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die S. sehr arm, indem mit Ausnahme des überall verbreiteten Salzes nur noch Salpeter (im Gebiet der Uled Amer), Natron an zahlreichen Stellen (außer in Fezzan z. B. in den beiden Natronseen bei Birki zwischen Mursuk und Bilma im westlichen Tibbuland, dann in Quellen zu Tekro im östlichen Tibbuland sowie in einem Natronsee zu Arbat, acht Tagereisen südlich von Audschila), endlich Antimonerze (angeblich in der Oase Tuat) und Eisenerze (stellenweise im Tuareggebiet) vorkommen.
Kochsalz ist ein Hauptgegenstand des Handels und wird an vielen Stellen der Küste in Lagunen, hauptsächlich aber im Innern des Landes aus den beckenförmigen Vertiefungen der Oberfläche gewonnen. Auch beständig trockne Stellen, an denen eine fortwährende und bedeutende Salzgewinnung [* 2] stattfindet, sind sehr zahlreich in der S. Endlich kommt noch Alaun [* 3] häufig, besonders im Gebiet der Tuareg, vor und wird seit der urältesten Zeit viel nach den Atlasländern und Ägypten [* 4] in den Handel gebracht.
[Geographische Einteilung.]
Topographisch und nach der Gliederung ihrer Oberfläche zerfällt die S. in verschiedene Teile. Das Küstengebiet längs des Atlantischen Ozeans, vom untern Senegal bis zur Grenze von Marokko, [* 5] ist ein wenig durch Plateauhöhen unterbrochenes Flachland von 1500 km Länge und 180-220 km Breite. [* 6] Das Hochland von Taganet und El Hodh nordöstlich von der Mündung des Senegal, von 110-165,000 qkm (2-3000 QM.) Flächeninhalt, scheint (nach der sehr niedrigen Temperatur der Nächte) eine mittlere Höhe von 500-600 m zu haben. Es erheben sich hier zahlreiche isolierte sowie kettenartig verlaufende Felsberge von Sandstein und dunklem Kieselschiefer. An dieses Hochland schließt sich im N. die Einsenkung von Adrar an, eine vielleicht bis 300 m abfallende, mit Sandhügeln und Kieseln bedeckte, hin und wieder auch fruchtbare und in den Thalvertiefungen mit Bäumen bestandene Fläche.
Zwischen derselben und der Grenze von Marokko dehnt sich von 22-25° nördl. Br. ein Wüstengürtel mit spärlichen Oasen und dem Salzsee Gilta oder Elgilte aus, während weiter nach N. der Boden wieder ansteigt und auf einer Sandstein-, Schiefer- und Kalkunterlage infolge periodischer Regen eine dürftige Vegetation auftritt. Südlich vom Wadi Draa in der Richtung gegen Timbuktu tritt nach Lenz eine Zone von Sanddünen auf, die unter dem Namen Igidi bekannt ist und aus einer Anzahl untereinander paralleler Hügelketten aus schönem weingelben Sand besteht.
Zwischen den einzelnen Ketten sind mehr oder weniger breite Streifen von Felsboden, und unter dem Sand findet sich nicht selten eine Schicht blaugrauen Thons und zwischen dieser und dem Sand Ansammlungen von Wasser, so daß die Igidiregion ziemlich viel Wasser hat. Der Platz der Dünen wechselt, so daß oft Areg an Stelle von Hamada zu finden ist und umgekehrt; doch ist dieser Wechsel nur innerhalb einer größern Dünenregion bekannt. Nach Überschreitung der Dünenregion Igidi durchschritt Lenz bald felsiges Plateau, bald mit Halfa und Kamelfutter bewachsene sandige Ebenen, bald Durchbrüche von Granit, auch kleine Wälder von stachligen Mimosen, eine ganze Reihe ausgetrockneter Flußbetten, bei welchen sich oft in geringer Tiefe Wasser fand.
Herden von Gazellen und Antilopen waren nicht selten, und auffallend war die Menge kleiner Singvögel, wo sich Vegetation zeigte. Der tiefste Punkt in diesem 200-400 m hoch gelegenen Teil der westlichen S. war das Wad Teli, das aber immerhin noch in einer Höhe von 148 m gelegen ist, so daß also von einer Depression [* 7] in diesem Teil der S. keine Rede sein kann. Bekannt ist die Einsenkung von Tafilet und Tuat, welche am Südfuß der Hochlande von Marokko und Algerien sich von Tafilet im NW. bis Insalah im SO. in einer Längenausdehnung von 750 km und einer Breite von etwa 220 km erstreckt, mit zahlreichen Wasserrinnen. Am meisten erforscht ist das Tiefbecken von Wargla, welches sich als ziemlich kreisrunde Fläche von nahe 330,000 qkm (6000 QM.) von 29-35° nördl. Br. erstreckt und, größtenteils zu Algerien gehörend, als algerische S. bezeichnet wird, im O. aber in das Gebiet von Tunis und Tripolis reicht.
Südlich von dieser Tiefebene erhebt sich der Boden zu dem mannigfaltig gestalteten Gebirgsland der Hogar (Ahagar) und Asgar. Nach NW. vermitteln die Dünen von El Golea die Verbindung mit den Terrassenländern des südlichen Algerien. Hier erhebt sich zuletzt das Plateau von Tademait, das mit seinem Süd- und Westrand, dem Dschebel Tidikelt (gegen 600 m hoch), steil gegen die Landschaften Tidikelt, Tuat und Gurâra abfällt und dem Wadi Akaraba zahlreiche Wasseradern zusendet, während gegen NO. das Wadi Mia und dessen zahlreiche Nebenthäler die Hochebene durchfurchen, sich nach dem Becken von Wargla hinabsenkend.
Niedrigere Höhen bilden den Übergang zum Plateau von Muidir und mit diesem das Quellgebiet des Wadi Akaraba. Weiter nach SO. erhebt sich zwischen 22 und 25° nördl. Br. das Plateau von Ahagar, von welchem nach N. das Wadi Ighargar ausgeht. Die Höhe dieses Plateaus mag 1300 m betragen, während seine höchsten (wahrscheinlich vulkanischen) Berggipfel über 2000 m ansteigen. Vom Ostrand des Wadi Ighargar erstreckt sich gegen SO. bis über Ghat hinaus das Plateau von Tasili, welches an seinem Südrand, dem Hochland der Asgar, bis über 1300 m ansteigt.
Zwischen diesem Plateau und dem Parallelkreis von Ghadames endlich breitet sich eine weite steinige, hier und da sandige Fläche von 300-500 m Erhebung aus. Das Gestein ist vorwiegend Sandstein, nach Süden zu Granit. Südlich vom Plateau von Ahagar liegt das Gebirgsland Aïr oder Asben unter 17-19¼° nördl. Br. Die Berggruppe von Timge (1300-2000 m), das Eghellal- und Baghsengebirge (1300-1600 m) bilden hier drei mächtige, isolierte Gebirgsstöcke, um welche sich kleinere Gebirgsstöcke und einzelne, oft seltsam geformte Berge (z. B. der Dogem, gegen 1600 m) gruppieren.
Tief einschneidende, oft vegetationsreiche oder mit Mimosen dicht bewaldete Thäler lassen hier vergessen, daß man sich in der S. befindet. Von dem Ostrand des Beckens von Wargla und vom Hochland Ahagar nach O. bis an die Libysche Wüste und nach N. bis an die beiden Syrten des Mittelmeers [* 8] erstrecken sich, eine Fläche von 991,000-1,100,000 qkm (18-20,000 QM.) einnehmend, die Plateaulande von Fezzan als felsige oder mit Gerölle, selten mit Sand bedeckte, fast vegetationslose Hamada, größtenteils zu Tripolitanien gehörig.
Der 500-600 m ansteigende Plateaurand erreicht vor Lebda die Meeresküste, welche er bis gegen das Vorgebirge Mesrata begleitet. Er führt von W. nach O. die Namen Dschebel Nefusa, D. Ghurian, D. Tarhona und D. Mesallata. Seine höchsten Punkte sind die isolierten Berge Tekut (852 m), Bibel, [* 9] Toësche (674 m) und Ras Tekira. Um die Anfänge der quellenreichen und fruchtbaren Wadis Sosedschin und Semsem hat die Hamada eine bedeutende, nach NO. gerichtete Einsenkung. Zwischen ¶
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27 und 29° nördl. Br. aber erstreckt sich östlich davon ein über 800 km langer, öfters unterbrochener Gebirgszug, dessen bekanntester Teil die aus gelbem Sandstein bestehenden Sudahberge (658 m) zwischen Sokna und El Gaaf sind. Weiterhin, wo die Straße von Audschila nach Mursuk über ihn hinführt, heißt er Harutsch el issued und Harutsch el assuat (»schwarzer Berg«, der Mons [* 11] ater des Plinius, über 1000 m) und biegt sich im Dschebel Moraidsche nach NO., gegen die Oase von Audschila sich verflachend. Im W. geht die Hamada bei Ghadames allmählich in die Tiefebene von Wargla über.
Nach O. schließt sie sich bei Tibesti an das Hochland der Tibu Reschade an, wo im Tusidde (Tarso) sich der höchste uns bekannte Berg der S. erhebt (von Nachtigal auf 2500 m geschätzt). Nach O. und N. senkt sich dasselbe zur Libyschen Wüste ab, welche eigentliche Sandwüste ist und sich von der Nordgrenze von Dar Fur [* 12] unter 16° nördl. Br. gegen N. bis an die Große Syrte, das Plateau von Barka und die Nilmündungen über 1500 km weit erstreckt, während ihre Breite vom Nilthal bis an den Dschebel Moraidsche 800-1000 km beträgt. Die Oase Siwah, welche eine Depression von 28 m bildet, die Oasen Bacharieh, Farafrah, Dachel und Chargeh schließen endlich die S. gegen NO. hin ab.
[Bevölkerung.]
Die Bevölkerung der S. scheint früher eine viel zahlreichere gewesen zu sein. Daß das Land in weit größerer Ausdehnung [* 13] bewohnbar war, schließt man aus dem Vorhandensein zahlreicher alter Flußläufe, die auf ehemalige reichere Bewässerung und damit verbundene größere Fruchtbarkeit hindeuten, aus dem Vorkommen von Krokodilen in Seebecken der S., von Elefanten und Rhinozerossen, welche man in den Felsen von Fezzan, Algerien und Marokko ausgehauen findet, aus den versteinerten Stämmen in vielen Teilen der Wüste.
Man meint daraus den Schluß ziehen zu können, daß ehemals die zentralen Gebirge und Plateaus dicht bewaldet waren oder eine reiche Vegetation trugen. Mit der Abnahme des Wassers trat eine Veränderung des Klimas ein, die Felsmassen zersetzten sich, und die Sandbildung begann. Die jetzige Bevölkerung [* 14] gehört fast durchweg dem Berberstamm an. Die Araber, in keineswegs großer Anzahl eingewandert, haben ihre Sprache [* 15] zu der herrschenden in der S. gemacht, sind aber durch Vermischung mit den Berbern als selbständige Völkerfamilie meist untergegangen und haben sich nur hier und da, namentlich an den Zentren des Karawanenverkehrs, unvermischt erhalten.
Die Berbervölker im W. vom Meer an bis Tuat u. Timbuktu im O. bezeichnet man als Mauren; Blutmischung mit Negern ist bei ihnen sehr häufig. Auf sie folgen, den mittlern Teil einnehmend, die Tuareg, deren Zahl von Barth auf 150-200,000 geschätzt wird. Ihre Ostgrenze verläuft ungefähr mit der großen Karawanenstraße von Tripolis nach Kuka; an sie schließen sich, den östlichen Teil einnehmend, die Tibbu (Teda und Daza) an, deren Völkerstellung zwischen Negern und Berbern schwankt, aber nach Nachtigal mehr letztern zuneigt.
Außer diesen drei Hauptabteilungen der Saharabevölkerung kommen Juden vor und zwar ausschließlich in den Oasen, wo sie gewöhnlich Handel treiben und meist Goldschmiede sind, dann echte Neger, größtenteils aus ihrer Heimat verkaufte Sklaven oder Kaufleute. Alle Bewohner der S., besonders im W. und im Zentrum, beschäftigen sich vorzugsweise mit Viehzucht und [* 16] Handel, da, mit Ausnahme einiger Oasen, der Boden keinen Ackerbau zuläßt. Sie sind deshalb auch fast ausschließlich Nomaden.
[Handel.]
In neuester Zeit tauchten mannigfache Projekte auf, das ungeheure, so schwer zugängliche Gebiet, das zum allergrößten Teil nutzlos daliegt, den Menschen dienstbar zu machen und namentlich mehr dem Handel zu eröffnen, als dies das Karawanenwesen vermag. Von dem aus physikalischen Gründen unausführbaren Plan, die S. in ein Binnenmeer zu verwandeln, ist bereits gesprochen worden (vgl. Roudaire). Nicht unmöglich, aber sehr schwierig wäre es, die S. mittels Eisenbahnen zu durchschneiden.
Duponchel empfahl eine solche von Algerien aus, während Rohlfs eine von Tripolis nach Kuka vorschlägt. Hitze, Wassermangel, die Sanddünen und die Feindseligkeit der Bewohner sind indessen die schwer zu besiegenden Hindernisse, welche der Ausführung dieser kühnen Pläne sich zunächst entgegenstellen. Jedenfalls werden wir noch für längere Zeit mit dem bisherigen Transportwesen in der S. und den alten Karawanenstraßen zu rechnen haben. Lenz sprach sich ganz und gar gegen eine Saharabahn aus und führt den geringen bestehenden Verkehr in derselben für seine Ansicht ins Feld.
Der Handel folgt seit den urältesten Zeiten bestimmten Straßen, welche das Land in verschiedenen Richtungen durchziehen. Der Hauptzweck des Binnenhandels besteht in dem Austausch von Vieh und Salz [* 17] an die Bewohner der Nigerländer gegen Goldstaub, Sklaven, Elfenbein und Getreide. [* 18] Erstere drei Handelsgegenstände führen die Saharabewohner dann mit andern eingehandelten Produkten des innern Afrika, [* 19] z. B. Kardamomen, und einigen eignen Produkten, wie Straußfedern, Alaun und Gummi, nach den Küstenländern im W. und N. Auch Pferde [* 20] werden häufig von ihnen nach dem Senegal und den Nigerländern verhandelt.
Aus den Küstenländern versorgen sie sich jetzt häufig mit Waffen, [* 21] Pulver und Kleidungsstoffen. Die östliche Region, jene der Tibbu, erscheint für den Verkehr viel weniger belangreich als die mittlern und westlichen Gegenden. Im äußersten Osten ist sie ohnehin durch die Libysche Wüste völlig verschlossen, und abgesehen von der an ihrem Nordrand hinführenden Straße über die Oasen Audschila und Siwah hat sie keinerlei direkte Verbindung mit dem Nilland.
Mit dem Westen steht sie in Verbindung durch die Straße, welche von Wadai über Borku und Tibesti nach Fezzan führt, um hier der großen Zentralstraße der S. sich anzuschließen. Letztere beginnt am Mittelländischen Meer bei Tripolis, geht über Mursuk in Fezzan und das salzreiche, den Handel belebende Bilma in Kauar nach Kuka am Tsadsee. Ihr an Wichtigkeit zunächst steht die zweite Zentralstraße; sie trennt sich bei Mursuk von der vorigen, geht in westlicher Richtung aus Ghat (Rhat), dann in südlicher Richtung auf Agades in Aïr, nachdem sie aus NW. den Anschluß der Karawane aus Tuat im SO. von Marokko erhalten.
Von Agades laufen wieder Straßen nach Süden aus: nach Gagho am Niger, nach Wurno und Sokoto im Fulbereich Gando und über Damergu und Katsena nach Kano im Herzen des Sudân. Von Algerien, wo die Franzosen dem Karawanenhandel alle möglichen Erleichterungen gewähren, führt die Hauptstraße nach Timbuktu über Gardaja im Lande der Mzabiten und El Golea nach Tuat, von da nach SW. über Mabruk an den Niger. Die westliche S. hat ihre Karawanenverbindungen zwischen dem Senegal und Südmarokko über Adrar. Noch immer erhält die S. und der an sie grenzende Teil des Sudân den größten Teil seiner europäischen Waren von N., vom Mittelmeer her; doch hat in der letzten Zeit ein Teil des Warenzugs angefangen, sich nach dem Senegal und ¶