moussierender
Wein, im allgemeinen s. v. w. Champagner;
dann speziell zum Unterschied von der französischen
Ware in
neuerer Zeit beliebte Bezeichnung des deutschen moussierenden
Weins, auch moussierender
Obstwein.
die
Kunst, einen dramatischen Vorgang, eine künstlerisch geordnete
Handlung zu
voller sinnlicher
Anschauung zu bringen. Sie ist die einzige, bei welcher der
Künstler mit der vollen Wirklichkeit seiner
Persönlichkeit eintritt und diese zum Darstellungsmittel macht, zugleich auch die einzige, welche sich sowohl an den
Gesichts-
als an den
Gehörssinn wendet. Sie erscheint hierdurch als die realste und umfassendste aller
Künste,
zumal da sie auch noch die übrigen, besonders die
Malerei, zu ihrer Unterstützung herbeiziehen kann, ist aber ihrem
Wesen
nach nicht selbst schöpferisch, sondern an das
Wort des Dichters gebunden, also reproduzierend.
Die Mitwirkung der
Malerei bei der S. ist deshalb möglich, weil jede
Handlung einen Schauplatz voraussetzt
und die volle sinnliche Vergegenwärtigung derselben auch dessen sinnliche
Anschauung fordert. Die Szenographie oder das,
was wir heute szenische
Ausstattung nennen, bildet daher einen Teil dieser
Kunst. Sie gehört ausschließlich der sichtbaren
Seite derselben an, hat aber zu verschiedenen
Zeiten eine verschiedene
Ausbildung gefunden, wie man von ihr
sogar zeitweilig so gut wie völlig abzusehen vermochte. Weiteres s. bei
Theater.
[* 13] - Im engern
Sinn versteht man unter S. nur
die
Kunst des dramatischen Darstellers.
Die letztere zerfällt ebenfalls in einen dem
Gehörssinn und in einen dem
Gesichtssinn zugewendeten Teil. Jener umfaßt den
rednerischen
Vortrag, bei welchem man den gedanklichen Teil der
Sprache
[* 14] von dem Empfindungsausdruck mit
seinen verschiedenen Tonstärken und
Klangfarben, mit seinen
Accenten, Rhythmen,
Zeitmaßen und
Intervallen zu unterscheiden
hat; dieser die
Mimik
[* 15] (das
Mienen- und
Gebärdenspiel) und die
Maske, d. h. die charakteristische Erscheinungsform der darzustellenden
Individualität, zu welcher auch das
Kostüm
[* 16] gehört.
Der schauspielerische
Vortrag ist ebenso sehr von dem des Redners und
Lehrers verschieden wie der dramatische
von dem epischen und lyrischen. Der
Schauspieler spricht und spielt vor dem
Publikum, dieses soll ihn hören und sehen; er
wendet sich dabei aber nicht unmittelbar an dasselbe, sondern an seine Mitspieler. Er soll den Zuschauer nicht unmittelbar
zu etwas überreden oder bestimmen, noch ihn unmittelbar unterrichten, er soll ihm nur einen Vorgang sinnlich vergegenwärtigen
und zwar einen Vorgang, welcher auf
Handlung beruht.
Die
Schöpfung des Darstellers setzt diejenige einer andern
Kunst voraus, wobei es keinen Unterschied macht, ob er selbst die
Worte improvisiert, oder ob sie ihm von Dichtern geboten werden. Während also nach dieser
Richtung seine
Kunst keine ganz selbständige und freie ist, hat sie in dem auf das
Auge
[* 17] berechneten Teil, von welchem der Dichter bei seiner
Darstellung absehen muß, eine eigne schöpferische Thätigkeit zu entfalten. Bei der
Mimik des Schauspielers sind diejenigen
Bewegungen, welche die
Rede begleiten, von denjenigen zu unterscheiden, welche von ihr unabhängig sind.
Zu letztern gehört auch das stumme
Spiel sowohl der an der
Handlung unmittelbar beteiligten
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Doch nicht nur von der Dichtung, auch von seinen Mitspielern, vom Zusammenspiel, ist der Schauspieler abhängig. Er hat die
doppelte Aufgabe, die darzustellende Rolle in ihrer charakteristischen Individualität, zugleich aber auch in der ihr durch
das Ganze angewiesenen Stellung und Beleuchtung
[* 19] zur Darstellung zu bringen. Diese doppelte Abhängigkeit
hat die Schauspieler zu Versuchen, sich selbständig zu machen, veranlaßt. Der Versuch, sich von der Kunst des Dichters unabhängig
zu machen, führte zur Erfindung des Stegreifspiels, das den Schauspieler freilich in um so größere Abhängigkeit von seinen
Mitspielern brachte.
Die Befreiung von letztern führte dagegen zur Umkehrung des zwischen dem einzelnen Darsteller und der
Darstellung des Ganzen bestehenden natürlichen Verhältnisses, zur Unterordnung des Zusammenspiels unter die Virtuosität
des einzelnen Darstellers oder, wie man die hieraus entspringenden Erscheinungen jetzt nennt, zum Virtuosentum. Wie alle nachahmenden
Künste, ist ferner die S. noch abhängig von den Erscheinungen und den Gesetzen der Natur und des wirklichen
Lebens.
Wenn die Naturwahrheit aber auch eine unerläßliche Forderung an sie ist, so ist sie doch nicht der letzte Zweck derselben.
Vielmehr sehen wir die verschiedenen Künste, um die ihnen eigentümlichen Zwecke erreichen zu können, in verschiedener Weise
und in verschiedenem Umfang von einem bestimmten Teil der Wirklichkeit absehen. Wie in der Nachahmung der
Natur und Wirklichkeit nicht der letzte Zweck der Kunst beruht, so muß es sich auch bei der S., den höhern Zwecken der Kunst
entsprechend, noch um eine höhere Wahrheit als um die der Natur und Wirklichkeit handeln.
Die einseitige und ausschließliche Naturnachahmung führt hier, wie in aller Kunst, zum Naturalismus.
Die S. gerät aber nicht selten auch in den entgegengesetzten Fehler, die Natur- und Lebensbeobachtung ganz zu vernachlässigen
und sich im Gegensatz dazu eine unwahre Ausdrucksart zu bilden, welche man theatralisch nennt. So wichtig der fortwirkende
Einfluß früherer Kunstformen und Kunstwerke auf die Entwickelung der Künste, insbesondere der Stile,
ist, so wird doch die Ausschließlichkeit eines solchen Einflusses allmählich zur Verflachung und Erstarrung der künstlerischen
Formen, zum Formalismus, führen.
Wenn die S. sich einerseits vielfach von der Abhängigkeit von andern Künsten zu befreien gesucht hat, so hat sie anderseits
wieder nicht selten eine Anlehnung an sie und eine Verbindung mit ihnen, insbesondere mit der Musik, gesucht
und im musikalischen Drama, im Singspiel und in der Oper, gefunden. Dies erklärt sich daraus, daß die in der Zeit darstellenden
Künste in ebenso innigen Beziehungen zu einander stehen wie die im Raum darstellenden oder bildenden Künste und
die S. bei verschiedenen Völkern vom Gesang ausgegangen ist.
Die Schauspielkunst der Griechen, die älteste, bei welcher von Kunst in modernem Sinn die Rede sein kann,
hat ihren Ausgang von den Dionysischen Dithyrambenchören genommen. Die Entwickelung vollzog sich dergestalt, daß der Dichter,
welcher bis dahin der Chorführer gewesen war, als erster und zunächst auch als einziger Schauspieler aus dem Chor heraus-
und ihm gegenübertrat, der anfangs sein Gegenspieler blieb. Allmählich sonderte sich aber die Handlung
mehr und mehr von dem Chor ab. Die gesprochene Streitrede, aus welcher sich endlich das Drama entwickelte, trat dem Chorgesang
gegenüber, der zuletzt ganz in den Hintergrund kam.
Die Griechen mußten bei ihren Darstellungen schon deshalb von einem bestimmten Teil der Naturwahrheit absehen, weil sie
auf dem Kothurn oder Soccus und in Masken
[* 21] mit Vorrichtungen zur Verstärkung
[* 22] des Schalles, wozu sie durch die Größe der oben
offenen Theater genötigt waren, spielten. Wenn auch dadurch der Vorteil erreicht wurde, daß die Persönlichkeit des Darstellers
nicht in störender Weise aus der Erscheinung des darzustellenden Charakters hervortrat und die Feierlichkeit
der Darstellung erhöht wurde, so ging man zugleich eines bedeutsamen Darstellungsmittels, des Mienenspiels, verlustig. Um
wieviel höher und reicher man zu dessen Ersatz auch die Gesten, besonders der Hände, entwickeln mochte, so wurde doch hierdurch
der individuelle Ausdruck des Charakteristischen und der Empfindungen im hohen Grad beschränkt.
Thespis wird nicht nur als der Erfinder des Schauspiels bezeichnet, sondern es wird auch von ihm gesagt,
daß er bei seinen Darstellungen nacheinander in drei verschiedenen Masken erschienen sei, worauf sich vielleicht die Dreizahl
der Schauspieler (des Protagonisten, des Deuteragonisten und des Tritagonisten) zurückführen läßt. Der Gebrauch der Masken
und der damit verbundene Mangel schärferer Individualisierung gestatteten nämlich, daß ein und derselbe
Schauspieler in einem Stück verschiedene Rollen
[* 23] darstellen konnte, was eine Beschränkung des Personals ermöglichte.
Doch beweisen die uns erhaltenen Dramen, daß auch zuweilen mehr als drei Schauspieler darin thätig und jene drei ersten Schauspieler
wohl die einzigen waren, welche vom Staat bezahlt wurden. Die Frauen waren noch ganz von der griechischen
Bühne ausgeschlossen. Von Athen
[* 24] aus verbreitete sich das attische Schauspielwesen über ganz Griechenland
[* 25] und die Kolonien.
Zur Zeit des Demosthenes bildeten die Schauspieler bereits einen eignen Stand, und die meisten öffentlichen Festlichkeiten
fanden unter ihrer Mitwirkung statt. In Rom,
[* 26] welches die griechische S. bei sich einführte, aber bald
selbständig ausbildete und die Zahl der Schauspieler dem Bedürfnis des aufzuführenden Stückes anpaßte, entwickelte sich
besonders die Mimik zu höchster Vollendung.
Da man hier teilweise ohne Masken spielte, so bildete sich auch noch das Mienenspiel aus. Die Pantomime wurde später
die herrschende Form. In der Tragödie erlangten besonders Äsopus, in der KomödieRoscius, in der PantomimePylades und Bathyllos
große Berühmtheit. Auch Frauen betraten die Bühne, doch, mit Ausnahme der Mimen, erst in der Kaiserzeit. So sehr sich hier
aber auch die S. nach ihrer technischen Seite vervollkommte, so verlor sie doch mehr und mehr an Würde.
Sie geriet
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