, beide ebenfalls
Dünen enthaltend.
Innerhalb des Wattenmeers befinden sich zwischen den Inseln und Watten eine Anzahl von Tiefen, welche kleinern oder größern Schiffen die Einfahrt gestatten: Süder- und Norder-Piep, in der Richtung auf Meldorf, die Eider, nach dem Hafen von Tönning, der Heverstrom, nach Husum hinauf, die Süder- und Norderaue, zwischen den nördlichen Halligen und Föhr, das Fahrtrapptief, zwischen Föhr und Sylt, das Lister Tief, zwischen Sylt und Röm. Elbe und Eider sind die Hauptflüsse.
Die
Elbe begrenzt die
Provinz gegen
Hannover
[* 8] in einer
Länge von 103 km und empfängt aus
Süden die
Delvenau
(Stecknitzkanal), die
Bille und
Alster, beide im Hamburgischen mündend, die Pinnau, Krückau, den
Rhin und die
Stör mit der
Brame. Die
Eider durchfließt etwa die Mitte des
Landes und empfängt rechts die Sorge und
Treene, links die Jevenau, Helderau
und Gieselau. Von den übrigen
Flüssen münden die
Husumer
Au, die Scholmer
Au, die Widau und Brede
Au in
das Schleswigsche
Wattenmeer, die
Schwentine in den
Kieler Busen und die
Trave außerhalb der
Provinz in die
Lübecker
Bucht.
Alle diese Flüsse [* 9] sind auf kürzere oder längere Strecken schiffbar. Unter den Kanälen sind zu nennen: der 1888 im Bau begonnene Nord-Ostseekanal, 98 km lang;
der 32 km lange Eiderkanal, zwischen der Eider und dem Kieler Busen;
der Stecknitzkanal oder die kanalisierte Delvenau, 56 km lang, zwischen Elbe und Trave;
der Kudenseer Kanal, 15 km lang, zwischen der Holstenau und Elbe bei St. Margarethen;
die Süderbootfahrt, im Kreis [* 10] Eiderstedt von Garding zur Eider (6 km), und der Tondernsche Kanal, [* 11] von Tondern zur Widau.
Zahlreiche Landseen finden sich in der fruchtbaren Hügellandschaft des nordöstlichen
Holstein: der
Plöner und der Selenter
See die größten, der Weseker
See unweit
Oldenburg,
[* 12] der
Warder
See an der obern
Trave, der
Bothkamper,
Westen- und Flemhuder
See an der obern
Eider. Im Lauenburgischen liegen der
Ratzeburger und der
Schallsee, im Schleswig
schen der Wittensee, unweit der
Eider, und der Bottschlotter und Gotteskogsee in den westlichen
Marschen.
Das
Klima
[* 13] ist durch die Einwirkung der
Meere gemäßigt; die jährliche Durchschnittswärme beträgt in
Kiel 8,1,
Altona
[* 14] 9,1,
Husum 8,21° C., die jährliche Regenmenge 63-77
cm.
[Bevölkerung, Erwerbszweige.]
Die Bevölkerung belief sich 1885 auf 1,150,306 (61 auf 1 qkm), worunter 1,131,899 Evangelische, 12,217 Katholiken, 2215 sonstige Christen, 3544 Juden etc. Die Einwohner sind größtenteils Deutsche, [* 15] die sich meist der plattdeutschen Mundart bedienen, und zu denen auch die Friesen an der westlichen Küste und auf den Inseln des Wattenmeers zu rechnen sind. Im N. von Flensburg und Tondern sind die Dänen, etwa 140,000 in der ganzen Provinz, vorherrschend. Es gibt 54 Städte, 1804 Landgemeinden und 358 Gutsbezirke.
Die Haupterwerbszweige der Bewohner sind: Landwirtschaft, Viehzucht, [* 16] Schiffbau und Schiffahrt. Von der Gesamtfläche kommen 58,3 Proz. auf Ackerland und Gärten, 10,8 auf Wiesen, 17,7 auf Weiden, 6,4 Proz. auf Waldungen. Die fruchtbarsten Äcker sind in der Marsch des Kreises Steinburg (Wilster), in den Kreisen Eiderstedt, Norderdithmarschen, Oldenburg, Süderdithmarschen und Sonderburg. Getreide, [* 17] besonders Weizen, wird zur Ausfuhr gewonnen; Garten [* 18] und Obstbau blühen in der Umgegend von Altona und Hamburg, [* 19] unterstützt durch die große Baumschule zu Klein-Flottbeck; einen Ruf haben die Gravensteiner Äpfel.
Vortreffliche Fettweiden in den westlichen Marschländern sind die Grundlage für eine bedeutende Rindviehzucht. Die Holzungen haben einen geringen Umfang und bestehen vorwiegend aus Laubhölzern; an ihre Stelle treten in dem östlichen Teil der Provinz die Hecken, welche die Koppeln einschließen. Nach der Viehzählung von 1883 hatte S. 156,534 Pferde, [* 20] 727,505 Stück Rindvieh, 320,768 Schafe, [* 21] 268,061 Schweine [* 22] und 42,580 Ziegen. Für die Hebung [* 23] der Pferdezucht [* 24] besteht ein Landgestüt zu Traventhal. Das Rindvieh ist von vorzüglicher Rasse und verhältnismäßig ¶
mehr
zahlreicher als in irgend einer andern preußischen Provinz; in großer Menge wird dasselbe von Tönning, Husum, Altona und über
Hamburg nach England ausgeführt. Der Wildstand ist nicht bedeutend; Geflügel wird zahlreich gezogen, wilde Enten
[* 26] werden in
großer Zahl auf Föhr und Sylt gefangen. Die Fischerei
[* 27] ist in der Ostsee (Kieler Sprotten) ergiebiger als
in der Nordsee; im Schleswig
schen Wattenmeer aber wird eine ansehnliche Austernzucht betrieben (etwa 50 Bänke).
Das Mineralreich liefert keine große Ausbeute. Von Wichtigkeit allein sind die großen Torflager, das Gips- und Steinsalzlager bei Segeberg sowie das Vorkommen von gutem Thon; Spuren von Braunkohlen und Erdöl [* 28] sind nachgewiesen. Größere Fabrikanstalten, wie Eisengießereien, Maschinen-, Tabaks-, Tuchfabriken etc., gibt es nur in den größern Städten (Tuchfabriken in Neumünster); der Schiffbau wird am Kieler Busen zu Gaarden und Ellerbeck, dann auch zu Altona und Flensburg betrieben.
Der Hafenplätze an beiden Meeren und den zahlreichen schiffbaren Flüssen gibt es sehr viele; jedoch treten unter denselben nur Kiel, Flensburg, Altona, Tönning und Rendsburg [* 29] besonders hervor. Die Anlage eines neuen, großen Hafens an der Westküste von S. bei Emerleff, in der Nähe von Hoyer, besonders zur Hebung der Nordseefischerei sowie des Handels mit England, steht in Aussicht. Ein großer Teil des Schiffahrtsverkehrs wird auch durch die im Bereich der Provinz liegenden Städte Hamburg und Lübeck [* 30] besorgt.
Die Reederei von S. ist bedeutend; zu ihr gehörten 1886: 712 Schiffe,
[* 31] darunter 556 Segelschiffe und 156 Dampfer, davon kamen
auf das Ostseegebiet 316, auf das Nordseegebiet 396 Schiffe. Die größten Reedereiplätze sind: Altona, Apenrade, Blankenese,
Elmshorn,
[* 32] Flensburg, Kiel und Rendsburg. Die Eisenbahnen der Provinz sind meist Staatsbahnen.
[* 33] Die wichtigsten
Linien derselben sind: Altona-Kiel, Neumünster-Wamdrup, Neumünster-Oldesloe, Neumünster-Neustadt und Jübeck-Tönning ^[richtig:
Jübek-Tönning]. Namhafte Privatbahnen sind die Holstein
ische Marschbahn (Linie Elmshorn-Heide) und die Linien Heide-Ripen,
Lübeck-Büchen und Kiel-Flensburg.
[Bildung, Verwaltung.]
Für die geistige Bildung sorgen: eine Universität zu Kiel, 12 Gymnasien, 3 Realgymnasien, eine Oberrealschule, ein Progymnasium, 2 Realschulen, 11 Realprogymnasien, eine Landwirtschaftsschule, 6 Schullehrerseminare, eine Marineakademie zu Kiel, eine Kadettenanstalt zu Plön, 3 Navigationsschulen, 2 Taubstummeninstitute etc. In den deutschen Reichstag entsendet die Provinz 10, in das preußische Abgeordnetenhaus 19 Abgeordnete.
Militärisch gehört sie zum Bezirk des 9. Armeekorps. Die Provinzialstände bestehen (ohne Lauenburg) [* 34] aus 20 Vertretern des größern Grundbesitzes, 19 der Städte und 19 der Landgemeinden. Für die Justiz bestehen: ein Oberlandesgericht zu Kiel mit 3 Landgerichten. Der Oberpräsident hat seinen Sitz in Schleswig, wo sich auch das Provinzialschulkollegium befindet, das Generalkommando des 9. Armeekorps, die Provinzialsteuer- und die Eisenbahndirektion sind in Altona. In Kiel befinden sich die Marinestation der Ostsee und das evangelisch-lutherische Konsistorium.
Der Bischof von Osnabrück [* 35] verwaltet die apostolische Präfektur für S. Hinsichtlich des Bergbaues ressortiert die Provinz vom Oberbergamt Klausthal, in Auseinandersetzungssachen von der Generalkommission zu Hannover. Eine Oberpostdirektion ist in Kiel (ein Teil der Provinz untersteht der zu Hamburg). Ein gemeinsames Wappen [* 36] für die ganze Provinz ist noch nicht vorhanden. Holstein hat dasselbe Wappen wie Schaumburg-Lippe: ein ausgebreitetes, in drei Teile zerschnittenes Nesselblatt mit einem von Silber und Rot quergeteilten Schildchen, gegen welches, zwischen den drei Teilen des Nesselblattes, drei silberne Nägel [* 37] mit den Spitzen stehen.
Die Landschaft Stormarn führt im roten Feld einen silbernen Schwan mit einer goldenen Kette um den Hals, Dithmarschen im roten Feld einen geharnischten Reiter mit entblößtem Schwert auf silbernem Pferd, [* 38] Wagrien einen blauen Ochsenkopf in Gold. [* 39] Das Wappen von Schleswig bilden zwei blaue goldgekrönte Löwen [* 40] im goldenen Felde. Die Landesfarben (herkömmlich Blau, Rot, Weiß) sind amtlich noch nicht festgestellt. Eine Kreisordnung trat in Kraft. [* 41] Die Provinz bildet nur einen Regierungsbezirk (Schleswig) und wird in 22 Kreise [* 42] eingeteilt:
Kreise | QKilometer | QMeilen | Einwohner | Einw. auf 1 QKilom. |
---|---|---|---|---|
Altona (Stadtkreis) | 12 | 0.22 | 123352 | - |
Apenrade | 685 | 12.44 | 28347 | 41 |
Eckernförde | 788 | 14.31 | 38212 | 48 |
Eiderstedt | 331 | 5.99 | 16780 | 51 |
Flensburg | 1047 | 19.03 | 73789 | 70 |
Hadersleben | 1694 | 30.77 | 57211 | 34 |
Husum | 850 | 15.44 | 36489 | 43 |
Kiel (Stadtkreis) | 15 | 0.27 | 51706 | - |
Kiel (Landkreis) | 704 | 12.79 | 44043 | 62 |
Lauenburg (Herzogtum) | 1183 | 21.49 | 49861 | 42 |
Norderdithmarschen | 601 | 10.92 | 36627 | 61 |
Oldenburg | 837 | 15.60 | 44402 | 53 |
Pinneberg | 805 | 14.62 | 71433 | 89 |
Plön | 955 | 17.34 | 58126 | 61 |
Rendsburg | 1257 | 22.83 | 53955 | 43 |
Schleswig | 1056 | 19.18 | 62404 | 59 |
Segeberg | 1158 | 21.03 | 39956 | 35 |
Sonderburg | 442 | 8.03 | 32457 | 73 |
Steinburg | 936 | 17.00 | 62032 | 66 |
Stormarn | 927 | 16.84 | 73031 | 79 |
Süderdithmarschen | 746 | 13.55 | 40720 | 55 |
Tondern | 1812 | 32.73 | 55373 | 31 |
Vgl. Greve, Geographie und Geschichte der Herzogtümer Schleswig und Holstein (Kiel 1844);
v. Schröder, Topographie des Herzogtums Schleswig (2. Aufl., Oldenb. i. H. 1854) und der Herzogtümer Holstein und Lauenburg (mit Biernatzki, 2. Aufl., das. 1855);
v. Osten, S. in geographischen und geschichtlichen Bildern (2. Aufl., Flensb. 1877);
Böger, Topographisches Handbuch für die Provinz S. (Kiel 1881);
Haas,
Geologische Bodenbeschaffenheit Schleswig-Holsteins
(das. 1889);
P. Chr. Hansen, S., seine Wohlfahrtsbestrebungen etc. (das. 1882);
»Gemeindelexikon für die Provinz S.« (hrsg. vom Statistischen Büreau, Berl. 1888);
v. Wobeser, Statistik der Provinz S. (Altona 1887);
Michler, Kirchliche Statistik der Provinz S. (Kiel 1887, 2 Bde.);
Krüger, Organisation der Staats- und Selbstverwaltung in der Provinz S. (das. 1888);
Köppen, Kreis- und Provinzialordnung für S. (Schlesw. 1888);
Haupt, Bau- und Kunstdenkmäler der Provinz S. (Kiel 1886 ff.);
Reisehandbücher von Heinrich (das. 1885-88, 3 Tle.), Schmarje (Hamb. 1886) u. a.
Geschichte.
[Die schleswig-holstein
ischen Linien.]
Die Geschichte des vereinigten S. beginnt mit dem Jahr 1386, in welchem Gerhard VI. die Grafschaft Holstein (s. d.) mit dem Herzogtum Schleswig (s. d.) unter seiner Herrschaft dauernd vereinigte. Nach dem Aussterben der Kieler Linie (1390) erwarb Gerhard 1403 ganz Holstein (mit Ausnahme des geringfügigen schauenburgischen Anteils), fiel aber 1404 im Kampf gegen die Dithmarschen. Sein Sohn Adolf VIII. erhielt die ¶