Kahlschlag folgen läßt, vermehrt sich der
[* 2] in auffallender
Weise, und da alle
Mittel zur Bekämpfung desselben ohne rechten
Erfolg bleiben, so hat man sich wesentlich auf Vorbeugungsmaßregeln zu beschränken.
Recht ergiebig ist der
Fang mit auf die
Erde gelegter und beschwerter
Kiefern- und
Fichtenrinde und mit
Kloben. Der kleine braune Kiefernrüßler
(PissodesnotatusFab., s. Tafel
»Waldverderber
[* 3] I«),
7,5mm lang, dem vorigen ähnlich, aber mit in der Mitte des dünnern
Rüssels
angehefteten
Fühlern, rundem, erhabenem Schildchen und nicht ausgeschnittener Vorderbrust, pechbraun, mit Ausnahme des
Kopfes
überall mit grauweißen Haarschuppen bedeckt, die auf dem Halsschild größere oder kleinere, grauweiße
Punkte und auf den punktiert gestreiften Flügeldecken zwei
Binden bilden, findet sich häufiger als der vorige, sticht besonders
die
Rinde junger
Kiefern, seltener die von
Weimutskiefern, Lärchen und
Fichten an, denen er zahllose
Wunden beibringt, überwintert
dicht über der
Wurzel
[* 4] in Borkenritzen oder in der
Erde und legt seineEier
[* 5] an lebende
Stämme junger
Kiefern.
Die
Larven fressen sich unter der
Rinde und im
Holz
[* 6] abwärts und verpuppen sich am Ende der
Gänge in kokonartigem
Lager.
[* 7] Meist
fliegt nach wenigen
Wochen der
Käfer
[* 8] aus, doch überwintern auch einige
Larven und
Puppen. Häufig finden sich die
Larven auch
in vorjährigenZapfen.
[* 9] Befallene
Pflanzen müssen ausgerottet oder abgehauen und verbrannt werden, auch
die angegangenen Stangenhölzer sind zu beseitigen.
AndreArten derselben
Gattung richten gleichfalls vielen
Schaden an. Der
Haselnußrüsselkäfer
(BalaninusnucumL., s. Tafel
»Käfer«),
7,5mm lang, mit gebogenem, fadenförmigem
Rüssel von Körperlänge,
dünnen, langen
Fühlern, schwarz, dicht ockergelb, schuppig behaart, auf den Flügeldecken lichter gelb
gewürfelt, an den
Beinen und der Spitzenhälfte des
Rüssels rostrot, bohrt die halbwüchsigen, noch weichen
Haselnüsse, die
Schale durchfressend, an und schiebt ein
Ei
[* 10] mit dem
Rüssel bis zumKern. Die
Larveverläßt die
Nuß, geht tief in die
Erde und
verpuppt sich im nächsten
Sommer, worauf der
Käfer sehr bald auskriecht. B. turbatus Glt.
und B. glandium Mrsh. leben ähnlich
in
Eicheln.
(spr. rössel.
Russel), englische Adelsfamilie, deren erster nachweisbarer Ahnherr,
John
Russell, im 13. Jahrh. als
Constable von Corse
Castle in
Dorset erscheint. 1539 wurde die
Familie zur Peerswürde erhoben, und 1550 erlangte
sie denTitel der
Grafen von
Bedford.
Ihre namhaftesten Sprößlinge sind:
5)
LordJohn Russell, einer der ausgezeichnetsten brit. Staatsmänner, geb. als
dritter Sohn des sechsten
Herzogs von
Bedford, studierte zu
Edinburg
[* 15]
Philosophie, Geschichte und
Staatswissenschaften,
trat schon im Juli 1813 für einen Wahlflecken, über den sein
Vater verfügte, ins
Unterhaus und war hier seit 1819 unablässig
für eine
Reform der Parlamentswahlen thätig. Seine
Vorschläge wurden anfangs schon in den ersten Stadien der
Beratung zurückgewiesen; dagegen kam eine neue
Bill, welche er 1826 einbrachte, und in welcher er das
Wahlrecht einer Anzahl
von verfallenen und unbedeutenden Wahlflecken auf große und volkreiche, bis dahin von der Vertretung im
Parlament ausgeschlossene
Fabrikstädte zu
übertragen vorschlug, wenigstens zur zweiten
Lesung. In diesen
Kämpfen hatte er sich
bereits eine hervorragende
Stellung innerhalb der Whigpartei erworben, die noch befestigt wurde, als er 1828 aufs kräftigste
und mit Erfolg für die Aufhebung der
Testakte und 1829 für die daraus folgende
Emanzipation der Katholiken wirkte. 1830 nahm
er denKampf für die
Reform von neuem auf, indem er eineBill einbrachte, welche den
StädtenLeeds,
[* 16]
Manchester
[* 17] und
Birmingham
[* 18] eine Vertretung im
Parlament verleihen sollte. Auch diesmal trug er zwar den
Sieg nicht davon; doch wurde er
im liberalen
KabinettGrey Generalzahlmeister und hatte im Juni 1832 die
Genugthuung, seine langjährigen Bemühungen durch
die
Annahme der
Reformbill (s.
Großbritannien,
[* 19] S. 811) gekrönt zu sehen.
Als Russell sich aber im Dezember 1851 Palmerstons auf wenig rücksichtsvolle Weise entledigt hatte, ward die
Stellung des Kabinetts von Tag zu Tag unhaltbarer, und Ende Februar 1852 trat die Whigverwaltung ab. Nach einer kurzen RegierungLordDerbys trat er in LordAberdeens Koalitionsministerium (17. Dez.) zwar ohne Portefeuille, aber als ministerieller Leiter des Unterhauses
ein. Am übergab er das von ihm provisorisch verwaltete Portefeuille des Auswärtigen an den
Grafen von Clarendon und übernahm nach dem Ausbruch des Kriegs mit Rußland das Präsidium des GeheimenRats, schied aber
einige Tage vor dem Sturz der Koalitionsregierung, aus derselben. In dem neu eintretenden MinisteriumPalmerston übernahm Russell die
Kolonialverwaltung und vertrat England im Februar auf den Wiener Friedenskonferenzen: Infolge der Angriffe,
welche sein Verhalten hierbei erfuhr, trat er 13. Juli aus dem Ministerium aus. In dem am eingesetzten neuen MinisteriumPalmerston übernahm er das Departement des Äußern und wurde als Graf Russell zum Peer erhoben. Seine
auswärtige Politik bewegte sich im ganzen in den Wegen Palmerstons: während des italienischen Kriegs begünstigte er die nationale
Erhebung, ließ aber die AnnexionSavoyens an Frankreich zu. Bei Gelegenheit des polnischen Aufstandes von 1863 erlitt er eine
entschiedene Niederlage, indem die russische Regierung seine Noten, in denen er sich für Polen verwendete,
einfach unberücksichtigt ließ; auch in dem amerikanischen Sezessionskrieg bot er seine Vermittelung an und ergriff 1864 in
dem deutsch-dänischen Krieg entschieden für Dänemark
[* 22] Partei. Als Palmerston starb, übernahm Russell den Posten eines
Premiers und überließ die Leitung der auswärtigen Angelegenheiten dem GrafenClarendon. In der nächsten
Session legte Gladstone die neue Reformbill vor; allein dieselbe befriedigte nach keiner Richtung hin und stieß auf
so heftigen Widerstand, daß Russell 26. Juni d. J. seine Entlassung einreichte. Seitdem bekleidete
Russell kein Staatsamt mehr. Wie früher für die Reform des Unterhauses, so war er nun für die des Oberhauses
thätig und brachte im April 1869 eine Bill ein, durch welche die Ernennung einer Anzahl von Peers auf Lebenszeit verfügt
wurde; doch wurde dieselbe abgelehnt und nicht wieder erneuert. Er starb sein Erbe war sein Enkel JohnFrancisStanley,
zweiter Earl Russell, geb. Sohn des Viscount Amberley (geb. 1842, gest. Russell war
bis in seine letzten Jahre einer der wenigen Whigs im alten Sinn, ein geistvoller, ehrlicher, offenherziger, für das Wohl seines
Vaterlandes aufrichtig begeisterter Politiker; aber alle diese hervorragenden Eigenschaften konnten ihm, nachdem neue Parteibildungen
der Politik der alten Whigaristokratie den Boden unter den Füßen weggezogen hatten, den frühern Einfluß
nicht erhalten.
Als Redner war Russell weniger durch
oratorischen Schwung als durch Klarheit der Gedankenentwickelung und gewandte Dialektik ausgezeichnet.
Eine Auswahl seiner Reden erschien 1870 in 2 Bänden. Von Russells Schriften sind hervorzuheben: »Essay on the
history of the English government and constitution« (Lond. 1821, neue Ausg.
1873; deutsch von Kritz, Leipz. 1825);
»Memoirs of the affairs of Europe, from the peace of Utrecht
[* 23] to the present time« (Lond.
1824-29, 2 Bde.);
»Essay on causes of the French revolution« (1832);
VonRussell rührt auch das für den Transport auf dem
Bodensee adoptierte System von Trajektbooten und die großartige Rotunde des Wiener Ausstellungspalastes her. Er starb in
London. Russell schrieb: »Treatise on the steam engine« (Lond.
1841, neue Aufl. 1846);
»The modern system of naval architecture for commerce and war« (das.
1865);
»Systematic technical education« (das. 1869).
2) WilliamHoward, engl. Journalist, geb. zu Lilyvale in der GrafschaftDublin
[* 27] von englischen Eltern, studierte 1838-42
zu Dublin und erregte schon damals durch einige lebendig und humoristisch geschriebene Skizzen aus den
stürmischen Wahlszenen von 1841 die Aufmerksamkeit der »Times«, die ihn 1843 zu ihrem Reporter für die Parlamentssitzungen
ernannte. 1854 bei Ausbruch des Krimkriegs ward er Spezialkorrespondent im englischen Hauptquartier. Er wohnte den Schlachten
[* 28] an der Alma, bei Balaklawa und bei Inkerman sowie der Belagerung Sebastopols bis zum Schluß bei, und seine
Briefe an die »Times« (deutsch, Leipz. 1855) deckten schonungslos vielfache Übelstände in der
englischen Armee auf.
Eine Bearbeitung derselben erschien als »History of the Crimean war« (1855-57, 2 Bde.),