anstrengen und haben sich bei der
Arbeit frühzeitig mit geeigneten
Brillen, eventuell mit prismatischen
Gläsern zu versehen,
welche in jedem einzelnen
Fall vom
Arzt ausgesucht werden müssen. Zur Vermeidung des Schielens bei
Kindern hat man den Wärterinnen
zu verbieten, die
Kinder immer auf demselben
Arm zu tragen, die Sehobjekte nicht zu nahe vorzuhalten, für
eine gleichmäßige Verbreitung des
Lichts im
Zimmer, für eine passende
Stellung der Wiege zu sorgen; sehr kleine und feine
Gegenstände sind als Spielzeug den
Kindern nicht zu gestatten.
Außerdem wird ein öfteres Ermahnen zum richtigen
Gebrauch beider
Augen von Nutzen sein. Die Schieloperation, als das sicherste
Mittel zur Beseitigung des Schielens, ist in allen den
Fällen zu unternehmen, in welchen das S. konstant geworden ist. Diese
Operation besteht in der Durchschneidung des betreffenden, das S. unterhaltenden Augenmuskels, ist so gut wie gefahrlos,
erfordert sehr wenig Zeit und ist, wenn sie richtig vorgenommen wird, fast immer von vollständigem Erfolg
begleitet.
Vgl.
Schweigger, Klinische Untersuchungen über das S. (Berl. 1881).
die aus Bessemereisen gewalzten stabförmigen
Körper, aus welchen die Geleise der
Eisenbahnen gebildet werden
(näheres s.
Eisenbahnbau,
[* 3] S. 449 f.). 1 km Geleise erfordert etwa 65
Ton.
S., und auf horizontaler, wenig gekrümmter
Bahn bewirkt
eine über die S. geführte Bruttolast von 10-12 Mill. T. eine Höhenabnutzung von 1
mm. Die Dauer der S. bemißt sich auf
16-20 Jahre, bei starken
Neigungen undKrümmungen der
Bahn aber ist der Verbrauch bedeutend stärker. Die
abgenutzten S. werden vielfach zu Bauzwecken benutzt.
Dorf und Luftkurort im preuß. Regierungsbezirk
Magdeburg,
[* 4]
Kreis
[* 5]
Wernigerode,
[* 6] südöstlich am
Brocken und an der
KaltenBode, 563-596 m ü. M., hat eine neue gotische
Kirche und (1885) 392 Einw. In der
Nähe groteske Felspartien,
darunter die Schnarcher- und die Hohneklippen, erstere physikalisch dadurch merkwürdig, daß die
Magnetnadel auf ihrer
Höhe
dekliniert, was man den dem
Felsen eingesprengten Eisenteilchen zuschreibt.
(Schießwolle,
Pyroxylin,
Nitrocellulose) entsteht durch Einwirkung starker
Salpetersäure HNO3 auf
Baumwolle,
[* 9] welche aus reiner
Cellulose C6H10O5 besteht, und ist im wesentlichen Trinitrocellulose
C6H7(NO2)3O5 ^[C6H7(NO2)3O5], nach andern Cellulosehexanitrat C12H14O4(NO3)6
^[C12H14O4(NO3)6].
Zur
Darstellung der S. reinigt man
Abfälle bereits versponnener
Baumwollgarne von Beimengungen,
lockert sie auf einem Reißwolf und bringt sie nach dem
Trocknen in eine Mischung aus 1 Teil
Salpetersäure von 1,516 und 3 Teilen
Schwefelsäure
[* 10] von 1,842 spez. Gew. Das Säuregemisch befindet sich in
Gefäßen, die durch fließendes
Wasser gekühlt werden. In diese
Gefäße wird die
Baumwolle in
Quantitäten von etwa 500 g gebracht und sehr schnell untergetaucht;
nach einigen
Minuten wird sie herausgenommen, auf einem
Rost von überschüssiger
Säure befreit und in irdene, beständig gekühlte
Töpfe gefüllt, in welchen sich die Einwirkung der
Salpetersäure auf die
Baumwolle vollendet.
Nach 24
Stunden wird die rohe S. auf
Zentrifugen ausgeschleudert, in viel
Wasser gebracht, abermals ausgeschleudert, zur
Entfernung
der letzten Säurespuren in Waschbottiche gebracht, in welchen
Wasser mit wenig
Soda oder
Kalk durch Dampfröhren erwärmt wird,
und nun in
Holländern, wie sie in Papierfabriken gebräuchlich sind, in einen feinen Brei verwandelt.
Diesen wäscht man nochmals und entwässert ihn schließlich auf der Zentrifugalmaschine, um ihn in feuchtem Zustand
aufzubewahren.
Für den
Gebrauch wird die gemahlene S. unter hydraulischen Vorpressen in cylindrische oder prismatische
Formen gebracht und
endlich durch sehr starken
Druck in eine papiermachéartige
Masse verwandelt. Man formt die gemahlene S.
auch in
Bogen
[* 11] oder
Platten und zerschneidet diese zu kleinen
Körnern, erhält diese gekörnte S. aber auch durch Behandeln
der gemahlenen, noch wasserhaltigen und mit einem
Bindemittel versetzten
S. in einem schwingenden
Gefäß.
[* 12] Zur bessern Konservierung
taucht man die S. 15-20
Sekunden in
Äther, wodurch sie eine harte Oberfläche erhält.
nasse, ja vollständig unter Wasser getauchte S. kann durch ein starkes Zündhütchen und ca. 300 g trockne S. oder durch Nitroglycerin,
resp. Dynamit zur Explosion gebracht werden. Dagegen ist die nasse S. absolut unentzündlich und unexplodierbar durch Berührung
mit Flamme oder glühenden Körpern. Auf glühende Platten geworfen, zersetzt sie sich langsam. Schießbaumwollmagazine
mit nasser S., in Brand gesteckt, brennen langsam unter ruhiger Zersetzung der S. ab. Diese Eigenschaften haben dem Abelschen
Präparat die große Bedeutung und den Vorrang vor dem Dynamit in den letzten Jahren verschafft, namentlich hat es für das
Torpedowesen dadurch eine große Wichtigkeit erlangt und alle andern Sprengstoffe verdrängt.
Auch in Sprenggeschossen hat man S. angewandt, während sie als Ersatz des Schießpulvers, namentlich ihrer großen Brisanz
halber, sich nicht eignet. Sprenggranaten füllt man mit gekörnter nasser S. und setzt nur wenig trockne S. in kubischer Form
hinzu, um die Explosion einzuleiten. In dieser Form lassen sich die Granaten
[* 19] ohne Gefahr aus Mörsern verschießen. 21 cmGranaten, mit 26 kg S. geladen, werfen, nachdem sie 4 m tief in Sandboden eingedrungen, Trichter aus von 2,4
m Tiefe und 4,8 m oberm Durchmesser, im ganzen von einem körperlichen Inhalt von 15 cbm. Sie durchschlagen Gewölbe
[* 20] von 1 m
Stärke
[* 21] mit 3 m hoher Erdbeschüttung.
Man benutzt die S. auch zum Filtrieren
[* 22] von Säuren und Alkalien, von übermangansaurem Kali, als Isolierungsmaterial bei elektrischen
Versuchen und mit Kaliumpermanganat getränkt als Verbandmaterial für sehr übelriechende Wunden. Nachdem Braconnot 1832,
später auch Pelouze und Dumas explosive Substanzen aus Stärkemehl, Holzfaser, Papier etc. erhalten hatten,
stellte Schönbein 1845 und Böttger 1846 die S. dar, an welche sich alsbald weitgehende Erwartungen hinsichtlich der Verwendbarkeit
für Kriegszwecke knüpften.
Aber obwohl die Darstellung der S. wesentlich verbessert wurde, erhielt man doch kein haltbares Präparat. Erst Lenk erzielte
bessere Resultate, in Hirtenberg bei Wien
[* 23] wurde 1853 eine Schießwollfabrik angelegt, aber nach zwei Explosionen
von Magazinen wurden 1865 die österreichischen Versuche wieder aufgegeben. Praktische Verwertbarkeit erlangte die S. erst durch
den englischen Chemiker Abel, und 1874 wurde das englische Verfahren auf Anlaß der deutschen Regierung durch Hertz, welcher in
Oberschlesien eine Fabrik errichtete, in Deutschland
[* 24] eingeführt.