Affe aus der
Familie der schmalnasigen
Affen (Catarrhini) und der Unterfamilie der
Anthropomorphen, 1,5 m hoch,
mit verhältnismäßig großem
Kopf, ziemlich breitem, flachem
Gesicht,
[* 14] wenig vorgezogener, breiter Schnauze, sehr großem
Mund, schmalen, weit vorstreckbaren, vielfach gefalteten
Lippen, kleiner, flacherNase,
[* 15] deutlich vorstehenden
Augenbrauenbogen, aber nicht mit den mächtigen
Wülsten über den
Augen, welche der
Gorilla besitzt, großen
Ohren, bis fast
auf den
Knöchel herabreichendem
Arm, mittelgroßer, schmaler
Hand
[* 16] und sehr beweglicher Daumenzehe.
Der
Rumpf ist verhältnismäßig viel kürzer als beim
Gorilla. Das braune
Haar
[* 17] ist ziemlich dicht, an der Gesichtsseite
und auf dem Hinterkopf verlängert.
SeinKinn ist dünn, weiß behaart, das
Gesicht nackt, graugelb, zwischen den
Augen dunkler,
Hände und
Füße sind braun, die Weichengegend ist nur sehr dünn behaart. Der S. bewohnt
Ober- und Niederguinea und verbreitet
sich weit in das
Innere von
Afrika
[* 18] hinein; er lebt in trocknen Wäldern in
Paaren oder
Familien, wechselt
häufig seinen Aufenthaltsort, baut sich große
Nester auf
Bäumen, im allgemeinen nicht hoch über dem
Boden, und versieht
sie mit einem Schutzdach gegen den
Regen. Er kann nicht ganz gerade stehen und fällt bei schneller
Bewegung sofort auf alle
viere, wobei der Leib auf den
Knöcheln ruht.
Die
Zehen können nicht vollständig ausgestreckt werden. Er klettert und springt mit größter Gewandtheit, nährt sich
von
Früchten, Blattschößlingen etc. und zieht weit der
Nahrung nach. Er greift den
Menschen, wie es scheint, nicht an, weiß
sich aber kräftig zu wehren und macht von seinen muskelstarken
Armen und den großen Eckzähnen wirksamsten
Gebrauch.
Daß der S. den Alten bekannt gewesen sei, will man aus der
Darstellung auf dem berühmten Mosaikbild aus dem
Tempel
[* 19] der
Fortuna in
Präneste schließen.
In der neuern Zeit wird er von vielen Schriftstellern erwähnt, und seit der ersten Hälfte des 17. Jahrh.
kam der S. lebend nach
Europa.
[* 20]
Tulp gab 1641 die erste
Beschreibung eines solchen und Tyson 1699 die erste
anatomische Zergliederung. Seit dieser Zeit gelangte der S. wiederholt nach
Europa; doch hält er nur selten 2-3 Jahre aus,
während er in Westafrika in der Gefangenschaft heranwächst und bis 20 Jahre lebt. Er lernt in wunderbarer
Weise allerlei Verrichtungen, zeigt sich sanft, klug und liebenswürdig, dabei wißbegierig, aber auch listig und eigenwillig,
stets rege und thätig, meist heiter, neckisch, zu allerlei
Streichen und
Unternehmungen bereit. In Westafrika wird er von
den Eingebornen gegessen, obgleich dieselben behaupten, die Schimpansen seien früher Mitglieder ihres
eignen
Stammes gewesen, wegen ihrer schlechten
Gewohnheiten verstoßen worden und allmählich in den gegenwärtigen Zustand
herabgesunken.
Nach Färbung und Verschiedenheiten des
Schädels hat man mehrere
Arten oder
Abarten unterschieden, deren
Stellung aber noch
keineswegs sicher ermittelt ist. Hierher gehört der
Tschego
(TroglodytesTschego Duv.), welcher vielleicht die
Größe des
Gorillas erreicht. Der verhältnismäßig kleine
Kopf ruht auf kurzem
Hals zwischen sehr breiten
Schultern, die
Dimensionen des
Rumpfes und der Extremitäten weichen eigentümlich ab, die
Hände sind schlank und schmal. Am
Kopfe fallen besonders die starken Augenbrauenwülste und die ziemlich großen, abstehenden
Ohren auf. Das
Haar ist schwarz.
EinExemplar dieses
Affen kam von der Loangoküste 1874 nach
Dresden,
[* 21] zeigte dort in seinem
Wesen viel
Ähnlichkeit
[* 22] mit dem Schimpansen, wuchs aber viel schneller als dieser.
2)
Wilhelm, Reisender und Naturforscher,
Bruder des vorigen, geb. zu
Mannheim, wurde zuerst Kunstdrechsler, trat
dann in das
Militär ein und ward bei der Militäradministration beschäftigt. Darauf studierte er in
München zwei Jahre
Naturwissenschaften, unternahm 1829 eine botanische
Reise nach Südfrankreich und
Algier
(»Reise nach
Algier«,
Stuttg. 1834) und erhielt 1834 den Auftrag, zum
Zweck naturhistorischer Sammlungen
Ägypten
[* 29] und
Arabien zu bereisen. Er durchforschte
Oberägypten, das
Peträische Arabien, das
Innere von
Hidschas und
Abessinien, wo er drei Jahre verweilte
und vom
Fürsten Ubye in Adaua mit einer
¶
mehr
Statthalterschaft betraut wurde, siedelte sich dann in der Gebirgslandschaft Semien an und ward von der Administration des
Jardin des plantes zu Paris mit einer permanenten wissenschaftlichen Mission für Abessinien betraut. S. versah von hier aus
die Pariser und andre naturhistorische Sammlungen mit wertvollen Beiträgen. Als Theodoros Kaiser von Abessinien ward,
entsetzte er S. der ihm von Ubye verliehenen Statthalterschaft und zwang ihn, an seinem Hof
[* 31] zu verweilen, ohne ihn eigentlich,
wie die andern Europäer, gefangen zu halten. Erst durch die Engländer wurde er befreit und durfte dann nach seinem abessinischen
Heimatsort zurückkehren, wo er im Oktober 1878 starb. S. hat verschiedenes, meist in botanischen und
geologischen Fachblättern, auch in »Petermanns Mitteilungen«, veröffentlicht.