(Nachrichter), die seit dem Ende des
Mittelalters übliche Bezeichnung von
Personen, welche die durch Richterspruch
verhängte
Todesstrafe der
Enthauptung von
Amts wegen zu vollstrecken haben. Nach dem ältesten germanischen Rechtsgebrauch
stand der das
Urteil findenden
Gemeinde oder dem Kläger mit seinem Anhang die
Strafvollstreckung zu. Dann fiel dieselbe in der
Regel den
Fron- oder Gerichtsboten zu; an manchen
Orten aber bestand der seltsame
Gebrauch, daß der jüngste
Schöffe, selbst mitunter der jüngste Ehemann oder gar der nächste Anverwandte des Verurteilten die
Hinrichtung vollziehen
mußte.
Nachdem es aber Brauch geworden, die
Exekution besondern Individuen zu
übertragen, machte man einen Unterschied zwischenS.
und
Henker, indem man jenem die
Vollstreckung der
Enthauptung, als nicht entehrender
Todesstrafe, den
Henkern aber, die gewöhnlich
in den
Diensten des Scharfrichters standen und ihr
Amt unter dessen
Aufsicht ausübten, die für entehrend geltenden
Arten der
Todesstrafe, wie
Hängen,
Rädern, Vierteilen, Verbrennen etc., sowie die Folterung zuwies.
Wiewohl nun nach den
Reichsgesetzen den S. niemals Unehrlichkeit oder
Anrüchigkeit treffen sollte, trug
er doch in der öffentlichen Meinung gleich den
Henkern und
Abdeckern einen Makel
an sich, von welchem das Scharfrichtergewerbe,
das sich regelmäßig von dem
Vater auf den Sohn fortzuerben pflegt, noch jetzt nicht ganz frei ist. Das Meisterstück
des Scharfrichters besteht in der kunstgerechten
Enthauptung eines Verurteilten. Das Scharfrichterschwert war mit einer geraden,
breiten, zweischneidigen
Klinge versehen, welche vorn breiter als am
Griff war, den man mit zwei
Händen fassen konnte. In neuerer
Zeit werden die
Enthauptungen mit dem
Beil und zwar meistens mit dem
Fallbeil vollzogen (s.
Guillotine).
großer
Strom in Zentralafrika, von dessen unterstem
Lauf wir bisher allein genauere Kenntnis
haben. Seine Quellflüsse (Aukadebbe,
Bahr el Abiad,
Bahr el Asrak,
Bahr Kuti,
Bahr el Ardhe) entspringen auf dem unter dem 23.°
östl. L. nordsüdlich von
Dar Fur
[* 4] nach
Dar Banda sich hinziehenden Höhenrücken, welcher die
Wasserscheide gegen den
Nil bildet.
Diese
Flüsse
[* 5] haben nordwestliche
Richtung und umschließen, nachdem sie sich in
Bagirmi vereinigt, eine
mächtige
Insel in zwei Hauptarmen, deren südlicherm aus
Adamáua der Logone zugeht, und die sich nach ihrer abermaligen Vereinigung
sogleich wieder in zahlreiche
Arme spalten und, ein umfangreiches
Delta
[* 6] bildend, in den Tsadsee sich ergießen. Den untern
Lauf erforschte
Nachtigal 1872, über den obern machte sein
Diener Angaben.
(Scharlachfieber,Scarlatina), fieberhafte ansteckende
Krankheit, deren
Name von dem auffallenden roten
Hautausschlag hergenommen ist (vgl. Tafel
»Hautkrankheiten«,
[* 7] Fig. 7). Das Krankheitsgift ist noch völlig unbekannt. Die Inkubationszeit
des Scharlachfiebers, d. h. die Zeit, welche zwischen der
Ansteckung und dem
Ausbruch der
Krankheit vergeht, scheint etwa acht
Tage zu betragen.
Personen, welche das Scharlachfieber einmal überstanden haben, werden nur äußerst selten zum zweitenmal
von derselben
Krankheit ergriffen.
Bei herrschenden Scharlachepidemien bleiben die
Säuglinge häufig verschont;
Kinder, welche das zweite Lebensjahr überschritten
haben, sind für die
Ansteckung am meisten empfänglich.
Indes werden auch erwachsene
Menschen häufig genug vom Scharlachfieber
befallen, wenn sie dasselbe nicht als
Kinder überstanden haben. Vorzugsweise, jedoch nicht ausschließlich kommen die
Scharlachepidemien im
Herbst und Frühjahr in sehr wechselnder Bösartigkeit vor.
Die
Organe, welche beim Scharlachfieber am augenfälligsten erkranken, sind die äußere
Haut,
[* 8] die Rachenschleimhaut und die
Nieren. Der Scharlachausschlag auf der
Haut beginnt mit dem Auftreten zahlreicher kleiner, dicht bei einander stehender geröteter
Punkte, welche alsbald zusammenfließen und eine gleichmäßig gerötete
Fläche bilden. Die
Haut ist dabei
gleichmäßig angeschwollen, oft glänzend und geglättet. Bei den regulären Scharlachfällen ist auch konstant eine
Entzündung
der Rachenschleimhaut zugegen, und in bösartigen
Epidemien nimmt die Halsaffektion nicht selten die Form der diphtheritischen
Entzündung an. Damit verbinden sich dann zuweilen
Entzündungen der
Nase,
[* 9] derOhrspeicheldrüsen, der
Lymphdrüsen
und des
Bindegewebes am
Hals, welche meist in Vereiterung oder selbst in
Brand übergehen.
Ganz konstant ist mit dem Scharlachfieber eine Erkrankung der
Nieren verbunden, welche sich durch den
Abgang von
Eiweiß mit
dem
Harn und durch Abstoßung der Nierenepithelien zu erkennen gibt. In seltenen
Fällen treten andre Erkrankungen,
besonders
Entzündungen der
Gelenke, der serösen
Häute, des innern
Ohrs, hinzu. Die reinsten Scharlachfälle, bei welchen neben
dem entzündlichen
Fieber nur der Hautausschlag, die Rachenentzündung und die Blutüberfüllung der
Nieren bestehen, pflegt
man als einfaches, normales oder gutartiges Scharlachfieber zu bezeichnen; aber auch dieses stellt immer eine schwere Erkrankung
dar. Im Inkubationsstadium ist bei den meisten Individuen das Wohlbefinden völlig ungetrübt.
Scharlachbeere - Schar
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Einzelne Kranke klagen jetzt schon über Mattigkeit, Abgeschlagenheit und über ein unbestimmtes Krankheitsgefühl. Das
Stadium
der
Vorläufer (meist 1-2
Tage) beginnt mit wiederholtem
Frösteln, seltener mit einem einmaligen
Schüttelfrost. Der Kranke
bekommt nun das
Gefühl brennender
Hitze, Brechneigung oder wirkliches
Erbrechen, heftigen
Kopfschmerz, das
Gefühl großer
Erschlaffung, eine allgemeine Schmerzhaftigkeit der
Glieder.
[* 10] Der
Durst ist gesteigert, der
Schlaf gestört. Der
Puls macht oft jetzt schon 120-130
Schläge in der
Minute, und die
Körpertemperatur hat eine
Höhe von 39° C. und darüber.
Gleichzeitig klagen die Kranken über einGefühl von Trockenheit und
Brennen im
Hals und über
Schmerzen,
welche durch Schlingbewegungen vermehrt werden. Die Schleimhaut der
Mandeln und des weichen
Gaumens zeigt sich dunkel gerötet
und geschwollen.
Manche Kranke sind sehr aufgeregt oder delirieren,
¶
mehr
andre liegen teilnahmlos und apathisch da. Kinder werden nicht selten von vorübergehenden Zuckungen befallen. Andre Kranke
ertragen das Vorläuferstadium viel leichter und scheinen während desselben kaum ernsthaft krank zu sein. Das Stadium des
Scharlachausschlags kündigt sich fast immer durch eine Steigerung des Fiebers an. Auch die Kopfschmerzen, das Schwächegefühl,
die Aufregung oder Apathie der Kranken steigern sich, und gerade in dieser Zeit werden bei Kindern am häufigsten
konvulsivische Anfälle beobachtet.
Die dunkelste Röte findet sich am Hals, an den Streckseiten der Arme und Beine, an den Gelenken, Händen und Füßen. Mit dem Ausbruch
des Exanthems steigern sich die Halsbeschwerden, die Rötung des Gaumens wird stärker, die Zunge zeigt
nicht bloß an den Rändern, sondern auch auf dem Rücken, von dem sich der anfangs vorhandene Belag gewöhnlich abgestoßen
hat, eine dunkle Himbeerröte (»Himbeerzunge«). Das Stadium der Blüte
[* 12] des Ausschlags, welches 4-5 Tage anzudauern pflegt, ist
dadurch charakterisiert, daß etwa am zweiten Tag desselben das Fieber, der Ausschlag und die Halsbeschwerden
ihren Höhepunkt erreichen.
Der Harn enthält jetzt reichliche Mengen abgestoßener Nierenepithelzellen und häufig etwas Eiweiß. Auch das Allgemeinbefinden
der Kranken ist zu dieser Zeit am schwersten beeinträchtigt. Dann aber pflegen sämtliche Krankheitserscheinungen langsam
abzunehmen, die Pulsfrequenz und Temperaturerhöhung herabzugehen; das Exanthem erblaßt, die Schlingbeschwerden
werden geringer, und das Allgemeinbefinden bessert sich. Gewöhnlich am fünften Tag nach dem Ausbruch des Exanthems beginnt
das Stadium der Abschuppung.
Die Haut, welche bisher gerötet war, wird blaß, rauh und spröde, und die Epidermis
[* 13] löst sich in vielen kleinen Fetzen oder
in größern Lappen ab; es verlieren sich auch die letzten Spuren des Fiebers und der Halsbeschwerden. Die
Krankheit endigt bei normalem und gutartigem Verlauf in der 3.-4. Woche mit vollständiger Genesung. Zu den gutartigen Fällen
von S. rechnet man auch noch zwei rudimentäre Formen der Krankheit, nämlich das S. ohne Halsbeschwerden (scarlatina sine
angina) und solche Fälle von Angina, welche zur Zeit einer Scharlachepidemie auftreten, bei welchen aber
kein Scharlachausschlag auf der äußern Haut vorhanden ist (scarlatina sine exanthemate).
Ist der Verlauf ein ungünstiger, so kann in jedem Stadium der Tod eintreten, entweder unter Steigerung der fieberhaften Allgemeinkrankheit
oder der Rachendiphtheritis oder der Nierenentzündung. Im letztern Fall entsteht Wassersucht. Die Behandlung
erfordert, wie bei allen Seuchen, mehr Vorsichtsmaßregeln als Mixturen. Strenge Absonderung des Kindes ist dringend geboten,
daneben achte man auf jede Verdauungsstörung und frage bei etwanigen Mandelschwellungen ungesäumt um ärztlichen Rat.
Bei normalen Scharlachfällen sorgt man für eine gleichmäßige, eher kühle (15-20° C.) als zu warme
Temperatur des Krankenzimmers, welches sorgfältig und öfters gelüftet werden muß. Als Getränk passen kühles Wasser oder
eine säuerliche Limonade, als Nahrung einfache, dabei leicht nährende Suppen, Milch u. dgl. Der Kranke muß bis zur beendigten
Abschuppung im Bett
[* 14] bleiben und auch dann noch ängstlich vor Erkältungen geschützt werden, daher mindestens
noch 14 Tage das Zimmer hüten.
Sonst ist in gutartigen Fällen keine besondere medikamentöse Behandlung erforderlich. Erreicht in bösartigen Fällen die
Körpertemperatur eine gefahrdrohende Höhe, so leisten abkühlende Vollbäder und Einwickelungen des ganzen
Körpers in nasse,
kalte Leintücher vorzügliche Dienste.
[* 15] Diese Einwickelungen müssen drei- bis sechsmal hintereinander in
Pausen von 10-15 Minuten wiederholt werden, worauf der Kranke in das Bett geschafft wird, bis sich neue Entwickelungen nötig
zeigen.