Auch bearbeitete er die Eläagneen für
DeCandolles »Prodromus«. Außerdem war er
Herausgeber der »Linnäa«
(Halle, seit 1826) und mit H. v.
Mohl der
»BotanischenZeitung« (Berl. u. Leipz.,
seit 1843).
Dorf im preuß. Regierungsbezirk
Breslau,
[* 13]
Kreis
[* 14]
Neurode, in einem tiefen
Thal
[* 15] des Neuroder
Gebirges, hat eine
kath.
Kirche, ein
Krankenhaus,
[* 16] Steinkohlenbergbau, Glasfabrikation,
[* 17] Sandsteinbrüche und Steinhauerei,
Weberei,
[* 18] eine Lumpensortieranstalt,
Bierbrauerei
[* 19] und (1885) 3593 meist kath. Einwohner.
in allen seinen dramatischen
Versuchen
war ein noch unentwickelter
Keim zu wirklich dramatischer Gestaltung vorhanden.
Höher noch als seine
Dichtungen stand seine
Einsicht in das
Wesen des
Dramas; er war der erste, welcher auf
Shakespeare wieder im
Sinn aufrichtiger Verehrung
hinzudeuten wagte. Seine Werke erschienen in 5
Bänden (Leipz. 1761-1770), seine »Ästhetischen
und dramaturgischen
Schriften« in neuer
Ausgabe von Antoniewicz (Heilbr. 1887).
3)
JohannHeinrich, dän. Geschichtschreiber,
Bruder der vorigen, geb. 1724 zu
Meißen, studierte in
Leipzig die
Rechte und Geschichte, ward
Sekretär
[* 26] in der
Kanzlei zu
Kopenhagen, dann königlicher Historiograph und
Professor der Geschichte
daselbst und starb hier Er schrieb unter anderm eine »Geschichte der
Könige von
Dänemark
[* 27] aus dem oldenburgischen
Stamm« (Kopenh. u. Leipz.
1777, 2 Bde.), übersetzte mehrere
Stücke von
Thomson und andern englischen Dramatikern und gab die Werke
seines
BrudersJohannElias S. heraus.
»Codex juris Islandorum antiquissimus, qui nominatur Grágás« (Kopenh.
1829, 2 Bde.).
5)
AugustWilhelm von, ausgezeichneter
Kritiker, Sprachforscher und Dichter, Sohn von S. 2), geb. zu
Hannover, woselbst
er das
Gymnasium besuchte, begann 1786 in
Göttingen
[* 30] das
Studium der
Theologie, wandte sich jedoch bald ausschließlich der
Philologie
und schriftstellerischen Thätigkeit zu. Als Mitglied des Heyneschen philologischen
Seminars schrieb er 1787 eine
lateinische Abhandlung über Homerische
Geographie, im nächsten Jahr ein
Register zu
HeynesAusgabe des Vergil; auch beteiligte
er sich seit 1789 als Mitarbeiter an den
»Göttinger gelehrten
Anzeigen«.
Wesentlichen Einfluß auf ihn in ästhetischer
Richtung gewannen
Bürger, der ihm befreundet ward und in einem
Sonett Schlegels Dichterberuf proklamierte, und
Bouterwek, der ihm Vorliebe für romanische
Poesie einflößte. Seit 1787 veröffentlichte
S. im
»GöttingerMusenalmanach« und in der
»Akademie der schönen
Redekünste« (beide damals von
Bürger redigiert) einzelne
Dichtungen. Nach beendigten akademischen
Studien bekleidete er drei Jahre lang eine Hofmeisterstelle im
Haus des
Bankiers Muilman
zu
Amsterdam
[* 31] und ließ sich, nachdem er im
Herbst 1795 nach
Deutschland zurückgekehrt war, im folgenden Frühjahr in
Jena nieder.
Hier betrieb er mit Vorliebe orientalische, namentlich indische, Studien, die ihn zu wiederholten Malen nach Frankreich und 1823 nach
England führten und ihn zur Gründung einer Druckerei mit Sanskrittypen in Bonn veranlaßten. Während eines längern Besuchs
in Berlin 1827 hielt er Vorlesungen über die Theorie und Geschichte der bildenden Künste. Eine zweite
Ehe, die er mit der Tochter des KirchenratsPaulus 1819 geschlossen, wurde noch rascher als die erste wieder getrennt. Er starb inBonn. Schlegels eignes poetisches Schaffen erscheint gegenüber seiner sonstigen vielseitigen Produktivität unbedeutend. Bei
aller formellen Virtuosität hat er es kaum zu einer wahrhaft lebensvollen dichterischen Schöpfung gebracht;
seiner Lyrik fehlt die Herzenswärme, und so gelangen ihm eigentlich nur Epigramme oder Sonette, in denen die geistreiche Pointe
und die durchgebildete Form die Hauptsache sind. Sein dramatischer Versuch »Jon« (Hamb. 1803) gehört der reflektierten
Philologenpoesie an. Unübertrefflich und unvergänglich dagegen ist, was S. als poetischer Übersetzer
geschaffen.
Daß die deutsche NationShakespeare wie einen Dichter des eignen Volkes ansehen kann, verdankt sie Schlegels Übertragung der
Shakespeareschen Dramen, welche jedoch nur 16 Stücke umfaßt (Berl. 1797-1810, 10 Bde.;
vgl. Bernays, Zur Entstehungsgeschichte des Schlegelschen Shakespeare, Leipz. 1872). Mit gleicher Meisterschaft
übertrug S. fünf DramenCalderons (»SpanischesTheater«,
[* 38] Berl. 1803-1809, 2 Bde.)
und andre romanische Dichtungen (»Blumensträuße italienischer, spanischer und portugiesischer
Poesie«, das. 1803). Als Ästhetiker eröffnete S. mit seinem Bruder den Reigen der deutschen Romantik (s. Deutsche Litteratur,
[* 39] S. 751 f.). Er war mit feinfühliger Urteilskraft für Dinge der Kunst begabt, ging aber freilich teilweise
von falschen Prinzipien aus. Die mit seinem Bruder gemeinsam herausgegebenen kritischen Schriften und Aufsätze (»Charakteristiken
und Kritiken«, Königsb. 1801) und die von ihm allein verfaßten (gesammelt als »KritischeSchriften«, Berl. 1828, 2 Bde.)
enthalten vieles von dauerndem Wert, freilich auch viel gehässige Polemik.
Letztere verfeindete ihn nicht nur mit zahlreichen und einflußreichen jüngern Schriftstellern,
z. B. mit Kotzebue (der ihn mit Garlieb Merkel im »Freimütigen« bekämpfte und dafür von S. in »Ehrenpforte und Triumphbogen
für den Theaterpräsidenten v. Kotzebue bei seiner gehofften Rückkehr ins Vaterland« und im »Paradiesgärtlein
für Garlieb Merkel« witzig gegeißelt wurde),
sondern auch mit Wieland und Schiller und endlich mit Goethe.
Dagegen entfaltet S. in den »Vorlesungen über dramatische Kunst und Litteratur« (Heidelb. 1805-11, 3 Bde.)
und »Über Theorie und Geschichte der bildenden Künste« (Berl. 1827) die ganze Feinheit und den großen Überblick seines
kunsthistorischen und ästhetischen Urteils.
Unter seinen philologischen Arbeiten verdienen die »Observations
sur la langue et la littérature provençale« (Par. 1818),
die
Ausgaben des »Bhagavad-Gitâ« (das. 1823) und des »Râmâyana« (das. 1829-1846) Auszeichnung, durch welch letztere Werke eine
wissenschaftliche Behandlung der indischen Litteratur in Deutschland zuerst eingeführt wurde. Eine treffliche Gesamtausgabe
seiner deutschen Schriften hat Böcking veranstaltet (Leipz. 1846-47, 12 Bde.),
der sich die von demselben redigierten »Œuvres écrites en français« (das. 1846, 3 Bde.)
und die »Opuscula quae latine scripta reliquit« (das.
1848) anschließen. Eine Auswahl der »Gedichte« Schlegels erschien zu Leipzig 1854.
Nach dem verhängnisvollen Friedensschluß im Herbst 1809 versank er mit dem gesamten Metternich-GentzschenKreis in resignierten
Pessimismus, schloß sich demnächst immer inniger und gegen Andersdenkende unduldsamer an die Kirche an, wie aus den vielbesuchten
historischen und litterarhistorischen Vorlesungen hervorgeht, die er in den Wintern 1810 und 1812 zu Wien
hielt. 1814 ward S. zum Ritter des päpstlichen Christusordens erhoben; 1815-18 war er als Legationsrat bei der österreichischen
Bundestagsgesandtschaft in Frankfurt
[* 44] thätig, widmete sich dann in Wien wieder ausschließlich litterarischen Arbeiten und gab
unter anderm die Zeitschrift »Concordia« heraus, deren Tendenz auf die Zurückführung aller Konfessionen
[* 45] in den Schoß der alleinseligmachenden Kirche gerichtet war.
Dabei gab er sich der »Philosophie des Lebens« in der wachsenden Lust an der Gourmandise hin. 1827 hielt er wieder in Wien Vorlesungen
»zur Philosophie der Geschichte«, kam im Herbst 1828 nach Dresden, wo er Vorlesungen »über Philosophie der Sprache und
des Wortes« zu halten begann und starb. S. zeigte in seiner ganzen litterarischen Erscheinung mannigfache Verwandtschaft
mit seinem jüngern BruderAugustWilhelm, mit dem er während der ersten Hälfte seines Lebens getreulich zusammenwirkte. In
seinen produktiven Anläufen war er aber noch unglücklicher als jener. Seine »Gedichte«
(Berl. 1809) enthielten nur wenige wirklich aus der Seele klingende Töne und unendliche Formspielereien.
Der halb lüsterne, halb kalt reflektierte Roman »Lucinde« (1. Teil, Berl. 1799; unvollendet)
erwies trotz einiger interessanter Momente¶