und Markolf«, im 14. Jahrh. am Niederrhein verfaßt, hat mit jenem ersten fast gar nichts gemein; es stellt in der Form der
Wechselrede den Gegensatz zwischen der gelehrten Bildung und dem rohen, aber gesunden Menschenverstand dar. Beide Gedichte
sind abgedruckt in v. d. Hagens »Gedichten des Mittelalters« (Bd. 1, Berl.
1820), das erste kritisch herausgegeben von Vogt (Halle 1880).
Claudius (eigentlich Claude de Saumaise), berühmter Polyhistor des 17. Jahrh., geb. 15. April 1588 zu Sémur en
Auxois, widmete sich seit 1604 zu Paris und seit 1606 zu Heidelberg (unter Dionysius Godofredus) dem Studium der Philosophie und
der Rechte, sodann aber vorzugsweise der Philologie, wozu ihn sowohl seine Korrespondenz mit J. Scaliger
und Casaubonus als auch die handschriftlichen Schätze der Bibliothek veranlaßten. Nach seiner Rückkehr in sein Vaterland
lebte er, durch die Heirat mit Merciers Tochter in ein behagliches, sorgenfreies Dasein versetzt, der litterarischen Muße
und folgte erst 1631, nachdem er glänzende Anerbietungen italienischer Universitäten ausgeschlagen hatte,
einem Ruf nach Leiden. Die Herrschsucht seiner Gattin sowie verschiedene teils wissenschaftliche, teils theologische oder politische
Kontroversen (S. schrieb auch für Karl II. von England die »Defensio regia«, s. Milton, S. 634) bewogen ihn, nach längerm Aufenthalt
in Frankreich, das ihn durch die ehrendsten Anerbietungen vergeblich zu fesseln suchte, 1650 einem Ruf der
Königin Christine von Schweden Folge zu leisten, zunächst allerdings nur auf Urlaub.
Aus Gesundheitsrücksichten kehrte er jedoch schon 1651 nach Leiden zurück und starb 3. Sept. 1653 im Badeort Spaa. Seine Schriften
zeugen von einer staunenswerten Gelehrsamkeit, doch fehlt es ihnen an Kritik und Systematik. Sein Hauptwerk
sind die »Plinianae exercitationes in Solinum« (Par.
1629, 2 Bde.; neue Aufl., Utr.
1689). Von lateinischen Autoren gab er heraus den Florus (Heidelb. 1609, Leiden 1638),
die »Scriptores historiae Augustae« (Par.
1620, Leiden 1652),
Tertullians »De pallio« (Par. 1622, Leiden 1656),
Ampelius (hinter dem Florus von 1638);
von griechischen Autoren des Simplicius Kommentar zu Epiktet (Leiden 1640) und Achilleus Tatios (das. 1640). Sonst nennen wir:
»De suburbicariis regionibus« (Par. 1619);
»De usuris« (Leiden 1638);
»De modo usurarum« (das. 1639);
»De foenore Trapezitico«
(das. 1640);
»Diatriba de mutuo« (das. 1640);
»De hellenistica commentarius« (das. 1643);
»Funus linguae
hellenisticae« (das. 1643);
»Observationes ad jus atticum et romanum« (das.
1645);
»De annis climactericis et antiqua astrologia« (das. 1648);
»De re militari Romanorum« (das. 1657).
Viele seiner Werke
sind Manuskript geblieben.
Alfons, geb. 1515 zu Toledo, Freund des Ignatius von Loyola, schloß sich diesem in Paris während
seiner Studienzeit an, reiste nach Stiftung des Jesuitenordens (s. d.), für denselben erfolgreich Propaganda machend, durch
die italienischen Städte und fungierte 1541 als päpstlicher Nunzius in Irland. Am Tridentiner Konzil beteiligte er sich im
Auftrag von Paul III., Julius III. und Pius IV. als einer der entschiedensten Gegner der lutherischen Lehre.
S. starb 1585 in Neapel, welches er von Ketzern gesäubert hatte. Seine Kommentare umfassen 16 Bände (Madr. 1597-1602, Brixen
1601, Köln 1602-1604).
y Alonso, Don Nicolas, span. Staatsmann, geb. 1838 zu Alhama lo Seco, Provinz Almeria, studierte in Granada und
Madrid Rechtswissenschaft und
Philosophie, wurde Assistent an der Fakultät der Philosophie und Litteratur,
dann am Institut San Isidoro daselbst und erwarb sich durch Privatunterricht seinen Lebensunterhalt. In politischer Beziehung
gehörte er von Anfang an zu den Republikanern, beteiligte sich 1860-62 an der Redaktion von deren Organ »La Discusion«, dann
von Castelars »Democracia« und ward 1865 Mitglied des demokratisch-republikanischen
Komitees von Madrid. 1868 als Verschwörer verhaftet und fünf Monate gefangen gehalten, ward er nach der
Septemberrevolution in die provisorische Regierungsjunta zu Madrid und 1871 in die Cortes gewählt. 1873 nach Amadeos Abdankung
wurde er Justizminister, dann Präsident der Cortes und 18. Juli 1873 Präsident der Exekutivgewalt. Er zeigte sich jedoch
dem Aufstand der Internationale im Süden und der Karlisten im N. gegenüber ohnmächtig und über die Notlage Spaniens völlig
verblendet, so daß er, weil die Cortes die Todesstrafe in die Kriegsartikel aufnahmen, 8. Sept. seine Entlassung forderte. Er wurde
nun wieder Präsident der Cortes. Als er Anfang Januar 1874 an der Spitze der intransigenten Majorität Castelar
zu stürzen versuchte, wurden er und Castelar durch den Staatsstreich des Generals Pavia 3. Jan. beseitigt, und S. begab sich nach
Paris, wo er Professor an der Universität wurde. 1881 kehrte er als Professor an die Universität Madrid zurück.
(Ammoniumchlorid, Chlorammonium) NH4Cl findet sich sublimiert in den Spalten der Lava vieler Vulkane, auf Brandfeldern
und brennenden Halden mancher Steinkohlenlager, auch im Guano der Chinchainseln und in sehr geringer Menge im Speichel, Magensaft,
Harn etc. Er entsteht beim Zusammentreffen von Ammoniak (NH3) mit Chlorwasserstoff (HCl) und wird meistens
durch Neutralisieren ammoniakhaltiger Flüssigkeiten mit Salzsäure, auch durch Zersetzen von kohlensaurem Ammoniak mit Chlorcalcium,
Manganchlorür oder Eisenchlorid sowie durch Zersetzen von schwefelsaurem Ammoniak mit Chlornatrium erhalten.
Zur Darstellung neutralisiert man die bei der Darstellung von Knochenkohle als Nebenprodukt erhaltene ammoniakreiche wässerige
Flüssigkeit mit Salzsäure, sucht die Verunreinigungen mit Teerbestandteilen möglichst abzuscheiden und
reinigt das Salz durch Umkristallisieren. Der meiste S. wird aus den Ammoniakwassern der Leuchtgasanstalten gewonnen, indem
man dieselben, welche kohlensaures Ammoniak, Schwefelammonium etc. enthalten, mit Kalk destilliert und das entweichende Ammoniak
in Salzsäure leitet, bis dieselbe neutralisiert ist.
Die Flüssigkeit wird dann verdampft und der rohe S. durch Umkristallisieren oder durch Sublimation in
großen eisernen, innen mit feuerfesten Steinen ausgekleideten Kesseln gereinigt. Der sublimierte S. bildet eine farb- und
geruchlose, faserig kristallinische, durchscheinende, schwer pulverisierbare Masse, schmeckt scharf salzig, löst sich unter
starker Temperaturerniedrigung in Wasser, und zwar lösen 100 Teile Wasser bei 0° 28,4, bei 10° 32,8,
bei 110° 77,2 Teile; in Alkohol löst er sich um so schwerer, je stärker derselbe ist. Er kristallisiert in kleinen Kristallen,
die sich zu federartigen Formen aneinander reihen. Beim Verdampfen wird die Lösung durch Ammoniakverlust sauer. Beim Erhitzen
verflüchtigt sich S., ohne zu schmelzen; bei hoher Temperatur zerfällt der Dampf in Chlorwasserstoff und
Ammoniak,
mehr
welche sich erst unter 350° wieder miteinander vereinigen. Mit vielen Metallchloriden bildet S. Doppelchloride. Eisen bildet
mit S. Eisenchlorür, Ammoniak und Wasserstoff, und nicht selten enthält ganz farbloser S. Eisenchlorür. Man benutzt S. zur
Darstellung von Ammoniak, zum Verzinnen und Verzinken von Eisen, Kupfer und Messing, zum Löten (wobei er als
Lösungsmittel für die Oxyde und reduzierend wirkt und dadurch eine reine metallische Oberfläche erzeugt, auf welcher das
Lot haftet), in der Kattundruckerei, Farben- und Schnupftabaksfabrikation, bei der Platingewinnung, zur Darstellung von Eisenkitt
und Kältemischungen.
Bei der Sodafabrikation nach dem Ammoniakverfahren entsteht S. als Nebenprodukt, wird aber immer wieder sofort
zur Gewinnung des Ammoniaks zersetzt. In der Medizin benutzt man S. gegen Magen- und Bronchialkatarrh. S. war schon Geber bekannt,
welcher ihn aus gefaultem (und daher ammoniakhaltigem) Urin und Kochsalz darstellte. Später aber scheint das Salz aus Asien nach
Europa gekommen zu sein und stammte vielleicht aus dortigen Vulkanen, da es zuerst armenisches Salz genannt
wurde.
Aus Ägypten wurde künstlicher S. eingeführt, welchen man dort aus dem Ruß von verbranntem Kamelmist gewann. Der ursprüngliche
Name des Salzes, Sal armeniacum oder armoniacum, wurde später in Sal ammoniacum umgeändert, ein Ausdruck, der ursprünglich
zur Bezeichnung des Steinsalzes benutzt worden war, welches in der Nähe des Tempels des Jupiter Ammon in der
Libyschen Wüste vorkommt. Geoffroy zeigte 1720, daß S. aus Salzsäure und flüchtigem Alkali besteht; 1750-56 wurden große
Salmiakfabriken in Schottland und 1759 von den Gebr. Gravenhorst die erste in Deutschland bei Braunschweig angelegt.