S. nimmt seinen Ursprung aus der
Schelde bei
Cambrai und führt zur
Somme über S. bis St.-Simon, wo er mit dem Sommekanal und
dem
Kanal
[* 2] von
Crozat in
Verbindung steht. - S., im
Altertum Samarobriva, unter den
RömernAugusta Veromanduorum, erhielt seinen
jetzigen
Namen von dem heil.
Quintin, welcher bei der
Predigt des
Christentums 287 daselbst das
Martyrium
erlitt, und dessen Gebeine 825 nach S. gebracht wurden. Es wurde Hauptstadt der
GrafschaftVermandois, fiel mit dieser 1215 an
die französische
Krone, ward aber 1435 im
Frieden von
Arras
[* 3] an
Burgund abgetreten und erst 1477 wieder französisch. 1557 wurde
S., nachdem ein Entsatzheer unter
Montmorency10. Aug. von
Egmond geschlagen worden (erste
Schlacht bei S.),
nach tapferer
Verteidigung durch
AdmiralColigny28. Aug. von den Spaniern unter dem
Herzog von
Savoyen erobert, aber im
Frieden 1559 an
Frankreich zurückgegeben. Am ergab sich die
Festung
[* 4] an die
Russen unter Geismar. - Im
Krieg von
1870/71 wurde S. wiederholt von den deutschen
Truppen besetzt, aber, da es nicht befestigt war, auch wieder geräumt, so
als
Faidherbe mit der französischen Nordarmee (22. und 23.
Korps) in stärkern
Massen gegen S. vorging. Da sich herausstellte,
daß dies einenVorstoß auf
Laon einleiten sollte, so warf
General v.
Goeben, Oberbefehlshaber der ersten
deutschen
Armee, seine an der
Somme von La
Fère bis
Amiens
[* 5] verteilten Streitkräfte alle dem Feind nach S. entgegen.
Die
DispositionGoebens für die
Schlacht bestimmte bloß, daß sämtliche Abteilungen morgens 8
Uhr
[* 6] antreten und in der
Richtung
auf S. den Feind angreifen sollten. Dies geschah, und in siebenstündiger heißer
Schlacht (zweite
Schlacht bei S.) wurde der
Feind aus allen seinenPositionen vor S. zurückgeworfen, der linke
Flügel in die Stadt, der rechte auf
die
Straße nach
Cambrai. Um 6
Uhr gelang es nach Erstürmung des
Bahnhofs, von Südosten her in die Stadt selbst einzudringen,
während auf der Westseite infolge hartnäckigern
Widerstandes der
Franzosen, welche Verstärkung
[* 7] erhielten und vor allem ihren
Abzug, besonders der
Artillerie, nach
Cambrai zu decken suchten, der
Kampf noch eine
Stunde länger dauerte.
(spr. ssäng-reall),CésarVichard,Abbé de, franz.
Historiker, geb. 1639 zu
Chambéry, widmete sich in
Paris
[* 13] historischen
Studien, ward Historiograph von
Savoyen und machte sich vorzüglich durch die
»Histoire de la conjuration
que lesEspagnols formèrent en 1618 contre la république de Venise« (Par. 1674) bekannt. Er
starb 1692 in seiner Vaterstadt. Von seinen Werken erschienen mehrere neue
Ausgaben (Par. 1757, 8 Bde.; Auswahl
1824, 2 Bde.). Die
Darstellung ist in ihnen meisterhaft, doch lassen sie besonnene
Kritik vermissen.
(spr. ssäng-römih), ehemals befestigte Stadt im franz.
DepartementRhônemündungen,
ArrondissementArles, am Nordfuß des Alpinesgebirges und an der Flügelbahn
Tarascon-S., ist jetzt
eine bedeutungslose Landstadt mit
Öl- und Weinbau etc. und (1881) 3295 Einw.,
besitzt aber einen römischen
Triumphbogen, ein trefflich erhaltenes
Mausoleum, Reste des altrömischen Glanum, das die Westgoten
zerstörten. S. ist Geburtsort des
Nostradamus.
Weniger erfolgreich waren seine
Versuche als dramatischer
Komponist; seine komischen
Opern: »La princesse jaune« und »Le
[* 14] timbre d'argent« konnten nur vorübergehend die
Aufmerksamkeit erregen, und seine biblische
Oper
»Samson
et Dalila« sowie die große
Oper
»ÉtienneMarcel« gelangten nur in
Weimar
[* 15] und
Lyon zur Aufführung. Dagegen wuchs sein
Ruf als
Instrumentalkomponist von Jahr zu Jahr, und namentlich erlangten seine symphonischen
Dichtungen, in denen er ausgesprochenermaßen
der sogen. neudeutschen
Richtung folgt: »Le rouet d'Omphale«,
»Phaëthon«,
»Danse macabre«, »La jeunesse
d'Hercule«, eine weit über
FrankreichsGrenzen
[* 16] hinausreichende
Popularität.
Von seinen übrigen Instrumentalwerken aller Art sind besonders die fünf Klavierkonzerte zu erwähnen, die sich den besten
klassischen
Mustern anschließen. Während der letzten zehn Jahre unternahm S. zahlreiche Kunstreisen, auf denen er nicht
nur als
Komponist, sondern auch als Klaviervirtuose und
Dirigent gefeiert wurde, so unter anderm in
London
[* 17] gelegentlich der Aufführung seines Chorwerkes »La lyre et la harpe« (1880).
Neuerdings hat er sich durch seine Musikreferate in der
Zeitung
»Voltaire« sowie durch sein
Buch
»Harmonie et mélodie« (1885)
auch als geistvoller und gewandter
¶
mehr
Schriftsteller ausgezeichnet. Seit 1881 ist S. Mitglied der französischen Akademie der schönen Künste.