vom Mehl trennt, in einem Ofen auf 100° erhitzt und durch Einleiten von Dampf verglasen läßt. Man läßt dann erkalten, trennt
die Körnchen durch Reiben voneinander und trocknet sie bei möglichst niedriger Temperatur. Bisweilen färbt man den S. mit
gebranntem Zucker oder rotem Bolus. S. dient zu Suppen und Mehlspeisen; die einzelnen Körner sollen in siedendem
Wasser, in Fleischbrühe oder Wein aufquellen, durchsichtig und schlüpfrig werden, aber nicht zerfallen. Deshalb darf Kartoffelmehlsago
nur in kochende Fleischbrühe oder Milch geschüttet werden, während Palmensago mehrmals gewaschen und blanchiert und dann
in kaltem Wasser langsam erwärmt, auf ein Sieb gegossen, nochmals mit frischem Wasser zugesetzt und erst,
wenn er weich gekocht ist, in die heiße Fleischbrühe gebracht wird.
Michael Nikolajewitsch, russ. Schriftsteller, geb. 14. Juli (a. St.) 1789 im Gouvernement Pensa, trat 1812 als
Offizier in die Landwehr und wohnte als Adjutant des Generals Lewis der Belagerung von Danzig bei. Später widmete
er sich der Litteratur, erhielt 1817 eine Stelle bei der kaiserlichen Theaterdirektion und, nachdem er sich durch mehrere
Lustspiele vorteilhaft bekannt gemacht, 1820 am Theater zu Moskau. Auch seine Romane fanden Beifall, namentlich »Jurij Miloslawski,
oder die Russen im Jahr 1612« (Mosk. 1829, 3 Bde.;
letzte Aufl. 1886; deutsch von Schulz, Leipz. 1839). Im J. 1831 ward S. Direktor des Hoftheaters zu Moskau mit dem Rang eines
Wirklichen Staatsrats und 1842 zugleich Direktor der Rüstkammer des Kreml; starb 23. Juni (a. St.) 1852 daselbst. Seine Schriften
zeichnen sich durch Leichtigkeit der Darstellung, heitere Laune und treue Schilderung russischer Sitten,
aber auch durch eine gewisse Nüchternheit aus.
laGrande, Stadt auf der Insel Cuba, oberhalb der Mündung des Sagua in das Meer, mit einem Außenhafen (Concha),
hat Ausfuhr von Zucker und Melasse und (1861) 9630 Einw.
(spr. ßaggenäh), Fluß in der britisch-amerikan. Provinz Quebec, entspringt im St. Johnssee und fällt nach
einem Laufe von 300 km bei Tadousac links in den St. Lorenzstrom. Er ist zwischen 460 m hohen Felsenwänden eingeschlossen und
kann bis zur Hahabai, 100 km oberhalb seiner Mündung, von den größten Seeschiffen befahren werden.
(früher Murviedro), Bezirksstadt in der span. Provinz Valencia, am Palancia und an der Eisenbahn
Valencia-Tarragona, hat ein altes Kastell, einen Hafen, Weinbau, Handel mit Wein und Branntwein und (1878) 6287 Einw. -
S. wurde von den Mauren auf den Ruinen des alten Saguntum (s. d.) erbaut und hat noch eine große Anzahl Überreste griechischer
und römischer Bauwerke, darunter ein Amphitheater, einen Dianen- und einen Bacchustempel. S. ergab sich nach
langer Belagerung den Franzosen.
Stadt in Hispania Tarraconensis, im Gebiet der Edetaner, am Fluß Palantia unweit der Küste in fruchtbarer
Gegend gelegen. Der
Sage nach war S. von Griechen aus Zakynthos, zu denen nachher Rutuler aus Ardea gekommen sein sollen, gegründet.
Die Stadt, welche durch ihren ausgedehnten Handel zu großem Reichtum gelangte, stand später mit den Römern im Bündnis und
ward deshalb von Hannibal nach heldenmütiger Verteidigung (218 v. Chr.) erobert, aber acht Jahre darauf den Karthagern von den
Römern wieder entrissen und zur Kolonie erhoben. Ruinen beim heutigen Sagunto.
(spr. ssa-agun), Bezirksstadt in der span. Provinz Leon, links am Cea und an der Eisenbahn Palencia-Coruña, von
alten Mauern umschlossen, hat 9 Kirchen, 3 ehemalige Klöster (darunter eine prachtvolle, von Alfons dem Katholischen gegründete
Benediktinerabtei) und (1878) 2588 Einw.
(Sajama), mit 6415 m höchster Gipfel der peruanischen Vulkanreihe und nach dem Nevado
de Sorata höchster Berg des amerikanischen Festlandes. Er erhebt sich auf der westlichen Kette der peruanischen Kordilleren,
östlich von Arica, u. ist der höchste thätige Vulkan der Erde.
(arab. Sáh'râ), große Wüste in Nordafrika (s. Karte »Algerien etc.«),
erstreckt sich
vom Atlantischen Ozean im W. bis zu der Kette der ägyptischen und nubischen Oasen im O. in einer Länge von 5000 km und einer
Breite von ungefähr 1500 km zwischen 30-28° und etwa 17° nördl. Br. In der angegebenen Begrenzung hat die S. einen Flächenraum
von 6,180,000 qkm (112,000 QM.). Nach den physischen Eigentümlichkeiten
erstreckt sich aber die S. viel weiter über die angeführten Grenzen hinaus, indem sie nur ein Stück des großen Wüstengürtels
ist, der vom Atlantischen Ozean quer durch Afrika und Asien bis zum Chingan an der Grenze der Mandschurei reicht. Die S. nimmt
an Umfang stetig zu, da der Flugsand im N. die vom Atlas kommenden Bäche meist absorbiert und damit die
Vegetation unterdrückt, dann aber auch im Süden weiter vorrückt. Auch die von den beständig wehenden Ostwinden ins Meer getriebenen
Sandmassen schieben die Küste weiter hinaus.
[Bodenbeschaffenheit.]
Man machte sich lange Zeit von der S. eine sehr falsche Vorstellung, indem man sie
für eine gleichmäßige, nur von Dünenzügen unterbrochene muldenartige Sandfläche hielt, deren Inneres tiefer läge als
der Meeresspiegel, und die man mittels eines Kanals vom Mittelmeer aus in ein Binnenmeer verwandeln könne. Allein die S. ist
keineswegs ein vertieftes Becken; nur ganz beschränkte Striche südlich von Tunis und bei der Ammonsoase
liegen etwas tiefer als der Meeresspiegel. In Wirklichkeit ist sie ein Gebiet von großer landschaftlicher Mannigfaltigkeit;
mächtige Hochgebirge mit Gipfeln bis zu 2500 m Höhe, steinige Hochebenen, Dünenregionen, Becken mit lehmigem Boden und salzigen
Seen und Sümpfen, fruchtbare Oasengebiete wechseln miteinander ab. Der geologische Bau ist dagegen ein
sehr einfacher.
Die S. baut sich aus lauter terrassenförmig übereinander aufsteigenden Ebenen auf, Eruptivgesteine kommen nur in den Hochgebirgen
von Ahaggar und Tibesti vor. Am klarsten treten die Grundzüge des geologischen Baues hervor in der Hamada oder Steinwüste,
wo eine und dieselbe Schichtfläche auf weite Strecken hin den ebenen, aus hartem Fels oder festem Lehm
bestehenden Boden bildet. Die wasser- und vegetationslose unübersehbare Fläche ist mit Blöcken, Trümmern und Splittern von
Gesteinen bedeckt, oder statt ihrer treten in
mehr
der als Serir bezeichneten Wüstenform zahllose kleine, gleichmäßige und abgerundete Steinchen auf. Eine besondere Eigentümlichkeit
dieser Wüsten sind die charakteristischen Inselberge, die »Zeugen« der Araber, Überbleibsel einer ursprünglich weit ausgedehnten
Terrasse. Die Hochgebirge der S. stellen die Erscheinungen der Hamada in gesteigertem Maßstab dar. Stellenweise im Winter drei
Monate mit Schnee bedeckt, sind ihre Schluchten zuweilen durch Regengüsse von brausenden Sturzbächen
erfüllt, und in den Thälern ist reiche Vegetation.
Ein andrer Haupttypus der S. ist die Sand und Dünenwüste, die »Aregregion«. Doch gilt die Bezeichnung
»Areg« oder »Erg« eigentlich nur für die Sanddünen des Zentrums, während man sie im W. als »Igidi«, im
O. als »Remel« oder »Remla«
bezeichnet. Hier sieht man nichts als ein einziges unabsehbares, fahles Sandmeer, aus dem die gewaltigen Dünen wie versteinerte
Wellen hervorragen. In der Libyschen Wüste, dem großartigsten Sandgebiet der S., erscheinen die Dünen meist zu förmlichen
Gebirgsketten angeordnet.
Zwischen denselben erstrecken sich Thäler von verschiedener Breite, die in der westlichen S., wo in geringer
Tiefe angesammelte Feuchtigkeit die Existenz einer bleibenden Vegetation ermöglicht, zuweilen sehr gute Weidegründe bieten.
Solange man an die ehemalige Existenz eines Binnenmeers glaubte, dachte man sich die Dünen als Ablagerungen des Wassers; indes
sind dieselben vielmehr entstanden durch eine noch gegenwärtig fortwirkende chemische Zersetzung der
Gesteine durch Licht, Hitze, Kälte, Elektrizität etc. Bei der Gestaltung der Dünen wirkt der Wind in hervorragender Weise mit;
ihre Richtung geht meist von SO. nach NW., so wie im allgemeinen die Sandstrecken der S. von O. nach W. sich ausdehnen und
nirgends von N. nach Süden streichen.
Manche Dünen erreichen eine Höhe von 100 m und darüber. Während ein Fortschreiten der Dünen von Süden nach N. nicht wahrzunehmen
ist, rücken dieselben langsam von O. nach W. vor und begraben zuweilen Oasen und Ortschaften, wie z. B. in der Sebcha von
Inçalah ein Teil der Palmengärten bereits vom Sand begraben ist und die Orte El Menzeha im SW. von Wargla
(Algerien) sowie Es Schud westlich von Ghadames infolge des vordringenden Sandes verlassen werden mußten. Wo immer in der S.
Wasser den Boden tränkt, und sei es auch Brackwasser, da entsteht eine Oase.
Man unterscheidet verschiedene Arten Oasen, je nachdem sie eine natürliche oder künstliche Bewässerung
haben. Die natürlich bewässerten teilen sich wieder in solche mit oberirdisch fließendem und solche mit unterirdisch fließendem
Wasser. Zu den erstern gehören z. B. die Oase des Wadi Draa (Südmarokko), die dem Draafluß ihr Dasein verdankt, und die Oasen
des obern Tafilet, welche der Sis durchfließt; zu den letztern die des eigentlichen Tafilet südlich von
Ertib, die meisten von der Oasengruppe des nördlichen Tuat und viele kleinere südlich vom Atlas.
Die künstlich bewässerten sind entweder solche, wo sich nicht fließendes Wasser schon in der Tiefe von nur 1/3-2/3 m unter
dem Erdboden findet, z. B. die Oase Kauar und ein Teil von Fezzan; dann solche, wo aus einer Tiefe von
4-10 m das Wasser heraufgefördert werden muß, wie in den Oasen von Suf; endlich solche, wo das Wasser aus der Ferne durch künstliche
Leitung herzugeführt wird, z. B. Tidikelt. Oasen mit oberirdisch rieselndem Wasser gibt es nur an den Ausgängen
großer Gebirge, namentlich am Südfuß des Atlas.
Das Wort Oase ist den Bewohnern der S. unbekannt; sie gebrauchen dafür das arabische Ain
(»Quelle«, berberisch »Tit«, im Tibbu
»Galle«); ein tiefer Brunnen heißt Bir. In der ganzen S. gibt es kein einziges Flußbett mit beständig
über der Erde fließendem Wasser. Der Name für Flußbett ist »Ued« oder »Wadi«, für Fluß »Irharhar«. Auffallend ist der Reichtum
der S. an Seebecken, ja an Seen selbst und zwar nicht bloß in Depressionen, sondern auch auf höhern Teilen der Wüste, z. B.
in Fezzan.
Die unterirdischen Zuflüsse müssen hier sehr massenhaft sein, um bei der unausgesetzten Verdunstung
den See mit Wasser gefüllt zu halten. Der Boden ausgetrockneter Seen wird zur Sebcha, d. h. Sumpf und Schlamm bedecken sich mit
einer harten, weißlichgrauen Kruste von salzhaltiger Erde, bei manchen auch, wie bei dem Seeboden von Bilma, von reinem Salz.
Diese Oberfläche der Sebcha zerklüftet in regelmäßigen, meist sechseckigen Polygonen oder wirft sich,
wo der Boden sehr salzhaltig ist (z. B. bei der Sebcha von Tamentit), in unregelmäßigen, oft senkrecht emporstehenden Schollen
übereinander. Bis hoch in den Norden der S. auf den Hochebenen des Atlas kommt Sebchabildung (dort meist »Schott« genannt) vor.
Nach Chavanne verteilt sich die Oberfläche der S. auf 3,6 Mill. qkm Hamada und Serir, Felsen und Berge 2 Mill.,
Steppen und Weiden 1,5 Mill., Sanddünen 850,000 und Oasen und Kulturland 200,000 qkm.
[Klima.]
Was die klimatischen Verhältnisse betrifft, so ist die S. das Gebiet der ungehemmt herrschenden Passatströmung,
wo aus der dampfleeren Atmosphäre fast niemals Niederschläge fallen. Daß aber die Wasserlosigkeit der
Oberfläche nicht aus dem geologischen Bau Nordafrikas, sondern aus den Bewegungen der Atmosphäre zu erklären sei, geht am
deutlichsten aus den Verhältnissen der Südgrenze der Wüste gegen den Sudân hervor, wo die tropischen Sommerregen gerade
so weit reichen, als der Passatwind in dieser Jahreszeit von äquatorialen Luftströmungen unterbrochen
wird, ohne daß die Gestaltung und Mischung des Erdbodens sich ändern.
Caillié traf Nordostwind im Meridian von Timbuktu unablässig wehend, Panet ebenso auf seiner Reise von Senegambien nach Marokko
im westlichen Teil der S. Lenz dagegen hatte auf der Strecke zwischen Taudeni und Timbuktu Nordwest- und
Südwinde, niemals aber Nordostwind. Ob die heißen Winde, Samum oder Harmattan, in Ägypten Chamsin genannt, als Scirocco über
das Mittelmeer bis nach Sizilien und Süditalien dringen, ist nach neuerer Forschung fraglich und wird von vielen ganz verneint.
Jedenfalls ist die Ansicht, daß der Föhn (s. d.) ihr nördlichster Ausläufer sei, entschieden zu verwerfen.
Aus welcher Himmelsrichtung aber auch in der S. der Wind wehen möge, keine Feuchtigkeit kann er herbeiführen, wenn er aus
der Wüste selbst kommt. Dazu ist der Dampfgehalt der Atmosphäre ihrer Oberfläche zu geringfügig, und nirgends auf der Erde
hat man die Luft trockner gefunden als hier und zwar dauernd und allgemein. Im Gefolge der trocknen Winde
treten elektrische Erscheinungen auf; Gewitter sind zwar in der eigentlichen S. äußerst selten, desto häufiger aber wetterleuchtet
der Himmel an den südlichen Rändern der Wüste. Bei vollkommener Windstille, die indessen nur an sehr wenigen Tagen
stattfindet, hat die Luft eine ungemeine Transparenz, so daß man entfernte Gegenstände viel deutlicher als in andern Ländern
wahrnehmen kann. Luftspiegelungen sind häufig und zwar sowohl in der Ebene als den gebirgigen Teilen der S. So normal die
barometrischen Schwankungen in der S. sind, so bedeutend variiert der Stand des Thermometers. Fallen
mehr
oder Steigen desselben um 20° im Lauf eines Tags ist zu jeder Jahreszeit das Gewöhnliche. So kann im Winter das Thermometer
in Fezzan auf -3° C. fallen und noch an demselben Tag nachmittags auf +20° im Schatten steigen. Die stärkste in der S. vorkommende
Kälte dürfte -3° bis -4° C. sein; dagegen steigt z. B. in Kauar
während der heißen Jahreszeit das Thermometer nachmittags im Schatten auf mehr als +50° C. Lenz hatte in der Dünenregion
mittags 45°, sonst durchschnittlich 28-30° C. im Schatten. Die Durchschnittstemperatur der ganzen S. läßt sich noch nicht
ermitteln. Trotz der in einzelnen Gebieten herrschenden großen Hitze ist doch im allgemeinen das Klima
ein gesundes. Die fast absolute Trockenheit der Luft übt keinen nachteiligen Einfluß auf die Gesundheit des Menschen aus,
sie scheint vielmehr wohlthuend auf die Lungen zu wirken und sich sogar bei vorgeschrittener Tuberkulose als besonders heilsam
zu erweisen.
[Naturerzeugnisse.]
Die Meinung, daß die S. außerhalb ihrer Oasen des organischen Lebens fast ganz entbehre,
hat zwar insofern guten Grund, als die Wüste wegen ihrer Wasserlosigkeit unbewohnbar ist und nur wenigen Tieren genügendes
Futter bietet; aber man muß die Vorstellung zurückweisen, als ob es hier unermeßliche Räume gäbe, wo auch nicht ein Grashalm
gedeihen könne. Allerdings zeigen die steinige Hamada und die Sanddünen des Areg oft weite Strecken,
denen jeder Pflanzenwuchs fern bleibt; aber überall, wo Wadis einschneiden (und das ist so ziemlich durch die ganze S. der
Fall), treten auch Gewächse auf, die freilich den armen Charakter der Wüstenflora zeigen.
Vor allem ist aber die S. ausgezeichnet dadurch, daß sie (nach Grisebach) die Heimat der Dattelpalme ist,
deren dicht geschlossene Wälder, Inseln im Ozean vergleichbar, allerdings durch die Kultur der Nomaden angepflanzt werden. Nur
innerhalb des großen Wüstengebiets (Arabien und das Land bis zum Indus eingeschlossen) reift die Dattel. Neben ihr besitzt
die Wüste auch eine Zwergpalme (Hyphaene Argun); von Bäumen werden sonst noch eingedrungene Mimosen und
die vom Gestade des Mittelmeers eingewanderte, dem salzhaltigen Boden folgende Tamarix gallica bemerkt.
Auf dem salzfreien Boden der Wüste sind es zuerst die blattlosen Sträucher der Spartium-Form (Retama, Calligonum, Epheda),
welche hier in einer gewissen Mannigfaltigkeit des Wuchses und Blütenbaues auftreten. Durch die Trockenheit
ihres Gewebes und die beschränkte Verdunstung der Oberfläche sind sie dem dürren Erdreich, in dem sie wurzeln, ganz entsprechend.
Auf natriumhaltigem Boden zeigen sich die Halophyten. Einige unter diesen sind blattlose echte Sukkulenten (Halocnemum. Arthocnemum),
wobei es bemerkenswert erscheint, daß nur solche Saftpflanzen, bei denen der Salzgehalt zu der Zurückhaltung
des Wassers im Gewebe mitwirkt, das Klima der Wüste ertragen.
Saftige Blätter an holzigen Achsenorganen gehören zu den häufigsten Erzeugnissen des Salzbodens der S., und die Salsoleen
und Zygophylleen zeigen sich öfters. Die Reihe dieser Formen wird endlich durch verholzende Staticeen (Limoniastrum) und
durch strauchartige Tamarisken geschlossen. Die Gräser der S. stimmen zum Teil mit jenen der asiatischen Steppen überein,
und einige wachsen, wie dort, in großen, wenn auch vereinzelten Rasen (Pennisetum). Die starken Halme einer Stipacee (Aristida
pungens) erreichen sogar eine Höhe von 2 m und sind als Kamelfutter eins der wichtigsten Wüstengräser.
Die Austrocknungsfähigkeit, die schon bei den Gräsern, die selten befeuchtet werden,
einen hohen Grad erreicht, hat bei zwei
andern Erzeugnissen der S. allgemeine Aufmerksamkeit auf sich gezogen: es sind dies die sogen. Jerichorose (Anastatica hierochontica)
und die eßbare Mannaflechte (Parmelia esculenta), welche, durch Stürme vom Boden losgerissen, als Mannaregen
in kleinen erbsenähnlichen Stückchen niederfällt. Unter den Schutzmitteln der Pflanzen gegen das trockne Wüstenklima ist
die häufige Bildung der Dornen und starke Bekleidung mit Haaren hervorzuheben.
Dornig sind die meisten laubtragenden Sträucher (Zizyphus Alhagi) sowie auch einige Stauden (Cynareen). Die ungemein kurze Zeitdauer
der vegetativen Prozesse, welche durch die Seltenheit der Niederschläge bedingt ist, gibt sich auch bei
den Zwiebelgewächsen zu erkennen; sie sind in der S. selten und zeichnen sich auch durch die Kleinheit der unterirdischen
Organe aus, deren Umfang von der Zeit abhängt, in welcher die Blätter thätig sind. Die Zwiebeln der für die S. charakteristischen
Gattung Erythrostictus erreichen nur die Größe einer Kirsche.
Einige Pflanzenformen der S. scheinen nur auf bestimmte Landschaften derselben beschränkt zu sein. Es sind dies zum Teil
eingewanderte Gewächse aus dem Atlas und andern Grenzbezirken, wie die Oleanderform (Nerium, Rhus) und die Pistazien (Pistacia
atlantica) der algerischen S. So wächst auch der Oschurstrauch des Sudân (Calotropis), allmählich an
Häufigkeit abnehmend, längs der Karawanenstraße durch Fezzan bis Tripolis. Die einzigen annähernd vollständigen Pflanzenverzeichnisse
aus der S. besitzt man von Ägypten und Algerien; aber nur die algerischen geben einen richtigen Maßstab für die Bestandteile
der Flora, da der Nil zu viel Fremdartiges herbeiführt. Cosson schätzt die Zahl der in der algerischen
S. einheimischen Gewächse auf 500 Arten.
In zoologischer Beziehung ist die S. nach Wallace ein strittiges Land, da dieselbe von N. wie von Süden her bevölkert wurde.
Ihr nördlicher Teil gehört nämlich der Mittelmeerfauna an, während der südliche den Charakter der ostafrikanischen Fauna
trägt. Die Grenzlinie zwischen den beiden zoologischen Provinzen verläuft etwa mit dem Wendekreis. Die
Antilopenarten, welche die Savannen der südafrikanischen Hochflächen bevölkern, kommen hier nur in wenigen Arten und in
kleinen Trupps vor, während im O. von Wiederkäuern die Giraffen am häufigsten sind.
Größere Raubtiere, namentlich Löwen, sind nicht Bewohner des Innern der S., wo sie weder die zu ihrer
Existenz nötige Fleischnahrung noch zureichend Wasser finden. Doch findet man den mähnenlosen Löwen häufig in Aïr. Von wilden
Säugetieren gibt es außer den genannten Wiederkäuern nur wilde Esel, Hasen und Feneks (Wüstenfüchse), von Vögeln Strauße
und in der Nähe der östlichen Oasen Krähen; von Amphibien in den dürren Strecken Vipern, an den flachern
Stellen zunächst der Küste sehr viel Austern.
In den Sümpfen des Ahaggargebirges fand v. Bary Krokodile, als letzte Überbleibsel aus den Zeiten einer größern Wasserverbreitung;
von Insekten Heuschrecken, die den Nomaden überall zur Speise dienen, endlich zahllose lästige Fliegen.
Von Mollusken erscheinen in manchen Strecken, am meisten im O. bei Siwah, unermeßliche Anhäufungen einer weißen, zur Gattung
Helix gehörenden Landschnecke. Von gezähmten Tieren ist das Kamel das häufigste und zwar ausschließlich das einbucklige.
Außerdem besitzt die Bevölkerung Rinder, vortreffliche Pferde und Ziegen, die Tuareg treffliche Schafe mit Fettschwänzen.
An Mineralprodukten ist
mehr
die S. sehr arm, indem mit Ausnahme des überall verbreiteten Salzes nur noch Salpeter (im Gebiet der Uled Amer), Natron an zahlreichen
Stellen (außer in Fezzan z. B. in den beiden Natronseen bei Birki zwischen Mursuk und Bilma im westlichen Tibbuland, dann in
Quellen zu Tekro im östlichen Tibbuland sowie in einem Natronsee zu Arbat, acht Tagereisen südlich von
Audschila), endlich Antimonerze (angeblich in der Oase Tuat) und Eisenerze (stellenweise im Tuareggebiet) vorkommen.
Kochsalz ist ein Hauptgegenstand des Handels und wird an vielen Stellen der Küste in Lagunen, hauptsächlich aber im Innern des
Landes aus den beckenförmigen Vertiefungen der Oberfläche gewonnen. Auch beständig trockne Stellen,
an denen eine fortwährende und bedeutende Salzgewinnung stattfindet, sind sehr zahlreich in der S. Endlich kommt noch Alaun
häufig, besonders im Gebiet der Tuareg, vor und wird seit der urältesten Zeit viel nach den Atlasländern und Ägypten in
den Handel gebracht.
[Geographische Einteilung.]
Topographisch und nach der Gliederung ihrer Oberfläche zerfällt die S. in verschiedene
Teile. Das Küstengebiet längs des Atlantischen Ozeans, vom untern Senegal bis zur Grenze von Marokko, ist ein wenig durch Plateauhöhen
unterbrochenes Flachland von 1500 km Länge und 180-220 km Breite. Das Hochland von Taganet und El Hodh nordöstlich von der
Mündung des Senegal, von 110-165,000 qkm (2-3000 QM.) Flächeninhalt, scheint (nach der sehr niedrigen
Temperatur der Nächte) eine mittlere Höhe von 500-600 m zu haben. Es erheben sich hier zahlreiche isolierte sowie kettenartig
verlaufende Felsberge von Sandstein und dunklem Kieselschiefer. An dieses Hochland schließt sich im N. die Einsenkung von Adrar
an, eine vielleicht bis 300 m abfallende, mit Sandhügeln und Kieseln bedeckte, hin und wieder auch fruchtbare und in den
Thalvertiefungen mit Bäumen bestandene Fläche.
Zwischen derselben und der Grenze von Marokko dehnt sich von 22-25° nördl. Br. ein Wüstengürtel mit spärlichen Oasen und
dem Salzsee Gilta oder Elgilte aus, während weiter nach N. der Boden wieder ansteigt und auf einer Sandstein-,
Schiefer- und Kalkunterlage infolge periodischer Regen eine dürftige Vegetation auftritt. Südlich vom Wadi Draa in der Richtung
gegen Timbuktu tritt nach Lenz eine Zone von Sanddünen auf, die unter dem Namen Igidi bekannt ist und aus einer Anzahl
untereinander paralleler Hügelketten aus schönem weingelben Sand besteht.
Zwischen den einzelnen Ketten sind mehr oder weniger breite Streifen von Felsboden, und unter dem Sand findet sich nicht selten
eine Schicht blaugrauen Thons und zwischen dieser und dem Sand Ansammlungen von Wasser, so daß die Igidiregion ziemlich viel
Wasser hat. Der Platz der Dünen wechselt, so daß oft Areg an Stelle von Hamada zu finden ist und umgekehrt;
doch ist dieser Wechsel nur innerhalb einer größern Dünenregion bekannt. Nach Überschreitung der Dünenregion Igidi durchschritt
Lenz bald felsiges Plateau, bald mit Halfa und Kamelfutter bewachsene sandige Ebenen, bald Durchbrüche von Granit, auch
kleine Wälder von stachligen Mimosen, eine ganze Reihe ausgetrockneter Flußbetten, bei welchen sich oft in geringer Tiefe
Wasser fand.
Herden von Gazellen und Antilopen waren nicht selten, und auffallend war die Menge kleiner Singvögel, wo sich Vegetation zeigte.
Der tiefste Punkt in diesem 200-400 m hoch gelegenen Teil der westlichen S. war das Wad Teli, das aber
immerhin noch in einer Höhe
von 148 m gelegen ist, so daß also von einer Depression in diesem Teil der S. keine Rede sein
kann. Bekannt ist die Einsenkung von Tafilet und Tuat, welche am Südfuß der Hochlande von Marokko und Algerien sich
von Tafilet im NW. bis Insalah im SO. in einer Längenausdehnung von 750 km und einer Breite von etwa 220 km erstreckt, mit
zahlreichen Wasserrinnen. Am meisten erforscht ist das Tiefbecken von Wargla, welches sich als ziemlich kreisrunde Fläche
von nahe 330,000 qkm (6000 QM.) von 29-35° nördl. Br. erstreckt und, größtenteils zu Algerien gehörend,
als algerische S. bezeichnet wird, im O. aber in das Gebiet von Tunis und Tripolis reicht.
Südlich von dieser Tiefebene erhebt sich der Boden zu dem mannigfaltig gestalteten Gebirgsland der Hogar (Ahagar) und Asgar.
Nach NW. vermitteln die Dünen von El Golea die Verbindung mit den Terrassenländern des südlichen Algerien.
Hier erhebt sich zuletzt das Plateau von Tademait, das mit seinem Süd- und Westrand, dem Dschebel Tidikelt (gegen 600 m hoch),
steil gegen die Landschaften Tidikelt, Tuat und Gurâra abfällt und dem Wadi Akaraba zahlreiche Wasseradern zusendet, während
gegen NO. das Wadi Mia und dessen zahlreiche Nebenthäler die Hochebene durchfurchen, sich nach dem Becken
von Wargla hinabsenkend.
Niedrigere Höhen bilden den Übergang zum Plateau von Muidir und mit diesem das Quellgebiet des Wadi Akaraba. Weiter nach SO.
erhebt sich zwischen 22 und 25° nördl. Br. das Plateau von Ahagar, von welchem nach N. das Wadi Ighargar
ausgeht. Die Höhe dieses Plateaus mag 1300 m betragen, während seine höchsten (wahrscheinlich vulkanischen) Berggipfel über 2000 m
ansteigen. Vom Ostrand des Wadi Ighargar erstreckt sich gegen SO. bis über Ghat hinaus das Plateau von Tasili, welches an seinem
Südrand, dem Hochland der Asgar, bis über 1300 m ansteigt.
Zwischen diesem Plateau und dem Parallelkreis von Ghadames endlich breitet sich eine weite steinige, hier und da sandige Fläche
von 300-500 m Erhebung aus. Das Gestein ist vorwiegend Sandstein, nach Süden zu Granit. Südlich vom Plateau von Ahagar liegt
das Gebirgsland Aïr oder Asben unter 17-19¼° nördl. Br. Die Berggruppe von Timge (1300-2000 m), das
Eghellal- und Baghsengebirge (1300-1600 m) bilden hier drei mächtige, isolierte Gebirgsstöcke, um welche sich kleinere
Gebirgsstöcke und einzelne, oft seltsam geformte Berge (z. B. der Dogem, gegen 1600 m) gruppieren.
Tief einschneidende, oft vegetationsreiche oder mit Mimosen dicht bewaldete Thäler lassen hier vergessen, daß man sich
in der S. befindet. Von dem Ostrand des Beckens von Wargla und vom Hochland Ahagar nach O. bis an die Libysche Wüste und nach
N. bis an die beiden Syrten des Mittelmeers erstrecken sich, eine Fläche von 991,000-1,100,000 qkm (18-20,000 QM.) einnehmend,
die Plateaulande von Fezzan als felsige oder mit Gerölle, selten mit Sand bedeckte, fast vegetationslose
Hamada, größtenteils zu Tripolitanien gehörig.
Der 500-600 m ansteigende Plateaurand erreicht vor Lebda die Meeresküste, welche er bis gegen das Vorgebirge Mesrata begleitet.
Er führt von W. nach O. die Namen Dschebel Nefusa, D. Ghurian, D. Tarhona und D. Mesallata. Seine höchsten Punkte
sind die isolierten Berge Tekut (852 m), Bibel, Toësche (674 m) und Ras Tekira. Um die Anfänge der quellenreichen und fruchtbaren
Wadis Sosedschin und Semsem hat die Hamada eine bedeutende, nach NO. gerichtete Einsenkung. Zwischen
mehr
27 und 29° nördl. Br. aber erstreckt sich östlich davon ein über 800 km langer, öfters unterbrochener Gebirgszug, dessen
bekanntester Teil die aus gelbem Sandstein bestehenden Sudahberge (658 m) zwischen Sokna und El Gaaf sind. Weiterhin, wo die
Straße von Audschila nach Mursuk über ihn hinführt, heißt er Harutsch el issued und Harutsch el assuat
(»schwarzer Berg«, der Mons ater des Plinius, über 1000 m) und biegt sich im Dschebel Moraidsche nach NO., gegen die Oase von Audschila
sich verflachend. Im W. geht die Hamada bei Ghadames allmählich in die Tiefebene von Wargla über.
Nach O. schließt sie sich bei Tibesti an das Hochland der Tibu Reschade an, wo im Tusidde (Tarso) sich
der höchste uns bekannte Berg der S. erhebt (von Nachtigal auf 2500 m geschätzt). Nach O. und N. senkt sich dasselbe zur
Libyschen Wüste ab, welche eigentliche Sandwüste ist und sich von der Nordgrenze von Dar Fur unter 16°
nördl. Br. gegen N. bis an die Große Syrte, das Plateau von Barka und die Nilmündungen über 1500 km weit erstreckt, während
ihre Breite vom Nilthal bis an den Dschebel Moraidsche 800-1000 km beträgt. Die Oase Siwah, welche eine Depression von 28 m bildet,
die Oasen Bacharieh, Farafrah, Dachel und Chargeh schließen endlich die S. gegen NO. hin ab.
[Bevölkerung.]
Die Bevölkerung der S. scheint früher eine viel zahlreichere gewesen zu sein. Daß das Land in weit größerer
Ausdehnung bewohnbar war, schließt man aus dem Vorhandensein zahlreicher alter Flußläufe, die auf ehemalige reichere
Bewässerung und damit verbundene größere Fruchtbarkeit hindeuten, aus dem Vorkommen von Krokodilen in
Seebecken der S., von Elefanten und Rhinozerossen, welche man in den Felsen von Fezzan, Algerien und Marokko ausgehauen findet,
aus den versteinerten Stämmen in vielen Teilen der Wüste.
Man meint daraus den Schluß ziehen zu können, daß ehemals die zentralen Gebirge und Plateaus dicht bewaldet
waren oder eine reiche Vegetation trugen. Mit der Abnahme des Wassers trat eine Veränderung des Klimas ein, die Felsmassen
zersetzten sich, und die Sandbildung begann. Die jetzige Bevölkerung gehört fast durchweg dem Berberstamm an. Die Araber,
in keineswegs großer Anzahl eingewandert, haben ihre Sprache zu der herrschenden in der S. gemacht, sind
aber durch Vermischung mit den Berbern als selbständige Völkerfamilie meist untergegangen und haben sich nur hier und da,
namentlich an den Zentren des Karawanenverkehrs, unvermischt erhalten.
Die Berbervölker im W. vom Meer an bis Tuat u. Timbuktu im O. bezeichnet man als Mauren; Blutmischung mit
Negern ist bei ihnen sehr häufig. Auf sie folgen, den mittlern Teil einnehmend, die Tuareg, deren Zahl von Barth auf 150-200,000
geschätzt wird. Ihre Ostgrenze verläuft ungefähr mit der großen Karawanenstraße von Tripolis nach Kuka; an sie schließen
sich, den östlichen Teil einnehmend, die Tibbu (Teda und Daza) an, deren Völkerstellung zwischen Negern
und Berbern schwankt, aber nach Nachtigal mehr letztern zuneigt.
Außer diesen drei Hauptabteilungen der Saharabevölkerung kommen Juden vor und zwar ausschließlich in den Oasen, wo sie gewöhnlich
Handel treiben und meist Goldschmiede sind, dann echte Neger, größtenteils aus ihrer Heimat verkaufte Sklaven oder Kaufleute.
Alle Bewohner der S., besonders im W. und im Zentrum, beschäftigen sich vorzugsweise mit Viehzucht und
Handel, da, mit Ausnahme einiger Oasen, der Boden keinen Ackerbau zuläßt. Sie sind deshalb auch fast ausschließlich Nomaden.
[Handel.]
In
neuester Zeit tauchten mannigfache Projekte auf, das ungeheure, so schwer zugängliche Gebiet, das zum allergrößten
Teil nutzlos daliegt, den Menschen dienstbar zu machen und namentlich mehr dem Handel zu eröffnen, als
dies das Karawanenwesen vermag. Von dem aus physikalischen Gründen unausführbaren Plan, die S. in ein Binnenmeer zu verwandeln,
ist bereits gesprochen worden (vgl. Roudaire). Nicht unmöglich, aber sehr schwierig wäre es, die S. mittels Eisenbahnen zu
durchschneiden.
Duponchel empfahl eine solche von Algerien aus, während Rohlfs eine von Tripolis nach Kuka vorschlägt. Hitze, Wassermangel,
die Sanddünen und die Feindseligkeit der Bewohner sind indessen die schwer zu besiegenden Hindernisse, welche der Ausführung
dieser kühnen Pläne sich zunächst entgegenstellen. Jedenfalls werden wir noch für längere Zeit mit dem
bisherigen Transportwesen in der S. und den alten Karawanenstraßen zu rechnen haben. Lenz sprach sich ganz und gar gegen eine
Saharabahn aus und führt den geringen bestehenden Verkehr in derselben für seine Ansicht ins Feld.
Der Handel folgt seit den urältesten Zeiten bestimmten Straßen, welche das Land in verschiedenen Richtungen
durchziehen. Der Hauptzweck des Binnenhandels besteht in dem Austausch von Vieh und Salz an die Bewohner der Nigerländer gegen
Goldstaub, Sklaven, Elfenbein und Getreide. Erstere drei Handelsgegenstände führen die Saharabewohner dann mit andern eingehandelten
Produkten des innern Afrika, z. B. Kardamomen, und einigen eignen Produkten, wie Straußfedern, Alaun und Gummi, nach
den Küstenländern im W. und N. Auch Pferde werden häufig von ihnen nach dem Senegal und den Nigerländern verhandelt.
Aus den Küstenländern versorgen sie sich jetzt häufig mit Waffen, Pulver und Kleidungsstoffen. Die östliche Region, jene
der Tibbu, erscheint für den Verkehr viel weniger belangreich als die mittlern und westlichen Gegenden.
Im äußersten Osten ist sie ohnehin durch die Libysche Wüste völlig verschlossen, und abgesehen von der an ihrem Nordrand
hinführenden Straße über die Oasen Audschila und Siwah hat sie keinerlei direkte Verbindung mit dem Nilland.
Mit dem Westen steht sie in Verbindung durch die Straße, welche von Wadai über Borku und Tibesti nach Fezzan
führt, um hier der großen Zentralstraße der S. sich anzuschließen. Letztere beginnt am Mittelländischen Meer bei Tripolis,
geht über Mursuk in Fezzan und das salzreiche, den Handel belebende Bilma in Kauar nach Kuka am Tsadsee. Ihr an Wichtigkeit zunächst
steht die zweite Zentralstraße; sie trennt sich bei Mursuk von der vorigen, geht in westlicher Richtung
aus Ghat (Rhat), dann in südlicher Richtung auf Agades in Aïr, nachdem sie aus NW. den Anschluß der Karawane aus Tuat im SO. von
Marokko erhalten.
Von Agades laufen wieder Straßen nach Süden aus: nach Gagho am Niger, nach Wurno und Sokoto im Fulbereich
Gando und über Damergu und Katsena nach Kano im Herzen des Sudân. Von Algerien, wo die Franzosen dem Karawanenhandel alle möglichen
Erleichterungen gewähren, führt die Hauptstraße nach Timbuktu über Gardaja im Lande der Mzabiten und El Golea nach Tuat, von
da nach SW. über Mabruk an den Niger. Die westliche S. hat ihre Karawanenverbindungen zwischen dem Senegal
und Südmarokko über Adrar. Noch immer erhält die S. und der an sie grenzende Teil des Sudân den größten Teil seiner europäischen
Waren von N., vom Mittelmeer her; doch hat in der letzten Zeit ein Teil des Warenzugs angefangen, sich
nach dem Senegal und
mehr
Niger zu wenden. Der Saharahandel ist schwächer geworden, seitdem er keine Sklaven mehr nach N. hin ausführen kann
und nur Marokko noch schwarze Menschen bezieht. Der Handel über den Atlantischen Ozean und weiterhin auf dem Senegal und Niger
ist mit den Wüstenwegen von N. her in Wettbewerb getreten: Schiff und Kanal, Matrose und Nomade beginnen
sich Konkurrenz zu machen, und Senegambien auf der einen, Algerien auf der andern Seite suchen mehr und mehr den Saharahandel
an sich zu ziehen.
[Geschichtliches.]
Die Kenntnis der Griechen von der S., welche sie »die Wüste« (Eremos) nannten, war eine sehr mangelhafte.
In den ältesten Zeiten leugnete man ganz, daß es Land im Innern von Libyen gebe, und erst Herodot erfuhr
von Etearchos, dem Priester des Ammontempels, daß fünf nasamonische Jünglinge die Wüste durchzogen hätten; es wäre dies
die erste geschichtlich erwähnte Karawane, die in den Sudân vordrang. Die Karthager unterhielten höchst wahrscheinlich mit
den Äthiopiern einen lebhaften Handelsverkehr, an dem auch die Garamanten als Vermittler beteiligt waren.
Als die Römer sich die Nordküste Afrikas unterworfen hatten, strebten sie danach, ihre Herrschaft soweit wie möglich in das
Innere dieses Erdteils zu tragen, und zahlreiche noch vorhandene Baureste bekunden ihr Vordringen in die Nordsahara. Nach der
Peutingerschen Tafel hatten die Römer eine Karawanenstraße, die weit nach Süden, bis etwa zum heutigen Agades, reichte. Im
J. 19 v. Chr. zogL. Cornelius Balbus nach Fezzan, am Ende des 1. Jahrh. Septimius Flaccus und Julius Maternus bis in die Regionen
des Sudân, desgleichen Gajus Suetonius Paullinus im J. 37 n. Chr. ebendahin, und im 4. Jahrh. erreichte
der Feldherr Salomon gleichfalls den Sudân.
Die Araber waren es, die, nachdem sie den Nordrand Afrikas besetzt hatten, den Islam verbreitend, durch die ganze Wüste vordrangen;
sie machten in derselben den Glauben des Propheten zum herrschenden und trugen ihre Sprache bis zum Sudân
und Senegal hin. Durch ihre großen Reisenden, wie Leo Africanus und Ibn Batuta, wurde uns das Innere der S. zuerst näher bekannt,
während die Erforschung durch Europäer erst im vorigen Jahrhundert beginnt und eine genauere Kenntnis gar erst in unserm
Jahrhundert und in der allerneuesten Zeit erzielt wurde. Im W. waren es die Franzosen Panet (1850) und
Vincent (1860), welche uns mit jenem maurischen Teil bekannt machten; 1828 gelangte René Caillié von Timbuktu nach Marokko.
Die Landschaften im Süden Marokkos (Tuat) erforschte Rohlfs, die südlich von Algerien gelegenen Teile Duveyrier und neuerdings
(1875) Largeau, die westliche S. Lenz (1879-80). Für den mittlern Teil war die große Expedition unter
Richardson, Barth und Overweg epochemachend; die Tibbuländer eröffnete Nachtigal und die Libysche Wüste Rohlfs.
Vgl. Duveyrier, Exploration du S. (Par. 1864, preisgekrönt);
Chavanne, Die S. (Wien 1878);
Soleillet, Exploration du S. (Par.
1876);
Choisy, Le S. (das. 1881);
Largeau, Le S. algérien (2. Aufl., das. 1882);
Nachtigal, S. und Sudân (Berl. 1879 bis
1889), 3 Bde.);
Lenz, Timbuktu etc. (Leipz. 1884, 2 Bde.);
Zittel, Die S., ihre physische und geologische Beschaffenheit (Kassel 1884, Hauptwerk).