Nauplius (s. d.) mit nur drei Gliedmaßenpaaren aus und machen zum Teil sehr
erhebliche Umwandlungen durch. Diese führen entweder unter Vergrößerung des
Körpers, Zunahme der Beinpaare etc. zu den
eben beschriebenen, also den normalen,
Formen oder, indem die
Ausbildung einen andern Weg einschlägt, oft zu ganz abenteuerlichen
Gestalten. Die
Schmarotzer unter den Ruderfüßern nämlich entfernen sich von der geschilderten
Norm um
so mehr, je mehr sie das freie
Leben und mit ihm die
Bewegung aufgeben.
Manche leben nur zeitweilig parasitisch, d. h. sie klammern sich an andre
Tiere an und saugen ihr
Blut oder leben von ihrem
Schleim etc. Alsdann sind meist nur die Mundteile zu einem
Stech- und Saugrüssel umgestaltet. Wo sich
dagegen ein an das stete Schmarotzerleben gewöhnt hat, da ist auch der ganze
Körper um- und zwar rückgebildet. Wegen mangelnder
Bewegung werden die
Beine zu Stummeln oder schwinden ganz; der
After kann, weil nur flüssige
Nahrung aufgenommen wird,
fehlen;
Nervensystem und
Sinnesorgane, häufig auch das
Auge,
[* 2] gehen fast ganz ein, und so wird in den extremen
Fällen das gesamte
Tier zu einem wurmförmigen
Schlauch ohne
Gliederung und
Glieder;
[* 3] nur
Darm
[* 4] und
Geschlechtsorgane bleiben voll bestehen.
Diese sogen. rückschreitende
Metamorphose betrifft vielfach nur die ältern Weibchen; die aus den
Eiern
ausschlüpfenden
Jungen leben nämlich eine Zeitlang frei und begatten sich auch noch, worauf dann das Weibchen sich ein Wohntier
sucht und auf ihm die weitern
Verwandlungen durchmacht. Doch bilden sich auch die Männchen, namentlich wenn sie als
Schmarotzer
auf dem viel größern Weibchen leben, oft sehr stark zurück. In der
Gattung Pennella, die auf
Fischen
und
Waltieren wohnt und mit dem
Kopf in deren
Haut
[* 5] steckt, gibt es
Arten von etwa 30
cmLänge und von so seltsamer Gestalt, daß
man sie nur an ihren Embryonen als zu den Ruderfüßern gehörig erkannt hat.
Sehr viele Ruderfüßer hausen an denKiemen, in den Nasenlöchern, im
Schädel etc. von
Fischen, andre auf oder in
Weichtieren,
Krebsen etc. und sind manchmal dort geradezu festgewachsen.
Alle aber haben beim Ausschlüpfen aus dem
Ei noch
[* 6] die
gleiche Form des
Nauplius wie auch die frei lebenden und schwimmen eine Zeitlang umher. Die ungemein zahlreichen Ruderfüßer teilt
man in drei große Unterordnungen:
1) echte frei lebende Ruderfüßer, mit Kaumund (Gnathostomata);
2) echte parasitische Ruderfüßer, mit Saugmund (Siphonostomata), und 3) unechte Ruderfüßer, nämlich
die
Karpfenläuse (Argulidae, s. Tafel
»Krebstiere«),
[* 7]
die in einzelnen
Punkten nicht unwesentlich von den übrigen abweichen.
Die Freilebenden und
Parasiten sind durch
Übergangsformen, die nur gelegentlich schmarotzen, verbunden.
Hierher gehört unter andern die
Gattung Sapphirina, bei der das Männchen mit dem prächtigsten Farbenschiller ausgestattet
ist und frei im
Meer lebt, während das Weibchen sich in
Salpen aufhält. Von den Freilebenden ist ein sehr gemeiner Bewohner
unsrer süßen
Wasser die
GattungCyclops oder
Hüpferling (s. Tafel
»Krebstiere«).
Dorf im preuß. Regierungsbezirk
Potsdam,
[* 9]
Kreis
[* 10]
Niederbarnim, an der
Linie Fredersdorf-Rüdersdorf der Preußischen
Staatsbahn, hat eine Erziehungsanstalt für verwahrloste Mädchen, eine Oberförsterei, eine Filzhutfabrik und (1885) 2165 fast
nur evang. Einwohner. Dabei die
Gemeinde Rüdersdorf-Kalkberge, aus den
Kolonien Altegrund und Hinterberge gebildet, hat eine
Berginspektion,
Schiffbau, Zementfabrikation,
Schiffahrt und (1885) 2319 meist evang. Einwohner.
Die Rüdersdorfer Kalkberge, aus der Umgegend nur wenig hervortretend, enthalten ein bedeutendes Muschelkalksteinlager der
Triasformation,
[* 11] in dessen
Brüchen (zu 5/6 dem
Staat, zu 1/6 der Stadt
Berlin
[* 12] gehörig) etwa 1200
Arbeiter beschäftigt werden.
Mit der
Spree stehen die Kalksteinbrüche durch das schiffbar gemachte Rüdersdorfer Kalkfließ in
Verbindung.
In der Umgegend viele große Ziegeleien.
Vgl.
Eck, Rüdersdorf und Umgegend, eine geognostische
Monographie (Berl. 1872).
[* 1]
Leibesübung, die durch eine gesunde
Bewegung den
Körper zu stärken und harmonisch zu entwickeln sucht.
Der Rudersport stammt aus
England, und sein Aufschwung datiert vornehmlich von zwei
Erfindungen, dem Ausleger und
dem Rollsitz. Ersterer besteht
[* 1]
(Fig. 1) aus einem eisernen
Gestell, welches dem
Riemen
(Ruder) zum Auflagepunkt dient, während
der
Riemen bei gewöhnlichen Ruderbooten auf der Bordwand ruht. Dadurch wurde die Bootbreite von der
Länge der
Riemen unabhängig
gemacht und dennoch die nötige innere Hebellänge für die
Riemen bewahrt.
Von der
Breite
[* 13] des
Boots hängt aber dessen
Geschwindigkeit sehr wesentlich ab. Der Sitz des Ruderers wurde anderseits beweglich
gemacht, d. h. er rollt bei jeder
Bewegung des Ruderers auf
Schienen vor- und rückwärts. Dadurch wird einmal der Ruderschlag
verlängert, und es gestattet sodann der Rollsitz eine Verwertung der Beinkraft, während bisher beim
Rudern allein der Oberkörper in Thätigkeit kam. Der
Ruderer sitzt in dem offenen, durch eine Reeling geschützten Theil des
sehr langen und schmalen
Boots, dessen
Querschnitt
[* 1]
Fig. 2 veranschaulicht, und stemmt die
Beine gegen ein Stemmbrett.
Die eigentlichen Rennboote sind Auslegerboote, bei welchen jederRuderer nur einen
Riemen bewegt, oder
Scullers, bei welchen er mit zwei
Riemen arbeitet. Je nach der Anzahl der
Riemen heißen erstere
Vier-,
Sechs- oder Achtriemer.
Eine
Abart des eigentlichen Ruderboots ist das
Kanoe, ein ganz kleines,
nur für eine
Person berechnetes Fahrzeug, welches an
die
Boote der Grönländer erinnert und mittels einer Paddel, d. h. eines
Riemens mit zwei Blättern, die man abwechselnd eintaucht, fortbewegt wird. Jetzt werden die
Kanoes meist mit kleinen
Segeln
versehen
[* 1]
(Fig. 3, S. 12). Die
Ausbildung einer Ruderermannschaft, die bei Wettruder-
festen auftreten soll, ist eine sehr langwierige und erfordert eine ungewöhnliche Ausdauer und Kraft.
[* 15] Täglich mehrere Stunden
mit größter Anstrengung rudern, eine Kost, welche die Fettbildung ausschließt, Vermeidung jedes aufregenden und schwächenden
Genusses, das sind die Ansprüche, welche an die Ruderer gemacht werden, die die Sache sportmäßig betreiben wollen. Es
eignen sich dazu also nur sehr kräftige Leute. Der ist nicht bloß in England und Amerika,
[* 16] sondern auch in Deutschland
[* 17] und
Österreich
[* 18] sehr verbreitet, weil sich jeder größere Fluß und Binnensee dazu eignet.
Vgl. Silberer, Handbuch des Rudersports
(2. Aufl., Wien
[* 19] 1882);