blaurot gefärbt, oft einseitig verzerrt, die
Augen stier und glotzend, die
Pupille erweitert, die Augenlider lähmungsartig
erschlafft, der
Mund oft schief nach abwärts gezogen und mit
Speichel und Schaum bedeckt; die
Pulsadern des
Halses und
Kopfes
klopfen heftig. Bei den verhältnismäßig häufigsten Blutaustritten innerhalb der Großhirnhemisphären wird der Kranke
halbseitig gelähmt (Hemiplegia) und stürzt nach der gelähmten Seite zu
Boden. Auf der gelähmten Gesichtsseite
schlottert die
Wange, und das Augenlid hängt herab.
Meist sind auch die
Schließmuskeln des
Afters und der
Blase gelähmt, so daß Stuhlgang und
Harn unwillkürlich abgehen. Bei
leichtern Schlagflüssen kann ein großer Teil obiger
Symptome fehlen, so daß zuweilen nur eine kurze
Unterbrechung desBewußtseins, Schwerfälligkeit einzelner
Muskeln,
[* 2] der
Zunge, Behinderung der
Sprache
[* 3] etc. vorhanden sind. Bisweilen
erstreckt sich die
Lähmung auch auf innere Teile, z. B. auf die Schlingwerkzeuge, häufig auf die
Schließmuskeln, manchmal
auf die
Sinnesorgane; in andern
Fällen dagegen bleiben Sinneswahrnehmung, Überlegung, willkürlicheBewegung
etc. unversehrt.
Bei sehr kleinen kapillaren
Blutungen im
Gehirn
[* 4] sind die
Symptome oft ganz unscheinbar. Die Dauer eines solchen Schlaganfalls
ist verschieden. Er tötet bisweilen in wenigen
Sekunden oder
Minuten, zieht sich andre
Male auf mehrere
Stunden hinaus und führt
dann entweder unter Hinzutreten nervöser
Erscheinungen, kalter
Schweiße und gänzlich verfallener Gesichtszüge
ohne Wiederkehr des
Bewußtseins zum
Tod, oder geht unter allmählich wiederkehrenden
Sinnes- und Seelenkräften in relative
Genesung über, welche in den meisten
Fällen durch
Lähmung verschiedener Teile getrübt ist.
Diese
Lähmungen müssen bald, wenige
Stunden oder
Tage nach dem Anfall, verschwinden, wenn man ihre völlige Beseitigung hoffen
soll.
In den meisten
Fällen sind sie unheilbar, wenn sie sich auch nach einiger Zeit erheblich bessern
können. Der Schlaganfall wiederholt sich bisweilen im Verlauf der nächsten
Tage noch ein- oder einigemal und vermehrt dann
die
Lähmungen oder führt den tödlichen
Ausgang herbei, oder er kehrt erst nach
Monaten undJahren wieder.
In der Zwischenzeit befindet sich der Kranke manchmal anscheinend wohl, in andern
Fällen verraten sich die
Spuren der an der
kranken
Stelle im
Gehirn vor sich gehenden
Entartung der Hirnsubstanz durch verändertes Aussehen und Benehmen, durch verminderte
geistige Fähigkeit, mürrisches
Wesen, dumpfe
Kopfschmerzen,
Schwindel,
Schlaflosigkeit, partielle
Schmerzen,
Gefühl von
Einschlafen der Glieder, unsichern
Gang
[* 5] und ähnliche
Symptome, welche nun ihrerseits wieder als
Vorläufer eines neuen Schlaganfalls
angesehen werden können. Oft folgt schon in den nächsten
Tagen nach dem Anfall eine entzündliche
Reaktion mit
Fieber,
Kopfschmerz,
Delirien,
Schlafsucht, Zuckungen und andern Zeichen der Hirnreizung, welche unter
Betäubung töten oder ebenfalls
in scheinbare
Genesung ausgehen kann.
Die
Prognose des Schlagflusses ist ungünstig, besonders bei ältern Leuten, bei schon anderweit geschwächten und herabgekommenen
Personen (Säufern), bei kranken
Arterien (auf welche man bei stärkerer Schlängelung und
Härte der Schläfenarterien schließen
darf) und bei sehr fettreichem
Körper (vgl.
Gehirnerweichung, am
Schluß). Die Behandlung des Schlagflusses
ist folgende: Man bringe den Kranken nach möglichst schneller
Lösung aller einigermaßen fest anliegenden Kleidungsstücke
(Halsbinde, Kniebänder, Schnürleiber,
Beinkleider)
in eine ruhige und gemächliche, mehr sitzende als liegende, gut unterstützte
Lage mit erhöhtem, unbedecktem
Kopf und herabhängenden, warm eingehüllten
Füßen.
Das
Zimmer sei kühl und ruhig, mit frischer, reiner
Luft versehen. Bei starker Rötung des
Gesichts und
bei vollem, stark gespanntem
Puls werden örtliche und allgemeine Blutentziehungen gemacht. Nach Umständen schreitet man
außerdem zu kalten Anspritzungen des
Gesichts, kalten
Umschlägen über den
Kopf, zu reizenden
Klystieren
(Essig), heißen Fußbädern,
legt
Senfteige auf die
Waden etc.
Wenn der Kranke schlucken kann, gibt man ihm Eisstückchen in den
Mund
oder reicht auch ein kühlendes Abführmittel
(Glaubersalz). In einzelnen
Fällen dienen aber auch Belebungsmittel, namentlich
Ätzammoniak u. dgl. Nach dem Anfall halte
man streng auf Vermeidung aller der Schädlichkeiten, welche
Ursache des Schlagflusses sein können.
Die
Kost sei mäßig und leichtverdaulich, wenig gewürzt.
ErhitzendeGetränke sind ganz zu vermeiden.
Man sorge für ein angemessenes
Verhältnis zwischen
Ruhe und
Bewegung des
Körpers, für gemütliche
Ruhe, Vermeidung aller anstrengenden
Geistesthätigkeit, für zweckmäßige
Lagerung im
Bett,
[* 6] warme Fußbekleidung, leichten und regelmäßigen Stuhlgang. Gegen
die zurückbleibende
Lähmung muß eine richtig geleitete, schonende
Gymnastik der betreffenden Teile unter
Zuhilfenahme des galvanischen
Apparats angewendet werden.
Stadt in der böhm. Bezirkshauptmannschaft
Falkenau, am Flößbach, mit
Porzellan- und Knopffabrik, Wollindustrie,
Zinnbergbau,
Zinngießerei und (1880) 4063 Einw.
Ende des Jahrs in Bombay
[* 16] angelangt, durchwanderten sie von da aus, teils vereint, teils jeder für sich, das Dekhan und kamen
im Februar 1855 nach Madras,
[* 17] dann nach Kalkutta.
[* 18] Von hier brachen Adolf und Robert auf, gelangten
über Patna, Benares, Allahabad und Fatighar in die Nordwestprovinzen und widmeten sich hier der Erforschung der Hochpässe über
den Hauptkamm des mittlern Himalaja, über den sie bis ins chinesische Tibet vordrangen. Am Ibi Gamin erreichten sie mit 6788 m
die größte von einem wissenschaftlichen Reisenden erstiegene Höhe.
Hierauf wandte sich Robert nach Zentralindien in den damals noch schwer zugänglichen Amarkantakgebirgsstock, Adolf in das Godawerithal
und längs desselben ans Meer, um nach Madras überzusetzen und von hier aus Südindien bis Tritschinapalli, mit Einschluß
der Nilgiri, auf seine geologische Beschaffenheit zu untersuchen. Hermann, der am von Kalkutta
aufgebrochen war, hatte sich inzwischen nordwärts nach Dardschiling in Sikkim begeben und war von da aus nach Assam nahe bis
zur Südwendung des Brahmaputra vorgedrungen.
Nachdem die drei Brüder in Simla zusammengetroffen waren, trennten sie sich im Juli 1856 wieder, um nach dem westlichen
Himalaja und Tibet vorzudringen. Während Hermann und Robert nach Leh inLadak gingen, von hier aus unter Verkleidung den Karakorum
überschritten und sodann als die ersten Europäer den Kuenlün überstiegen, schlug Adolf die Richtung nach dem obern Indus ein,
um das westliche Tibet oder Balti zu untersuchen. Im November 1856 trafen die Brüder wieder zu Rawalpindi
am Indus zusammen, trennten sich aber sofort abermals.
Auf Anregung des russischen Konsuls in Kaschgar wurde die Stätte seiner Hinrichtung 1887 durch eine vergoldete Bronzeplatte
mit Inschrift bezeichnet. Hermann und Robert ließen sich zuerst in Berlin nieder, kauften später Schloß Jägersburg bei Forchheim
und stellten hier ihre reichhaltigen ethnographisch-naturhistorischen Sammlungen auf, von wo nach ihrem
Tode die ethnographischen Stücke (über tausend Nummern) in das Völkermuseum zu Berlin und nach München, die übrigen Teile
in andre öffentliche Anstalten übergeführt wurden.
Die großen Verdienste, welche sich die Gebrüder S. um Erforschung Indiens und Hochasiens erworben haben (vgl. »Results
of a scientific mission to India and High-Asia«, Leipz.
1860-66, 4 Bde.
mit Atlas),
[* 22] wurden durch Verleihung zahlreicher Auszeichnungen anerkannt; auch ließ die Stadt München das Geburtshaus der
Reisenden 1887 durch eine Inschrift bezeichnen. Hermann, der speziell wegen der Übersteigung des Kuenlün 1864 den Beinamen
Sakünlünski erhielt, gab in deutscher Sprache »Reisen in Indien und Hochasien« (Jena
[* 23] 1869-80, 4 Bde.) heraus
und schrieb zahlreiche Abhandlungen für die bayrische Akademie der Wissenschaften. Er starb in München.