Hinterleib
(Abdomen) kommen. Auf jedem
Ring, mit Ausnahme des letzten, sitzt ein
PaarGliedmaßen, von denen die beiden vordersten
Paare als
Fühler, die folgenden 3 als
Kiefer, die darauf folgenden 2-5
Paare als Beikiefer oder
Kieferfüße, d. h. als Hilfswerkzeuge
beim
Kauen, dienen, während die übrigen als
Greif-,
Lauf- und Schwimmbeine fungieren; die letztern finden
auch zur Herbeistrudelung frischen Atemwassers sowie beim Weibchen meist zum Tragen der
Eier
[* 2] Verwendung.
Fast bei allen
Schildkrebsen sind die
Augen vorn am
Kopf auf beweglichen Stielen angebracht.
Kiemen zum Atmen fehlen fast nirgends
und liegen gewöhnlich an den Seiten der
Brust, am
Grunde der ihr angehörigen
Beine, in einer besondern
Nische der Kiemenhöhle angebracht, seltener an den Hinterleibsfüßen. Das auf der Rückenseite befindliche
Herz ist entweder
sehr lang und erstreckt sich dann durch
Brust und
Hinterleib, oder es bildet einen kurzen, am Ende der
Brust gelegenen
Sack;
die von ihm ausgehenden
Blutgefäße lösen sich in feine
Zweige auf, enden aber am Beginn der
Kiemen in
weite Bluträume, so daß eigentliche
Kapillaren mangeln. Am Verdauungskanal folgt auf die kurze
Speiseröhre ein weiter
Kau-
oder
Vormagen; er ist mit festen
Platten und
Zähnen aus
Chitin (s. d.) ausgekleidet und dient zum Zerreiben der
Nahrung.
Der daran sich anschließende eigentliche
Magen
[* 3] geht nach hinten ohne scharfe
Grenze in den
Darm
[* 4] über,
und dieser verläuft geradlinig bis zum
After am Ende des
Körpers. Die sogen.
Leber ist meist sehr groß und viellappig; sie
scheint indessen in ihrer Thätigkeit nicht der
Leber, sondern der
Bauchspeicheldrüse bei den höhern
Wirbeltieren zu entsprechen.
Das
Gehirn
[* 5] ist weit nach vorn gerückt und verhältnismäßig groß; durch zwei lange, rechts und links von der
Speiseröhre
verlaufende
Nerven,
[* 6] die sogen. Schlundkommissur, verbindet es sich mit dem ersten
Nervenknoten des Bauchstranges; dieser selbst
erstreckt sich entweder mit vielen
Nervenknoten
(Ganglien) durch den ganzen
Körper auf der Bauchseite, oder
ist auf eine große, in der
Brust gelegene Nervenmasse beschränkt.
Die
Augen sind meist sehr groß und entsprechen im
Bau den zusammengesetzten
Augen der
Insekten;
[* 7] ausnahmsweise befindet sich
zwischen ihnen noch ein kleines unpaares
Auge,
[* 8] das sogen. Naupliusauge (s.
Nauplius). Als
Gehörorgane fungieren außer Hörhaaren,
die auf dem ganzenKörper stehen können, besondere
Blasen mit
Hörsteinen darin, die entweder am
Grunde
der obern
Fühler, also am
Kopf, oder aber in den Schwanzgliedmaßen liegen. Als
Nieren werden zwei an der
Basis des zweiten
Fühlerpaars mündende
Drüsen angesehen.
Die
Geschlechtsorgane sind paarig und liegen entweder in der
Brust oder im
Hinterleib, münden aber stets
beim Weibchen am dritten, beim Männchen am fünften Brustfuß aus. Die
Eier werden in das
Wasser abgelegt oder in einen besondern
Brutbehälter an der
Brust gebracht oder in der
Regel mittels eines
Kittes an den
Haaren der Hinterleibsfüße befestigt und
bis zum Auskriechen der
Embryos umher getragen. Diese verlassen das
Ei
[* 9] fast immer in einer von der erwachsenen
Form sehr verschiedenen Gestalt, so daß man sie früher vielfach als besondere
Gattungen beschrieb, und machen daher unter
Umständen die mannigfachsten
Verwandlungen durch. Als
Nauplius (s. d.) schlüpfen nur die
Jungen sehr weniger
Arten aus; die
meisten gelangen als sogen.Zoëa
[* 10] mit schon ziemlich zahlreichen Körperringen und Beinpaaren aus dem
Ei, aber nur wenige (darunter z. B. der Flußkrebs und ferner die
Jungen einiger
Süßwasser- und
Landkrebse) sind, bis auf
die
Größe und die
Geschlechtsorgane, bereits völlig ausgebildet.
Die S. leben fast alle im
Meer und nähren sich von toten oder lebenden
Tieren. Sie sind zum Teil vortreffliche
Schwimmer und vermögen dann auch mit den
Schlägen ihres kräftigen
Schwanzes sich weit fortzuschnellen; zum Teile laufen sie
seitwärts oder rückwärts sehr behende und verkriechen sich auch vielfach rasch im
Sande. Die Männchen, seltener auch die
Weibchen, der größern
Arten werden durch dieStärke
[* 11] ihrer Scherenfinger am Ende der vordern Brustfüße
sogar dem
Menschen gefährlich und sind durch ihren harten
Panzer, der nur unmittelbar nach der
Häutung weich ist, selbst hinreichend
vor
Angriffen der meisten andern Seetiere geschützt. Einige S. erlangen eine bedeutende
Größe, z. B. der
Hummer (s. d.) und
die japanische Riesenkrabbe (Macrocheira Kaempferi). - Man kennt etwa 1500 lebende und eine ansehnliche
Zahl fossiler
Arten und teilt sie in vier Unterordnungen:
1) Kumaceen (Cumacea), kleine S. ohne oder mit nur kleinen, nicht gestielten
Augen, leben im
Sand und Schlamm nahe den
Küsten.
2)
Maulfüßer (Stomatopoda), zum Teil ansehnliche, lang gestreckte S. mit kurzem Rückenschild, gestielten
Augen und langem
Hinterleib, an dessen
Schwimmfüßen die
Kiemen sitzen. Von den vordern Beinpaaren sind die fünf ersten als
Kieferfüße dicht an den
Mund gerückt (daher der
Name); das zweite
Paar zeichnet sich durch seine besondere
Größe und
Bewaffnung
aus und dient zum Ergreifen der
Beute. DieEier werden in das
Meer abgelegt; die
Larven, von oft sehr sonderbarer
Gestalt, machen eine lange
ReiheVerwandlungen durch. Hierher unter andern der
Heuschreckenkrebs (Squilla
Mantis, s. Tafel
»Krebstiere«).
[* 12]
3)
Spaltfüßer (Schizopoda), kleine, zarte S., mit großem Rückenschild, gestielten
Augen und acht
Paar (zum
Schwimmen dienenden
und aus je zweiÄsten bestehenden) sogen. Spaltfüßen. Einige unter ihnen (die
Familie der Mysidae) haben
die
Ohren am
Schwanz, andre (die
Familie der Euphausidae) besondere
Leuchtorgane (s. d.) an
Brust und
Bauch.
[* 13]
4) Zehnfüßer oder zehnfüßige
Krebse (Decapoda), meist sehr ansehnliche S. mit sehr großem Rückenschild und mit drei
PaarKieferfüßen und fünf
Paar Gehfüßen (daher der
Name), die alle oder zum Teil in
Scheren
[* 14] enden. Sie
bilden die große
Mehrzahl der
S. und zerfallen selbst wieder in eine lange
ReiheFamilien, die man nach der Form des
Schwanzes
in die zwei
Gruppen der Langschwänzer oder
Krebse im engern
Sinn (Macrura, s.
Krebse) undKurzschwänzer
oder
Krabben (s. d., Brachyura) stellt.
Vgl.
Bell, History of the British stalk-eyed
Crustacea (Lond. 1853);
sehr scharf abgegrenzte
Ordnung der
Reptilien,
Tiere mit
kurzem, gedrungenem
Körper, mit einem obern und untern, durch seitliche Querbrücken miteinander verbundenen
Knochenschild, welcher
Rücken und
Bauch wie ein
Panzer bedeckt, in den sich
Kopf, Extremitäten und
Schwanz gewöhnlich mehr
oder minder vollkommen zurückziehen können. Die äußere
Haut
[* 17] bleibt nur am
Hals, dem
Schwanz und den Extremitäten frei verschiebbar
und lederartig. Der starre Hautpanzer, welcher den
Rumpf einschließt, entsteht durch eine eigentümliche
Umformung von Knochenteilen der
Wirbelsäule und durch
Entwickelung von Hautknochen, welche mit jener eine mehr oder weniger
innige
Verbindung eingehen. Der
¶
mehr
flache Brustschild geht ausschließlich aus Hautknochen hervor, an der Bildung des Rückenschildes aber beteiligen sich die
Dornfortsätze und Querfortsätze von Brustwirbeln sowie eine Anzahl paariger und unpaariger Knochenplatten der Haut. Auf
der äußern Fläche der Schilde lagern meist noch größere regelmäßige Platten (Schildpadd oder Schildpatt), welche der verhornten
Oberhaut ihren Ursprung verdanken, in ihren Umrissen aber keineswegs den unterliegenden Knochenstücken
entsprechen.
Sie ordnen sich in sehr regelmäßiger Weise derart an, daß man am Rückenschild eine mittlere und zwei seitliche Reihen und
in der Peripherie einen Kreis
[* 19] von Randschilden, am Bauch dagegen Doppelreihen von Schilden unterscheidet. Bei einigen S. fehlen
die Hornschilde aber ganz, und dann ist der Knochenpanzer einfach von der dicken Haut umgeben. Schulter-
und Beckengürtel liegen im Panzer eingeschlossen zwischen Rücken- und Bauchschild; ersterer ist überall, letzterer nur bei
den Landschildkröten mit den Schilden verbunden.
Rippen und Brustbein fehlen gänzlich. Auch die Zähne
[* 20] fehlen, dagegen sind die Kieferknochen an ihren Rändern
wie beim Vogelschnabel mit scharf schneidenden, gezahnten Hornplatten bekleidet, mit welchen einzelne Arten heftig beißen
können. Alle S. haben vier Extremitäten;
bei den Süßwasserschildkröten enden sie mit Schwimmfüßen, deren deutlich gesonderte
und bekrallte Zehen durch Schwimmhäute verbunden sind;
bei den Seeschildkröten sind sie platte Ruderflossen, an denen
die Zehen mit einer gemeinschaftlichen Haut überzogen sind, und die höchstens zwei Nägel
[* 21] am äußern Rande tragen;
auch bei
den Landschildkröten verschmelzen die Zehen zu einem dicken Klumpfuß
[* 22] mit schwieliger Sohle und 4 oder 5 Hornnägeln an der
Spitze.
Die S. sind träge, langsame Tiere von sehr geringem geistigen Vermögen; sie ernähren sich vorzugsweise von animalischen,
manche auch von vegetabilischen Stoffen, legen kugelförmige, mit einer lederartigen Schale überzogene Eier und verscharren
sie, besonders die Seeschildkröten in größerer Anzahl, an geeigneten Stellen in den Boden. Die erste
Begattung soll bei Emys picta (Nordamerika)
[* 28] im siebenten, die erste Eiablage im elften Lebensjahr erfolgen; hiermit stimmt das
sehr langsame Wachstum des Körpers und das hohe Alter, welches die Tiere erreichen, überein.
Auch die Lebenszähigkeit der S. ist ganz außerordentlich groß, und sie ertragen Verstümmelungen, selbst
innerer Organe, lange Zeit. Die Mehrzahl der (etwa 30) Gattungen (mit gegen 200 Arten) lebt innerhalb der Wendekreise; nur wenige
erreichen die gemäßigte Zone, eine Art geht bis Norddeutschland. Fossil treten S. ganz vereinzelt im Keuper, dann reichlicher
im Jura auf, und zwar sind es Meeres- (s. Tafel »Kreideformation«)
[* 29] und später Süßwasserformen; Landschildkröten
finden sich erst in der Tertiärzeit; zum Teil haben sie eine riesige Größe erreicht (s. unten). Als Vorfahren der S. nimmt
man die Anomodonten (s. Reptilien, S. 738) in Anspruch.
Man teilt die S. in fünf Familien. Die Seeschildkröten (Cheloniadae), mit nicht immer verknöchertem
Brust-
und flachem Rückenschild, zwischen welche Kopf und Beine nicht zurückgezogen werden können; Füße glatte Schwimmfüße,
deren Zehen von einer gemeinschaftlichen Haut überzogen sind. Sie leben in wärmern Klimaten im Meer, zuweilen Hunderte von
Seemeilen von der Küste entfernt; sie schwimmen und tauchen vortrefflich, nähren sich von Seepflanzen, Fischen,
Krebs- und Weichtieren und gehen nachts oft in Scharen ans Land, um ihre Eier in den Sand zu scharren.
Die Jungen suchen nach dem Ausschlüpfen alsbald das Wasser auf. Hierher gehört unter andern die Lederschildkröte (Dermatochelys
coriacea, s. Tafel), mit lederartiger Haut ohne Hornschilde, ferner die Suppenschildkröte (CheloneviridisStrauch,
Chelonia Mydas Bp.), über 2 m
lang und über 500 kg schwer, mit pyramidenförmigem, oben plattem und mit Schilden bedecktem, an den Seiten stark abfallendem
Kopf, scharfen, gezähnelten Kiefern, langen, gestreckten, schmalen Vorder- und breiten, klumpigen Hinterfüßen, aus 13 nebeneinander
liegenden Platten gebildetem Rückenschild, dunkel bräunlichgrün, heller und dunkler gefleckt, unterseits
weißlich, bläulich und rötlich geädert, bewohnt alle Meere des heißen und gemäßigten Gürtels, besonders in der Nähe
der Küsten, auch der Flußmündungen, lebt gesellig, ist höchst vorsichtig, schwimmt sehr schnell, besitzt außerordentliche
Kraft,
[* 30] verteidigt sich aber nicht, sondern sucht stets zu fliehen.
Sie frißt nur Seepflanzen. Die Weibchen legen in Zwischenräumen von 2-3 Wochen drei- bis viermal je 100 Eier,
aus welchen die Jungen in 2-3 Wochen ausschlüpfen. Während ihres Aufenthalts auf dem Land werden sie erbeutet, indem man
sie nachts auf den Rücken legt und morgens einsammelt. Die auf den europäischen Markt gelangenden stammen meist aus Westindien,
[* 31] besonders von Jamaica. Man transportiert sie lebend und auf dem Rücken liegend unter einem nassen Tuch;
sie fressen aber selten und magern daher auf der Reise bedeutend ab. Diese und einige andre Arten liefern ein Fleisch, welches
ebenso wie das Fett und die Eier als besonderer Leckerbissen gilt und gebraten, in Ragouts, Frikassees und
Suppen (turtle soup) gegessen wird.
Ausnehmend geschätzt sind die Füße der S. Die Karettschildkröte (C. imbricataStrauch, s. Tafel), 1,9 m lang (nach andern
Angaben viel kleiner), mit mehr oder minder stark hakigem Oberkiefer und dachziegelförmig sich deckenden Rückenplatten,
düster grünlich- bis schwarzbraun, heller flammig gezeichnet, auf dem Brustschild gelblichweiß, schwarz
gefleckt, bewohnt die zwischen den Wendekreisen liegenden Meere, besonders das Karibische Meer und die Sulusee, gleicht in der
Lebensweise der vorigen, nährt sich aber hauptsächlich von Seetieren und scharrt ihre Eier ebenfalls in den Sand. Dabei sollen
die Tiere immer wieder zu der Stelle zurückkehren, an welcher sie geboren wurden. Man jagt sie des Schildpatts
halber, zu dessen Gewinnung die lebenden Tiere in kochendes Wasser gehängt werden, bis sich die Platten ablösen. Nachdem dies
geschehen, gibt man das Tier wieder frei, weil man glaubt, daß sich das Patt wieder erzeuge. Das Fleisch ist ungenießbar,
die Eier aber sollen wohlschmeckend sein.
Die Weichschildkröten (Trionychidae), mit sehr flachem, unvollkommen verknöchertem Rückenschild und aus nicht verwachsenen
Knochen
[* 32] bestehendem Brustschild, ganz ohne Hornplatten; Hals lang, Kopf und Beine nicht zurückziehbar, Nase
[* 33] rüsselförmig, Zehen
und Schwimmfüße frei beweglich; Kiefer von fleischigen Lippen umgeben. Sie sind Flußbewohner Asiens, Afrikas und Amerikas, auch
sie
¶