Eisenwarenfabrikation, Getreide-, Vieh- und Weinhandel betreiben. An Bildungsanstalten besitzt es ein Lyceum, ein Gymnasium,
ein Seminar und eine technische Schule. S. ist Sitz eines Bischofs und eines Unterpräfekten. Nordwestlich liegt die Abtei Staffarda, 1131 von
Manfred I., Markgrafen von S., gegründet, mit gotischer Kirche. Die Stadt ist Geburtsort des Typographen
Bodoni und des Dichters Silvio Pellico, dem hier 1863 ein Standbild errichtet ward. - Die Stadt hieß im Altertum Augusta Vagiennorum
und im frühern Mittelalter Saluciae. Zu Anfang des 12. Jahrh. herrschte hier Manfred, Sohn des Markgrafen Bonifacio del Vasto,
dessen Stamm im 16. Jahrh. erlosch, worauf Frankreich gegen Savoyen, dem S. lehnspflichtig war, seine auf
Verschwägerung mit dem Markgrafen beruhenden Erbansprüche mit den Waffen geltend machte. Doch gab Heinrich IV. 1601 im Vertrag
zu Lyon das Marquisat dem Herzog Karl Emanuel I. von Savoyen gegen Abtretung von Bresse, Buzey etc. zurück.
Diodata, Gräfin von Revel, ital. Dichterin, geb. 31. Juli 1774,
gest. 24. Jan. 1840, hat sich durch ihre »Poesie« (Tur. 1816-17, 4 Bde.),
»Ippazzia« (2. Aufl., das.
1830, 2 Bde.) und »Poesie postume« den Ruhm einer der namhaftesten neuern italienischen Dichterinnen erworben.
Eine Auswahl
ihrer Gedichte erschien zu Saluzzo 1874.
die kleinste, aber am dichtesten bevölkerte und am meisten kultivierte der fünf Republiken Zentralamerikas,
zwischen 13° 7'-14° 24' nördl. Br. und 87° 37'-90° 4' westl. L. v. Gr, grenzt gegen Süden an das Stille Meer, gegen SO. an den
Fonsecagolf, gegen O. und N. an Honduras, gegen W. an Guatemala und hat einen Flächeninhalt von 18,720 qkm (339,9 QM.).
Der Boden des Landes bildet, einen schmalen Streifen flachen Alluviallandes abgerechnet, welcher sich längs der Küste hinzieht,
ein mäßig hohes, von Flußthälern durchschnittenes Plateau, auf welchem eine Reihe von Vulkanen (zwölf
an der Zahl) mit Höhen von 1500-2100 m sich erhebt.
Die bedeutendsten derselben sind die Vulkane von Conchagua, San Miguel, Chinameca, Apaneca, Tecapa, San Vicente, San Salvador u.
Santa Ana. Unter den Flüssen, die sämtlich dem Stillen Ozean zufließen, ist der über 220 km lange Lempa der ansehnlichste;
er nimmt fast alle Gewässer im Binnenland auf und bricht zwischen den Vulkanen von Tecapa und San Vicente durch das Plateau.
Außer ihm sind noch zu nennen: der Rio San Miguel, Goascoran und Rio Paz, letztere beiden als Grenzflüsse im O. und W. Unter
zahlreichen Seen sind der Guiza, Ilopango, Camalotal, Chalchuapa, Zapotitan und Cuscatlan die bedeutendsten.
Das Klima ist das der Tropen und bietet, da das Land sich nur an einzelnen Stellen über die Region der Terra caliente erhebt,
weniger Wechsel als in den übrigen Staaten Zentralamerikas dar; doch ist es im Innern größtenteils ziemlich gesund und selbst
an der Küste weniger ungesund als an der atlantischen Seite Zentralamerikas. Erdbeben sind nichts Seltenes;
die Hauptstadt ist seit ihrer Gründung bis 1854 fünfmal durch Erdbeben zerstört worden. Der Boden ist durchgängig sehr fruchtbar
und wegen der reichlichen Bewässerung für die Kultur sehr geeignet.
In der Umgebung der Stadt San S. wird der Mais im Jahr viermal geerntet. Doch zeigen die Urwälder eine
weniger üppige Vegetation als die
an der atlantischen Seite. Die Tierwelt weist wenig Arten auf; Jaguare und Pumas kommen sehr
selten vor. Auch die mineralischen Produkte sind von geringem Belang. Von Silberminen sind nur die von Tabanco im
Departement San Miguel von einiger Bedeutung; außerdem finden sich etwas Gold und Blei- und Eisenerze. Kohlen kommen im Thal des
Rio Lempa in ausgedehnten Lagern vor.
Die Bevölkerung belief sich 1886 auf 651,130 Einw. und zwar 318,329 männlichen und 332,801
weiblichen Geschlechts. Es kommen mithin 35 Bewohner auf 1 qkm. Die große
Mehrzahl bilden Indianer und Mischlinge; reine Weiße zählt man kaum 20,000. Die Indianer zeigen noch vorherrschenden Indianertypus,
sind aber trotzdem die am meisten hispanisierten in ganz Zentralamerika und haben die spanische Sprache und das Christentum
angenommen. Nur in dem Distrikt Costa del Balsamo (Balsamküste) im Departement S. haben sie ihre Ursprache
und ihre alten Gewohnheiten noch vielfach bewahrt.
Die letztern gehören einer schon von den Spaniern vorgefundenen Nation aztekischer Abkunft, den Pipil, an, welche den ganzen
westlichen Teil des Landes südlich vom Rio Lempa, das sogen. Reich Cuscatlan, bewohnten. Geistige Kultur und Erziehungswesen stehen
noch auf sehr niedriger Stufe; eine Universität besteht in der Hauptstadt. Die Einkünfte des Klerus bestehen
aus einer religiösen Gabe (ofrenda religiosa); Kirchengüter sind eingezogen und Klöster aufgehoben worden.
Die 569 Schulen wurden 1887 von 21,101 Kindern besucht, und es besteht eine National-Universität. Ackerbau bildet die Hauptbeschäftigung.
Die Kultur des Indigos, die von alters her hier einheimisch war, war früher bedeutender und wird jetzt
von derjenigen des Kaffees übertroffen. Außerdem gewinnt man Tabak, Zucker, Mais, Reis, Bohnen. Die Viehzucht deckt nicht den
innern Bedarf, und es werden deshalb Pferde und Rindvieh von Honduras eingeführt. Auch Balsam kommt zur Ausfuhr, desgleichen
Kautschuk, Vanille, Rhabarber und Schmuckhölzer.
Der Bergbau ist noch von keiner großen Bedeutung, doch wurden 1882 für 2,800,000 Mk. Silber gewonnen, und auch Steinkohlen
und Eisenerze werden im Distrikt Metopam, im Thal des Rio Lempa, für inländischen Bedarf gefördert. Fabriken und bedeutende
Manufakturen sind noch gar nicht vorhanden. Der Handel ist von einigem Belang. Im J. 1887 schätzte man
die Einfuhr auf 3,275,025 (1877: 4,622,084) Doll., die Ausfuhr auf 5,230,195 (1877: 7,921,864) Doll. Die Ausfuhr besteht im
wesentlichen aus Kaffee, Indigo, Silber, Zucker, Balsam, Tabak und Häuten.
Bei der Einfuhr (1887) beteiligten sich England mit 35 Proz., die Vereinigten Staaten mit 25 Proz., Frankreich
mit 13 Proz., Deutschland mit 11 Proz., während von der Ausfuhr bez.
19, 33, 13, und 10 Proz. auf die genannten Länder kamen. Die einzige Eisenbahn des Landes verbindet die Hafenstadt Acajutla
mit Armenia (46 km) und wird bis Santa Ana (s. d.) verlängert werden. Die Telegraphen hatten 1887 eine Länge
von 1944 km. Münze ist der Peso (Dollar) zu 100 Centavos; das metrische System ist seit 1885 gesetzlich eingeführt. Die Verfassung
stammt aus dem Jahr 1864 und wurde zuletzt 1886 abgeändert. Die gesetzgebende Gewalt wird ausgeübt von einem Senat und einem
Abgeordnetenhaus, dessen Mitglieder jährlich von sämtlichen Bürgern gewählt werden. Auf je 15,000
Einw. kommt ein Abgeordneter. Der Präsident wird gleichfalls vom Volk, aber auf vier Jahre, gewählt und ernennt seine vier
Minister. Staatsreligion ist die römisch-
mehr
katholische unter einem Bischof. Die Staatseinnahmen betrugen 1887: 2,730,524 Doll., die Ausgaben 2,529,436 Doll. und die Staatsschuld
7,147,659 Doll. Die Militärmacht zählt 2000 Mann stehende Truppen und eine Miliz von 12,000 Mann. Eingeteilt wird S. in 14 Departements,
deren Gouverneure vom Präsidenten ernannt werden, während die Kommunen durch von den Bürgern gewählte
Alkalden verwaltet werden. Hauptstadt ist San Salvador (s. d.).
Geschichte. Das Land ward 1525 und 1526 von Petro Alvarado der spanischen Herrschaft unterworfen und S. genannt. Es blieb
bis 1821 unter spanischer Herrschaft und gehörte dann bis 1839 zu den Vereinigten Staaten von Zentralamerika (s. d.). Durch
Vertrag vom 7. Okt. 1842 trat der Staat S. mit Guatemala, Nicaragua und Honduras zu einer Union zusammen, die
aber nur kurze Zeit bestand. 1845 kam es zwischen S. und Honduras zu offenem Krieg, und 21. März 1847 sagte sich Guatemala unter
Carrera von der Union förmlich los.
Dagegen traten 9. Jan. 1851 die Abgeordneten von S., Honduras und Nicaragua zu einem Kongreß in Chinandega
zusammen. Da Guatemala den Beitritt verweigerte, so rückten die Verbündeten unter Vasconcelos, dem Präsidenten von S., nach
Chiquimula vor, erlitten aber bei Arada 2. Febr. 1851 durch Carrera eine entscheidende Niederlage. Am 25. Juli d. J. vereinigten sich
S., Nicaragua und Honduras abermals unter einer Föderalregierung. Doch scheiterte dieselbe wieder teils
an der gegenseitigen Antipathie der Föderierten unter sich, teils an dem Widerstand Guatemalas, worauf sich S. 1853 als souveräner
Staat konstituierte.
Seitdem ward die Ruhe nur noch zweimal vorübergehend gestört, nämlich 1857 durch die Rückwirkung des Flibustierkriegs Walkers
in Nicaragua und 1858 durch einen Staatsstreich des Generals Barrios, welcher mit Hilfe des Vizepräsidenten der Republik, des
Generals Guzman, den Präsidenten Santin del Castillo zur Abdankung zwang und bei der darauf vom 17. Jan. bis 12. Febr. 1859 tagenden
legislativen Versammlung die Sanktion seines Staatsstreichs durchsetzte. Am 1. Febr. 1860 wurde Barrios zum
definitiven Präsidenten erwählt. 1863 erklärte Guatemala von neuem den Krieg, da dessen Präsident Carrera den von Barrios vertriebenen
Präsidenten von S., Dueñas, wieder einsetzen wollte; auch Nicaragua und Costarica schlossen sich dem Angriff an. Nach hartnäckigem
Widerstand wurde Barrios seit Ende September in der Hauptstadt belagert und 26. Okt. zu deren Räumung genötigt,
wobei er selbst nur mit genauer Not entkam. Am 12. Febr. 1864 hielt hierauf Dueñas seinen Einzug in die Hauptstadt von S. Ein
neuer Versuch Barrios', nach Carreras Tod sich wieder der Gewalt zu bemächtigen, scheiterte und endete 29. Aug. 1864 mit seiner
Erschießung. Seitdem erfreute sich S. meist innerer Ruhe.
Vgl. Scherzer, Wanderungen durch die mittelamerikanischen Freistaaten
(Braunschw. 1857);
Sonnenstein, Descripcion del Estado del S. (New York 1859);
R. Reyes, Nociones de historia del S. (San Salvador
1886).