eines Herzogtums (mit Ausnahme einiger zu Tirol geschlagener Bezirke) den Salzachkreis des Landes ob der Enns bildete, bis es 1849 zu
einem selbständigen Kronland erhoben ward.
Vgl. Dümmler, Beiträge zur Geschichte des Erzbistums von S. im 9.-12. Jahrh.
(Wien 1859);
Pichler, Salzburgs Landesgeschichte (Salzb. 1865);
Meiller, Regesta archiepiscoporum Salisburgensium (Wien
1866).
Hauptstadt des gleichnamigen Herzogtums, liegt ungemein malerisch (420 m ü. M.)
an beiden Ufern der reißenden Salzach, die hier zwischen zwei isolierten Hügeln von Kalkbreccie, dem Mönchs und Kapuzinerberg,
eingeengt dahinströmt, und an der westlichen Staatsbahn Wien-S., an welche sich hier die Staatsbahnlinie S.-Wörgl und die
bayrische Linie S.-München anschließen. Das Klima ist sehr angenehm, die Luft gesund; die mittlere Sommertemperatur
beträgt 17,4° C. Die Stadt zerfällt in zwei durch die Salzach, über welche eine 1877 erbaute eiserne, eine Holzbrücke
und ein Steg führen, getrennte Stadtteile, die am linken Ufer gelegene ältere und die Neustadt am rechten Ufer, ist teilweise
noch mit Mauern und Wällen umgeben, hat eine Citadelle (Hohensalzburg, s. unten) und drei Vorstädte; Nonnthal und Mülln auf
dem linken und Stein auf dem rechten Ufer der Salzach.
Unter den von den ehemaligen Befestigungswerken noch erhaltenen Thoren ist am merkwürdigsten das durch den Felsen des Mönchsbergs
gebrochene Neuthor, welches 134 m lang, 7 m breit und 12 m hoch ist und vom Erzbischof Sigismund von Schrattenbach 1767 hergestellt
wurde. Die Stadt ist nicht regelmäßig gebaut, viele (namentlich die ältern) Straßen sind eng, krumm und finster; aber
die schönen massiven Häuser mit ihren platten Dächern, der häufig verwendete Marmor des nahen Untersbergs,
die zahlreichen Brunnen und Denkmäler geben der Stadt ein stattliches, zugleich italienisches Aussehen. In neuester Zeit hat
übrigens S. eine Erweiterung erfahren, da auf den durch Auflassung der Festungswerke frei gewordenen Plätzen zahlreiche Neubauten
erstanden.
Auch wurden zu beiden Seiten der Salzach Kais aufgeführt, welche mit anmutigen Promenaden und Neubauten
versehen sind. Unter den öffentlichen Plätzen ragen hervor der Residenzplatz mit großem Brunnen (aus weißem Marmor von Ant.
Dario 1668 gefertigt) und der Domplatz mit einer Mariensäule. An den erstern schließt sich der Mozartplatz mit Mozarts (1756
hier geboren) ehernem Standbild von Schwanthaler (seit 1842), an den letztern der Kapitelplatz mit der
Residenz des Fürsterzbischofs u. einer marmornen Pferdeschwemme (Kapitelschwemme).
Eine schöne öffentliche Anlage hat S. in dem neuen Stadtpark mit gut eingerichteter Badeanstalt und Kursaal erhalten. Die
meisten öffentlichen Gebäude stammen aus der Renaissance- und Barockzeit. Unter den 24 Kirchen der Stadt ist zunächst zu
erwähnen der Dom, 1614-34 von Santino Solari nach dem Muster der Peterskirche in Rom erbaut, mit zwei 80 m
hohen Türmen, einer Zentralkuppel, schöner Fassade aus weißem Marmor und im Innern mit einem in Erz gegossenen Taufbecken
(1321). Unweit des Doms steht die Klosterkirche zu St. Peter, in romanischem Stil 1127 erbaut, mit schönem
Portal, zahlreichen Grabmälern, darunter dem des heil. Rupert, im Innern.
Hinter der Kirche, an der Nagelfluhwand des Mönchbergs, liegt der alte malerische St. Petersfriedhof mit interessanten Grabmälern
(darunter das
der Gräfin Lanckoronska von Schwanthaler). In der Mitte desselben steht die schöne, 1485 erbaute, 1864 restaurierte
Margaretenkapelle, in der Felswand des Mönchsbergs selbst die in Stein gemeißelten Zellen des heil. Rupert
und die Einsiedelei des heil. Maximus mit der alten Kreuzkapelle und die Katharinenkapelle mit dem Grab des heil. Vitalis.
Die alte Franziskanerkirche (Stadtpfarrkirche) aus dem 13. Jahrh. mit ihrem großartigen Chor ist in verschiedenen Baustilen
ergänzt worden. Auf dem Nonnberg steht die Kirche des adligen Benediktiner-Frauenstifts, ein gotischer
Bau mit romanischem Portal, schönem Flügelaltar, alten Glasmalereien und Waldgemälden und einer Krypte. Erwähnenswert sind
noch: die Johannesspitalkirche, die Augustinerkirche in der Vorstadt Mülln, die seit dem großen Brand von 1818 neuhergestellte
Sebastianskirche mit dem Grabmal des Theophrastus Paracelsus von Hohenheim und berühmtem Friedhof (mit der
Gabrielkapelle), die am Kai gelegene protestantische Kirche, 1865 im byzantinischen Stil erbaut, endlich der neue Zentralfriedhof.
Bemerkenswerte weltliche Gebäude sind: die Residenz am Residenzplatz (1592-1724 erbaut), ein weitläufiger Bau im italienischen
Stil, mit Gemäldegalerie;
der ihr gegenüberliegende Neubau (mit Glockenspiel), jetzt Regierungsgebäude;
das Schloß
Mirabell, früher Sitz des Erzbischofs, mit öffentlichem Garten;
der Marstall (jetzt Kavalleriekaserne) für 130 Pferde (1607
erbaut), mit weißmarmornen Barrieren, einer prachtvollen Schwemme mit Marmoreinfassung und plastischer Gruppe und zwei Reitschulen,
von denen die Sommerreitschule ein in den Felsen des Mönchbergs gehauenes Amphitheater mit drei übereinander befindlichen
Galerien ist.
Andre schöne Gebäude sind noch: das Rathaus, das vereinigte Schulgebäude, der Kursalon,
das Museum etc. Außerdem enthält S. acht Klöster, darunter das Benediktinerstift St. Peter (580 gegründet) mit ansehnlicher
Bibliothek, Naturalienkabinett, Schatzkammer und reichem Archiv, ein Franziskanerkloster, ein Kapuzinerkloster auf dem Kapuzinerberg
etc.
Die Zahl der Einwohner beträgt (1880) mit Einschluß von 1453 Mann Militär 24,952. Die Industrie ist
in S. durch Fabriken für musikalische Instrumente (besonders Orgeln), Marmorgalanterie- und Zementwaren, Zündhölzchen, Feigenkaffee
und Schokolade, Bier, Mehl, Leder, Kunstwolle und Shoddygarn, Sonnen- und Regenschirme, Handschuhe, Papier und Holzstoff, Papiertapeten
und Bretter vertreten. Außerdem bestehen in der Stadt mehrere Buch- und Steindruckereien und in der Umgebung
Torfwerke.
Der Handel, welcher ehemals einen bedeutenden Warenverkehr zwischen Deutschland und Italien vermittelte, hat seine frühere
Bedeutung verloren und beschränkt sich gegenwärtig auf die Versorgung des lokalen und provinziellen Konsums. Förderungsmittel
sind die Eisenbahnen, die Filiale der Österreichisch-Ungarischen Bank und eine städtische Sparkasse. An Lehr- und
Bildungsanstalten besitzt S.: eine theologische Fakultät (als Rest der 1623 gestifteten, 1810 aufgehobenen Universität), ein
staatliches und ein erzbischöfliches Obergymnasium (Collegium Borromeum), eine Oberrealschule, eine Lehrerbildungsanstalt,
eine Staatsgewerbeschule, eine Gremial- und eine Privathandelsschule, ein erzbischöfliches Priesterseminar, ein Collegium
Mariano-Rupertinum für Gymnasialschüler, 2 Musikschulen, 3
mehr
Klostererziehungsinstitute;
außerdem eine öffentliche Studienbibliothek (mit 62,400 Bänden, 4626 Inkunabeln und 1270 Manuskripten)
und die Bibliothek des Stifts St. Peter (40,000 Bände, 600 Inkunabeln und 224 Pergamentmanuskripte);
das Museum Carolino-Augusteum
mit vielen keltischen und römischen Antiquitäten, römischen Mosaikböden, Sammlung musikalischer Instrumente (auf 300 Jahre
zurückreichend), Zimmereinrichtungen in kulturgeschichtlicher Reihenfolge, naturhistorischer Sammlung
und einer Bibliothek von 10,000 Bänden;
Vereine für Kunst, Landeskunde, Musik (Mozarteum), Landwirtschaft etc. Unter den zahlreichen
Wohlthätigkeitsinstituten sind hervorzuheben: 4 Spitäler, eine Irrenanstalt, ein Gebärhaus, ein Waisenhaus etc. S. bildet
eine Stadt mit eignem Gemeindestatut und autonomer Verwaltung. An Behörden besitzt S. außer der Landesregierung und dem Landesausschuß:
ein Landesgericht, eine Bezirkshauptmannschaft, Finanzdirektion, Forst- und Domänendirektion, eine Handels- und Gewerbekammer;
an kirchlichen Instituten: das Fürsterzbistum, ein Metropolitan-Domkapitel und ein Konsistorium.
Die Stadt hat ferner eine
treffliche Wasserleitung, welche Trinkwasser aus der Fürstenbrunnquelle des Untersbergs (9,5 km weit) nach S. führt, eine
Gasanstalt und gestaltet sich immer mehr zur Saisonstadt und zum Kurort. Es fehlt daher auch nicht an
Hotels und andern dem großen Fremdenverkehr entsprechenden Einrichtungen. Seit 1886 führt ein Dampftramway zur bayrischen
Grenze (gegen Berchtesgaden).
Die Umgebung von S. (vgl. den Abschnitt auf der Karte »Herzogtum Salzburg«) ist von hohem Reiz. Über der Stadt erhebt sich
auf einem nach drei Seiten jäh abfallenden, 130 m über der Salzach liegenden Felsen, welcher die Südostspitze
des Mönchsbergs bildet, die ehemalige Festung Hohensalzburg, die 1088 aus den Trümmern eines römischen Kastells entstand,
zu verschiedenen Zeiten ausgebaut wurde und gegenwärtig als Kaserne dient. Sie enthält eine Schloßkapelle mit Apostelstatuen
und Reliefbildern aus rotem Marmor, dann die schön eingerichteten Fürstenzimmer und bietet eine herrliche
Rundsicht.
Der Mönchsberg selbst ist 523 m hoch, begrenzt die Stadt südlich und westlich und ist mit Waldpartien und Anlagen bedeckt.
Sein östlicher Ausläufer unterhalb der Festung ist der Nonnberg mit dem oben erwähnten Frauenkloster. Gegenüber erhebt sich
über dem am rechten Ufer der Salzach gelegenen Stadtteil der 650 m hohe Kapuzinerberg, welcher gleichfalls mit Wald bedeckt
ist, an der Ostseite das sogen. Franciscischlössel (eine ehemalige Bastei) sowie das »Mozarthäuschen« trägt und mehrere
schöne Aussichtspunkte enthält. In etwas größerer Entfernung befinden sich noch mehrere schöne Schlösser: das kaiserliche
Lustschloß Hellbrunn (vom Erzbischof Markus Sittich 1614 im Renaissancestil erbaut) mit Park, Gartenanlagen, Wasserkünsten und
einem in den Felsen gehauenen Theater;
das dem Fürsten Schwarzenberg gehörige Schloß Aigen am Fuß des Gaisbergs, mit großem
Park;
die Schlösser Anif (inmitten eines großen Teichs) und Leopoldskron (mit Schwimmschule).
Westlich von der Stadt
liegen auf dem Moosgrund die Moorbäder Ludwigs- und Marienbad. Die lohnendsten Aussichtspunkte in der Umgebung von S. sind
die nördlich gelegene, 1674 erbaute Wallfahrtskirche Maria Plain, dann der 1286 m hohe, seit 1887 durch eine Zahnradbahn zugänglich
gemachte Gaisberg. - Die Stadt nimmt die Stelle des alten Juvavum (Juvavia) der Römer ein, das schon im 1. Jahrh.
n. Chr. als ein mächtiges römisches Munizipium bestand,
nach und nach aber, zuerst von den Herulern, zerstört wurde.
Den Aufbau der gegenwärtigen Stadt S. veranlaßte wahrscheinlich St. Rupert, der an dem Ufer der Salzach (keltisch Igonta),
in der Nähe der antiken Trümmerstadt, zwei Klöster anlegte (s. oben). Schon im 7. Jahrh. erscheint S.
als Sitz eines Bistums, das 798 zum Erzbistum erhoben wurde. Am 16. Juli 1669 stürzte auf die Johannisvorstadt die locker gewordene
Wand des Mönchsbergs herab, zertrümmerte ihre Häuser und erschlug 500 Bewohner.
Vgl. Hübner, Beschreibung der erzbischöflichen
Haupt- und Residenzstadt S. (Salzb. 1792, 2 Bde.);
Zauner, Chronik von S. (das. 1797-1810, Bd.
1-6; fortgesetzt von Gärtner, Bd. 7-11, das. 1813-27);
Zillner, Salzburgische Kulturgeschichte (das. 1871);
Derselbe, Geschichte der Stadt S. (das. 1885 ff.);
Bühler, S., seine
Monumente und seine Fürsten (das. 1873);
Dieter, Führer durch S. (9. Aufl., das. 1886).