Nach dem schon im
Oktober 1871 wieder erfolgten
Fall dieses
Ministeriums zog er sich nach
Stuttgart
[* 8] zurück,
wo er seine schriftstellerischen
Arbeiten wieder aufnahm. Von seinen durch Gedankenreichtum und
Scharfsinn sich auszeichnenden
Werken erwähnen wir: »Die
Nationalökonomie oder allgemeine Wirtschaftslehre« (Leipz. 1861; 3. Aufl.
u. d. T.: »Das gesellschaftliche
System der menschlichen
Wirtschaft«,
Tübing. 1873, 2 Bde.);
»Die nationalökonomische
Theorie der ausschließenden Absatzverhältnisse« (das. 1867);
»Kapitalismus und
Sozialismus« (das. 1870, 2. Aufl. 1878);
ein in
München
[* 10] früher alle sieben Jahre in der Faschingszeit stattfindender feierlicher
Auszug der
Böttcher (Schäffler) angeblich zum Andenken an die
Seuche von 1517, wo die
Angehörigen der Böttcherzunft zur allgemeinen
Ermutigung einen öffentlichen
Aufzug
[* 11] mit
Musik veranstalteten, wahrscheinlich aber gleich den
Schwerttänzen
der Messerschmiede aus den zur Osterzeit stattfindenden Umzügen und
Tänzen der alten
Germanen entstanden.
Der
Tanz fand beim Umzug vor den fürstlichen und sonst zu ehrenden
Häusern um ein
Faß
[* 12] statt, auf welchem die
Meister den
Takt
schlugen, während einer der Vortänzer auf dasselbe stieg und auf demselben tanzend ein oder mehrere
gefüllte Weingläser in der Rundung eines Reifens schwang, ohne dieselben zu vergießen,
und sie dann auf das
Wohl der zu
ehrenden
Personen leerte. Den
Schluß bildete eine durch grüne Blumenreifen verbundene
Gruppe, die sogen.
Krone. Vgl.
Zunftgebräuche.
Eine ähnliche
Zeremonie war auch in
Frankfurt
[* 13] a. M. üblich. Die analogen
Schwerttänze hatten früher
eine weite Verbreitung.
in
Niederdeutschland bei Bauernhochzeiten etc. derjenige, welcher alles beim
Fest anzuordnen hat, daher
Schaffnertanz, der dem S. gebührende Vortanz beim
Fest.
1)
Martin,
Maler, urkundlich zwischen 1508 u. 1535 in
Ulm
[* 14] thätig, gestorben wahrscheinlich 1541 daselbst,
war vielleicht
SchülerZeitbloms, hängt jedoch auch mit der
AugsburgerSchule zusammen, so wie die italienische
Renaissance
nicht ohne Einfluß auf ihn blieb. S. besaß einen hervorragenden Schönheitssinn und modellierte mit
großer
Kraft;
[* 15] seine
Farbe ist von sanfter
Harmonie. Seine Hauptbilder sind die
Flügel des Hauptaltars im
UlmerMünster
[* 16] mit Heiligengestalten
und den Vorfahren
Christi (1521) und die Orgelthüren mit
Szenen aus dem
Leben der
Maria (1524,
MünchenerPinakothek). Er hat
auch tüchtige Bildnisse gemalt.
Die chemische
Fabrik inAussig wuchs unter Schaffners Leitung zu einem der größten Werke der
Welt heran,
eine zweite chemische
Fabrik richtete
S. in
Kralup bei
Prag
[* 21] und eine Ammoniaksodafabrik zu
Ebensee im
Salzkammergut
[* 22] ein. In
Aussig
gründete S. mit andern eine große
Glashütte, welche die dort vorkommenden
Phonolithe verarbeitet, auch stellte er daselbst
säurefeste Thonapparate für
Kondensation etc. her, welche sich eines Weltrufs erfreuen.
Ferner ist S.
Mitbegründer des großen Etablissements für feuerfeste
Produkte von Vygen u. Komp. in
Duisburg
[* 23] sowie der Bohrgesellschaft
Neustaßfurt, welche eins der bedeutendsten Werke der Kalisalzindustrie besitzt. Sehr große
Verdienste erwarb sich S. um
die Aufarbeitung der lästigen
Sodarückstände, auch gab er ein
Verfahren zur Gewinnung von
Thallium aus
Flugstaub und von
Blei
[* 24] aus
Kiesabbränden an.
KarlEmil von, Geolog, geb. zu
Ingolstadt,
[* 25] studierte
Medizin und mineralogische
Chemie und beschäftigte
sich daneben mit Vorliebe mit der Verfertigung mathematischer und physikalischer
Instrumente.
Noch als
Student veröffentlichte er unter dem
Namen Pellisow einige akustische Abhandlungen und die Ergebnisse seiner Forschungen über
Stahl und
Eisen.
[* 26] Seit 1833 studierte er in
Sheffield
[* 27] noch die Stahlfabrikation und das Puddlingsverfahren des
Eisens und lehrte
die englischen Hüttenleute die Verarbeitung des englischen Steinkohleneisens zu gutemZement- und
Gußstahl,
welches
Verfahren er sodann auch in
Bayern
[* 28] einführte. Behufs der Einführung des neuen Puddlingsprozesses bereiste er
Frankreich
und die
Pyrenäische Halbinsel, wurde dann in
MünchenProfessor¶
mehr
der Geognosie, Bergbau- und Hüttenkunde und 1849 Oberbibliothekar an der Universität, auch vielfach in Kommissionen für naturwissenschaftliche
und technisch-industrielle Zwecke beschäftigt. Namhafte Verdienste erwarb sich S. noch durch Einrichtung des geognostischen
Kabinetts an der königlichen Akademie zu München, durch die Erfindung eines aräometrischen Hebers, eines Aräometers, eines
Photometers und eines Phonometers. Er schrieb: »Geognostische Untersuchungen des südlichen Alpengebirges«
(Münch. 1849);
»Der echte Gregorianische Choral in
seiner Entwickelung« (das. 1869; fortgesetzt und erweitert in der Schrift »Ein Spaziergang durch die liturgische Musikgeschichte
der katholischen Kirche«, das. 1887);