4000 Einw. -
4) S. de Acoyapa, Hauptort der Provinz Chontales im mittelamerikan. Staat Nicaragua, 15 km vom Nicaraguasee, am Rio Poderoso, in
heißer, ungesunder Gegend, hat 2000 Einw., die meist Viehzucht treiben. - 5) S. de los Reyes, Stadt in der Sektion Guzman Blanco
des gleichnamigen Staats der Bundesrepublik Venezuela, am obern Guarico, 370 m ü. M., hat (1873) 7790 Einw.,
die sich mit Landbau, Viehzucht und Warentransport beschäftigen. - 6) Insel, s. São Sebastião.
Sepolcro (Borgo S.), Stadt in der ital. Provinz Arezzo, im obern Tiberthal, von Mauern umgeben, hat eine Citadelle,
mehrere Kirchen mit wertvollen Gemälden, ein Gymnasium, eine technische Schule, ein Seminar, ein großes
Spital (seit 1466) und (1881) 3752 Einw. S. ist seit 1520 Bischofsitz
und Vaterstadt der Maler Piero della Francesca, Raffaele del Colle, Cr. Gherardi.
Vgl. Coleschi, Storia della città di S. (Città di Castello
1886).
Severino Marche (spr. marke), Stadt in der ital.
Provinz Macerata, am Potenza an der Stelle des römischen Septempeda, hat einen Dom und andre Kirchen mit schönen Gemälden, einen
Kommunalpalast, ein Theater, (1881) 3196 Einw., Industrie in Eisen, Papier, Leder, Hüten und Glas, lebhaften Handel, ein Gymnasium,
ein Seminar, eine Mädchenerziehungsanstalt und ist Bischofsitz.
Severo, Kreishauptstadt in der ital. Provinz Foggia, an den Ausläufern des Monte Gargano und an der
Eisenbahn Ancona-Brindisi, Sitz eines Bischofs, hat ein Seminar, eine stattliche Kathedrale, alte Mauern, Viehhandel und (1881)
19,756 Einw.
(Zanzibar, Sanguebar, hierzu Karte »S. und das deutsch-ostafrikanische Gebiet«),
mohammedan. Reich an der Ostküste
Afrikas, bestehend aus den Inseln S. (1590 qkm), Pemba (690 qkm), Mafia (520 qkm), Lamu (90 qkm) und einem von der Tanamündung
im N. bis Kap Delgado im Süden reichenden Küstenstrich (20,800 qkm) nebst den Gebieten von Kismaju, Barawa,
Merka und Makdischu an der Somalküste, so daß das Gesamtareal 23,960 qkm (435 QM.) beträgt.
Nachdem bereits früher die Häfen Pangani und Dar es Salam der Deutschen Ostafrikanischen Gesellschaft seitens des Sultans überlassen
worden waren, hat der letztere vor kurzem gegen eine Jahreszahlung die Verwaltung des gesamten kontinentalen
Gebiets an jene Gesellschaft abgetreten.
Die Insel S. (bei den Afrikanern Unguja), 1590 qkm (29 QM.) groß, liegt unter 6° 39' südl.
Br. und wird vom Festland durch einen tiefen Meereskanal getrennt. Sie ist vom Grund eine Koralleninsel, die nach dem Innern
bis 130 m aufsteigt; die Abhänge bedecken Gewürznelkensträuche und Orangen; in den Ebenen baut man Reis,
Zuckerrohr, Maniok, Dschowari (Holcus Sorghum) u. a. Die Bevölkerung wird auf 100-200,000 Seelen geschätzt. Sie besteht größtenteils
aus Negern; der herrschende Stamm sind aber die Araber, als Kaufleute spielen Inder eine große Rolle.
Die Stadt S., Residenz des Sultans, liegt auf der dem Festland zugekehrten Seite der Insel und gewährt,
vom Meer aus gesehen, einen imponierenden Anblick. Sie ist die einzige große Stadt an der Ostküste von Afrika und deren wichtigster
Handelsplatz. Zu Anfang des 19. Jahrh. standen daselbst nur einige Hütten und eine Burg, 1842 erst fünf Magazine;
jetzt zählt sie über 3000 Häuser und 80,000 Einw. Auch
mehrere Konsuln fremder Staaten, darunter ein deutscher Generalkonsul,
haben daselbst ihren Sitz.
Die von Inselchen umsäumte Bai, an welcher S. liegt, leistet in ihrer geschützten Lage die Dienste eines vortrefflichen Hafens.
Sie wurde 1886 von 110 Schiffen von 97,179 Ton., darunter 12 deutsche von 5560 T., besucht. Außerdem verkehrten
hier viele kleine Fahrzeuge unter französischer Flagge von Nossi Bé und Madagaskar. S. ist Station der British India Steam Navigation
Co. und der Messageries maritimes. Die Einfuhr wird auf 6,1 Mill., die Ausfuhr auf 4 Mill.
Dollar geschätzt.
Letztere besteht in Gewürznelken (1 Mill. Doll.), Kopalgummi, Häuten, rotem Pfeffer, Kokosnüssen u. a. und
als Transitartikel Elfenbein (1,5 Mill. Doll.), erstere in Baumwollenstoffen, Branntwein, Pulver, Flinten, Perlen, Kupferdraht
u. a., welche in Karawanen nach Innerafrika gehen. Die Einnahmen des Sultans fließen besonders aus Zöllen, welche von ihm für 2 Mill.
Mk. verpachtet sind. Seine Gesamteinnahmen betragen 5-6 Mill. Mk.
Das Heer besteht aus einer Leibwache von 1500 und einem Korps von 1400 Mann; der Sultan besitzt einen Kriegsdampfer und 7 Handelsdampfer.
- Schon im 10. Jahrh. hatten Araber Niederlassungen daselbst gegründet, die sich zu blühenden
Republiken entwickelten.
Als Vasco da Gama 1498 dieselben besuchte, fand er gut gebaute und reiche Städte, die lebhaften Handel
mit Indien trieben. 1503 erkannten die Mohammedaner auf der Insel S. die portugiesische Oberherrschaft an, und nun wurden bald
die Küstenstädte erobert und ihr Handel vernichtet. Zu Ende des 17. Jahrh. verloren die Portugiesen alle ihre Besitzungen
nördlich von Mosambik an den Imam von Maskat, unter dessen Herrschaft das Land, in zahlreiche kleine Staaten
und Gemeinwesen zerfallend, seitdem verblieb, bis sich in neuester Zeit (1856) Seyid Medschid, ein illegitimer Sohn des Imams
von Maskat, zum unabhängigen Sultan von S. machte. Nach dessen Tod (7. Okt. 1870) wurde ein jüngerer Bruder
des Sultans, Bargasch ben Said, Souverän des Gebiets, und als dieser 1888 starb, folgte ihm sein zweiter Bruder, Seyid Khalifa.
Vgl. Burton, Zanzibar, city, island and coast (Lond. 1872, 2 Bde.);
Rabaud, Zanzibar (Mars. 1881);
K. W. Schmidt, S., ein ostafrikanisches Kulturbild (Leipz. 1887);
Fischer, Mehr Licht im dunkeln
Weltteil (Hamb. 1885).
(eigentlich Samskrita, wobei aber das m wie n im franz. an zu sprechen ist, »zurechtgemacht«,
d. h. richtig gebildet, oder für heilige Handlungen geeignet, heilig), die alte heilige Sprache Indiens, die jetzt in der Regel,
ähnlich wie früher in Europa das Latein, nur noch von den Gelehrten in ganz Ostindien gesprochen und geschrieben
wird, wenn auch hier und da gelehrte Radschas bestrebt sind, sie wieder in den täglichen Gebrauch einzuführen. So erzählt
der Sanskritist M. Williams in seinem Reisewerk über Indien, daß der Maharadscha von Kaschmir ihm das Schauspiel eines Manövers
seiner Soldaten bereitete, wobei alle Kommandos in S. gegeben wurden, und erst neuerdings wurde in dem
Staat Udaypur durch eine Verordnung das S. als offizielle Amtssprache eingeführt. Volkssprache war jedoch das S. nur in dem
ältesten Zeitraum der indischen Geschichte, als die indischen Arier, ein Zweig des großen indogermanischen Völkerstammes,
kurz nach ihrer von Nordwesten her erfolgten Einwanderung in Indien die religiösen Werke abfaßten, die
später unter dem Namen der Wedas gesammelt wurden und als heilige Offenbarungen galten. Sie sind
1:3000000
Deutsches Gebiet
Deutsche Stationen, (zur Zeit
meistens verlassen.)
Zum Artikel »Sansibar«.
mehr
nebst der dazu gehörigen theologischen Litteratur fast durchaus in Nordindien entstanden, und ihre ältesten Bestandteile
gehören der Zeit an, als die S. redenden Stämme noch nicht über das Gebiet des Pandschab hinaus vorgedrungen waren, etwa
2000-1500 v. Chr. Mit der Kultur und religiösen Litteratur der arischen Inder verbreitete sich aber das
S. nicht nur schon früh über ganz Indien, sondern es wurde auch durch den Buddhismus einerseits nach Tibet, China und bis nach
Japan verpflanzt, wo kürzlich durch die Bemühungen Max Müllers Sanskrithandschriften entdeckt worden sind, anderseits gelangte
es nebst dem Pâli nach Hinterindien.
Das S. der Wedas büßte im Lauf der Zeit manche seiner besonders im Verbum höchst zahlreichen Beugungen
ein oder schliff sie ab, und durch diese Vereinfachung der Grammatik und entsprechende Änderungen des Wortschatzes entstand
schließlich aus dem wedischen das sogen. klassische S., zu dem übrigens schon in den spätern
wedischen Werken manche Übergänge vorliegen. Das klassische S. erfuhr dagegen, außer in Bezug auf
den Stil, der einer stets wachsenden Künstelei verfiel, die Satzbildung durch unförmliche Komposita verdrängte und die noch
übrigen alten Verbalformen außer Gebrauch setzte, keine Veränderungen mehr und hält noch heutzutage genau an den Normen
fest, die der berühmte indische Grammatiker Pânini (s. d.) mehrere Jahrhunderte vor Christo dafür aufstellte.
Dagegen entwickelten sich aus dem wedischen S. zunächst das buddhistische Pâli und das Prâkrit (s. d.), dessen älteste
bekannte Überreste dem 3. Jahrh. v. Chr. angehören, weiterhin die modernen indischen Volkssprachen (s. Indische Sprachen).
Das S. ist eine sehr wohllautende, vokalreiche Sprache; neuere Berechnungen haben ergeben, daß das a,
der klangvollste aller Vokale, der Häufigkeit seines Vorkommens nach ungefähr 28 Proz. aller überhaupt vorkommenden
Laute ausmacht.
Das Hauptinteresse des S. liegt aber, abgesehen von dem Reichtum seiner Litteratur, für die europäische Wissenschaft in seiner
ungemeinen Wichtigkeit für die älteste Geschichte der indogermanischen Sprachen, unter denen es an Altertümlichkeit,
an Fülle der grammatischen Formen und an etymologischer Durchsichtigkeit der Wortbildungen obenan steht. So können, während
nach Curtius das Griechische von einem Verbum 507, das Lateinische 143, das Gotische nur 38 Formen bilden kann, im wedischen S.
von einem gebräuchlichen Verbum allein im Präsens, und zwar mit Ausschluß der Partizipien und Infinitive, 336 Formen
gebildet werden, und die ganze Anzahl der möglichen Formen geht weit in die Tausende hinein. In ähnlicher Weise haben das
Substantivum, Adjektivum und Pronomen je acht Kasus und neben der Einzahl und Mehrzahl auch eine Zweizahl (Dualis), während das
Latein sechs Kasus, aber keinen Dualis, das Griechische einen Dualis, aber nur fünf Kasus hat.
Vom Standpunkt der einzelnen Sprache aus betrachtet, ist der Ursprung der meisten Wortstämme in den europäischen Sprachen
dunkel; die Vergleichung des S. hat z. B. gezeigt, daß Vater (pater) ursprünglich »Beschützer«, Bruder (frater) »Erhalter«
heißt u. dgl. Die aus einem semitischen Alphabet entsprungene, aber sehr eigentümlich entwickelte Schrift,
mit der das S. gewöhnlich auch in Europa immer geschrieben und gedruckt wird, heißt Devanâgarî (s. d.); vgl. die Schrifttafel
bei Artikel »Schrift«.
Die sehr zahlreichen europäischen Grammatiken des S. lassen sich in zwei Klassen einteilen, je nachdem sie sich genau an das
System und die Regeln der indischen Grammatiker anschließen oder eine mehr den europäischen
Anschauungen
entsprechende Methode zur Anwendung bringen. Zu der ersten Klasse gehören namentlich die Grammatiken von Colebrooke (Kalk. 1805),
Benfey (»Vollständige Grammatik der Sanskritsprache«, Leipz. 1852; in kürzerer Fassung, das.
1855),
Max Müller (deutsch von Kielhorn und Oppert, Kiel 1868),
Kielhorn (deutsch, Berl. 1888); zu der letztern
unter andern die Grammatik von Bopp (4. Aufl., das. 1868),
Kellners »Kurze Elementargrammatik« (2. Aufl., Leipz. 1877) und
»Praktisches Elementarbuch« (das. 1887),
das ausführliche, vortreffliche Werk von Whitney (deutsch von Zimmer, das. 1879),
Bühlers »Leitfaden für den Elementarkursus des S.« (Wien 1882) und Geigers »Elementarbuch der Sanskritsprache«
(Münch. 1888). Sehr beliebt zur ersten Einführung ins S. ist auch das eine Chrestomathie mit Glossar enthaltende »Elementarbuch
der Sanskritsprache« von Stenzler (5. Aufl., Bresl. 1885). Ein meisterhaftes ausführliches
Wörterbuch lieferten Böhtlingk u. Roth (Petersb. 1853-1875, 7 Bde.),
ein kürzeres haben Böhtlingk (Petersb. 1879 ff.) und Cappeller
(Straßb. 1886 ff.) begonnen. Anthologien lieferten namentlich Lassen (3. Aufl., Bonn 1868) und Böhtlingk (2. Aufl., Petersb.
1877).
Die Sanskritlitteratur.
Auch die Sanskritlitteratur zerfällt in zwei der Zeit und dem Wesen nach voneinander verschiedene Epochen: die Periode des
Weda und die des klassischen S. Genaue chronologische Daten für die Abgrenzung der beiden Perioden lassen
sich bei der großen Unsicherheit der indischen Chronologie überhaupt nicht geben; dazu kommt, daß wir von der zweiten Periode
aus allen Litteraturzweigen nur die Werke übrig haben, die den Höhepunkt der ganzen Gattung bezeichnen, so daß wir in die
Entwickelung derselben gar keinen Blick thun können.
In der ersten Periode werden alle Gegenstände nur in ihrer Beziehung auf rituelle Vorgänge behandelt; erst in der zweiten
treten wissenschaftliche und künstlerische Gesichtspunkte hervor. Über die erste Periode s. Weda. Der Anfang der zweiten Periode
wird ins 5. oder 6. Jahrh. v. Chr. gesetzt werden müssen, als die Volksdialekte sich immer selbständiger
zu entwickeln begannen und die Sprache, in welcher die Brâhmana und Sûtra der wedischen Periode abgefaßt waren, die sogen.
Bhâschâ, immer mehr ausschließliches Eigentum der Gebildeten und schließlich eine nur zu litterarischen Zwecken verwendete
tote Sprache wurde, welche noch heute in Indien zu schriftlicher Darstellung gebraucht wird.
Besonders charakteristisch für die Sanskritlitteratur ist der Mangel einer prosaischen Darstellung, indem
sämtliche wissenschaftliche Werke in metrischer Form abgefaßt sind; so sind die Anfänge der Prosa, wie sie in den Brâhmana
der ersten Periode vorliegen, gänzlich verkümmert, und es gibt kaum etwas Schwerfälligeres als die Prosa der spätern indischen
Romane, Kommentare und Inschriften. Die gebräuchlichste metrische Form ist der epische Vers (Sloka), eine
Doppelzeile, aus je 16 Silben bestehend, die nur in ihren beiden letzten Füßen sicher iambischen Rhythmus hervortreten läßt.
Die epische Poesie zerfällt in zwei Gruppen, die Itihâsa-Purâna und die Kâwya. Zur ersten Gruppe, legendarisch-epischen Sammelwerken,
die in ihrem Grundstock in die wedische Periode hinaufreichen, gehören das »Mahâbhârata« (s. d.) und
die »Purâna« (s. d.), mythische Erzählungen kosmogonischen und theogonischen Inhalts, in der uns vorliegenden Gestalt den
letzten 1000 Jahren angehörig und vielfach durchsetzt mit theologischen und philosophischen