gefangen genommen und nach
Camerun
[* 2] gebracht. Doch blieb Tamasese nicht lange im unbestrittenen
Besitz der königlichen Macht.
Schon Mitte 1888 riefen die Anhänger Malietoas den Häuptling Mataafa zum König aus.
In dem darauf ausbrechenden
Bürgerkrieg
wurde Tamasese geschlagen und hart bedrängt. Da sich Mataafas Anhänger Ausschreitungen gegen die ansässigenDeutschen
sowie Beraubung ihrer
Pflanzungen zu schulden kommen ließen, wurden von den beiden im
Hafen anwesenden
KriegsschiffenMannschaften
gelandet, von denen eine kleine Abteilung von starken samoanischen Streitkräften überfallen und fast vernichtet wurde,
worauf stärkere deutsche Abteilungen landeten und die
Rebellen vertrieben. Wie
Deutschland,
[* 3] so entsandten auch
England und
dieVereinigten Staaten
[* 4]
Kriegsschiffe zum
Schutz ihrer
Angehörigen nach S. Der Zustand der öffentlichen
Sicherheit ist ein unbefriedigender.
(»Selbstesser«, d. h.
Kannibalen, so von den
Russen genannt, während sie sich selbst als Chasowa, Hasawa,
d. h.
Menschen, bezeichnen) waren früher ein zahlreiches
Volk, bewohnen aber jetzt nur noch in einer Zahl
von 16,000
Seelen die
Küsten des
Eismeers vom
WeißenMeer bis zur Chatangabucht, während sie früher an der Sajanischen
Gebirgskette
und am Ob und
Jenissei saßen, bis sie von ostjakischen und tatarischen
Stämmen zersprengt und nach
Norden
[* 7] gedrängt wurden.
Sie zerfallen in vier
Stämme: den jurakischen, den tawgyschen (Awamsche S.), den jenisseischen und den
ostjakischen. Davon sind die beiden ersten
Stämme Renntiernomaden, der vierte
Stamm ernährt sich vorwiegend durch
Jagd und
Fischfang, während der dritte an beiden Beschäftigungen teilnimmt. Die nomadisierenden
Stämme wohnen unter
Zelten, die
Jagd
und Fischfang treibenden in kleinen
Hütten.
[* 8] Außerdem gehören zu den S. noch die Sojoten, Matoren, Koibalen,
Karagassen und Kamassinzen an beiden Abhängen des Sajanischen
Gebirges und am obern
Jenissei.
Alle diese
Stämme haben ihre eigentümliche
Sprache
[* 9] und ihre
Sitten bereits aufgegeben und sind größtenteils türkisiert,
zu einzelnen Teilen auch burätisiert worden. Sie sind
Heiden, die an ein höchstes
Wesen (Num) glauben
und hölzernen Götzenbildern
Opfer bringen.
Ihre mächtigen und einflußreichen Schamanenpriester, Tadebi genannt, sind zugleich
Ärzte und genießen als Vermittler zwischen den
Göttern und
Menschen großes Ansehen. Die Behandlung der
Frauen ist eine unmenschliche;
sie gelten den S. als unreine
Personen, die gewisse Teile des Tschum (konisches
Zelt aus Renntierhäuten mit
einem
Loch im
Dach
[* 10] zur
Ableitung des
Rauchs von dem in der Mitte auf dem
Boden befindlichen Feuerplatz) gar nicht betreten dürfen.
Die
Tracht der
Männer besteht aus einem weiten und langen Päsk, welcher um den Leib herum durch einen mit
Knöpfen und Messingbeschlägen
reichverzierten
Gürtel
[* 11] zusammengehalten wird.
Stiefel und Kopfbedeckung bestehen aus Renntierfell. Die
Tracht der
Frauen ist ein ziemlich langes, am Leib eng anschließendes
Kleid aus Renntierhaut, welches so dünn ist, daß es
von der Mitte an in hübschen regelmäßigen Falten
herunterfällt; der
Rock ist mit
Volants oder
Fransen von Hundefell besetzt.
Das schwarze struppige
Haar
[* 12] wird nach hinten in zwei mit
Riemen zusammengeflochtene Haarbüschel eingeteilt.
Beide
Geschlechter sind klein von Wuchs und wetteifern in Unreinlichkeit miteinander (s. Tafel
»AsiatischeVölker«,
[* 13] Fig. 5).
Castrén lieferte eine
Grammatik ihrer
Sprache (Petersb. 1854) sowie ein
Wörterbuch (das. 1855).
niedrige, zu
Asien
[* 17] gehörige
Halbinsel zwischen dem Obischen
Busen und der Karasee, nördlich vom
Polarkreis bis fast 73° nördl.
Br., auch samojedischJalmal (Landbande) und (irrtümlich) nach einem Begleiter des
Holländers
de Vlaming Jelmertland genannt. Im N. vorgelagert die
WeißeInsel
(Beli-Ostrow), die durch den von
Nordenskjöld
benannten Malyginsund vom
Festland getrennt ist.
(Samo, türk. Sisam Adasy), eine der ansehnlichsten
Inseln des Ägeischen
Meers, nahe der ionischen
Küste, von
Kleinasien und dem
GebirgeMykale
(SamsunDagh) nur durch einen kaum 2 km breiten
Sund getrennt, umfaßt 468 qkm.
Der
Osten der
Insel ist hügelig, die Mitte wird von N. nach
Süden von einem
Gebirge durchzogen, das im N. Assoron (jetzt Karvuni, 1140 m),
südlich davon
Ampelos (jetzt auch Pevka, 750 m) genannt wird. Den
Westen erfüllt der 1440 m hohe, ziemlich bewaldete Kerketeus
(heute Kerki). An nutzbaren
Mineralien
[* 18] kommen
Eisenerze,
Bleiglanz und
Schmirgel vor.
Reich ist
S. an landschaftlichen
Reizen und im
Verhältnis zu andern
Inseln auch an
Wasser, wiewohl der längste
Fluß noch nicht 14 km
mißt. Die Westspitze der
Insel hieß Kantharion
(Kap Domenikos), die östliche Poseidion
(Kap Gatos); die südliche wird jetzt
Kap Kolonna genannt. S. brachte im
AltertumÖl,
Feigen,
Trauben und andre
Früchte zur Ausfuhr.Auch heute
noch wird bis zu bedeutender
HöheWein gebaut und ausgeführt; während jedoch im
Altertum der samische
Wein wenig geschätzt
ward, gehört jetzt der weiße Muskatwein aus S. zu den besten der Inselweine. Von sonstigen Naturprodukten
werden genannt: der »samische
Stein« zum
Polieren des
Goldes, die bei verschiedenen
Krankheiten Heilkraft bewährende »samische
Erde« und vor allen der
Thon, woraus die in
Rom
[* 19] hochgeschätzten samischen
Gefäße gefertigt wurden. -
Karer und
Leleger bewohnten
zuerst S., welche frühzeitig durch flüchtige
Ionier aus
Epidauros verdrängt wurden.
von ihnen ward die
Kunst, das
Erz zu gießen und den
Edelstein zu bearbeiten,
wenn nicht erfunden, so doch wesentlich gefördert.
Mit
Korinth
[* 20] wetteiferteS. in der Schiffbaukunst,
[* 21] und
ein Samier, Koläos, war der erste, welcher angeblich die
Säulen des
[* 22]
Herkules durchfuhr. Besonders mächtig war die
Insel unter
Polykrates (532-522), der dort eine bedeutende Seeherrschaft gründete, schließlich aber von dem persischen
Satrapen Orötes
durch trügerische Versprechungen nach
Kleinasien gelockt und hingerichtet wurde.
SeinBruder Syloson unterjochte
später die
Insel mit persischer
Hilfe und beherrschte sie nach grausamer Verwüstung als persischer
Satrap, bis sie 479 durch
die
Schlacht von
Mykale frei wurde. Dem
Attischen Seebund gehörte sie als nicht steuerzahlendes
Glied
[* 23] an,
¶
mehr
empörte sich dann und wurde 440 von Perikles unterworfen, spielte aber gegen Ende des Peloponnesischen Kriegs noch eine wichtige
Rolle, indem die attische Flotte daselbst längere Zeit ihr Hauptquartier hatte. Da S. den Athenern bis nach der Schlacht bei
Ägospotamoi treu blieb, eroberte Lysandros 404 die Insel und setzte dort eine oligarchische Regierung nebst
einem spartanischen Harmosten ein. In den folgenden Jahrzehnten finden wir S. abwechselnd unter spartanischem, attischem und
persischem Einfluß. 365 eroberte der attische FeldherrTimotheos nach zehnmonatlicher Belagerung die Hauptstadt, vertrieb
die gesamte Bevölkerung
[* 25] und besetzte die Insel mit attischen Kleruchen, welche hier, wie neuerdings gefundene Inschriften
zeigen, ein eignes Gemeinwesen mit besondern Beamten bildeten. Erst nach Alexanders d. Gr. Tod wurde die Insel durch Perdikkas
den Samiern zurückgegeben (322). Später gehörte sie zeitweilig zu Ägypten,
[* 26] kämpfte mit Antiochos d. Gr. und Mithridates
gegen Rom und wurde 84 v. Chr. mit der römischen ProvinzAsien vereinigt. Unter den Kaisern hatte sie ihre
Bedeutung schon eingebüßt. - Die alte gleichnamige Hauptstadt lag an der Südostküste, wo heute Chora und Tigani liegen,
und in der Ebene westsüdwestlich davon (mit der Stadt durch eine HeiligeStraße verbunden) der berühmte Heratempel, von welchem
noch eine Säule aufrecht steht.
Der Tempel
[* 27] war im ionischen Stil von Rhökos begonnen, aber nie ganz vollendet worden. Die Perser verbrannten
ihn, doch wurde er wieder aufgebaut; Seeräuber, später Verres und M. Antonius plünderten ihn. Von der Stadt S. ist noch
die nördliche Umfassungsmauer auf steilem Bergesabhang und ein Teil der östlichen mit Türmen und Thoren erhalten; sie ist
teils in kyklopischer Bauart (wohl aus der Zeit des Polykrates), teils in regelrechtem Quaderbau aufgeführt.
Die Burg Astypaläa lag im O. nahe beim Meer.
Dem Polykrates wird ferner die Anlage der Hafendämme (bei Tigani noch jetzt unter der Oberfläche des Meers sichtbar) und einer
vielbewunderten unterirdischen Wasserleitung
[* 28] zugeschrieben. Außerdem sind Reste von einer einst 7 Stadien
langen Wasserleitung aus römischer Zeit, einem Theater,
[* 29] alten Felswohnungen und Gräbern sowie von Bäderanlagen erhalten. 1550 wurde
S. von den Türken erobert und geplündert und stand seitdem unter deren Herrschaft. Im griechischen Freiheitskampf 1824 errangen
hier die Griechen unter Kanaris einen bedeutenden Seesieg über die Türken. Nach dem LondonerProtokoll
von 1827 ward S. jedoch 1830 den Türken zurückgegeben und zur Hauptstadt eines tributpflichtigen Fürstentums
gemacht.