kann ein S. durch die angelegte
Zange
[* 2] oder den
Kranioklasten entstehen. Durch
Schlag oder
Sturz auf den
Kopf bricht gewöhnlich
zuerst das Schädeldach, jedoch zuweilen auch die
Basis allein, und der
Sprung setzt sich auf das
Keilbein oder die
Felsenbeine
bis zum
Dach
[* 3] hin fort. Bei
Brüchen dieser Art zerreißen
Blutgefäße an der
Basis, es blutet aus
Rachen,
Nase
[* 4] und
Ohr
[* 5] zuweilen sehr heftig. Die
Größe der
Gefahr hängt beim
S. ab von der
Menge von
Blut, welche in die Schädelkapsel
ergossen wird, da z. B. bei Zerreißung der mittlern
Arterie
[* 6] der harten Hirnhaut nicht selten selbst bei einem
an sich kleinen
S. der
Tod durch
Gehirndruck (s. d.) eintreten kann. Meistens erfährt auch das
Gehirn
[* 7] eine direkte
Quetschung (contusio cerebri)
mit Blutaustritt; wenn
Heilung erfolgt, so wandeln sich diese an der Oberfläche gelegenen
Stellen in braune
Narben (plaques
jaunes) um. S.
Gehirnerweichung.
Indem
Retzius diese Bezeichnungen annahm, benutzte er, um die Form der Schädelkapsel mathematisch auszudrücken,
das
Verhältnis zweier
Durchmesser derselben, eines größten Längsdurchmessers, von der Unterstirn bis zum hervorragendsten
Punkte des Hinterhaupts gezogen, und eines Breitendurchmessers, nämlich die größte
Breite
[* 10] der Schädelkapsel senkrecht zur
Länge gemessen. Beide
Maße lassen sich bei der Betrachtung des
Schädels von
oben gleichzeitig überblicken
und vergleichen und lassen, je nachdem die
Länge die
Breite mehr oder weniger übertrifft, die Form der Schädelkapsel bald
mehr längsoval, bald annähernd kreisförmig erscheinen. Als Längen-Breitenindex (I) des
Schädels bezeichnet man das
Verhältnis
beider
Maße zu einander, das Längenmaß = 100 gesetzt (L:Br = 100:1, I =
(Br × 100) / L).
^[img]
In dieser
Weise unterschied
Retzius Langschädel oder Dolichokephalen und Kurzschädel oder
Brachykephalen und gelangte unter
Mitbenutzung des
Gesichtswinkels zu vier
Gruppen: ortho- und prognathe Dolichokephalen und ortho- und prognathe
Brachykephalen.
Welcker und
Broca fixierten noch eine Mittelgruppe zwischen Dolicho- undBrachykephalen, nämlich die Orthokephalen
(W) oder Mesokephalen
(Br). Die spätern
Systeme charakterisieren sich wesentlich durch die eigenartige Messung der Hauptdurchmesser
und durch die der Messung zu
Grunde gelegte
Aufstellung des
Schädels, die sogen.
Horizontale.
Man versteht darunter diejenige
Haltung des
Schädels, welche der lebende stehende
Mensch bei Betrachtung des natürlichenHorizonts
einnimmt, wobei die
Augenachsen horizontal gerichtet sind. Je nach der gewählten
Aufstellung des
Schädels muß das Messungsergebnis
gewisser
Durchmesser, namentlich der
Höhe, ein sehr verschiedenes sein. Die gebräuchlichsten
Horizontalen sind:
1) der
Plan alvéolo-condylien
Brocas, eine
Ebene, welche durch den vorstehendsten
Punkt der untern
Fläche der Gelenkfortsätze
des
Hinterhauptsbeins nach dem untern
Rande des Alveolarfortsatzes des Oberkiefers zwischen den Schneidezähnen
geht (französisches Meßverfahren);
3)
JheringsHorizontale: unterer Augenhöhlenrand, Mitte der äußern knöchernen Ohröffnung;
4) deutsche
Horizontale (1877 vereinbart und von fast allen deutschen Anthropologen angenommen): oberer
Rand der
knöchernen Ohröffnung, senkrecht über der Mitte und tiefste
Stelle der untern
Kante des Augenhöhlenrandes
[* 1]
(Fig. 1 h h).
Die Hauptmaße nach der sogen.
[* 1]
^[Abb.: Fig. 1. Mesokephaler
Schädel in der Seitenansicht
(Norma lateralis)]
[* 1]
^[Abb.: Fig. 2. Langschädel in der Seitenansicht]
Außer den angeführten Maßen werden noch allgemein die den Schädelumfang betreffenden Maße (Sagittal-,
Horizontal-, Querumfang) und zwar mit dem Bandmaß genommen.
Die Kapazität, d. h. der Rauminhalt der Schädelhöhle, gestattet vergleichsweise wichtige
Schlüsse auf die Größe des Gehirns und ist daher ebenfalls Gegenstand der Bestimmung. Zur Ausführung füllt man Sand, Hirse,
[* 12] Kanariensamen, Schrot durch das Hinterhauptsloch in den Schädelraum ein und bestimmt die Mengen dieser
Substanzen durch Ausgießen in einem Maßcylinder. Die Fehlerquellen dieser Methoden sind bedeutend, und ein Vergleich der auf
verschiedene Weise gewonnenen Zahlen ist nicht ohne weiteres statthaft.
Für die europäische Bevölkerung
[* 13] nimmt man als Maximum 1800-2000 ccm, als Minimum 1000-1100 ccm Schädelinhalt an. Nach Welcker
haben die germanischen Völker, die Kelten, Romanen, Griechen eine mittlere Kapazität von 1400-1500 (ähnlich
auch die Slawen), die semitischen und hamitischen Völker 1250-1470 (obenan Juden, Araber), die Mongolen 1320-1490, die Malaien
1350-1450, die Papua 1370-1460, die Australier 1320, die Neger 1300-1400 (Buschmänner nur 1244), die vorderindischen Völker
1260-1370, die Amerikaner 1300-1450 ccm. Die Kapazität des weiblichen Schädels ist im allgemeinen geringer
als die des männlichen. Endlich scheint die Schädelkapazität im direkten Verhältnis zu der mittlern Körpergröße der
Völker zu stehen.
Unter S. (Kraniologie, Kranioskopie, Phrenologie) versteht man auch die von Gall (s. d.) herrührende
Lehre von der Erkenntnis der menschlichen Geistesanlagen aus den Hervorragungen der Schädeloberfläche. Nach dieser von Spurzheim,
Carus, Scheve u. a. weiter ausgebildeten Lehre ist das Gehirn, das Organ für alle geistigen Verrichtungen, nicht bei jeder einzelnen
Geistesthätigkeit mit seiner ganzen Masse aktiv, sondern jede besondere Geistesverrichtung kommt vermittelst
eines besondern Teils (Organs) desselben zu stande, so daß das Gehirn als ein Inbegriff von Organen erscheint, die teils den
verschiedenen Äußerungen des Begehrungsvermögens, teils den Thätigkeiten des Erkenntnisvermögens dienen.
Die geistigen Fähigkeiten vergrößern oder vermindern sich mit den entsprechenden Hirnteilen, so daß sich die Energie
eines bestimmten Seelenvermögens aus der räumlichen Entwickelung des betreffenden Hirnteils erkennen läßt. Dies kann aber
am Lebenden geschehen, da die Organe des Gehirns auch die äußere Form der Schädelknochen bestimmen und Hervorragungen, Buckel
und Vertiefungen erzeugen. Die Phrenologen unterscheiden einige dreißig geistige Anlagen oder Grundkräfte des Geistes und
glauben für dieselben bestimmte Teile des Gehirns nachweisen zu können.
Nun hat die neuere Physiologie die Lokalisation der einzelnen Hirnfähigkeiten in der That nachgewiesen; außer gewissen Bewegungszentren
ist aber nur das Sprachzentrum aufgefunden worden, und die Behauptungen der Phrenologen erscheinen um so haltloser, als die
äußern Schädelumrisse keineswegs den Umrissen des Gehirns entsprechen.
Vgl. Gall und Spurzheim, Anatomie
et physiologie du système nerveux (Par. 1810-20, 4 Bde.; 2. Aufl.
1822-25);