(Scharlachläuse, CoccinaBurm.), Insektenfamilie aus der
Ordnung der
Halbflügler, parasitisch lebende
Tiere,
deren Männchen, welche viel seltener als die Weibchen und von manchen
Arten gar nicht bekannt sind, borsten-
oder schnurförmige
Fühler, einen verkümmerten
Rüssel, meist verkümmerte Hinterflügel, zweigliederige Tarsen, nicht selten
zwei lange Schwanzborsten und zwischen ihnen die
Rute besitzen; sie saugen sich als kleine, bewegliche
Larven auf der Futterpflanze
fest, bohren ihren langen
Rüssel tief in deren
Gewebe
[* 3] ein und nähren sich von dem Pflanzensaft; sie fertigen
im erwachsenen Zustand einen
Kokon oder schwitzen ein schützendes
Schild
[* 4] aus und verwandeln sich in eine ruhende
Puppe, die
in kurzer Zeit das geschlechtsreife
Insekt liefert, welches nur kurze Zeit lebt und keine
Nahrung zu sich nimmt.
Die Weibchen zeigen nur als
Larven deutlich den
Charakter der
Ordnung.
IhreLarven saugen sich auf der Futterpflanze
fest und verlassen diesen Platz nicht wieder. Die
Tiere schwellen bei weiterer
Entwickelung und besonders nach der
Begattung,
die bei einigen
Arten fortfällt, stark an, die
Gliederung schwindet,
Fühler und
Beine werden undeutlich, und nun
bilden sie ein mit den Rändern an die
Epidermis
[* 5] der
Pflanze fest anschließendes
Schild, unter welchem, oft in einem
Filz eingebettet,
die
Eier
[* 6] abgelegt werden.
Manche schwitzen auch auf dem
Rücken ein schützendes
Schild aus, während die asselförmigen S. nur bereift sind. Meist haftet
das Weibchen auch nach demTod als schützendes
Schild auf den
Eiern, und die
Jungen verlassen dasselbe erst
nach der ersten
Häutung. Die meisten S. gehören wärmern
Ländern an, mehrere
Arten aber werden durch massenhaftes Auftreten
auch bei uns auf
Eichen,
Rosen, Apfel- und
Birnbäumen, Pfirsich-, Pflaumen-,
Maulbeerbäumen,
Oleander, Lorbeer,
Ananas,
Orangen,
am
Weinstock etc. schädlich.
(Schildpadd,Schildkrot), die hornartigen, aus verdickter
Epidermis bestehenden obern
Platten des Rückenschildes mehrerer Seeschildkröten, besonders der Chelonia imbricata, welche durch Erhitzen von dem
Rückenschild abgelöst werden.
Das S. ist 3-6,5mm dick; ein ausgewachsenes
Tier liefert davon höchstens 4 kg und zwar 13
Blätter,
von denen 8 ganz flach und die 4 größten etwa 48
cm lang sind. Das S. ist halbdurchsichtig, heller oder
dunkler gelb mit braunen
Flecken und
Zeichnungen, es ist in der
Kälte spröde, aber biegsamer und dichter als
Horn, läßt sich
in der
Wärme
[* 8] erweichen und zusammenschmelzen und nimmt schönere
Politur an als
Horn; das blasse S. vom Bauchschild wird zwar
auch benutzt, hat aber nur geringen Wert.
Man verarbeitet das S. wie
Horn, vor welchem es sich durch größere
Durchsichtigkeit, Dauerhaftigkeit und besonders auch dadurch
auszeichnet, daß es nicht abblättert. Das beste S. kommt von den ostindischen
Inseln, sehr viel liefert auch das
Rote Meer,
Westindien
[* 9] und
Südamerika.
[* 10] Durch
Färben und
Beizen von Hornplatten und Gelatinefolien hat man
Surrogate
des Schildpatts hergestellt; auch wird es aus
Horn imitiert.
Vgl.
Andés, Verarbeitung des
Horns, Schildpatts etc.
(Wien
[* 11] 1885).
(Schildwacht, franz.
Sentinelle, Factionnaire), eigentlich der vor jeder
Wache stehende
Posten vor dem
Gewehr,
der ehemals die hier aufgehängten
Schilde zu bewachen hatte; im weitern
Sinn jeder aufgestellte Einzelposten
im
Garnison- und Lagerdienst. Die Schildwachen sind, da sie als Vertreter der
Staatsgewalt stehen, unverletzlich und können
gegen jeden, der sie thätlich angreift oder sich ihren
Anordnungen widersetzt, wenn ihnen kein andres
Mittel zur Erzwingung
des
Gehorsams bleibt, ihreWaffen
[* 12] gebrauchen. Eine S. darf nie die
Waffe aus der
Hand
[* 13] lassen, sich nicht
weiter, als ihr ausdrücklich befohlen wird, vom
Posten entfernen, mit niemand, soweit es nicht der
Dienst erfordert, reden,
sich nicht setzen, nicht essen, trinken, keine
Geschenke annehmen etc.
Der Drosselrohrsänger
(Rohrdrossel,
Wassernachtigall,
Rohrsperling,
Weidendrossel, A. turdoidesCab.), 21
cm lang, 29
cm breit,
oberseits dunkelbraun, unterseits rostgelblichweiß, an der
Kehle und Brustmitte heller,
Schwingen und Schwanzfedern dunkelbraun,
letztere am Ende fahlweißlich gesäumt; das
Auge
[* 18] ist dunkelbraun, der
Schnabel hornbraun, unten gelblich, der
Fuß bräunlich.
Er findet sich in allen wasserreichen Gegenden
Süd- und Mitteleuropas und Westasiens, weilt bei uns von
Ende April bis
September und geht im
Winter bis Südafrika.
[* 19] Er lebt an Gewässern, in
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mehr
Schilf und Röhricht, welches er selbst auf der Reise kaum verläßt, ist ungemein beweglich, singt angenehm und sehr fleißig,
nährt sich von Insekten,
[* 21] nistet etwa 1 m über dem Wasserspiegel im Röhricht und legt Ende Mai oder im Juni 4-5 bläulich-
oder grünlichweiße, sehr dunkel gefleckte und punktierte Eier (s. Tafel »Eier I«),
welche von beiden
Geschlechtern ausgebrütet werden. In der Gefangenschaft ist er meist hinfällig. Der dem vorigen sehr ähnliche, aber kleinere
Teichrohrsänger(A. arundinaceusBchst.) findet sich in Europa,
[* 22] Westasien und Nordafrika, geht im Winter bis zum Kap, weilt bei
uns von April bis August, lebt wie der vorige im Röhricht, aber auch in benachbartem Gebüsch und auf
Bäumen und nistet im Röhricht. Er ist weiter verbreitet als der vorige, dehnt sein Wohngebiet mehr und mehr aus und
nimmt auch an Menge merklich zu. Die Eier sind grünlich blauweiß, dunkel gefleckt (s. Tafel »Eier I«).
Der Uferschilfsänger (A. phragmitisKaup.), 14 cm lang, 20 cm breit, oberseits fahlbräunlich, Bürzel rostbräunlich,
auf Mantel undSchultern dunkel gefleckt, Oberkopf schwarzbraun mit fahlbräunlich dunkel gestrichelten Längsstreifen, mit
gelbem Augenstreif, unterseits rostgelblich, Kehle und Bauch
[* 23] weißlich; das Auge ist hellbraun, der Schnabel oberseits schwarz,
der Fuß grau. Er bewohnt in Europa und Westasien mit hohem Riedgras bewachsene Ufer, weilt bei uns von April
bis Oktober und November, bewegt sich mäuseartig im Ried und hält sich stets soviel wie möglich verborgen. Er nistet am Boden
im Gras und legt im Juni 4-6 schmutzig weiße, dunkelbraun gefleckte und punktierte Eier, welche von beiden Eltern
ausgebrütet werden (s. Tafel »Eier I«). Er ist schwer zu fangen, hält sich aber in der Gefangenschaft recht gut.