Niger zu wenden. Der Saharahandel ist schwächer geworden, seitdem er keine Sklaven mehr nach N. hin ausführen kann
und nur Marokko noch schwarze Menschen bezieht. Der Handel über den Atlantischen Ozean und weiterhin auf dem Senegal und Niger
ist mit den Wüstenwegen von N. her in Wettbewerb getreten: Schiff und Kanal, Matrose und Nomade beginnen
sich Konkurrenz zu machen, und Senegambien auf der einen, Algerien auf der andern Seite suchen mehr und mehr den Saharahandel
an sich zu ziehen.
[Geschichtliches.]
Die Kenntnis der Griechen von der S., welche sie »die Wüste« (Eremos) nannten, war eine sehr mangelhafte.
In den ältesten Zeiten leugnete man ganz, daß es Land im Innern von Libyen gebe, und erst Herodot erfuhr
von Etearchos, dem Priester des Ammontempels, daß fünf nasamonische Jünglinge die Wüste durchzogen hätten; es wäre dies
die erste geschichtlich erwähnte Karawane, die in den Sudân vordrang. Die Karthager unterhielten höchst wahrscheinlich mit
den Äthiopiern einen lebhaften Handelsverkehr, an dem auch die Garamanten als Vermittler beteiligt waren.
Als die Römer sich die Nordküste Afrikas unterworfen hatten, strebten sie danach, ihre Herrschaft soweit wie möglich in das
Innere dieses Erdteils zu tragen, und zahlreiche noch vorhandene Baureste bekunden ihr Vordringen in die Nordsahara. Nach der
Peutingerschen Tafel hatten die Römer eine Karawanenstraße, die weit nach Süden, bis etwa zum heutigen Agades, reichte. Im
J. 19 v. Chr. zogL. Cornelius Balbus nach Fezzan, am Ende des 1. Jahrh. Septimius Flaccus und Julius Maternus bis in die Regionen
des Sudân, desgleichen Gajus Suetonius Paullinus im J. 37 n. Chr. ebendahin, und im 4. Jahrh. erreichte
der Feldherr Salomon gleichfalls den Sudân.
Die Araber waren es, die, nachdem sie den Nordrand Afrikas besetzt hatten, den Islam verbreitend, durch die ganze Wüste vordrangen;
sie machten in derselben den Glauben des Propheten zum herrschenden und trugen ihre Sprache bis zum Sudân
und Senegal hin. Durch ihre großen Reisenden, wie Leo Africanus und Ibn Batuta, wurde uns das Innere der S. zuerst näher bekannt,
während die Erforschung durch Europäer erst im vorigen Jahrhundert beginnt und eine genauere Kenntnis gar erst in unserm
Jahrhundert und in der allerneuesten Zeit erzielt wurde. Im W. waren es die Franzosen Panet (1850) und
Vincent (1860), welche uns mit jenem maurischen Teil bekannt machten; 1828 gelangte René Caillié von Timbuktu nach Marokko.
Die Landschaften im Süden Marokkos (Tuat) erforschte Rohlfs, die südlich von Algerien gelegenen Teile Duveyrier und neuerdings
(1875) Largeau, die westliche S. Lenz (1879-80). Für den mittlern Teil war die große Expedition unter
Richardson, Barth und Overweg epochemachend; die Tibbuländer eröffnete Nachtigal und die Libysche Wüste Rohlfs.
Vgl. Duveyrier, Exploration du S. (Par. 1864, preisgekrönt);
Chavanne, Die S. (Wien 1878);
Soleillet, Exploration du S. (Par.
1876);
Choisy, Le S. (das. 1881);
Largeau, Le S. algérien (2. Aufl., das. 1882);
Nachtigal, S. und Sudân (Berl. 1879 bis
1889), 3 Bde.);
Lenz, Timbuktu etc. (Leipz. 1884, 2 Bde.);
Zittel, Die S., ihre physische und geologische Beschaffenheit (Kassel 1884, Hauptwerk).
Distriktshauptstadt in den britisch-ind. Nordwestprovinzen, an einem Zweig der Audh- und Rohilkandbahn, ist
Sitz der Generaldirektion des Dschamnakanals, Station der großen trigonometrischen Landesvermessung, einer
amerikanischen Mission,
hat einen großen botanischen Garten, große Pferdemärkte und (1881) 59,194 Einw. Von hier
führt eine Bahn zur Gesundheitsstation Mussuri im Himalaja.
Mahet, großes Ruinenfeld in der britisch-ind. Provinz Audh, am Raptifluß, nach Cunningham und Lassen die Überbleisel
^[richtig: Überbleibsel] der alten berühmten Stadt Sravasti aus der buddhistischen Periode, welche ihre
Blütezeit im 2. Jahrh. hatte.
(Sadlunge), Querhölzer am Topp der Untermasten und Marsstengen zum Spreizen der Stengen- und Bramwanten.
Die
S. der Untermasten tragen zugleich die Plattform des Mars (volkstümlich Mastkorb).
(Schoho), Volk und Sprache vom hamitischen Stamm (s. Hamiten) in Abessinien, südwestlich von Massaua.
Vgl. Reinisch,
Das Sahovolk (»Österreichische Monatsschrift für den Orient«, Wien 1877).
1) (das alte Sidon) asiatisch-türk. Stadt im Liwa Beirut der Provinz Syrien, am Mittelländischen Meer, hat 9 Moscheen
(einst im Mittelalter christliche Kirchen), ein lateinisches Kloster, eine Maronitenkirche, 6 große Chane, ein Kastell auf einer
Insel und ein zweites landeinwärts, ferner einen durch Klippen geschützten Hafen (der zweite, südlichere
ist versandet) und 10,000 Einw. (7000 Mohammedaner, im übrigen griech.
Katholiken, Maroniten, Juden).
Die Umgebung ist fruchtbar, aber der Handel nur unbedeutend. In der Nähe altphönikische Nekropolen und auf einer Anhöhe
das Kloster Mar Elias. S. ist Sitz eines deutschen Konsuls. Die seit 1291 definitiv türkische Stadt blühte
besonders im Beginn des 17. Jahrh. als Residenz des Drusenfürsten Fachr Eddin, durch ihren Seidenhandel und als Hafen von
Damaskus, bis zu Ende des 18. Jahrh. der Druck Dschezzar Paschas und die Konkurrenz Beiruts ihren Handel vernichteten. Am 26. Sept. 1840 wurde
S. von den türkisch-österreichisch-englischen Truppen unter Napier erstürmt. - 2) Stadt in der alger. Provinz Oran, an der
Bahn, die von Arzew südwärts geht, mit (1884) 4070 Einw., wichtiger
militärischer Posten und Stapelplatz für das auf den umliegenden Hochebenen geerntete Halfagras.
Hauptort des Distrikts Tschingilput der britisch-ind. Präsidentschaft Madras, 8 km von
Madras, an der Südindischen Eisenbahn, mit einer berühmten landwirtschaftlichen Lehranstalt und (1881) 4917 Einw.
Pascha, 1) Mehemed, mit dem Beinamen »Kütschük« (der Kleine), türk. Staatsmann, ward 1860 während der syrischen
Unruhen als Vizegouverneur nach Syrien geschickt und nach Beschwichtigung der Unruhen zum Pascha ernannt. Er
ward darauf Gouverneur des Archipels und von Cypern, fungierte während des russisch-türkischen Kriegs 1877 als Gouverneur in
Tultscha und Tirnowa und übernahm, ohne vorher Offizier gewesen zu sein, im Herbste den Oberbefehl über ein Korps bei Osmanbazar,
welches den Russen viel zu schaffen machte, ihnen sogar einige Schlappen zufügte, späterhin aber vor der
wachsenden Übermacht zurückweichen mußte. Nach dem Krieg wurde S. Kabinettssekretär des Sultans Abd ul Hamid sowie Mitglied
der Reformkommission und
mehr
im Juni 1879 zum erstenmal Premierminister. Zwar wurde er, da er ein Feind der Engländer war, schon im Juni 1880 durch englischen
Einfluß gestürzt, aber kurze Zeit darauf in sein Amt wieder eingesetzt und 1882 Großwesir, was er bis 1885 blieb. - Nicht
zu verwechseln mit diesem S. sind der sogen. dicke Said (Schischman Said), früher Generalgouverneur des
Archipels, vom Mai bis November 1882 Minister für Reformen, dann des Äußern, 1883 Botschafter in Berlin, 1885 Minister des Auswärtigen,
und der frühere, 1879 von Osman Pascha gestürzte Palastmarschall, jetzige Gouverneur von Konia, S., ein begeisterter Freund der
Engländer und englischer Einrichtungen.
2) Mohammed, Vizekönig von Ägypten, geb. 1822, vierter Sohn des 1849 verstorbenen Vizekönigs Mehemed Ali, Nachfolger seines
Neffen Abbas Pascha, gelangte 14. Juli 1854 zur Regierung und begann dieselbe mit Abschaffung mehrerer für das Volk drückender
Handelsmonopole und Einschränkung des Sklavenhandels. Überhaupt besaß er einen freien, weiten Blick für die
Bedeutung seines Vaterlandes und Toleranz für die Bekenner aller Religionen, konnte sich aber monatelang auch nur mit Soldatenspielerei
und Geldanhäufen für seinen einzigen Sohn beschäftigen. Wohl im Interesse der von ihm erstrebten Emanzipation von der Pforte
verstattete er Frankreich einen großen Einfluß auf seine Regierung, wie er denn der Anlegung des Suezkanals
und der französischen Expedition zur Erforschung der Nilquellen großartige Unterstützung zu teil werden ließ und im Mai 1862 sogar
eine Reise nach Frankreich unternahm. Er starb 18. Jan. 1863 und hatte seinen Neffen Ismail Pascha zum Nachfolger.