S. war seit 1805
Rektor, seit 1816
Direktor der
Akademie der
Künste zu
Berlin,
[* 3] welcher er bis an seinen
Tod,
der am erfolgte, vorstand. In der
Skulptur machte er insofern
Epoche, als er einer der ersten
Künstler war, die
es unternahmen, dem in Manierismus ausgearteten
Idealismus des 18. Jahrh. gegenüber einer kräftigen,
an dem
Studium der
Antike gebildeten Charakterdarstellung zu ihrem
Recht zu verhelfen, welches
Streben schon in seinen frühsten
Porträtstatuen hervortritt. Auch als Kunstschriftsteller machte er sich bekannt durch
»WittenbergsDenkmäler der Bildnerei,
Baukunst
[* 4] und
Malerei, mit historischen und artistischen
Erläuterungen« (Wittenb. 1825); »Polyklet, oder von den
Maßen des
Menschen nach dem
Geschlecht und
Alter« (Berl. 1834, 5. Aufl. 1886); die »Nationalphysiognomien«
(das. 1835) und die »Kunstwerke und Kunstansichten«
(das. 1849).
»Briefe u.
Aufsätze« Schadows gab
Friedländer heraus (Düsseld. 1864). -
Sein Sohn
Rudolf, geb. zu
Rom,
[* 5] bildete sich bei seinem
Vater in
Berlin, dann in
Rom, wohin er mit seinem
Bruder ging, unter Leitung
Canovas
und
Thorwaldsens, starb aber daselbst schon Von seinen Werken sind besonders eine Sandalenbinderin und eine
Spinnerin,
[* 6] ein
Liebesgott, ein Diskoswerfer
[* 7] und die
BüsteHändels für die
Walhalla zu nennen.
Seine Hauptwerke aus der römischen Zeit sind die Fresken für die
CasaBartholdy:
Jakob mit
Josephs blutigem
Rock und
Joseph im
Gefängnis (jetzt in der
Berliner Nationalgalerie). Im J. 1819 wurde er als
Professor der
Kunstakademie
nach
Berlin berufen. Er malte hier ein großes Bacchanal an der
Decke
[* 11] des Proszeniums im neuen Schauspielhaus, zahlreiche
Porträte,
[* 12] für die Garnisonkirche in
Potsdam eine
Anbetung der
Könige (1824) und ein andres Altarbild für die
Kirche in Schulpforta.
Zur Herstellung seiner wankenden
Gesundheit begab sich S. 1840 nach
Italien.
[* 17] In
Rom malte er ein
Bild von eigentümlicher Auffassung,
die himmlische und die irdische
Liebe darstellend. Nachdem er darauf noch
Neapel
[* 18] besucht hatte, kehrte er im
Oktober nach
Düsseldorf
zurück. Im folgenden Jahr malte er diePietas und
Vanitas in ihren Beziehungen zur
Religion, welche unter
der Gestalt des
Heilands erscheint, im
Besitz des
Grafen von
Fürstenberg. Die Vollendung einer allegorischen
Darstellung:
Himmel,
[* 19] Fegfeuer und
Hölle, nach
Dante, ward durch ein Augenleiden des Künstlers verzögert, infolge dessen er sogar eine Zeitlang
erblindet war, bis ihm eineOperation die Sehkraft zurückgab. 1843 ward er in den preußischen Adelstand
erhoben und ihm gestattet, den
Namen seines Ritterguts Godenhaus seinem Familiennamen hinzuzufügen. Mehrere seiner Werke
sind durch
Nachbildungen in
Kupfer
[* 20] und auf
Stein vervielfältigt worden. Auch als Schriftsteller hat sich S. bekannt gemacht,
so durch die Vorlesung »Über den Einfluß des
Christentums auf die bildende
Kunst« (Düsseld. 1843) und
die
Novelle »Der moderne
Vasari.
Erinnerungen aus dem Künstlerleben« (Berl. 1854). S. verwaltete das Direktorat bis 1859 und
starb in
Düsseldorf. S. war weniger ein schöpferisches
Talent als eine hervorragende Lehrkraft. Im
Gegensatz zu
Cornelius legte er einen besondern
Nachdruck auf die
Ölmalerei, ohne jedoch realistischen Bestrebungen
zu folgen. Eine Zeitlang hat er auf die kirchliche
Malerei in den
Rheinlanden einen großen Einfluß geübt, der schließlich
zu einer einseitigen Auffassung führte, um dann wieder zu verschwinden.
Kreisstadt im russ.
GouvernementPerm, im O. des Uralgebirges, am
Fluß Isset, südöstlich
von
Jekaterinenburg, hat Talgsiedereien, einigen
Handel und (1885) 14,754 Einw.
Gattung der paarzehigen
Huftiere aus der
Familie der
Horntiere
(Cavicornia), im allgemeinen schlank gebaute
Tiere mit schmächtigem Leib, vorn stark verschmälertem
Kopf mit behaarter Schnauzenspitze,
mäßig großen
Augen und
Ohren, quer wellig gerunzelten, nach hinten und der Seite spiralig gekrümmten
Hörnern, meist mit
Thränengruben und Klauendrüsen, dünnen, hohen
Beinen, an denen die
Hufe hinten niedriger als vorn sind,
kurzem
Schwanz und doppelter, zottiger oder wolliger
Behaarung. Von den ihnen körperlich am nächsten stehenden
Ziegen unterscheiden
sie sich nur durch nicht sehr bedeutungsvolle Merkmale, auch sind
S. und
Ziege miteinander sowie deren hybride Nachkommen fruchtbar.
Die
Schafe sind hauptsächlich inAsien
[* 25] verbreitet, wo jede Gebirgsgruppe eine oder mehrere ihr eigentümliche
Arten besitzt,
¶
während Europa,
[* 28] Afrika
[* 29] und Amerika
[* 30] je nur eine einzige Art beherbergen. Sämtliche Schafe sind echte Höhentiere; sie gehen
bis über die Schneegrenze zu Höhen von 6000 m empor, von denen sie nur herabsteigen, wenn der Schnee
[* 31] die Nahrung bedeckt. Dauernd
in der Ebene leben nur zahme Schafe. Fast alle wilden Schafe lassen sich unschwer zähmen und pflanzen sich
ohne Umstände in der Gefangenschaft fort. Die zahmen Schafe sind das gerade Gegenteil von ihren frei lebenden Gattungsverwandten:
die Gewandtheit, der Mut der wilden haben einer völligen Unselbständigkeit und Feigheit Platz gemacht.
AlleSchafe sind lecker, wenn sie reiche Auswahl von Nahrung haben, aber auch genügsam, wenn sich nur weniges
ihnen bietet. IhreVermehrung ist eine ziemlich bedeutende. Der asiatische Argali(O.ArgaliPall.) ist 1,8 m lang, 1,1 m hoch,
mit 11 cm langem Schwanz, sehr kräftig gebaut, mit mächtigen, dreiseitigen, breiten, wulstigen Hörnern, welche von der Seite
gesehen fast einen vollen Kreis
[* 32] beschreiben, kleinen Ohren, hohen, schlanken Beinen, schmalen, kurzen Hufen
und sehr gleichmäßigem, fahlgrauem Haarkleid, welches im Gesicht,
[* 33] auf den Schenkeln, an den Rändern des Spiegels und am Hinterbauch
dunkler, auf dem Spiegel
[* 34] und an der untern Hälfte der Beine grauweiß ist.
Der Argali bewohnt die Gebirgszüge zwischen Altai und Allatau, dem Bezirk von Akmollinsk und dem Südostrand
der mongolischen Hochebene, und lebt einzeln oder in kleinen Trupps. Das Weibchen wirft sieben Monate nach der Paarung ein
oder zwei Lämmer. Der Argali läuft, klettert und springt vortrefflich, schließt sich, wo er nicht verfolgt wird, oft den
weidenden Herden an, ist aber an andern Orten auch sehr vorsichtig, nur wie andre Wildschafe ungemein neugierig.
SeinFleisch ist schmackhaft.
Der amerikanische Argali (amerikanisches Bergschaf, Bighorn, O. montanaCuv.) ist 1,8 m lang, 1 m hoch, mit 12 cm langem Schwanz,
gewaltigem Gehörn beim Männchen und viel schwächerm, ziegenähnlichem beim Weibchen, ist gedrungen,
muskelkräftig, in der Kopfbildung dem Steinbock ähnlich, schmutzig graubraun, am Bauch,
[* 35] an den Beinen, am Spiegel und am Kinn
weiß, am Kopf hell aschgrau, bewohnt das Felsengebirge und die westlich gelegenen Länder zwischen 40 und 68° nördl. Br.,
lebt in Herden in den unzugänglichsten Gegenden und ist, wo er noch nicht verfolgt wurde, wenig scheu.
Das Fleisch ist nicht sehr schmackhaft, das Fell benutzen die Indianer zu ihren Lederhemden. Vielleicht stammt dies Tier von
dem asiatischen Argali ab, der über die Eisfelder der Beringsstraße eingewandert ist. Der europäische Mufflon(O. MusimonSchreb.), 1,15 m lang, 70 cm hoch, mit 10 cm langem Schwanz, glatt anliegendem Haar,
[* 36] kurzer Mähne an der Brust,
starken, langen, an der Wurzel
[* 37] sehr dicken und fast zusammenstoßenden, auf dem Querschnitt dreieckigen, etwa 65 cm langen,
querwulstigen Hörnern, welche dem Weibchen in der Regel fehlen.
Das Haar ist fuchsigrot, am Kopf mehr grau, auf der Unterseite weißlich. Er lebt auf den hohen Bergketten
Sardiniens und Corsicas in Rudeln von 50-100 Stück, ist sehr lebhaft und gewandt und klettert vortrefflich. Das Weibchen wirft 21 Wochen
nach der Begattung 1-2 Junge, welche im dritten Jahr völlig ausgewachsen sind. Das Tier wird sehr fett, das Fleisch ist schmackhaft,
auch Fell und Gehörn werden verwertet, und hoch geschätzt sind die im Magen
[* 38] vorkommenden Bezoare.
Jung gefangene Mufflons werden sehr zahm, alte Böcke aber sind stets bösartig. Der Mufflon erzeugt mit
Hausschafen Blendlinge,
welche unter sich und mit andren Hausschafen fruchtbar sind. Diese Blendlinge, Umber, waren schon den Alten bekannt. Im
kaiserlichen Tiergarten bei Wien
[* 39] leben halbwilde Mufflons. Der asiatische Mufflon(O. VigneiBlyth.) lebt hauptsächlich in Kleintibet
und in Persien.
[* 40] Sein Körperbau ist schlanker und leichter, rehartig. Der Kopf ist gelblichbraun, mit Weiß meliert; die Augengegend,
Schnauzenspitze, Kinn, Ohren und ein Fleck am Vorderhals sind bräunlichweiß, die Schultern dagegen, Schenkel,
Beine und Hinterrücken gelblichbraun mit Schwarz, Brust, Vorder- und Unterbauch, Innenseite der Schenkel und Füße weiß mit
brauner Beimischung, die Hörner sind scharf dreikantig zusammengedrückt und stark zurückgebogen.
Das Mähnenschaf (O. TragelaphusDesm.), 1,65 m lang, 95 cm bis 1 m hoch, mit 25 cm langem Schwanz, ist sehr gedrungen
gebaut, mit nach hinten und außen, mit den Spitzen etwas nach unten und innen gebogenen, wulstigen, auf dem Querschnitt dreieckigen
Hörnern, im Nacken und auf dem Widerrist stehendem, aufrechtem, mähnigem Haarkamm und einer an der Kehle beginnenden, auf die
Vorderläufe sich fortsetzenden und bis fast auf den Boden reichenden Mähne. Der Pelz ist fahl rotbraun,
ein Teil der Kehlmähne braunschwarz, der Mittelbauch dunkelbraun, Maul, Hinterschenkel und Hinterläufe isabellgelb, das
Mähnenhaar hell fahlbraun. Das Mähnenschaf lebt einzeln auf den höchsten Felsengraten der nordafrikanischen Gebirge. SeinFleisch ist wohlschmeckend, aus den Fellen machen die Araber Fußdecken, auch wird die Haut
[* 41] gegerbt. In der
Gefangenschaft zeigt es sich sehr beweglich, aber dumm, halsstarrig und jähzornig. 160 Tage nach der Paarung wirft das S.
ein oder zwei Lämmer.
Das Hausschaf.
Das zahme S. (Hausschaf, O.Aries
[* 42] L.) ist seit undenklichen Zeiten als Haustier gezüchtet. Nach Rütimeyer finden sich in den
Küchenabfällen der SchweizerPfahlbauten
[* 43] Überreste von Schafen; unzweifelhafte Skelettteile derselben
treten erst in den jüngsten Gebilden, in den Knochenbreccien und einigen Geröllablagerungen auf. Soweit die Geschichte zurückreicht,
ist das S. in der Alten WeltHaustier gewesen; während aber die Pfahlbauschafe von den heutigen wesentlich abweichen, stimmen
die Abbildungen auf ägyptischen Denkmälern mit unsern Rassen überein.
Auf den ältesten ägyptischen Denkmälern freilich fehlt das S., und man darf hieraus schließen, daß es später als andre
Wiederkäuer
[* 44] in den Hausstand des Menschen übergegangen sei. Nach Amerika und Australien
[* 45] ist es erst nach der Entdeckung durch
Europäer eingeführt worden. Heute ist es über die ganze Erde verbreitet, vom Äquator bis in die Schnee-
und Eisregionen des hohen Nordens. Nach Geschlecht, Alter und Nutzung hat man ihm verschiedene Bezeichnungen beigelegt.
Das männliche Tier heißt Bock
[* 46] (Widder, Stähr) und, wenn es verschnitten worden, Hammel (Schöps, Kappe), das weibliche Mutterschaf
(Zuchtschaf). Das junge Tier im ersten Lebensjahr heißt Lamm (Bocklamm und Zibbenlamm). Im zweiten Lebensjahr
werden sie Jährlinge, im dritten Jahr bis zur Zuchtverwendung Zeitböcke oder Zeitschafe genannt; die kastrierten männlichen
Tiere gehen von der genannten Zeit ab unter dem Namen Zeithammel. Die abzuschaffenden alten Schafe heißen Merz- oder Brackschafe.
Ausbruch und Wechsel derZähne
[* 47] geben die Anhaltspunkte zur Erkennung des Alters. Nachfolgende Tabelle zeigt
den Zustand des Gebisses in den verschiedenen Altersperioden.
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