niedrig, oft deckelförmig, durch starke
Zähne
[* 2] und Fortsätze in die Unterklappe eingreifend und nur vertikal beweglich,
mit Apophysen für die Muskelansätze; ein Ligament fehlt. Die früher sehr verschiedenen
Gruppen des
Tierreichs zugeschriebenen
Rudisten treten in verschiedenen
Zonen der mittlern und obern
Kreide
[* 3] der mediterranen
Provinz oft massenhaft, geradezu riffbildend
auf; manche
Arten erreichen eine
Größe von 1 m. Die wichtigsten
Gattungen sind: HippuritesLam., RadiolitesLam., SphaerulitesDesm. (s. Tafel
»Kreideformation«).
[* 4]
(Ruodlieb), latein. Gedicht aus dem 11. Jahrh.,
wahrscheinlich von einem
Bayern
[* 6] verfaßt und als der erste frei erfundene
Ritterroman merkwürdig. Die erhaltenen Bruchstücke
desselben erzählen, wie der
Recke Rudlieb vor seinen Feinden zum König von
Afrika
[* 7] entweicht und, nachdem er
zehn Jahre daselbst zugebracht, durch einen
Brief seiner
Mutter zurückgerufen wird.
BeimAbschied gibt ihm der König zwölf
goldene
Lehren.
[* 8] Nach mancherlei
Abenteuern zu
Hause angelangt, soll sich Rudlieb vermählen.
Eine von den Verwandten vorgeschlagene, aber ihm anstößige
Heiratweiß er zu umgehen. Darauf zeigt ihm ein
Zwerg, den
er bezwingt, den
Schatz zweier
Könige, des Immung und seines
Sohns Hartung; beide erschlägt Rudlieb, und die schöne Herburg, Immungs
Tochter und eines mächtigen
Reichs Erbin, wird seine
Frau. Das Gedicht, das sich in epischer
Breite
[* 9] ergeht und vom
Leben der
damaligen Zeit ein reiches
Bild entwirft, ist abgedruckt in den
»Lateinischen Gedichten des 10. und 11.
Jahrhunderts«
von
Grimm und
Schmeller
(Götting. 1838) und wurde neuerlich von Seiler
(Halle
[* 10] 1882) herausgegeben.
Kreis
[* 11] im
KönigreichSerbien,
[* 12] umfaßt 1559 qkm (28,3 QM.) mit (1887)
62,197 Einw., ist gebirgig und erzreich und hat Gornli Milanowatz zum Hauptort.
Bei dem Dorf Rudnik liegen
die Überreste der alten großen Stadt Rudnik, welche dem einst blühenden
Bergbau
[* 13] zum
Mittelpunkt diente.
Aber fortan verließ ihn das
Glück. Selbst in seinem eignen Herzogtum fand er Feinde; er sah sich daher gezwungen, seine
Zuflucht zu denSachsen zu nehmen. Diese standen aus
Haß gegen
Heinrich treu zu ihm; auch die päpstlichen
Legaten begünstigten den »Pfaffenkönig«. Der
Bürgerkrieg wütete lange ohne
Entscheidung. Zwar siegte Rudolf bei
Mellrichstadt
und bei
Flarchheim, worauf er von
Gregor VII. als rechtmäßiger König anerkannt wurde, sowie15. Okt. d. J.
bei Mölsen in der
Nähe von
Merseburg,
[* 17] erlitt aber in letzterer
Schlacht außer dem Verlust der rechten
Hand
[* 18] eine tödliche
Verwundung im
Unterleib. Die abgehauene
Hand betrachtend, rief er reuevoll aus: »Mit dieser
Hand hatte ich meinem König und
HerrnTreue geschworen!« Er starb am folgenden
Tag inMerseburg und ward im
Dom daselbst beigesetzt.
Schon24. Okt. erfolgte seine
Krönung zu
Aachen.
[* 29] Er war von echter Ritterlichkeit, fromm, dabei von praktischer
Klugheit und unermüdlicher
Thatkraft. Durch seine lange, hagere Gestalt, seine kühne Adlernase war er leicht kenntlich; sein Äußeres war aber meist
schlicht und einfach. Um des
Papstes Zustimmung zu seiner
Wahl zu erhalten, mußte alle von
Otto IV. und
Friedrich II. in der Zeit ihrer
Ohnmacht dem apostolischen
Stuhl gemachten Zugeständnisse bestätigen.
Noch weigerte sich
Ottokar vonBöhmen,
[* 30] Rudolf anzuerkennen, wenn derselbe ihm die
Belehnung mit
Österreich
[* 31] nicht bestätige.
Als er auf den nachNürnberg
(1274),
Würzburg
[* 32] (1275) und
Augsburg
[* 33] (1275) ausgeschriebenen
Reichstagen nicht erschien, erklärte ihn Rudolf in die
Reichsacht und zog sofort gegen ihn durch
Bayern nach
Österreich. Die
Bevölkerung
[* 34] des
¶
Hierdurch erwarb er seinem Haus eine Hausmacht, die allein die Grundlage einer starken Königsgewalt bilden konnte. Mit Eifer
wandte er sich hierauf wieder der Herstellung des innern Reichsfriedens zu. Schon 1281 hatte er auf einem Reichstag in Nürnberg
die Errichtung eines Landfriedens für Franken durchgesetzt, dessen Dauer auf fünf Jahre bestimmt wurde. 1286 wurde
dieselbe Maßregel für Schwaben und Bayern angeordnet, und 1287 beschloß der König, das Friedenswerk im großen durchzuführen,
indem er das MainzerReichsgesetzFriedrichs II. erneuerte.
Viele Raubburgen wurden zerstört und die Edelleute, welche den Frieden brachen, mit Gewalt zur Ruhe gebracht. 1289 schrieb
er einen großen Reichstag nach Erfurt
[* 40] aus. Nachdem hier der allgemeine Landfriede von den Fürsten beschworen worden war, schritt
der König sofort zur genauen Vollziehung desselben. In Thüringen allein wurden mehr als 60 Raubburgen zerstört und 29 Ritter
als Räuber hingerichtet. Nachdem Rudolf 1291 in Speier
[* 41] zur Befestigung des Landfriedens einen Reichstag abgehalten,
schrieb er nach Frankfurt (Mai) einen zweiten aus, um hier seinen Sohn Albrecht zum Kaiser wählen zu lassen; doch willigten
die Kurfürsten, für die Wahlfreiheit fürchtend, nicht ein. In Germersheim die Nähe seines Todes fühlend, begab er sich nach
Speier, dem Begräbnisort so vieler Kaiser; hier starb er SeinLeichnam wurde im Dom zu Speier
beigesetzt. Vgl. Schönhuth. Geschichte Rudolfs vonHabsburg (Leipz. 1844, 2 Bde.);
Kopp, König Rudolf und seine Zeit (das. 1845); Hirn, Rudolf von Habsburg (das. 1874).
Abgestoßen von der seinen Ansprüchen widerstrebenden Welt, zog er sich ganz in den engen Kreis seiner grillenhaften Liebhabereien
und Neigungen zurück und wurde doch von jedem Versuch, die Regierung seinen Händen zu entwinden, zu äußerstem
Grimm gereizt. Er sammelte allerlei Kunstsachen und wissenschaftliche Raritäten, hielt einen großen Marstall, legte prächtige
Gärten an und widmete sich der Alchimie, Astronomie
[* 45] und Astrologie;
[* 46] seinem Schutz verdankten Tycho Brahe und Kepler die Muße zu
ihren Forschungen.
Die Geschäfte überließ er seinen Günstlingen, unmündigen, gemeinen Menschen, welche seinen Hang zu
Ausschweifungen und seine Todesfurcht benutzten, um ihn zu beherrschen. Das Reich überließ er ganz sich selbst und duldete,
ja förderte das
Anwachsen der spanisch-jesuitischen Reaktion, welche den religiösen Zwiespalt zu heller Glut anfachte und
Streit und Fehde erregte. Nur in den jülichschen Erbfolgestreit griff er direkt ein, um seinem Vetter,
ErzherzogLeopold, ein Fürstentum zu verschaffen. Er war der erste, welcher seinen BrüdernApanagen aussetzte, anstatt ihnen
Teile des Erzherzogtums Österreich zu geben.
Seine Brüder und Vettern mußten sich daher auf eigne Hand der Regierung annehmen. Matthias schloß 1606 eigenmächtig Frieden
mit Mohammed III., drang mit Waffengewalt Rudolf 1608 die ungarische Krone sowie Österreich und Mähren ab, besetzte endlich selbst
Prag und nötigte Rudolf, gegen einen Gehalt von 400,000 Gulden die böhmische Krone niederzulegen, nachdem ihm
die böhmischen Stände schon den Majestätsbrief abgezwungen hatten. Rudolf starb inmitten des abenteuerlichen Plans,
mit Hilfe der evangelischen Union seine Kronen
[* 50] wiederzugewinnen, unvermählt und hatte seinen BruderMatthias zum Nachfolger.
Vgl. Gindely, Rudolf II. und seine Zeit (Prag 1863-65, 2 Bde.);
Über militärwissenschaftliche Fragen hielt er in Offiziervereinen treffliche Vorträge. 1880 ward er zum Generalmajor und
Kommandeur einer Infanteriedivision zu Prag und 1883 zu Wien sowie 1888 zum Feldmarschallleutnant, Generalinspektor der Infanterie
und Vizeadmiral ernannt. Er vermählte sich mit der Erzherzogin Stephanie (geb.
Tochter des Königs der Belgier, Leopold II.; wurde ihm eine Tochter, Erzherzogin Elisabeth, geboren. Er schrieb:
»Fünfzehn Tage auf der Donau«
¶