die Fortsetzung des
»Hafis«, voll schalkhafter
Epigramme, leichtfüßiger Dithyramben, erotischer
Legenden und
Parabeln von höchst
abgerundeter Form.
Manches Fremdartige in diesen
Produkten erklärt sich aus Schefers Vorliebe für den
Orient und die religiös-sittlichen
Ansichten des Mohammedanismus, die besonders stark in »Mahomets türkischen
Himmelsbriefen« (Berl. 1840) hervortritt. Seine letzten
Publikationen waren: »SchneekönigsKinder«, komisches
Epos (Düsseld. 1857),
und
»HomersApotheose«
(Lahr
[* 2] 1858), ein Gedicht, in welchem mit der Verherrlichung des Dichters die des
vollen, gesunden, ausgereiften Menschendaseins gegeben werden sollte. Seine musikalische Begabung machte der Dichter in späterer
Zeit in einer
Oper: »Sakontala«, und mehreren von ihm komponierten
Quartetten geltend. Er starb in
Muskau. Aus seinem
Nachlaß gab
Gottschall »Für
Haus und
Herz.
LetzteKlänge« (Leipz. 1867) und Moschkau »Das
Buch des
Lebens und der
Liebe« (das. 1877, 3. Aufl. 1887) heraus. »Ausgewählte
Werke« Schefers erschienen in 12
Bänden (2. Aufl., Berl. 1857).
in
Württemberg
[* 6] = 177,226L. Der nach Einführung des metrischen Maßsystems in
Deutschland
[* 7] zur Anwendung kommende »Neuscheffel« hat 50L. = 5
Faß à
[* 8] 10L. = ½
hl, wurde 1884 wieder abgeschafft.
S. heißt auch ein Ackermaß gleich einer
Fläche, zu deren Besäung 1 S.
Frucht oder
Aussaat gehört. Vgl.
Hohlmaße.
Allein immer unwiderstehlicher wurde er von seinen poetischen
Neigungen zur litterarischen Laufbahn geführt,
und er folgte dem innern Drang um so leichter, als die günstigen Verhältnisse seiner
Familie eine sorglose
Entwickelung seines
Talents gestatteten. Die
Reise, welche er im Mai 1852 nach
Rom
[* 15] antrat, sollte über seinen
Beruf zur
Landschaftsmalerei entscheiden,
entschied aber in
Wahrheit über seine poetische Zukunft, da er in
Italien der
Stärke
[* 16] u. Eigenart seines
Dichtertalents gewiß ward. Er trat nunmehr mit dem köstlichen Erstlingswerk »Der
Trompeter von
Säckingen, ein Sang vom
Oberrhein« (Stuttg. 1854; 77. Aufl., das.
1880) hervor, welchem schon kurze Zeit später der historische
Roman »Ekkehard« (Frankf. 1857; 100. Aufl.,
Stuttg. 1888) folgte.
Sowohl die kleine epische
Dichtung als der
Roman, eine Geschichte aus dem 10. Jahrh., ließen in S. auf der
Stelle einen durch
Originalität, die prächtigste
Frische und einen seltenen
Humor ausgezeichneten Dichter erkennen, dem aus der
Fülle innerer
Anschauung und lebendig gewordener
Studien noch dazu die reichsten
Farben für Schilderung verschiedener
Zeiten
und Zustände zu
Gebote standen. Nachdem der Dichter eine Zeitlang in
München, dann 1858-59 als Bibliothekar des
FürstenEgon von
Fürstenberg in
Donaueschingen gelebt hatte, ließ er sich dauernd in seiner Vaterstadt
Karlsruhe nieder, wo der 50.
Geburtstag
des inzwischen berühmt Gewordenen in besonders festlicher
Weise begangen, S. aber durch den
Großherzog
von
Baden
[* 17] in den erblichen Adelstand erhoben ward. Unter den spätern
ProduktionenScheffels fanden die humoristischen
Lieder
und
Balladen, die in
»Gaudeamus« (Stuttg. 1867; 50. Aufl., das.
1887) gesammelt erschienen, um ihrer geistreichen
Frische, ihres kecken studentischen
Tons willen außerordentlichen Beifall.
In
»FrauAventiure.
Lieder aus
Heinrich vonOfterdingens Zeit« (Stuttg. 1863; 15. Aufl., das.
1887) sowie in der
Erzählung
»Juniperus. Geschichte eines
Kreuzfahrers« (das. 1868, 4. Aufl. 1883) überwogen die
zum Erweis gründlicher
Studien dienenden Einzelzüge die warme Darstellungskraft und siegende Lebendigkeit zwar nicht, aber
sie nahmen diesen
Dichtungen doch die volle Unmittelbarkeit.
Beide
Dichtungen waren gleichsam
Splitter eines geplanten großen historischen
Romans, welche die Entstehung des
Nibelungenlieds
und den
Sängerkrieg auf der Wartburg schildern sollte, aber leider unausgeführt blieb. Scheffels letzte
Produktionen sind
die »Bergpsalmen« (Stuttg. 1870, 4. Aufl.
1883); das lyrische
Festspiel »Der Brautwillkomm auf
Wartburg« (Weim. 1873); »Waldeinsamkeit«,
Dichtung zu zwölf landschaftlichen Stimmungsbildern von Jul.
Marak (Stuttg. 1880, 5. Aufl. 1888); »Der
Heini von
Steier«,
Dichtung
(Münch. 1883),
und »Hugideo. Eine alte Geschichte« (Stuttg.
1884, 5. Aufl. 1886). Zu einer Anzahl seiner Werke hat
Anton v.
Werner (s. d.) treffliche
Illustrationen geliefert. Nachdem
S. die letzten Jahre seinesLebens auf einer Besitzung zu
Radolfzell am untern
Bodensee zugebracht hatte,
starb er in
Karlsruhe. Nach seinem
Tod erschienen noch: »FünfDichtungen« (Stuttg. 1887);
»Reisebilder« (hrsg. von
J.
^[Johannes]
Prölß, das. 1887) und »Gedichte« (das.
1888).
1) Ary, franz.
Maler, geb. zu
Dordrecht,
[* 19] Sohn des Malers
JohannBaptist S. aus
Mannheim,
[* 20] eines
SchülersTischbeins, ging mit 18
Jahren nach
Paris,
[* 21] wo er sich bei P.
Guérin ausbildete, und malte dann eine lange
Reihe von religiösen, historischen und Genrebildern aus dem Volksleben, welch letztere sich durch Einfachheit und
Wahrheit
der
Empfindung auszeichneten, bis das Auftreten der
Romantiker bestimmend auf ihn einwirkte und er sich ihren Bestrebungen
anschloß.
Endlich schuf S. auch Bildnisse berühmter Zeitgenossen. Er starb in Argenteuil bei Paris. Die empfindsame, krankhafte
Richtung, welche S. vertrat, kam der allgemeinen Zeitstimmung so sehr entgegen, daß er einer der
gefeiertsten Künstler seiner Zeit war. Doch hat sein Ruhmvor der Nachwelt nicht Stich gehalten.
Vgl. Mrs. Grote, A memoir of
the life of A. S. (2. Aufl., Lond. 1860).