(Schöpfen), im eigentlichen
Sinn s. v. w. Hervorbringen aus nichts, daher das wissenschaftliche und künstlerische
Hervorbringen, weil es ein zwar nicht dem
Stoff, aber doch der Form nach neues
Produkt erzeugt, im weitern
Sinn des
Wortes gleichfalls
S. genannt wird.
2)
Julius,
Komponist und Musikschriftsteller, geb. zu Krevese bei
Osterburg
(Altmark), studierte
zunächst
Theologie in
Halle,
[* 20] wo er mitRob.
Franz in persönliche und künstlerische
Verbindung trat, infolgedessen er sich der
Musik widmete. Im J. 1855 als großherzoglicher Musikdirektor in
Schwerin
[* 21] angestellt, rief er hier den Schloßkirchenchor ins
Leben; seit 1860 wirkt er als Universitäts-Musikdirektor in
Breslau
[* 22] und wurde 1878 zum
Professor ernannt. Als
Komponist hat
sich S. durch eine Anzahl gediegener Vokalwerke die Hochachtung der Kenner erworben; mit noch größerm
Erfolg aber
ist er
als Schriftsteller thätig gewesen, namentlich in seiner
VerteidigungderRob. Franzschen
Grundsätze, die
Bearbeitung Bachscher und Händelscher Vokalwerke betreffend.
3)
August,
Maler, geb. zu
Wien,
[* 23] bildete sich von 1852 bis 1856 an der
WienerKunstakademie unter Steinfeld zum Landschaftsmaler
aus und machte dann Studienreisen nach der
Nordsee,
Ungarn,
[* 24] Oberitalien
[* 25] und verschiedenen Gebirgsländern. Er hat eine große
Zahl von Bildern aus den Österreichischen und
Bayrischen Alpen und vom deutschen Meeresstrand gemalt,
ist aber vorzugsweise
Maler des
Waldes. Seine Hauptwerke sind: Waldbild aus den
Karpathen, ungarischer Eichenwald, Weiher bei
Salzburg
[* 26] (kaiserl.
Galerie zu
Wien),
Morgen im Hochgebirge, St.
Wolfgangsee, Mondaufgang bei Novemberdämmerung, Heimkehr vom
Prater, Küstenpartie von
Helgoland.
[* 27] Er ist Mitglied der
WienerAkademie.
[* 33] der nördlichste
Kanton
[* 34] der
Schweiz,
[* 35] liegt, in drei Gebiete zerstückelt, am rechten
Rheinufer, größtenteils von
Baden
[* 36] umgeben und im
Süden durch den
Rhein von den Kantonen Zürich
und Thurgau
getrennt, und umfaßt ein
Areal von 294 qkm
(5,3 QM.). Das Land gehört zum
Thal
[* 37] des
Rheins und wird in derParzelleStein von der
Bibern, im
Hauptstück
von verschiedenen
Bächen durchflossen, die teils von dem
Plateau des Reyat, teils von der jurassischen
Gruppe des
Randen (914
m) herunterkommen und zum Teil direkt in den
Rhein münden, während die
Bäche des
Klettgaues, eines fruchtbaren, weiten Thalgrundes,
sich zunächst mit der das Land streifenden
Wutach vereinigen und mit dieser erst bei
Waldshut den Hauptfluß
erreichen. Weltberühmt ist der prächtige
Sturz,
den derRhein bei
Laufen bildet, der 24 m hohe
Rheinfall, auf welchen die bei
Schaffhausen
selbst beginnenden
Stromschnellen
(Lächen) vorbereiten. Das
Klima
[* 38] ist mild in den Thalgründen, mit über 9° C. Jahreswärme,
kühler auf dem Reyat, rauh auf den
Höhen des
Randen. Die Volkszahl des
Kantons betrug 1880: 38,348. Es ist ein durchaus tüchtiger
alemannischer
Schlag, arbeitsam,
¶
mehr
rechtlich, gemeinnützig, kirchlich-religiös. Der Klettgauer ist intelligenter und betriebsamer, aber auch unruhiger und
beweglicher als der Randen- und Reyatbewohner. Die herrschende Konfession ist die protestantische. Die Katholiken zählen 4154 Seelen,
vorwiegend in den GemeindenS. und Ramsen; sie sind dem BistumBasel
[* 40] zugeteilt. S. ist ein Bauernland par excellence und
erzeugt Getreide
[* 41] über den Bedarf. Außerdem baut man viel Kartoffeln und Hanf, auch viel Obst (mehr Kern- als Steinobst); treffliche
Weine gedeihen um Schaffhausen
und im Klettgau (Unter-Hallau).
Der Wald dagegen liefert kaum die nötige MengeBau-, Brenn- und Werkholz; aber unverkennbar befindet sich die Waldkultur, gefördert
durch ein neues Forstgesetz, im Aufschwung. Im östlichen Kantonteil wird Schwabenvieh gehalten, im westlichen
eine Mittelrasse von Schweizer- und Schwabenvieh. Ziegen sind in Menge vorhanden, und sorgfältige Schweinezucht hat einen geschätzten
Schlag (KlettgauerRasse) erzeugt. Schleitheim versendet Gips;
[* 42] anderwärts bricht man Kalk- und Sandsteine (die Lithographiesteine
haben sich nicht bewährt), trefflichen Thon (»LohnerErde«) auf dem Reyat.
Das Bohnerz liegt unbenutzt. Nach Kochsalz wurde wiederholt gebohrt, aber immer ohne Erfolg. Über die Fabrikthätigkeit des
Kantons s. unten (Hauptstadt). Die Volksschule zerfällt auch hier in eine obligatorische, primäre und in eine fakultative,
sekundäre; ein Lehrerseminar besitzt der Kanton nicht, aber eine Kantonsschule (in der Hauptstadt), aus
einer humanistischen und realistischen Abteilung bestehend. Die öffentlichen Bibliotheken zählen über 51,000 Bände (die
Stadtbibliothek allein 27,000). Eine Rettungsanstalt für verwahrloste Kinder besteht in Friedeck (bei Buch).
Der Kanton hat sich eine neue Verfassung gegeben und ist damit von der Repräsentativdemokratie zu dem rein demokratischen
Wesen der Referendumskantone übergegangen. Demgemäß wählt sich das Volk eine Legislativbehörde, den GroßenRat, je auf 500 Seelen
ein Mitglied und zwar auf vier Jahre; die Gesetze unterliegen, sofern 1000 Bürger es verlangen, der Volksabstimmung. Ebenso
können sowohl Legislative als Exekutive abberufen werden, und das Volk entscheidet auch über größere
außergewöhnliche Ausgaben.
Einer Minimalzahl von 1000 Bürgern ist das Recht der Gesetzesinitiative eingeräumt. Die oberste Exekutivbehörde ist der
Regierungsrat, dessen fünf Mitglieder auf je vier Jahre durch das Volk gewählt werden. Ein Obergericht von fünf Mitgliedern
wird ebenfalls auf je vier Jahre, aber durch den GroßenRat ernannt. In jedem der sechs Bezirke besteht
ein Bezirksgericht, in den Gemeinden je ein Gemeinderat und Friedensrichter. Im übrigen garantiert die Verfassung die in den
SchweizerKantonen üblichen Grundrechte. Die Staatsrechnung für 1887 ergibt bei der Kantonskasse an Einnahmen, namentlich Steuern,
544,171 Frank, an Ausgaben 588,264 fr., demnach ein Defizit von 44,092 Fr. Bei dieser Kasse betrug zu Ende 1887 das
reine Staatsvermögen 1,307,888Fr.; dazu kommen noch zwölf Spezialfonds, der Kirchen- und Schulfonds allein mit 7,963,197
Fr. Vermögen, so daß das gesamte Staatsgut auf netto 11,444,891 Fr. ansteigt.
Die Hauptstadt S., Knotenpunkt der Nordostbahnlinie Winterthur-S. und der Badischen Staatsbahnlinie Waldshut-Konstanz,
in
tiefem Thalgrund am Rhein gelegen und mit dem zürcherischen Ort Feuerthalen durch eine Brücke
[* 43] verbunden, ist ein sehenswerter
Ort von mittelalterlicher Bauart, mit Erkern, bemalten Frontseiten und steinernen Stufengiebeln. Die gotische Hauptkirche St.
Johann und das Münster
[* 44] stammen aus dem 12. Jahrh. Auf dem freien Platz Herrenacker, dem
ehemaligen Schauplatz der Ritterspiele adliger Herren, steht das Imthurneum (1864 gestiftet von einem in London
[* 45] wohnenden Bürger
Imthurn zur Förderung ästhetischer und wissenschaftlicher Bildung).
Von hohem Rebhügel schaut der Munot, ein mittelalterliches Bollwerk mit angeblich bombenfesten Kasematten (vgl. Harder, HistorischeBeschreibung des Munots, 4. Aufl. 1874). Im Museum werden Altertümer, besonders die interessanten Funde
aus dem »Keßlerloch« bei Thäyingen, aufbewahrt. Auf der Promenade steht das Denkmal des Geschichtschreibers
Joh. v. Müller.
Besondern Reiz erteilt der Gegend der weißschäumende Strom und dessen naher Fall; auf Züricher Seite liegt SchloßLaufen (s. d.
2). Die Stadt zählt (1888) 12,360 Einw. Die Eisenbahnen und die ausgiebige Nutzbarmachung der Rheinwasserkräfte
haben die Stadt S., zusammen mit ihrer Nachbargemeinde Neuhausen, zu einem Industrieplatz erhoben.
Nachdem sich die Bürgerschaft allmählich von der Herrschaft des Abtes emanzipiert hatte, wurde die Stadt
von Ludwig dem Bayern
[* 48] 1330 an Österreich
[* 49] verpfändet, erlangte jedoch 1415 infolge der ÄchtungHerzogFriedrichs ihre Reichsunmittelbarkeit
wieder. Bedrängt vom österreichischen Adel, schloß S. 1454 ein 25jähriges Bündnis mit den Eidgenossen, das in
ein ewiges verwandelt wurde. Nach längerm Schwanken und heftigen Tumulten trat es 1529 zur Reformation
über und erwarb teils durch Abtretung der Besitzungen von seiten des Klosters und andrer Stiftungen, teils durch Kauf ein kleines
Gebiet auf dem rechten Rheinufer. 1799 zwangen die Österreicher die Franzosen durch mehrere Gefechte bei S. zum Rückzug, wobei
die letztern die berühmte, 364 Fuß lange hölzerne Rheinbrücke verbrannten. Die Mediationsakte gab
dem KantonS. eine Repräsentativverfassung, welche 1814 in aristokratischem, 1830-31 aber durch einen Aufruhr der Landschaft
in demokratischem Sinn modifiziert wurde. 1835 wurde durch eine Verfassungsrevision das Wahlvorrecht der Stadt beinahe ganz
beseitigt und 1852 Vertretung nach der Kopfzahl eingeführt. Durch das neue, 14. Mai