Sagan wurde; er starb in Sagan. S. hat sich besonders als Gegner des Geniewesens, das er in seinem »Marionettentheater«
(1787) verspottete, und später der Romantiker, die er bei jeder Gelegenheit mit gemeinen Schmähreden angriff, bekannt gemacht.
Zu seinen zahlreichen dramatischen und andern Arbeiten gehören auch ein Marionettenspiel: »Prinz Hamlet«
(Berl. 1799),
und ein Drama: »Johann Faust« (das. 1804), Stücke, über die A. W. Schlegel seinen beißenden Spott ergoß.
Karl Friedrich, Architekt und Maler, geb. zu Neuruppin, besuchte das Gymnasium daselbst und in Berlin
und widmete sich sodann unter Gilly, Vater und Sohn, dem Studium der Architektur. Als Friedrich Gilly starb,
ward S. mit Fortführung der von demselben begonnenen architektonischen Arbeiten beauftragt; doch setzte er daneben auch das
theoretische Studium der Bauwissenschaft auf der Bauakademie fort. Nach einer Reise nach Italien, wo er in Sizilien auch zu landschaftlichen
Studien veranlaßt wurde, sah er sich wegen der Zeitverhältnisse veranlaßt, sich der Landschaftsmalerei
zu widmen. 1810 ward er Assessor in der neu errichteten Baudeputation, 1811 Mitglied der königlichen Akademie zu Berlin und 1820 Professor
und Mitglied des akademischen Senats. Im Mai 1815 in die Stelle eines Geheimen Oberbaurats aufgerückt, wurde er 1819 Mitglied
der technischen Deputation im Ministerium für Handel, Gewerbe und Bauwesen und 1839 Oberlandesbaudirektor;
doch starb er in geistiger Zerrüttung schon Der König ließ sein marmornes Standbild in der Vorhalle des von
ihm erbauten Museums aufstellen. In Berlin wurde ihm von Drake ein Denkmal vor der Bauakademie, in seiner Vaterstadt ein
Denkmal von Wiese errichtet.
Schinkels künstlerische Richtung war eine klassische, und zwar nahm er sich insbesondere die griechischen Werke aus dem Zeitalter
des Perikles zum Muster. Daß ihm aber auch der mittelalterliche Baustil nicht fremd war, beweisen vornehmlich seine Architekturgemälde
sowie seine Entwürfe zur Restauration der berühmtesten gotischen Dome. Doch folgte er so streng den Prinzipien
der klassischen Kunst, daß er auch den gotischen Stil nach ihnen umzubilden suchte.
Unter Schinkels Entwürfen finden sich nur wenige, in denen der griechische Baustil ohne Modifikationen angewandt worden wäre,
so die Seitengebäude des Potsdamer Thors in Berlin, dorische Prostyle von höchster Reinheit der antiken
Form, während bei der Neuen Wache in Berlin sich schon eine eigentümlich freie Behandlung der griechischen Bauformen bemerklich
macht. Zu Schinkels großartigsten Bauanlagen gehört die des Museums zu Berlin; das würdigste Beispiel aber, wie S. die Formen
der griechischen Architektur für die heutigen Zwecke anzuwenden wußte, bildet das von ihm erbaute Schauspielhaus
zu Berlin.
Diesen Werken reihen sich an: der Umbau des alten Johanniterordenspalais in Berlin zu einem Palais für den Prinzen Karl, die
Anlagen der alten Packhofsgebäude in Berlin, die Sternwarte, die Fassade der Artillerieschule, die Verlängerung der Wilhelmsstraße
in Berlin, das Kasinogebäude in Potsdam und verschiedene Wohnhäuser in Berlin. Im reinsten klassischen
Stil gehalten sind das Schloß Krzeskowice, das Schlößchen zu Glienicke bei Potsdam, das Gesellschaftshaus im Friedrich-Wilhelmsgarten
bei Magdeburg, das Schlößchen Tegel und Charlottenhof bei Potsdam.
Einige seiner Entwürfe zeigen Verwandtschaft mit dem Baustil der toscanischen Paläste des 15. Jahrh., so
das Palais des Grafen
Redern in Berlin. Unmittelbar dem Bedürfnis angepaßt und doch im einzelnen ganz dem Ebenmaß der griechischen
Architektur entsprechend ist das in Backsteinrohbau ausgeführte Gebäude der Bauakademie zu Berlin. Unter den Kirchenbauten
Schinkels sind die gotische Werdersche Kirche zu Berlin und die Kirche in Moabit die bedeutendsten.
Für die Mehrzahl seiner Kirchenpläne hat er die alten Basiliken zum Muster genommen, die meisten seiner
Entwürfe sind aber nicht zur Ausführung gekommen. Dasselbe Schicksal hatte sein Plan zur Restauration der Akropolis von Athen
zu einem griechischen Königspalast, ferner der klassische Entwurf zur Villa Orianda in der Krim. Am konsequentesten tritt Schinkels
klassische Richtung in seinen Entwürfen für rein monumentale Zwecke hervor. Eine hervorragende Stelle unter
ihnen nehmen diejenigen für das (später von Rauch ausgeführte) Denkmal Friedrichs d. Gr. für Berlin ein.
Andre beziehen sich auf die Ereignisse der Befreiungskriege, so das in Eisen gegossene Denkmal auf dem Kreuzberg zu Berlin und
das Grabdenkmal Scharnhorsts daselbst. Als einem materiellen Zweck dienend, aber damit zugleich die edelste
monumentale Bedeutung verbindend, ist die neue Schloßbrücke in Berlin zu nennen. S. hat auch eine umfangreiche Thätigkeit
als Maler entfaltet und zwar sowohl auf dem Gebiet der monumentalen Malerei als in Staffeleibildern. Auf ersterm bewährte
er sich in den phantasievollen, die Urgeschichte der Menschheit schildernden Entwürfen zu den in der Vorhalle
des Berliner Museums ausgeführten Wandmalereien. In seinen landschaftlichen Darstellungen liebte er es, großartige Baulichkeiten
zum Hauptgegenstand zu machen.
Hier sind hervorzuheben: Theater in Taormina, der Markusplatz zu Venedig, die Meeresgrotten bei Sorrento, der Dom zu Mailand, das
Innere der St. Peterskirche in Rom, das Kapitol bei Mondschein, Schloß am See, sechs Stimmungslandschaften
in der Berliner Nationalgalerie u. a. An den Dioramen von Gropius hatte S. viel Anteil. In seinen Darstellungen gotischer Prachtgebäude
folgte er ganz der reichen Entwickelung dieses Stils, welche er vornehmlich in Frankreich und Deutschland gefunden. Im Zusammenhang
mit seinen landschaftlich-architektonischen Malereien stehen seine Entwürfe zu Theaterdekorationen, die eine neue würdigere
Richtung der Dekorationsmalerei angebahnt haben.
Endlich war er von entscheidendem Einfluß auf die Kunstindustrie. Für die Arbeiten des Malers und des Stuckators, für die
Ausführung gewirkter Teppiche sowie von Mobilien und Gerätschaften der mannigfachsten Art hat er eine
große Anzahl höchst reizvoller klassischer Muster geliefert. Er ist der Begründer der neuklassischen Richtung der Architektur,
welche in Berlin durch seine Schüler in ausschließlicher Geltung blieb, bis zu Ende der 60er Jahre die Herrschaft der Renaissance
begann.
Die kargen Mittel seiner Zeit haben ihn nicht zur vollen Entfaltung seiner Phantasie gelangen lassen; doch
hat sich sein Gefühl für edle Harmonie und monumentale Wirkung auch bei ärmlichen Darstellungsmitteln zu voller Blüte entwickelt.
Am 13. März jedes Jahrs feiert der Berliner Architektenverein ein »Schinkelfest«. Seine Entwürfe und Schriften sind in folgenden
Sammlungen veröffentlicht: »Sammlung architektonischer Entwürfe« (Berl. 1820-37, 28 Hefte; neue vollständ.
Ausg. 1857-58, 174 Tafeln mit Text; Auswahl in 60 Tafeln);
»Werke der höhern Baukunst«: Akropolis zu Athen, 10 Tafeln, und Palast
Orianda in
mehr
der Krim, 15 Tafeln (Potsd. 1846-49; neue Ausg., Berl.
1873); »Grundlagen der praktischen Baukunst« (das. 1834; 2. Aufl. 1835, 2 Bde.).
Schinkels »Sammlung von Möbelentwürfen« wurde herausgegeben von Lohde (Berl. 1835-37, 16 Tafeln; neue Ausg. 1852).