Rückenschlächtig
heißen Wasserräder, [* 2] bei denen das Wasser in die zwischen Mitte und Scheitel liegenden Zellen eintritt.
Rückenschlächtig - Rüc
heißen Wasserräder, [* 2] bei denen das Wasser in die zwischen Mitte und Scheitel liegenden Zellen eintritt.
ein Symptom der verschiedenartigsten Krankheiten, deren Beurteilung in jedem Fall nur auf Grund genauer ärztlicher Untersuchung möglich ist.
Vgl. Nervenschmerz, Rheumatismus, Spinalneuralgie.
s. Wanzen. ^[= (Heteroptera), Insektengruppe aus der Ordnung der Halbflügler, Insekten, deren beide Flügelpaare ...]
s. Wirbelsäule. ^[= (Rückgrat, Columna vertebralis, s. Spina dorsalis), die beim Menschen senkrecht stehende, leicht ...]
Schweinfurt - Schweinf
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Schweinfurt.1) Friedrich, hervorragender deutscher Dichter, wurde zu Schweinfurt [* 3] geboren, von wo sein Vater, ein Rentbeamter, 1792 nach dem Dorf Oberlauringen in Unterfranken versetzt ward. Die Eindrücke seiner dort verlebten Frühjugend hat in dem 1829 entstandenen Cyklus »Erinnerungen aus den Kinderjahren eines Dorfamtmannssohns« in poetisch-humoristischen Genrebildern dargestellt. Nachdem er auf der lateinischen Schule zu Schweinfurt die akademische Vorbildung erhalten, bezog er 1805 zum Studium der Rechte die Universität Würzburg, [* 4] wo er bis 1809 verweilte, sich jedoch bald ausschließlich den Studien hingab, zu denen ihn sein innerster Beruf zog: philologischen und ästhetischen, von denen er erstere in solcher Ausdehnung [* 5] trieb, daß er später von sich selbst sagen durfte: »Mir lebt jede Sprache, [* 6] die Menschen schreiben«.
Hilde - Hildebrand
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Hildburghausen.Nach einer kurzen Verfolgung der Dozentenlaufbahn in Jena [* 7] (seit 1811) und nach einem darauf in Hanau [* 8] unternommenen, aber gleichfalls bald abgegebenen Anlauf, [* 9] als Gymnasiallehrer zu wirken (vgl. Duncker, F. Rückert als Professor am Gymnasium zu Hanau, 2. Aufl., Wiesb. 1880), zog sich Rückert für eine Weile ganz von amtlicher Thätigkeit zurück, ließ sich als Privatgelehrter zu Würzburg nieder und lebte in den nächsten Jahren teils hier, teils in Hildburghausen, [* 10] teils wieder im Elternhaus. An den großen Kämpfen der Befreiungsjahre nahm er durch die »Geharnischten Sonette« und kriegerische »Spott- und Ehrenlieder« Anteil, welche zuerst in den »Deutschen Gedichten« von Freimund Reimar (Heidelb. 1814) hervortraten.
Rom
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Rom.Die poetisch-idyllische Existenz, welche der Dichter führte, mancherlei Herzenserlebnisse in Leid und Freud' förderten seine poetische Fruchtbarkeit. Die Cyklen: »Agnes«, »Amaryllis« u. a., welche später veröffentlicht wurden, entstanden schon in dieser Zeit. 1815 ging Rückert auf Anregung des Ministers v. Wangenheim nach Stuttgart, [* 11] wo er die Redaktion des poetischen Teils des Cottaschen »Morgenblatts« übernahm, den »Kranz der Zeit« (Stuttg. 1817) und »Napoleon, eine politische Komödie in zwei Stücken« (das. 1816-1818) erscheinen ließ und sich mit dem Plan einer Reihe von Hohenstaufenepopöen trug, den er später jedoch fallen ließ. Im Herbst 1817 reiste der Dichter nach Italien, [* 12] wo er den größten Teil seiner Reisezeit in fruchtbarem Verkehr mit den deutschen Künstlern zu Rom [* 13] verbrachte, und kehrte 1819 über Wien [* 14] in die Heimat zurück.
Hier wohnte er während der nächsten Jahre abwechselnd bei seinen Eltern zu Ebern in Franken, zu Koburg, [* 15] Nürnberg [* 16] und an andern Orten, bis ihm durch seine Verheiratung (mit Luise Wiethaus-Fischer, der Tochter des Archivars Fischer) in Neuses bei Koburg ein stilles und anmutiges Poetenasyl beschieden wurde, in welchem er den größten Teil seiner spätern Tage verlebte. 1826 folgte er einem Ruf als Professor der orientalischen Sprachen u. Litteraturen nach Erlangen [* 17] (vgl. Reuter, F. in Erlangen, Hamb. 1888). Seine Muse wie seine wissenschaftlichen Studien hatten sich inzwischen, hauptsächlich auf Anregung Joseph v. Hammers, dem Orient mit Vorliebe zugewendet. Als Ergebnisse dieser Studien traten zunächst seine Dichtungen »Östliche Rosen« (Leipz. 1822) hervor;
dann folgten »Die Verwandlungen des Abu Seid von Serug oder die Makamen des Hariri« (Stuttg. 1826, 7. Aufl. 1878);
»Nal und Damajanti, eine indische Geschichte« (Frankf. 1828, 5. Aufl. 1874);
»Hebräische Propheten«, übersetzt und erläutert (Leipz. 1831);
»Schiking, chinesisches Liederbuch, gesammelt von Confucius, dem Deutschen angeeignet« (Altona [* 18] 1833);
»Sieben Bücher morgenländischer Sagen und Geschichten« (Stuttg. 1837, 2 Bde.);
»Erbauliches und Beschauliches aus dem Morgenland« (Berl. 1837-38, 2 Bde.);
»Rostem und Suhrab«, Heldengeschichte in 12 Büchern (Erlang. 1838; 2. Aufl., Stuttg. 1846),
»Brahmanische Erzählungen« (Leipz. 1839; daraus als Sonderabdruck »Sawitri«, das. 1866);
»Leben Jesu, Evangelienharmonie in gebundener Rede« (Stuttg. 1839);
»Amrilkais, der Dichter und König« (das. 1843);
Preußen
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Preußen.»Hamâsa, oder: Die ältesten arabischen Volkslieder, gesammelt von Abu Temmâm, übersetzt und erläutert« (das. 1846, 2 Bde.) u. a. Nach Friedrich Wilhelms IV. Thronbesteigung in Preußen [* 19] wurde Rückert 1841 nach Berlin [* 20] berufen, wo er, sich wenig heimisch fühlend, mit häufigen Unterbrechungen bis 1848 wohnte, um dann auf immer nach seinem Ruhesitz in Neuses zurückzukehren.
In den Jahrzehnten vor und nach der Berufung in die preußische Residenz blieb der Dichter, wovon seine »Haus- und Jahreslieder« Zeugnis ablegten, gleich produktiv. Seinem Volk wurde er durch die schönsten seiner Gedichte, namentlich durch die Lieder des 1821 entstandenen »Liebesfrühlings« (Sonderabdruck, Frankf. 1844; 14. Aufl. 1888) und das tiefsinnige und reiche Lehrgedicht »Die Weisheit des Brahmanen« (Leipz. 1836-39, 6 Bdchn.; 12. Aufl. 1886),
beständig teurer. Von geringer Bedeutung sind und darum fast völlig unbekannt blieben die dramatischen Versuche des Dichters: »Saul und David« (Stuttg. 1844); »Herodes der Große« (das. 1844); »Kaiser Heinrich IV.« (Frankf. 1844, 2 Tle.) und »Cristofero Colombo« [* 21] (das. 1845). Nach ruhigem, an Ehren reichem Alter starb der Dichter in Neuses, wo ihm 1869 ein Denkmal (Kolossalbüste von Conrad) errichtet ward. Rückerts Bedeutung liegt in der seltenen Verbindung unmittelbarster, tief aus dem Herzen quellender Lyrik und lehrhafter Beschaulichkeit, so zwar, daß er, beide Gebiete beherrschend, auf beiden eine Fülle der Produktion entfaltet hat.
Rückert - Rückfall
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Seite 14.7.Allen Rückertschen Gedichten eigentümlich sind der Gedankenreichtum u. die unvergleichliche Sprachgewalt. Die Gabe poetischer »Sinnigkeit«, das Vermögen, in großen und kleinen Dingen dieser Welt die lebendige Idee zu schauen, haben wenige Dichter in gleichem, hat wohl keiner in reicherm Maß besessen als Rückert und wiederum in Bezug auf die Fähigkeit, die mit dem Auge [* 22] der Seele erschauten Ideen in das Gewand der Sprache mannigfaltig einzukleiden, findet sich unter allen Poeten der europäischen Litteratur schwerlich einer seinesgleichen; in sprachlicher Meisterschaft dürften ihm nur die durch den Reichtum und die Fülle ihrer Sprachformen dem deutschen Dichter gegenüber begünstigtern orientalischen zu vergleichen sein. Beide Eigenschaften, der Ideenreichtum und die Sprachvirtuosität, in ihrer Vereinigung erklären die große Fruchtbarkeit Rückerts. Diese entfaltet sich in fast jeder der von dem Dichter versuchten poetischen Gattungen, zumeist aber in der eigentlichen Reflexionsdichtung, wie denn die »Weisheit des Brahmanen« allein schon eine wahrhaft unermeßliche Fülle geistvoller und tiefsinniger ¶
Gedanken enthält. Aber auch in dem reinen Lied, in der poetischen Erzählung, in den Formen des Sonetts, der Terzine, Oktave etc. hat Rückert einen fast unerschöpflichen Stimmungs- und Formenreichtum zu Tage gelegt. Zwar ist nicht zu leugnen, daß uns unter der fast unübersehbaren Menge seiner kleinern und größern Gedichte vieles begegnet, dem höhere Bedeutung mangelt. Je nachdem die eine oder die andre Seite der oben erwähnten Hauptelemente der Begabung Rückerts in seinem Schaffen überwiegend hervertritt, erscheinen die schwächern seiner Erzeugnisse als mehr oder weniger inhaltsarme Sprachspielereien oder als mehr oder weniger kühle Reflexionspoesien.
Seine Sprachvirtuosität, die z. B. in den Nachbildungen der Haririschen Makamen an wortbildender, wortfindender und wortzwingender Geschicklichkeit das Unglaubliche verwirklicht, verführte den Dichter nicht selten zu Künsteleien, die staunenerregend, aber nicht eigentlich poetisch wirken, und anderseits trifft man häufig bei Rückert auf gnomische Gedichte, die nicht viel mehr als in Verse gebrachte geistreiche Pointen heißen können. Trafen aber in seinem Schaffen beide Elemente mit der echten Poetenstimmung schöpferischer Begeisterung zusammen, so waren Kunstwerke edelster Art und höchster Vollendung die Frucht dieser Vereinigung.
Rückerts höchste Meisterschaft besteht darin, daß er dem scheinbar Unbedeutendsten eine poetische Bedeutung abzugewinnen verstand, wie sich das besonders in seinen »Haus- und Jahresliedern« bekundet, in denen an das Geringste und Unscheinbarste in ungezwungener Verknüpfung überaus liebliche und bedeutende Ideen gereiht erscheinen. Aber auch das Großartige und Tiefsinnige war dem Dichter mit Künstleraugen zu ergründen und mit Prophetenmund zu verkünden verliehen.
Frankenwald - Frankfur
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Frankfurt.Rückerts »Gesammelte Gedichte« erschienen Erlangen 1834-38, 6 Bände; Frankfurt [* 24] a. M. 1843, 3 Bände; eine Auswahl derselben das. 1841 (22. Aufl. 1886). Eine Gesamtausgabe seiner »Poetischen Werke« umfaßt 12 Bände (Frankf. 1867-69 u. 1881). Nach dem Tode des Dichters erschienen aus seinem Nachlaß: »Lieder und Sprüche« (Frankf. 1866);
»Aus Friedrich Rückerts Nachlaß« (Leipz. 1867, Übersetzungen von 20 Idyllen des Theokrit, von Aristophanes' »Vögeln« und der »Sakuntala« des Kalidasa enthaltend);
»Kindertotenlieder« (Frankf. 1872; neue Ausg. u. d. T.: »Leid und Lied«, das. 1881);
die Übersetzung von Saadis »Bostan« (hrsg. von Pertsch, Leipz. 1882);
Teile einer Übersetzung des Korans (hrsg., von A. Müller, Frankf. 1888) und »Poetisches Tagebuch, 1850-1866« (das. 1888).
Die zuerst in den »Wiener Jahrbüchern der Litteratur« (1827-28) veröffentlichten philologischen Abhandlungen wurden von Pertsch unter dem Titel: »Grammatik, Poetik und Rhetorik der Perser« (Gotha [* 25] 1874) neu herausgegeben.
Vgl. Fortlage, Rückert und seine Werke (Frankf. 1867);
Beyer, Friedrich Rückert. Ein biographisches Denkmal (das. 1868);
Derselbe, Neue Mitteilungen über Friedr. Rückert (Leipz. 1872-73, 2 Bde.);
Derselbe, nachgelassene Gedichte Rückerts und neue Beiträge zu dessen Leben u. Schriften (Wien 1877);
Boxberger, Rückert-Studien (Gotha 1878);
Amelie Sohr, Heinrich Rückert (der Sohn des Dichters, dessen Biographie vieles auf den Vater Bezügliche enthält, Weim. 1881).
Zittau - Zittel
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Zittau.2) Leopold Immanuel, protest. Theolog, geb. 1797 zu Großhennersdorf in der Oberlausitz, ward 1819 Diakonus in seinem Geburtsort, 1825 Subrektor und 1840 Konrektor am Gymnasium in Zittau [* 26] und folgte 1844 einem Ruf als Professor der Theologie nach Jena, wo er als Geheimer Kirchenrat starb. Von seinen Schriften sind hervorzuheben: mehrfach aufgelegte Kommentare über die Briefe Pauli an die Römer, [* 27] Galater, Epheser, Korinther;
ferner »Theologie« (Leipz. 1851-52, 2 Bde.);
»Das Abendmahl, sein Wesen und seine Geschichte in der alten Kirche« (das. 1856);
»Ein Büchlein von der Kirche« (Jena 1857);
»Der Rationalismus« (das. 1859);
»Kleine Aufsätze« (Berl. 1861).
3) Heinrich, deutscher Geschichtschreiber und Germanist, Sohn von Rückert 1), geb. zu Koburg, studierte 1840-44 in Erlangen, Bonn [* 28] und Berlin Philologie, habilitierte sich 1845 in Jena für Geschichte und deutsche Altertumskunde, ward 1852 Professor zu Breslau [* 29] und starb daselbst Er hat sich unter anderm durch folgende Werke bekannt gemacht: »Annalen der deutschen Geschichte« (Leipz. 1850, 3 Bde.; 2. Aufl. als »Deutsche [* 30] Geschichte« 1861 und ergänzt 1873);
»Geschichte des Mittelalters« (Stuttg. 1853);
»Geschichte der Neuzeit« (das. 1854);
»Allgemeine Weltgeschichte« (mit Flegler, das. 1861);
»Lehrbuch der Weltgeschichte in organischer Darstellung« (Leipz. 1857, 2 Tle.);
»Kulturgeschichte des deutschen Volkes in der Zeit des Übergangs aus dem Heidentum in das Christentum« (das. 1853-54, 2 Bde.).
Ferner sind zu erwähnen seine Ausgaben von Werken der ältern deutschen Litteratur, so vom »Leben des heil. Ludwig, Landgrafen von Thüringen« (Leipz. 1851),
von »Der welsche Gast des Thomasin von Zirclaria« (Quedlinb. 1852),
vom »Marienleben des Bruders Philipp vom Kartäuserorden« (das. 1853) sowie vom »Lohengrin« (das. 1858),
»König Rother« (Leipz. 1874),
»Heliand« (das. 1876) und die »Geschichte der neuhochdeutschen Schriftsprache« (das. 1875, 2 Bde.). Aus seinem Nachlaß gab Pietsch heraus: »Entwurf einer systematischen Darstellung der schlesischen Mundart im Mittelalter« (Paderb. 1878).
Vgl. Amelie Sohr und Reifferscheid, Heinrich in seinem Leben und seinen kleinern Schriften (Weim. 1877-80, 3 Bde.).