Jakuschkin, Beszonow (geistliche
Lieder) und Barsow
(Totenklagen) nennen. Schätzenswerte Untersuchungen über die
slawische Mythologie und alte
Kultur enthält das Werk »Die
poetischen Naturanschauungen der
Slawen« (1866-69, 3 Bde.) von
Afanasjew (gest. 1871),
der auch die beste
und reichste Sammlung »Russischer Volksmärchen« herausgab. Als die bedeutendsten
Literarhistoriker sind zu nennen: Schewyrew (»Vorlesungen über diealte r. L.«, 1858-60, 4 Bde.),
Pypin (»Geschichte der slawischen
Litteraturen«, Bd. 1 u.
2, 1865 ff.; deutsch, Leipz. 1880-84),
Galachow (»Geschichte der alten und neuern russischen Litteratur«, bis
Puschkin reichend, 2. Aufl., Petersb. 1880, 2 Bde.),
Karaulow
(»Skizzen zur Geschichte der russischen Litteratur«, Bd.
1,
Feodosia 1865),
Porfiriew (»Geschichte der russischen Litteratur«,
Kasan
[* 2] 1877-84, 3
Tle., nur bis
Karamsin reichend). Wichtige
Beiträge lieferten außerdem Bußlajew
(»Historischer Abriß der russischen Volkslitteratur«, Petersb.
1860, 2 Bde.),
Pekarskij
(»Wissenschaft und Litteratur in Rußland unter
Peter d.
Gr.«, das. 1862, 2 Bde.),
Biljarskij (»Übersicht der russischen geistlichen Litteratur«, Chark.
1859-61, 2 Bde.), ferner
Grot, Stojunin, A. N. Wesselowskij (über die mittelalterliche Legendenpoesie), Petrow, Tichonrawow,
Negaljenow u. a. Als Bibliographen sind namentlich Gennadij, Ponomarew,
Neustrojew, Longinow, Meschow, Karatejew etc. zu erwähnen.
Vgl. König, Litterarische
Bilder aus Rußland (Stuttg. 1837);
[* 4]Sprache.
[* 5] Dieselbe bildet mit dem
Serbischen,
Bulgarischen etc. den südöstlichen
Zweig des slawischen Sprachstammes
(s.
Slawische Sprachen), dessen wichtigstes
Glied
[* 6] sie ist. Wie ihr
Christentum, so erhielten die
Russen auch
ihr
Alphabet von Byzanz; doch erlitten die griechischen
Buchstaben bei dieser Verpflanzung manche Veränderungen, auch wurden
mehrere neue Zeichen eingeführt, um damit die der russischen
Sprache eigentümlichen
Laute auszudrücken. In seiner jetzigen
Gestalt besteht das russische
Alphabet aus 36
Buchstaben, von denen jedoch zwei nur Lesezeichen sind, welche
an einen
Konsonanten, der ein
Wort oder eine
Silbe abschließt, angehängt werden, um auszudrücken, ob derselbe weich oder
hart ausgesprochen werden soll.
Vokale gibt es 13, die in harte und weiche eingeteilt und häufig zu
Diphthongen verbunden werden.
IhreAussprache ist einem
bedeutenden
Wechsel unterworfen, je nachdem sie betont oder tonlos sind und am Anfang eines
Wortes oder
einer
Silbe stehen oder nicht. So wird e am Anfang eines
Wortes oder einer
Silbe wie je ausgesprochen, wenn es unbetont ist
oder ein
Zischlaut oder flüssiger
Konsonant darauf folgt, z. B. tschita-jete (ihr lest), jestj (es ist); außerdem
aber wie e, z. B. in materi (der
Mutter). An
Konsonanten besitzt die die im
Deutschen üblichen, mit Ausnahme des
q, ferner
ein weiches
s, ein weiches sch (wie das französische j zu sprechen), ein tsch und den zusammengesetzten, aber mit Einem Zeichen
geschriebenen
Konsonanten schtsch.
Der
Vokativ fällt meistens mit dem
Nominativ zusammen. An den Eigenschaftswörtern wird, wie in den andern slawischen und
den germanischen
Sprachen, eine vollere und eine abgekürzte Form unterschieden, die das
Prädikat ausdrückt (vgl. im
Deutschen
»ein guter Mann« neben »der
Mann ist gut«).
Beim russischen
Verbum gibt es drei
Konjugationen, jede derselben hat drei
Zeiten:
Präsens, Präteritum und
Futurum,
welch letzteres durch
Zusammensetzung mit einem Hilfszeitwort gebildet wird, ferner einen
Imperativ und einen
Infinitiv.
Einen
Konjunktiv oder Potential hat die nicht; dagegen haben sehr viele Verba besondereFormen, um auszudrücken,
ob eineHandlung als einmalig oder wiederholt gedacht wird. Besonders reich ist die an Wortableitungen;
selbst aus schon abgeleiteten
Wörtern können immer wieder beliebige neue
Ableitungen gebildet werden. So kann aus bez Boga (»ohne Gott«) das
Adjektivum bezboshnui (»gottlos«) gebildet werden;
daraus bezboznichestvo (»der Zustand des Atheistseins«);
daraus endlich das endlose
Kompositum bezbozhnichestvovat (»in dem Zustand des Atheistseins sich befinden«).
Der
Accent ist (im
Gegensatz zum
Polnischen) ungemein schwankend und bildet eine Hauptschwierigkeit bei Erlernung der russischen
Sprache. Die Wortstellung ist ziemlich frei und der gesamte
Klang der
Sprache angenehm, wenn man sich an
die verhältnismäßig sehr häufigen
Zischlaute gewöhnt hat. Als Schriftsprache existiert die eigentlich erst seit
Peter
d. Gr.; vorher hatte als solche das
Kirchenslawische gegolten, d. h. der slawische
Dialekt, in welchem die Slawenapostel
Cyrillus
und
Methodius ihre
Bibelübersetzung abgefaßt hatten, und der sich im liturgischen
Gebrauch fast unverändert
behauptete, während die Volkssprache besonders durch die Berührung mit den
Tataren,
Polen, Litauern und
Deutschen bedeutende
Veränderungen erfuhr.
Als Schöpfer der jetzigen Schriftsprache, die im wesentlichen der
Dialekt von
Moskau
[* 8] ist, gilt
Lomonossow, der sich auch um
ihre grammatische Erforschung und Festsetzung große
Verdienste erwarb; doch hat sie seit dem Aufblühen
der russischen Litteratur im 19. Jahrh. noch vielfache
Bereicherung und
Veredelung erfahren. Übrigens teilt sich die in verschiedene
Mundarten. Die Hauptmundart, die eigentlich russische oder großrussische, herrscht im ganzen mittlern Rußland, am reinsten
in
Moskau und den nächstliegendenGouvernements. Die kleinrussische oder russinische
¶
Mundart wird in ganz Südrußland gesprochen sowie in den daran angrenzenden Teilen Galiziens, wo sie Ruthenisch heißt, und
hat eine eigne Litteratur abgebildet (s. Kleinrussische Sprache und Litteratur). Die weißrussische Mundart, die in dem größten
Teil von Litauen und einem Teil von Weißrußland gesprochen wird, bildete sich vorzüglich seit der Vereinigung
Litauens mit Polen und enthält daher viele polnische Idiotismen. In ihr sind das litauische Statut, die Archive und alle litauischen
Aktenstücke verfaßt.
Wichtige neuere Werke über die schrieben: Sresnewskij (»Ideen zur Geschichte der russischen Sprache«, Petersb. 1850),
Lawrowskij
(»Über die Sprache der nordrussischen Chroniken«, das. 1852),
Kolossow (»Abriß einer Geschichte der Laute und Formen
der russischen Sprache vom 11. bis 16. Jahrhundert«, Warsch. 1872); vgl. ferner die Schriften von Potebuja ^[richtig: Potebnja],
Grot (»Philologische Forschungen«),
Nekrassow (über das russische Verbum) etc. Brauchbare Grammatiken für
Deutsche
[* 12] sind die von Alexejew (Petersb. 1872-76), Joel und Fuchs
[* 13] (6. Aufl., Frankf. 1881), kürzere von Pihlemann (9. Aufl.,
Reval
[* 14] 1885),
Golotusow (21. Aufl., das. 1888), Boltz (5. Aufl., Berl. 1884), Serno und Solowjewitsch (6. Aufl.,
Reval 1880), Mieskowski (Petersb. 1887) u. a.
Von Wörterbüchern sind außer Beryndas »Lexicon slaveno-russicum« (Kiew
[* 15] 1627, 2. Aufl. 1655) und Alexejews »Lexikon für
das Kirchenslawische« (Petersb. 1773) das von der Akademie (neue Ausg., das. 1843, 4 Bde.)
herausgegebene und das »Erklärende Wörterbuch der lebenden großrussischen Sprache« (2. Ausg., Mosk. 1882) von W. Dahl hervorzuheben,
das auch die Provinzialidiome berücksichtigt.
Russisch deutsche Wörterbücher lieferten: Heym (neue Aufl., Leipz.
1835),Schmidt (das. 1815, zuletzt 1884), Oldekop (Petersb. 1825, 4 Bde.),
Sokolow (das. 1834), Reiff (2. Aufl., das.
1875), Pawlowski (3. Aufl., Riga 1886), Lenström (Sondersh. 1886), Booch, Frey u. Messer
[* 16] (4. Aufl., Leipz. 1886, 2 Bde.),
Zelechowski (Lemb. 1886, 2 Bde.),
Nädler (Petersb. 1885 ff.), ein Konversations-Wörterbuch K. v. Jürgens (in »Meyers Sprachführern«, Leipz. 1888). Ein vorzügliches
etymologisch-russisches Wörterbuch ist das (russisch-französische) von Reiff (Petersb. 1806, 2 Bde.).