(Blatterstein), diabasisches Trümmergestein, welches, gewöhnlich mit Kalkstein, Roteisenstein und Phosphorit
vergesellschaftet, mächtige Schichtensysteme meist der devonischen Formation bildet. Die Verknüpfung dieser Gesteine ist
keine zufällige, sie sind die gewissermaßen auseinander gelegten Bestandteile des Diabas: das Calcium entstammt dem Feldspat
und Augit, das Eisen dem letztern und dem Magneteisen des frischen Gesteins, und Apatit ist ein häufiger,
wenn auch nur mikroskopischer Bestandteil des Diabas (s. d.). Der gewöhnlich bunt gefleckte, grünliche, gelbliche oder
rötliche S. enthält meist Kalkspat in hohem Grad beigemengt (über 30 Proz.), bald in Nestern und Trümern, deren Auswitterung
löcherige Gesteine erzeugt, bald in Adern, welche das Gestein netzförmig durchschwärmen und eine breccienartige
Struktur hervorrufen, bald in Mandeln. Mitunter führen die Schalsteine als sichere Zeichen einer gleichzeitigen Bildung devonische
Versteinerungen (Nassau). Schalsteine finden sich namentlich in Böhmen, im Harz und in Nassau, erstgenannte als Glieder des Silursystems,
letztere devonischen Alters.
(pers.), die langen und weiten Beinkleider der Orientalen aus Baumwolle oder Seide, ursprünglich Frauenkleid,
seit dem 12. Jahrh. auch bei den Männern in Gebrauch gekommen;
in der Türkei und in Persien oft Gegenstand
des größten Luxus.
(Schamgefühl), dasjenige Unlustgefühl, welches durch das Bewußtsein, eine wirklich oder doch vermeintlich
(falsche S.) unanständige Äußerung in Worten, Gebärden oder Handlungen begangen zu haben, hervorgerufen wird.
Die körperliche
Wirkung der S., das Sichtbarwerden des durch dieselbe erhöhten Blutzuflusses unter der Haut (besonders der Wangen), ist
die Schamröte (s. d.).
(franz. chamade, ital. chiamata, Ruf, Schrei), das Zeichen mit der Trommel oder Trompete, daß der Belagerte
zur Übergabe bereit ist;
daher S. schlagen, sich ergeben.
Ursprünglich erbat der Belagerer nach abgeschlagenem Sturm durch
dies Zeichen die Erlaubnis zur Beerdigung seiner Toten.
das Religionssystem der meisten niedern Naturvölker, deren Priester (Schamanen) sich als Zauberer und
Herren über die Natur gebärden. Den Namen leitet man von Çramana, der indischen Bezeichnung für buddhistische Büßer, ab.
Ursprünglich legte man den Namen Schamane nur den priesterlichen Wunderärzten der nordasiatischen Stämme, welche Zauberkuren
treiben und die Vermittelung zwischen den Menschen und Göttern unternehmen, bei. Dieselben empfangen Offenbarungen
über Zukünftiges und versetzen sich, indem sie mit Trommeln und Klappern ihre Gesänge begleiten, in einen Zustand nervöser
Aufregung, der sich bis zu krampfhaften Zuckungen steigert, und in denen sie angeblich mit den Göttern und den Geistern
der Verstorbenen verkehren.
Ähnlich wie die Schamanen Sibiriens verfahren die Medizinmänner Nordamerikas, die Piajes oder Zauberpriester der Südamerikaner
und die Fetischmänner oder N'gangas in Afrika, welche vermittelst ihrer Künste angeblich Regen herbeilocken. Wird eine Erkrankung
der Einwirkung eines Zauberers
zugeschrieben, so muß auch der Tod, selbst wenn er bei Altersschwäche
eintreten sollte, nur durch die Wirkung böser Künste herbeigeführt worden sein. Daher findet man überall, wo der S. sein
Unwesen treibt, den Wahn, daß der Mensch eigentlich unsterblich sei und nur böser Zauber sein Dasein verkürze. Am schwersten
leiden unter solchen Anschauungen die Südafrikaner, bei denen der Fetischmann stets nach dem Urheber eines
Todesfalls befragt wird.
Ihm wird ein höheres Wesen zugetraut, wie denn alle Zeichendeuterei, alles Orakelwesen, auch das Geisterklopfen unsrer Tage
zum System des S. gehören. Gegen die von dem Schamanen ermittelten Urheber der Krankheit wird dann gewöhnlich eine Art Gottesgericht
(s. Ordalien) durch Verzehren einer giftigen Rinde oder Frucht eingeleitet. Der letzte Grundgedanke des
S. beruht auf der Vorstellung, daß der Mensch mit unsichtbaren Mächten in Verkehr treten und sie zur Folgsamkeit zwingen könne.
Beides geschieht durch Anwendung von sinnbildlichen Gebräuchen und geheimnisvollen Kraftsprüchen, auch manchmal durch narkotische
Tränke und Hypnotisierung. Dieser Selbstbetrug hängt sich an alles Rituelle und Symbolische und ist
überall thätig, wo von einer sinnbildlichen Handlung eine bestimmte, aber eigentlich nichts weniger als notwendige Wirkung
erwartet wird. Viel wird auch das Gebet schamanistisch mißbraucht, indem es zur Zauberformel wird, sobald man seinen Worten
irgend eine Wirkung auf den göttlichen Willen zuschreibt.
Die Buddhisten ersannen sogar die Gebetmaschinen (s. d.), die, in Bewegung gesetzt und das Gebet unendlich
vervielfältigend, die Gottheit überlisten sollen, indem man ihr zumutet, bei jeder Umdrehung die Gebete als gesprochen in
Empfang zu nehmen. Auch der Opferdienst, aus dem reinen Gefühl des Dankes entsprungen, vermag schamanistisch zu entarten.
Die Gottheit erscheint dann als der beschenkte Teil, und der Geber erwartet für seine Wohlthaten eine
Gegenleistung. Am verderblichsten wirkt die Verirrung, wenn sich zu dem Opfer noch symbolisches Gepränge gesellt.
Nirgends hat ein solcher Selbstbetrug verständige Denker so überwältigt als in Indien, denn an der Spitze aller Schamanen,
methodisch geschult, verfeinert durch Gedankentiefe, gestützt auf tausendjährige Übung, stehen die
Brahmanen (s. d.), denen allein der geheime Sinn und die Wirkungskraft der Bräuche und Sprüche bekannt war, und die sich schließlich
selbst übermenschliche Eigenschaften beimaßen und zu fleischgewordenen Göttern erhoben. Alle Völker unterlagen auf einer
bestimmten Zivilisationsstufe dem S., wenige haben ihn völlig abgestreift; wir selbst sind die Hexenprozesse
erst seit kurzem los geworden und haben hier und da noch Nachklänge. Der sittlichen Erziehung des Menschen durch die Religion
begegnet nirgends eine größere Gefahr als in dem schamanistischen Wahn.
Vgl. Radloff, Das Schamanentum und sein Kultus (Leipz.
1885).
(Schamyl, d. h. Samuel), Imam und Tscherkessenhäuptling, geb. 1797 im Aul Himry im nördlichen Daghestan, ward
Muride (Geistlicher) und neigte sich zu der Erneuerung des Sufismus hin, welche bald die verschiedenen Stämme Daghestans enger
miteinander verband. 1824 nahm er mit Kasi Molla an dem Aufstand gegen die Russen teil, entging bei der
Erstürmung von Himry (18. Okt. 1831) durch die Russen, obwohl schwerverwundet, dem Tod
mehr
und ward 1834 zum Haupte der Sufiten erwählt; er bemühte sich seitdem, die Bergvölker Daghestans durch religiöse Begeisterung
zu vereinigen. Das von ihm befolgte Kriegssystem befähigte die Bergvölker zu einem ausdauernden Kampf gegen die Russen. Als
der General Grabbe 22. Aug. 1839 die Bergfeste Achulgo nach verzweifelter Gegenwehr eroberte, entkam S. auf
unbegreifliche Weise. Dasselbe glückte ihm, als die Feste Achulgo nach elfmonatlicher Belagerung 29. Aug. 1849 zum zweitenmal
den Russen in die Hände fiel. 1850 nahm er am Terek und Kuban abermals den Kampf gegen die Russen auf und wurde während des Krimkriegs
von Rußlands Gegnern mit Geld und Waffen unterstützt. Am 6. Sept. 1859 mußte er sich endlich, auf dem Berge
Gunib völlig eingeschlossen, an den Fürsten Barjatinskij ergeben. Er wurde erst nach Petersburg abgeführt und erhielt sodann
Kaluga als Aufenthaltsort angewiesen, von wo er 1868 nach Kiew, 1870 nach Mekka übersiedelte. Im März 1871 starb er in Medina.
Einer seiner Söhne dient in der russischen Armee, ein andrer, Ghazi Mehmed, verließ aber Rußland und ging nach Konstantinopel; 1877 befehligte
dieser ein tscherkessisches Freikorps in Armenien.