Die
Zucht der
Schafe
[* 2] hat heute in
Deutschland
[* 3] nicht mehr die eminente Bedeutung wie im Anfang dieses
Jahrhunderts. Seit der Einführung
der
Merinos hatten sich
Sachsen
[* 4] und
Schlesien
[* 5] und dann auch andre Teile
Deutschlands
[* 6] der Elektoral-,
Österreich-Ungarn
[* 7] der
Negretti-,
Frankreich der Kammwollschafzüchtung zugewandt. Die
Preise für
Elektoralschafe und deren feine
Wollen erreichten
eine bedeutende
Höhe. Aber als mit dem Jahr 1840 die
Zucht des Merinoschafes sich in den überseeischen
Ländern
(Südamerika,
[* 8] Südafrika,
[* 9]
Australien)
[* 10] entwickelte, und als ferner von 1864 bis 1867 in den
Vereinigten Staaten
[* 11]
Nordamerikas die Schutzzollgesetzgebung
eingeführt wurde, da erfuhr die Rentabilität der Schafzucht in
Deutschland eine starke Einbuße; die
überseeischen
Wollen, welche bis dahin zum
Teil nachNordamerika
[* 12] importiert waren, gelangen seit jener Zeit in großen
Mengen
auf den europäischen
Markt. Deshalb bevorzugen gegenwärtig die meisten deutschen
Züchter große, mastfähige
Schafe mit reichlicher,
wenn auch weniger feiner
Wolle. Allgemein ist man übergegangen zur
Haltung von deutschen und französischen
Merinokammwollschafen und von englischen Fleischschafen. Nur einzelne züchten noch hochfeine Elektorals und finden dabei
ihre
Preise.
1)
JohannWilhelm, Litterarhistoriker, geb. zu
Seehausen bei
Bremen, studierte seit 1827
Philologie
in
Leipzig,
[* 17] wurde 1831
Lehrer an der Hauptschule zu
Bremen, erhielt 1867 den Professortitel und starb daselbst.
Unter seinen Werken sind zu nennen: »Grundriß der Geschichte der deutschen Litteratur« (12. Aufl.,
Brem. 1877);
das »Handbuch
der Geschichte der deutschen Litteratur« (das. 1842-44, 2. Aufl.
1855);
die dem Gutsherrn oder einer gewissen
Klasse von Gemeindegliedern zustehende Befugnis, eine
Schafherde auf den in der Gemeindegemarkung liegenden Feldgrundstücken weiden zu lassen.
Verschieden
davon ist das Schäfereirecht, d. h. die mitunter dem Gutsherrn oder gewissen Gemeindemitgliedern
ausschließlich zustehende Befugnis,
Schafe halten zu dürfen.
Beides ist jetzt meistens durch
Ablösung beseitigt.
(Hirtendrama), die dramat. Ausführung eines idyllischen
Stoffes, dessen handelnde
PersonenSchäfer sind. Dergleichen Schäferspiele dichteten zuerst die
Italiener, und zwar war es nach den unvollkommenen
Versuchen
früherer Dichter (z. B.
Boccaccios in seinem »Admeto«)
Tasso, der dem
S. in seinem »Aminta« (1572) Kunstgehalt und dramatische
Vollendung gab. Ihm folgte mit großer Selbständigkeit
Guarini in seinem
»Pastor fido« (1590).Später
widmete sich
Metastasio mit Vorliebe dem S. In
Spanien
[* 22] wurde das
Pastorale zu Ende des 15. Jahrh. von
Juan de la Enzina und bald
darauf von
Lope de Rueda bearbeitet, aber von dem nationalen
Drama verdrängt und durch Schäferromanzen ersetzt. In
Frankreich
war es ebenfalls eine Zeitlang
Mode, nahm jedoch die Empfindungsziererei der modernen Gesellschaftswelt
in sich auf (vgl.
Weinberg, Das französische
S. in der ersten Hälfte des 17.
Jahrhunderts, Frankf. 1884). In
Deutschland sind
nur
Gellerts
»Sylvia« und
Goethes
»Laune des Verliebten« von Belang.