Vorhandensein einer
Seele zu schließen berechtigt sind, durchaus nicht wahrgenommen werden, und daß nicht die geringste
Erscheinung für ein im R. wirkendes
Bewußtsein spricht. Geregelte
Bewegungen der beschriebenen Art, welche ohne Vermittelung
des
Bewußtseins zu stande kommen, bezeichnet man als geordnete
Reflexe. Entfernt man nicht allein das
Gehirn,
[* 2] sondern zerstört
man auch das Rückenmark, so werden keine Reflexbewegungen mehr beobachtet. In genau derselben
Weise ist auch bei den
Säugetieren das
Rückenmark selbständig thätig.
Neben zahlreichen andern Bewegungserscheinungen wurden nämlich am abgetrennten Lendenmark noch zahlreiche Reflexakte, welche
zum Begattungsakt
(Erektion und Ejakulation), zur
Geburt
(Wehen) und zur
Entfernung der
Exkremente dienen,
wahrgenommen. Im R. konnten außerdem vasomotorische Zentren, welche die Wandungen der
Blutgefäße dauernd in einem mäßigen
Kontraktionszustand
(Gefäßtonus) halten, nachgewiesen werden, ferner Schweißzentren und automatische
Apparate.
Was die Leitungsbahnen des Rückenmarks betrifft, so sind wir von einem genügenden Einblick in die außerordentlich verwickelte
Anordnung derselben noch weit entfernt. Man unterscheidet zwischen langen (zur
Verbindung nervöser Zentren
des
Gehirns und des verlängerten
Marks mit solchen des Rückenmarks) und kurzen
Bahnen (zur
Verbindung verschiedener Teile des
Rückenmarks untereinander oder des Rückenmarks mit peripheren
Organen). Die motorische Leitung erfolgt hauptsächlich durch
die sogen. Pyramidenbahnen; diese kommen vom
Gehirn her, treten durch die Pyramidenkreuzung in das ein
und erfahren hier keine weitere
Kreuzung. Hinsichtlich der
Lage der sensibeln
Bahnen sind die Angaben noch widersprechend.
VasomotorischeBahnen liegen hauptsächlich in den Seitensträngen und sind besonders am Halsteil des Rückenmarks nachgewiesen. Auch
die Leitung für koordinierte
Bewegungen scheint in den Seitengängen ihren Sitz zu haben.
eine selten vorkommende, mit
Lähmungen einhergehende
Krankheit, welche mit größerer Häufigkeit
bei Eisenbahnschaffnern in
England beobachtet ist, wo sie
Railway-spine (spr. réhlwe-spein), d. h. Eisenbahnrückgrat,
genannt wird. Sie bedingt in schweren
Fällen zuweilen sofortigen
Tod, während in leichtern sich die Kranken allmählich erholen,
jedoch noch lange die Zeichen vonStörungen der Rückenmarksfunktionen darbieten.
Die Dauer der
Krankheit erstreckt sich meist auf lange Zeit, bis zu mehreren
Jahren, und in einzelnen
Fällen ist eineHeilung
überhaupt nicht zu erzielen. Die Behandlung des ersten schweren Anfalles besteht in Anwendung geeigneter
Reizmittel (Ätherinjektionen,
starker
Kaffee etc.), später ist eine fortgesetzte diätetische und elektrische Behandlung am Platz,
verbunden mit dem
Gebrauch kohlensäurehaltiger Eisenbäder, wie
Kudowa,
Elster
[* 4] etc.
(Meningitis
spinalis) entsteht entweder als selbständige
Krankheit oder als Fortsetzung
einer
Gehirnhautentzündung. Die Rückenmarkshautentzündung betrifft entweder die harte
Haut
[* 5]
(Pachymeningitis) oder die weiche Umhüllung (Arachnitis).
Die erste Form kommt für sich allein wohl nur bei entzündlichen Veränderungen,
Karies,
Krebs
[* 6] oder
Tuberkulose des
Wirbelkanals
vor und beschränkt sich dann stets auf die eben betroffene umschriebene
Stelle. Zusammen mit der Arachnitis
entsteht die allgemeine Rückenmarkshautentzündung, welche in chronischer Form die meisten
Fälle aufsteigender Nervendegeneration, die
Rückenmarksschwindsucht
(Tabes dorsualis) und auch die Altersinvolution des
Markes begleitet, im letztern
Fall meist mit
Verknöcherung einhergehend.
Die akute allgemeine Rückenmarkshautentzündung kann durch
Stoß und andre
Verletzungen der
Wirbelsäule selbständig und zuerst
entstehen und später eine
Entzündung der Hirnhäute nach sich ziehen, meistens ist der Weg aber umgekehrt, und es kommen
hier dieselben Möglichkeiten in
Frage wie beim
Gehirn selbst:
1) eine einfache eiterige Rückenmarkshautentzündung, 2) eine epidemische eiterige Rückenmarkshautentzündung und
3) eine tuberkulöse (s.
Gehirnhautentzündung). Die
Symptome bestehen zuerst in
Krämpfen, dann in
Lähmung
derjenigen Gebiete, deren Nervenwurzeln innerhalb des erkrankten Gebiets den
Kanal
[* 7] verlassen. Die hat in jedem
Fall eine üble
Bedeutung, denn wenn sie in
Begleitung tiefer Nervenstörungen chronisch auftritt, so sind die
Ursachen der Rückenmarkshautentzündung für das
Leben
höchst bedrohlich, die akuten
Formen dagegen sind
an sich so gefährlich, daß eine
Heilung zu den Seltenheiten
gehört. Der Behandlung sind alle
Fälle kaum zugänglich.
sind im
Vergleich mit den
Affektionen der meisten andern
Organe selten. Am häufigsten kommen
angeborne Fehler vor, Spaltbildungen der
Wirbelsäule
(Rückgratsspalte,
Spina bifida), Erweiterungen oder Doppelbildung des
Zentralkanals, Verkümmerung
(Atrophie) der nervösen
Substanz. Im spätern
Leben entstehen Rückenmarkskrankheiten höchst selten
als einzige primäre
Leiden,
[* 8] wie z. B.
Geschwülste, welche übrigens meist von den Rückenmarkshäuten ausgehen; in der
Regel
sind die Rückenmarkskrankheiten fortgeleitet, entweder von der nächsten Umgebung oder von den peripherischen
Nerven
[* 9] her, welche in das
Mark eintreten.
Man unterscheidet wesentlich:
1) die Rückenmarksentzündung
(Myelitis), welche sich im Zwischengewebe (Neuroglia) abspielt und in akuten
Fällen zur Eiterbildung,
in den weit häufigern chronischen
Fällen zur
Verhärtung
(Sklerose) führt und allgemein oder herdweise (sclérose en plaques)
auftreten kann;