nasse, ja vollständig unter
Wasser getauchte S. kann durch ein starkes
Zündhütchen und
ca. 300 g trockne S. oder durch
Nitroglycerin,
resp.
Dynamit zur
Explosion gebracht werden. Dagegen ist die nasse S. absolut unentzündlich und unexplodierbar durch Berührung
mit
Flamme
[* 2] oder glühenden
Körpern. Auf glühende
Platten geworfen, zersetzt sie sich langsam. Schießbaumwollmagazine
mit nasser
S., in
Brand gesteckt, brennen langsam unter ruhiger
Zersetzung der
S. ab. Diese
Eigenschaften haben dem Abelschen
Präparat die große Bedeutung und den Vorrang vor dem
Dynamit in den letzten
Jahren verschafft, namentlich hat es für das
Torpedowesen dadurch eine große Wichtigkeit erlangt und alle andern
Sprengstoffe verdrängt.
Auch in
Sprenggeschossen hat man S. angewandt, während sie als
Ersatz des
Schießpulvers, namentlich ihrer großen Brisanz
halber, sich nicht eignet. Sprenggranaten füllt man mit gekörnter nasser
S. und setzt nur wenig trockne
S. in kubischer Form
hinzu, um die
Explosion einzuleiten. In dieser Form lassen sich die
Granaten
[* 3] ohne
Gefahr aus
Mörsern verschießen. 21
cmGranaten, mit 26 kg S. geladen, werfen, nachdem sie 4 m tief in Sandboden eingedrungen, Trichter aus von 2,4
m Tiefe und 4,8 m oberm
Durchmesser, im ganzen von einem körperlichen
Inhalt von 15
cbm. Sie durchschlagen
Gewölbe
[* 4] von 1 m
Stärke
[* 5] mit 3 m hoher Erdbeschüttung.
Man benutzt die S. auch zum
Filtrieren
[* 6] von
Säuren und
Alkalien, von übermangansaurem
Kali, als Isolierungsmaterial bei elektrischen
Versuchen und mit Kaliumpermanganat getränkt als Verbandmaterial für sehr übelriechende
Wunden. Nachdem Braconnot 1832,
später auch
Pelouze und
Dumas explosive
Substanzen aus
Stärkemehl,
Holzfaser,
Papier etc. erhalten hatten,
stellte
Schönbein 1845 und
Böttger 1846 die S. dar, an welche sich alsbald weitgehende Erwartungen hinsichtlich der Verwendbarkeit
für Kriegszwecke knüpften.
Aber obwohl die
Darstellung der S. wesentlich verbessert wurde, erhielt man doch kein haltbares
Präparat. Erst
Lenk erzielte
bessere
Resultate, in Hirtenberg bei
Wien
[* 7] wurde 1853 eine Schießwollfabrik angelegt, aber nach zwei
Explosionen
von
Magazinen wurden 1865 die österreichischen
Versuche wieder aufgegeben.
Praktische Verwertbarkeit erlangte die S. erst durch
den englischen Chemiker
Abel, und 1874 wurde das englische
Verfahren auf
Anlaß der deutschen
Regierung durch
Hertz, welcher in
Oberschlesien eine
Fabrik errichtete, in
Deutschland
[* 8] eingeführt.
[* 10] allgemein das Forttreiben von
Geschossen mit
Hilfe einer bewegenden
Kraft,
[* 11] namentlich der Explosivkraft des
Schießpulvers. Von dem scharfen unterscheidet man den
Salut- und Manöverschuß (blinden
Schuß), bei welchem
kein
Geschoß
[* 12] angewendet wird. Die
Bahn des
Geschosses (s.
Flugbahn) ist von so vielen Verhältnissen abhängig, daß man nicht
von Treffgewißheit, sondern nur von einer
Wahrscheinlichkeit des
Treffens sprechen kann. Die Umstände, welche die Trefffähigkeit
beeinflussen, sind etwa:
1) Veränderungen der
Seele und Visiereinrichtungen, welche beim S. eintreten und nicht konstant bleiben,
z. B. das
Verbleien der
Züge, namentlich bei Bronzeröhren und kleinen
Ladungen;
5) mangelhafte
Stabilität der Lafettierung, des
Geschützstandes sowie die Art und Beweglichkeit des
Ziels. Diese Einflüsse
vermindern die Treffwahrscheinlichkeit, sobald sie fortdauernd wechseln; bleiben sie konstant, so können sie in Rechnung
gezogen und die daraus hervorgehenden Fehler bis zu einem gewissen
Grad beseitigt werden. Das richtige
Schätzen der
Entfernung des
Geschützes vom
Ziel fördert zwar die Treffwahrscheinlichkeit; da aber die ablenkenden Einflüsse
hierbei außer Rechnung bleiben, so ist die als richtig erschossene
Entfernung der wirklichen keineswegs immer gleich, woraus
der bedingte
Wert derDistanzmesser für das S. hervorgeht.
Da es, namentlich im Feldkrieg, oft schwer erkennbar ist, ob das
Ziel wirklich direkt getroffen wurde,
so legt man an der Höhenrichtung so lange zu, bis ein
Schuß durch das
Ziel verdeckt wird, also hinter dasselbe fällt. Trifft
bei verringerter
Elevation der nächste
Schuß vor das
Ziel, so ist man mit der mittlern
Elevation in der
Regel eingeschossen
(Gabelschießen). Hierbei muß jedoch der
Faktor für die
Wahrscheinlichkeit des
Treffens mit in Rechnung
gezogen werden, da ein gewisser Prozentsatz der Schüsse naturgemäß das
Ziel auch dann nicht trifft, wenn man richtig eingeschossen
ist.
Hierüber geben die Trefffähigkeitstabellen Auskunft, die aus Versuchsergebnissen zusammengestellt sind, welche unter möglichst
normalen Verhältnissen in Bezug auf
Geschütz,
Munition, Bedienung,
Witterung etc. erzielt wurden. Für
die
Praxis der
Artillerie sind Schießregeln aufgestellt, die in einfachster Form angeben, wie man einen möglichst sichern
Anhalt
[* 13] für die Beurteilung der
Lage des Treffpunktes zum
Ziel gewinnt, und wie man aus den
Beobachtungen folgern kann, ob man
richtig schießt, oder durch welche Änderungen man hierzu gelangt.
Dieselben sind, je nach der Schußart, ob Flach- oder Wurf- (Steil-) feuer, ersteres aus
Kanonen mit großer
Anfangsgeschwindigkeit,
letzteres aus kurzen
Kanonen und
Mörsern, verschieden,
da man bei jenem den
Punkt treffen muß, nach welchem das
Geschütz gerichtet
worden, während bei diesem der durch die
Brustwehr
[* 14] gedeckte Treffpunkt nicht sichtbar ist. Die Angaben,
welche Höhenrichtung und Seitenverschiebung bei jedem
Geschütz und für jede
Entfernung zu nehmen sind, werden aus den Schußtafeln
entnommen; sie reichen bis zu den größten gewöhnlichen
Entfernungen, z. B. beim leichten deutschen
Feldgeschütz bis auf 6800 m,
beim schweren auf 7000 m, bei der 12
cm Bronzekanone C/73 auf 5700 m, bei der 15
cm Ringkanone auf 8500 m.
Diese Schußweiten beziehen sich auf die horizontale
Ebene und haben nichts zu thun mit einer
Entfernung, die unter andern
Umständen noch erreicht werden könnte. Da die
¶
mehr
Wahrscheinlichkeit des Treffens in umgekehrtem Verhältnis zu der Schußweite steht, so stellen sich praktisch der Zielgröße
entsprechende Maximalschußweiten heraus. Beim indirekten S. befindet sich das Ziel hinter einer Deckung, wie die auf dem Wallgang
der Festungen oder in Belagerungsbatterien aufgestellten Geschütze.
[* 16] Da das Ziel nicht sichtbar ist, so muß die
Höhenrichtung, anstatt mit dem Aufsatz (s. Visier), mit dem Quadranten (s. d.) nach Graden genommen werden.
Beim direkten S. dagegen ist das Ziel beim Richten des Geschützes über den Aufsatz sichtbar. Für das S. mit Handfeuerwaffen
[* 17] sind im allgemeinen die vorentwickelten Grundsätze zutreffend; jedoch ist die Treffwahrscheinlichkeit hier vorwiegend von
dem guten Abkommen, d. h. davon abhängig, daß der Schütze richtig zielt, fest im Anschlag liegt, den
Atem anhält, ruhig abdrückt und fest durchs Feuer sieht. Bei den Handfeuerwaffen ist ihrer beliebigen Elevationsfähigkeit
wegen eine Totalschußweite erreichbar; sie beträgt beim deutschen Infanteriegewehr M/71 bei etwa 35° bis 3000 m, die Visiereinrichtung
geht jedoch nur bis 1600 m (s. Visier).