in öffentlichen Sammlungen aufbewahrt werden oder öffentlich aufgestellt sind,
oder an Gegenständen, welche zum öffentlichen
Nutzen oder zur Verschönerung öffentlicher Wege,
Plätze oder
Anlagen dienen, begangen wird
(Gefängnisstrafe bis zu drei
Jahren oder
Geldstrafe bis zu 1500 Mk.). In solchen
Fällen bedarf es keines besondern Strafantrags. Handelt es sich dabei
um die gänzliche oder teilweise Zerstörung eines fremden Gebäudes oder
Schiffs, einer gebauten
Straße, einer
Eisenbahn oder
eines andern fremden Bauwerks, so muß stets auf Gefängnis und zwar nicht unter einem
Monat erkannt werden.
Sachbeschädigungen endlich, welche mit einer gemeinsamen
Gefahr für fremdes
Eigentum und fremdes Menschenleben verbunden
sind, werden als selbständige gemeingefährliche
Verbrechen und
Vergehen behandelt; so namentlich die
Brandstiftung, die
Beschädigung von Eisenbahnanlagen, die mit einer
Gefahr für den
Transport verbunden sind, u. dgl. Das österreichische
Strafgesetzbuch (§ 85 ff., 318, 468) berücksichtigt außerdem noch die
Höhe des zugefügten
Schadens, indem es Sachbeschädigungen,
bei welchen der
Schade 25
Gulden nicht übersteigt, nur als
Übertretungen bestraft.
Leopoldvon,Schriftsteller, geb. zu
Lemberg
[* 2] als Sohn des damaligen Polizeidirektors Sacher
daselbst, der später nach
Prag,
[* 3] zuletzt nach
Graz
[* 4] versetzt wurde, studierte auf den
Universitäten dieser
StädteJurisprudenz, habilitierte sich bereits 1855 zu
Graz als
Dozent für Geschichte u. veröffentlichte das Werk »Der
Aufstand in
Gent
[* 5] unter
KaiserKarl V.« (Schaffh. 1857),
dem bald darauf (anonym) der historische
Roman »Eine galizische Geschichte.
1846« (Schaffh. 1858; 2. Aufl. u. d. T.:
»Graf Donski«, das. 1864) folgte. Der Erfolg desselben bestimmte
ihn, sein Lehramt aufzugeben und sich ganz der litterarischen Thätigkeit zu widmen. Er lebte seitdem als Schriftsteller
in verschiedenen
StädtenÖsterreichs und siedelte 1882 nach
Leipzig
[* 6] über, wo er bis 1885 die internationale
Revue »Auf der
Höhe« herausgab. S. hat in rascher
Folge eine
Menge vonRomanen,
Novellen und Schilderungen veröffentlicht,
welche ein bedeutendes
Talent der
Darstellung bekunden, dabei aber einen
Realismus entwickeln, der in hohem
Grad bedenklich ist.
Am meisten Aufsehen und Anstoß erregten: »Das
Vermächtnis des
Kain« (1.
Tl.: »Die
Liebe«, Stuttg. 1870, 2 Bde.;
2,
Tl.: »Das
Eigentum«, Bern
[* 7] 1877, 2 Bde.);
1)Hans, der hervorragendste und fruchtbarste weltliche deutsche Dichter des 16. Jahrh.,
geb. zu
Nürnberg
[* 11] als Sohn eines
Schneiders,
Jörg S., besuchte eine der Lateinschulen seiner Vaterstadt, war aber
von
Haus aus nicht zu den
Studien bestimmt und behielt aus seinem Schulleben nur ein dauerndes
Interesse an den
Schriften und
Dichtungen desAltertums und an den Bestrebungen der zeitgenössischen Humanisten. Im Frühjahr 1509 trat
er als
Lehrling bei einem
Schuhmacher ein, begab sich nach Vollendung seiner Lehrzeit auf eine fünfjährige Wanderschaft,
die ihn über
Regensburg,
[* 12]
Passau,
[* 13]
Wels nach
Innsbruck
[* 14] führte.
Hier scheint er sein erlerntes
Handwerk für kurze Zeit mit einem freiernBeruf vertauscht zu haben und
als
Weidgesell in das Jagdgefolge
KaiserMaximilians I. eingetreten zu sein, wenn nicht auch dies Erlebnis in die
Reihe jener
poetischen
Fiktionen zu setzen ist, welche (wie der Raubanfall auf einen fahrenden Bettler in
Sachsen,
[* 15] die angebliche Romfahrt
oder die
Teilnahme am französischen
Feldzug von 1544) die Biographen gelegentlich in Verwirrung gesetzt
haben. Jedenfalls währte diese
Episode in S.'
Leben nur kurze Zeit, er kehrte bald zu seinem
Handwerk zurück und scheint schon
damals den festen Vorsatz gefaßt zu haben, den ihm innewohnenden poetischen Drang nur in der Ausübung der
Kunst und ohne
Abweichung von dem geraden Pfad bürgerlicher
Sitte und Ehrbarkeit zu bethätigen. Er hatte bereits in
Nürnberg sich als
Lehrling der Meistersingerkunst gewidmet, betrieb dieselbe auf seiner weitern Wanderschaft mit
Eifer, dichtete 1513 sein
erstes
»Bar«
(»Gloria patria,
Lob und
Ehr'«) und fuhr ebensowohl fort, sich in den künstlichen
Strophen und
Tönen desMeistergesangs
zu üben, wie vermutlich schon zu dieser Zeit in freiern, volkstümlichen
Formen zu dichten.
Über
München,
[* 16]
Landshut,
[* 17]
Würzburg
[* 18] zog er nach
Frankfurt
[* 19] a. M. (wo er zuerst eine Meistersingerschule abhielt), über
Koblenz,
[* 20] Aachen,
[* 21]
Osnabrück
[* 22] nach
Lübeck
[* 23] und ging dann durch
Sachsen über
Leipzig,
Erfurt
[* 24] und den
Thüringer Wald nach
Nürnberg zurück. 1516 war
er in der Vaterstadt wieder eingetroffen; 1517 ward er
Meister seiner
Zunft und verheiratete sich (am Ägidientag 1519) mit
KunigundeKreuzer aus
Wendelstein im
Nürnberger Gebiet, bewohnte zuerst ein
Haus in der Kothgasse, hauste später in einer Vorstadt
Nürnbergs, wo er neben dem Schuhmachergewerbe einen Kramladen betrieb, und besaß zuletzt ein bürgerlich-stattliches
Haus in der Spitalgasse, wie er denn durch seinen Fleiß und seine gute Haushaltung zu Wohlhabenheit gelangt zu sein
scheint.
Unmittelbar nach seiner Rückkehr hatte sich S. der »Singschule«
¶
mehr
der Meistersinger in Nürnberg angeschlossen, die durch sein überlegenes Talent und seinen rastlosen Eifer einen nie erhörten
Aufschwung nahm. Die seitherige harmlose und naive Richtung seiner poetischen Bestrebungen erhielt mit dem Fortschreiten der
Reformation eine andre Wendung. Schon 1521 besaß S. LuthersSchriften, 1523 gab er seiner Begeisterung für den
Reformator in dem Gedicht »Die wittenbergisch Nachtigall« Ausdruck; seit 1524 veröffentlichte er eine Anzahl interessanter
Dialoge (»Zwischen einem Schuster und einem Thumherrn« etc.) im Interesse der reformatorischen Sache.
Diese Jahre waren die kritischen im Leben des Dichters; hätten sich Rat und Regiment zu Nürnberg nicht früh genug der lutherischen
Sache angeschlossen, so würde der friedliebende, aber in seinen evangelischen Überzeugungen unerschütterliche
S. in die Konflikte geraten sein, denen damals Tausende zum Opfer fielen. Noch 1527, als Nürnberg schon zur neuen Lehre
[* 26] stand,
geriet er durch ein Reim- und Bildwerk, das er mit dem EifererOsiander zusammen herausgab, und das eine
prophetische Verkündigung des Untergangs der päpstlichen Herrschaft war, in Bedrängnis.
Die Herren des Rats erteilten ihm die Weisung: er »solle seines Handwerks und Schuhmachens warten, sich auch enthalten, einige
Büchlein oder Reimen hinfüro ausgehen zu lassen«. Das Unwetter zog rasch vorüber; S. fuhr im wesentlichen unbehindert fort,
seine poetischen Arbeiten zunächst durch Aufführungen vieler Dramen, Einzeldrucke etc. zu veröffentlichen,
und erlangte wachsende Popularität. Seine poetische Fruchtbarkeit hielt mit der Freudigkeit seines Lebens, mit dem lebendigen
Anteil an allen menschlichen Dingen und Zuständen, soweit sie der Dichter verstand, gleichen Schritt.
Neben den Eindrücken, die ihm die Wanderjahre und das reiche LebenNürnbergs als der ersten deutschen
Stadt im 16. Jahrh. boten, wirkte auch eine ausgebreitete Lektüre auf seine Phantasie und seinen Gestaltungstrieb. Die Heilige Schrift,
theologische Traktate aller Art, die römischen und griechischen Schriftsteller, soweit sie damals verdeutscht waren, italienische
Novellen und deutsche Schwankbücher, Chroniken, Reisebeschreibungen etc. wurden von S. gelesen und benutzt.
Der Dichter wußte überall die lebendigen Züge zu erkennen und jeden Stoff sofort in seinen Gesichtskreis zu rücken. Die
Zahl seiner größern und kleinern Schöpfungen wuchs daher mit jedem Jahr; er selbst führte darüber Register. 1560 starb
seine Frau; bereits nach anderthalb Jahren schloß der greise, aber noch rüstige S. eine zweite Ehe mit
der jugendlichen Barbara Hascher, deren Reize er im Stil der Liebesdichter, gegen den er sonst geeifert, treuherzig pries.
Die Pest des Jahrs 1562 beschränkte ihn auf sein Haus, ließ ihn geistliche Lieder dichten und regte daneben seine dramatische
Produktionskraft an, da er seine gebeugten Mitbürger zu zerstreuen und zu erheitern wünschte. Die durch
ein Gedicht des GörlitzerMeistersingers Puschmann entstandene Sage, daß S. im Alter geistesschwach und kindisch geworden,
scheint ohne Begründung; wenigstens fuhr er bis kurz vor seinem Tod fort, zu dichten. 1567 zählte er 4275 Meisterschulgedichte, 1700 Erzählungen,
Schwänke etc. und 208 dramatische Dichtungen zusammen, welche 34 große Manuskriptbände füllten.
Seit 1558 hatte er begonnen, eine Ausgabe seiner Dichtungen in schön ausgestatteten Foliobänden (AugsburgerDruck) zu veranstalten,
von welcher 1560 der zweite, 1561 der dritte, die dramatischen Spiele enthaltende Band
[* 27] hervortraten, während nach seinem Tod
noch zwei weitere Bände, verschiedene
Neudrucke und Nachdrucke erschienen, welche die Geltung des Dichters
in seiner Zeit unzweifelhaft erweisen. Als er starb, zeigte sich der Rat von Nürnberg vor allen Dingen besorgt, den
litterarischen Nachlaß des poetischen Schuhmachers auf etwa bedenkliche Handschriften hin prüfen zu lassen.
Wenige Jahrzehnte nach S.' Tod begann das »gelehrte« Zeitalter der deutschen Dichtung, welches für die
Vorzüge und Eigenart des Dichters kein Verständnis hatte, ihn verachtete, weil er ein »ungelehrter« Schuster gewesen, und
ihn als den Repräsentanten elender Bänkelsängerei in Verruf brachte. Erst am Ende des 18. Jahrh., in der Sturm- und Drangperiode,
begann man wieder Hans S. besser zu würdigen; man gelangte zur völligen Einsicht in seine große Bedeutung,
ja gelegentlich zu einer gewissen Überschätzung des Dichters.
Die naive Frische, Treuherzigkeit, lebendige Beweglichkeit und witzige Schalkhaftigkeit, die sprachgewaltige Vortragskunst
des Nürnbergers können allerdings kaum zu hoch angeschlagen werden; viele seiner Schwänke und poetischen Erzählungen wirken
nach drei Jahrhunderten noch mit ganz unverminderter Frische. Beruht nun ein guter Teil der Wirkung, die
S. ausgeübt hat und noch ausübt, auf der Sicherheit, mit welcher er seine reichsstädtisch-bürgerliche Welt als die Welt
überhaupt betrachtete, so liegt darin anderseits die Begrenzung seines reichen Talents.
Daß er in seiner Menschendarstellung an die Gestalten gebunden bleibt, welche er um und neben sich erblickte,
und mit Glück außer den Bürgerkreisen etwa nur die Kreise
[* 28] der fahrenden Leute und jene der zumeist als plump, tölpisch
und diebisch dargestellten Bauern kennt, würde an sich kein Mangel sein. Aber die Vertiefung sowohl als der Aufschwung des
Dichters wurden dadurch gehemmt, daß ihm die bürgerliche Ordnung, in der er lebte und gern lebte, mit
der OrdnungGottes und der Ordnung der Natur zusammenfiel, und daß er, während er redlich bemüht war, in den Kern der menschlichen
Dinge einzudringen, doch vielfach nur die Außenseite derselben zu erfassen vermochte.
Innerhalb seiner Welt und der Formen, welche der heiter moralisierenden Tendenz günstig sind, hat er Unübertreffliches
geschaffen, und über die ganze Breite
[* 29] des poetischen Gebiets ist er wenigstens von keinem seiner Zeitgenossen übertroffen
worden. Sind seine poetischen Erzählungen und Schwänke auf epischem, seine Fastnachtsspiele auf dramatischem Felde die Krone
seiner Leistungen, so darf, was er im didaktischen Gedicht und im ernstern Drama geleistet hat, keineswegs
gering angeschlagen werden.
Der dramatischen Dichtung, welcher er zeitlebens mit besonderer Vorliebe zugethan blieb, erschloß er nicht nur neue Stoffgebiete,
sondern belebte die Rede innerhalb der im ganzen noch epischen Handlung in wahrhaft dramatischer Weise, so daß
sich aus den von ihm gegebenen Anfängen unter günstigern Umständen am Ende des 16. Jahrh.
so gut eine Nationalbühne hätte entwickeln können wie in England. Auf der Grundlage seiner Erzählungs- und Auffassungsweise
ruht nahezu die gesamte deutsche Schwankdichtung des 16. Jahrh. Von S.' seit dem Anfang des 17. Jahrh.
nicht wieder gedruckten Werken veranstalteten Bertuch (Weim. 1778), Häßlein (Nürnb. 1781), Büsching
(modernisierte Ausgabe, das. 1816-1824, 3 Bde.),
Göz (das. 1830, 4 Bdchn.), Nasser (Kiel
[* 30] 1827), Hopf (Nürnb. 1856, 2 Bde.),
Gödeke und Tittmann (2. Aufl., Leipz. 1883-85, 3 Bde.)
und Arnold (Stuttg. 1884, 2 Bde.),
von den Spruchgedichten insbesondere A. Engelbrecht (Naumb. 1879) eine Auswahl.
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