Bibliothek von 12,000 Bänden, ein Taubstummeninstitut, ein Industrie- und ein Artilleriemuseum, ein naturhistorisches Kabinett,
ein Theater, mehrere wissenschaftliche und gemeinnützige Gesellschaften, eine Ackerbau- und Handelskammer und eine Filiale der
Bank von Frankreich. - S. ward schon im 10. Jahrh. gegründet und zweimal (1563 und 1570) von den
Hugenotten erobert; die Minen sind nachweisbar schon im 11. Jahrh. bekannt gewesen und seit Anfang des 14. Jahrh.,
im großen seit der Revolution, ausgebeutet worden.
(spr. ssängt ēwr'móng), Charles Marguetel de Saint-Denis, Seigneur de, franz. Schriftsteller, geb. zu
St.-Denis bei Coutances (Normandie), ward bei den Jesuiten in Paris erzogen, studierte zu Caen und Paris die
Rechtswissenschaft, nahm darauf Kriegsdienste, focht mit Auszeichnung bei Rocroi, Freiburg
und Nördlingen, hielt in den Unruhen der Fronde
treu zur Sache des Königs und wurde dafür 1652 zum Maréchal de Camp ernannt. Infolge eines satirischen Briefs (1661) über
den Pyrenäischen Frieden fiel er in Ungnade; er flüchtete sich über Holland nach England, wo er den Rest
seiner Tage als intimer Freund und Berater der Herzogin von Mazarin verlebte, geehrt vom Hof und hochangesehen in der guten Gesellschaft.
Er starb und wurde in Westminster begraben.
Seine Schriften, welche lange Zeit nur als Manuskript in der Gesellschaft zirkulierten, zeichnen sich durch
seltene Vollendung des Stils, feine Satire und weltmännische Philosophie aus; vorzüglich jedoch berühmt war er als Kritiker;
sein immer scharfsinniges und geistreiches, meist richtiges Urteil wurde auf beiden Seiten des Kanals in Sachen des guten Geschmacks
mit Vorliebe eingeholt. Meisterwerke ihrer Art sind seine satirischen Schriften (»La Comédie des académistes«,
1644; neue Ausg. 1879) und seine Briefe. Gedruckt wurden seine Werke zuerst London 1705, dann Paris 1740, 10 Bde.; 1753, 12 Bde.;
Auswahlen besorgten Hippeau (1852), Giraud (1865) und Lescure (1881).
Vgl. Gilbert und Gidel, Éloge de S. (1866);
Merlet, S.,
étude historique, etc. (Par. 1870);
Pastorello, Étude sur S. et son influence (Triest 1875).
(spr. ssäng-florangtäng), Stadt im franz.
Departement Yonne, Arrondissement Auxerre, am Armançon, am Kanal von Burgund und an der Eisenbahn La Roche-Dijon, mit einer in neuerer
Zeit restaurierten Renaissancekirche (aus dem 16. Jahrh.), bedeutendem Getreidehandel und (1881) 2252 Einw.
(spr. ssäng-fluhr), Arrondissementshauptstadt im franz.
Departement Cantal, auf einem Basaltplateau gelegen, ist Bischofsitz, mit Kathedrale, Assisenhof, Handelstribunal, Collège,
Fabrikation von Töpferwaren, Leim, Tuch etc. u. (1886) 4488 Einw.
[* ] Francis (spr. ssent frannssis), 1) Fluß in Nordamerika, entspringt im Staat Missouri, durchfließt ein Flachland,
wo der 1811 durch ein Erdbeben gebildete St. Francissee, und mündet nach einem Laufe von 610 km in Arkansas
rechts in den Mississippi. Er ist 130 km weit schiffbar, doch wird die Schiffahrt vielfach durch versenkte Baumstämme (snags)
gestört. -
2) Fluß in der britisch-amerikan. Provinz Quebec, entspringt im St. Francissee, nimmt den Abfluß des an der
Grenze Vermonts gelegenen Memphramagogsees auf und mündet in die unter dem Namen St. Peter's Lake bekannte Erweiterung des St.
Lorenzstroms (s. d.).
(spr. ssäng-galmjeh), Stadt und Badeort im franz.
Departement Loire,
Arrondissement Montbrison, an der Coise und der Eisenbahn St.-Etienne-Roanne, mit Mineralquellen (jährlicher
Versand ca. 3 Mill. Flaschen) und (1881) 1743 Einw.
(spr. ssäng-godängs), Arrondissementshauptstadt im franz.
Departement Obergaronne, an der Garonne und der Eisenbahn Toulouse-Bayonne, mit restaurierter romanischer Kirche, Handelsgericht,
Collège und (1886) 3916 Einw., welche Fabrikation von Thonwaren, Kerzen, Papier, Bändern, Wollspinnerei, -Weberei und Handel betreiben.
d'Olt (spr. ssäng-schönjeh-), Stadt im franz.
Departement Aveyron, Arrondissement Espalion, am Lot, mit Handelsgericht, Collège, Alaunbergbau, Wollindustrie und (1881) 3146 Einw.
(spr. ssäng-schönŏa), Jules Ludger Dominique Ghislain, Baron de, bedeutender belg. Gelehrter und vlämischer
Schriftsteller, geb. zu Lennick-St.
Quentin in Brabant, ward 1836 Provinzialarchivist von Ostflandern, 1838 korrespondierendes, 1846 wirkliches Mitglied der
belgischen Akademie und 1843 Professor und Bibliothekar an der Universität zu Gent, wo er starb. Von seinen vlämischen
Werken, die sich besonders durch einen meisterhaften Stil auszeichnen, sind hauptsächlich zu nennen: »Anna, historisch tafereel«
(Gent 1844);
»De grootboekhouder« (das. 1851) und »Historische verhalen« (das. 1854).
Jules Henri Vernoy de, franz. Dramatiker, geb. 1801 zu Paris, debütierte als
Schriftsteller mit einem Roman: »Les nuits terribles« (1821), wandte sich dann dem Theater zu und lieferte teils allein, teils
in Gemeinschaft mit andern (Scribe, Mazillier etc.) eine große Anzahl von Operntexten, von denen mehrere
(mit der Musik Aubers, Halévys u. a.) die Runde über alle Bühnen gemacht haben. Wir nennen von seinen eignen Stücken: »Ludovic«
(1836),
»Le planteur« (1839),
»L'esclave du Camoëns« (1843),
»Le lazzarone« (1844),
»Les mousquetaires de la reine« (1846),
»Le val d'Andorre« (1848),
»Les amours du diable« (1852),
»La Bohémienne« (1862) etc. Von Romanen sind
noch zu erwähnen: »Le livre d'heures« (1840),
»Un mariage de prince« (1849) und »L'espion
du grand monde« (1851). S. war eine Zeitlang Direktor der Opéra-Comique und wurde 1856 zum Offizier der Ehrenlegion ernannt.
Er starb. in Paris.
(spr. ssäng-schermäng), Graf von, berühmter Abenteurer des 18. Jahrh., dessen wahrer Name nicht bekannt
geworden ist, der aber wahrscheinlich aus Portugal stammte, trieb sich mit dem Vorgeben, schon 2000 oder 3000 Jahre alt zu
sein und Christus und die zwölf Apostel gut gekannt zu haben, und des Besitzes von allerlei Wundergaben
und Zauberkräften sich rühmend, seit 1740 unter verschiedenen adligen Namen und Charakteren in den feinern Zirkeln der Hauptstädte
Europas umher.
Vielseitiges Wissen und ein seltenes Gedächtnis, große Weltkenntnis und ein gefälliges Äußere unterstützten seine Schwindeleien,
durch welche er nacheinander die Gunst Ludwigs XV., des Fürsten Orlow, des Markgrafen Karl Alexander von Ansbach
und des Landgrafen Karl von Hessen vorübergehend zu gewinnen wußte. Meist entfaltete er großen Reichtum, von dem man vermutete,
daß er ihn durch Spionagedienste erworben. Mit großem Geschick verstand er sich und seinen Verhältnissen den Reiz des Geheimnisvollen
zu wahren und dadurch das Interesse der
mehr
Welt für sich in Spannung zu halten. Cagliostro galt als sein Schüler. Lebensmüde und verschuldet starb er Anfang 1784 in
Eckernförde oder Schleswig, nach andern 1795 in Kassel.