A. Göllner in Boyenberg. Die Höhe des Kölner [* 2] Domturms beträgt 156 m. Eine vergleichende Darstellung der höchsten Bauwerke und Baudenkmäler hat der Architekt R. Schmidt im Verlag von E. Wasmuth in Berlin [* 3] herausgegeben (1 Blatt [* 4] im Format 46:32 cm, Preis 3 Mk.).
G. H. L. in Philadelphia. [* 5] Die Bezeichnung »Band« [* 6] (von »binden«) für einen zusammenzubindenden Teil eines Schriftwerkes, auch für die Buchschale, ist in der ersten Hälfte des 16. Jahrh. aufgenommen.
Ungenannt in Bremen. [* 7] Einen ausführlichen Artikel über das Rote Kreuz finden Sie S. 992 dieses Bandes.
J. Schefstoß in Hernals. Suchen Sie das Wort Dozent im fünften Band, S. 99.
Ein Abonnent in Budapest. [* 8] Im achten Band, S. 345, steht: Hektar, Feldmaß, = 100 Ar.
J. St. in München. [* 9] Wir verweisen Sie auf die Artikel »Darlehnskassenvereine« und »Genossenschaften«, S. 105: Vorschußvereine.
Herrn O. R. in Berlin. Die Devise des Hauses Savoyen und des italienischen Annunciatenordens: »F. E. R. T.«, ist heute noch nicht definitiv erklärt trotz der eifrigsten Bemühungen und Forschungen italienischer Gelehrten. Die gewöhnliche Deutung ist »fortitudo ejus Rhodum tenuit«: Amadeus V., der Großvater des Grünen Grafen, hat die Insel Rhodus gegen die Türken gehalten. Eine etwas obscöne Deutung ist die ebenso gewöhnliche: »frappez, entrez, rompez tout«. Eine dritte ist: »foemina erit ruina tua«, eine vierte: »foedere et religione tenemur«, eine fünfte glaubt, das Wort sei aus der »Äneis« Vergils, VI, 437, genommen: »fertque referetque«, das sich auf einer Münze von 1590 findet. Endlich deutet Cibrario, der Ordensgeschichtschreiber, das Wort als: »fert vincula fisci«. Lauter Vermutungen, keine glaubwürdig bewiesen.
H. G. in Genua. [* 10] Bei dem gerügten »groben Fehler« übersehen Sie, daß ein Konversations-Lexikon andre Ziele verfolgt als ein sprachliches Wörterbuch. Die Rücksicht auf den so sehr zu Rate zu haltenden Raum zwingt uns, nebensächliche Dinge, wie die etymologischen Angaben, mit größter Kürze zu behandeln. Wir beschränken uns deshalb darauf, bei jedem Fremdwort durch die allgemein verständlichen Abkürzungen »franz.«, »engl.«, »lat.« etc. einfach anzudeuten, aus welcher Sprache [* 11] das betreffende Wort stammt.
Nur ganz ausnahmsweise knüpfen wir daran weitere etymologische Erklärungen. Das Wort »Offerte«, bei welchem Sie die Angabe vermissen, daß es richtig französisch »offre« heißt, steht in seiner Art nicht vereinzelt da. Die deutsche Fremdwörtersucht hat es zuwege gebracht, eine nicht kleine Zahl französisch sein sollender Wörter in Umlauf zu bringen, über die der Ausländer mit vollem Recht spöttelt. Wir geben Ihnen hier eine kleine Blumenlese solcher mißhandelter, verdrehter, entstellter Fremdwörter, mit deren Abstammung oder Entstehung eingehender sich zu beschäftigen nicht Sache des Konversations-Lexikons sein kann.
Dem genannten Wort »Offerte« reihen sich etwa an: Appartement (cabinet d'aisances), Bel-Etage (premier étage), Entree (antichambre), Fallissement (faillite), Gardine (v. ital. cortina, franz. rideau), Kulanz (gar nicht französisch! der Franzose sagt: facilité en affaires od. dgl.), Koupee (Eisenb., compartiment), Kouvert (Briefumschlag, enveloppe), Menage (menagère, huilier etc.), Parforcejagd (chasse à courre oder aux chiens courants), Parterre (rez-de-chaussée), partout (absolument); Passagier (voyageur), Plattmenage (surtout), Privatier (homme privé); Regie (mise en scène), Retirade (retraite; cabinet d'aisances), Rouleau (store), Souterrain (sous-sol) etc. -
v. W. in Berlin.
1) Daß in den Artikeln »Georg« und »Griechenland« [* 12] die Konfession des Königs Georgios I. nicht ausdrücklich angegeben wird, ist richtig. Doch war daraus, daß ein Wechsel der Konfession bei dem lutherisch getauften König nicht erwähnt wird, wohl zu schließen, daß ein solcher nicht stattgefunden. Anderseits ist im Artikel über Griechenland, S. 699, bemerkt, daß dort die griechisch-katholische Religion Staatsreligion ist. Dies besagt, daß man in Griechenland zwar nicht den Übertritt des zum König erwählten Fürsten und andrer in die Herrscherfamilie eintretende Persönlichkeiten, aber wohl die griechisch-katholische Taufe der königlichen Kinder verlangt.
Thatsächlich sind auch die königlichen Prinzen und Prinzessinnen in der griechisch-katholischen Konfession erzogen worden, also auch der Kronprinz Konstantin, dessen Kinder in dem gleichen Bekenntnis zu taufen sein werden, während ein Übertritt der künftigen Kronprinzessin zur griechisch-katholischen Konfession nicht erforderlich ist. Ähnlich ist es in Rumänien [* 13] und war es in Belgien, [* 14] wo König Leopold I. selbst Protestant blieb, seine Kinder aber römisch-katholisch taufen ließ. - 2) Der Raum des Konversations-Lexikons gestattet nicht, den Kreis [* 15] der Biographien so weit auszudehnen, daß die genannten Persönlichkeiten Aufnahme finden konnten.
Karl Buchwald in Wien. [* 16] Sind Sie österreichischer Unterthan, was wohl anzunehmen ist, da Ihr »Papa" in der österreichischen Armee gedient und nächst dem ein Zivilamt bekleidet hat, so sind Sie auch in Österreich [* 17] wehrpflichtig. Sind Sie als sächsischer Unterthan in Wien geboren, und hat Ihr Vater nach Ihrer Geburt nicht die Naturalisation in Österreich erlangt, so würden Sie in Sachsen [* 18] militärpflichtig sein, hätten aber bereits Ihre Gestellungspflicht versäumt.
R. Besser in H. Die Landesfarben der preußischen Provinz Sachsen sind durch Kabinettsorder vom als »Schwarz, Gelb« festgestellt worden, dagegen haben die Landesfarben der Provinzen Hessen-Nassau [* 19] und Schleswig-Holstein [* 20] eine Feststellung bisher noch nicht erfahren. Für die übrigen Provinzen gilt die Kabinettsorder vom
Provinz Ostpreußen: [* 21] Schwarz, Weiß
Provinz Westpreußen: Schwarz, Weiß, Schwarz
Provinz Brandenburg: [* 22] Rot, Weiß
Provinz Schlesien: [* 23] Weiß, Gelb
Provinz Pommern: [* 24] Blau, Weiß
Provinz Posen: [* 25] Rot, Weiß
Provinz Westfalen: [* 26] Weiß, Rot.
Provinz Hannover: [* 27] Gelb, Weiß
die hohenzollerischen Lande: Weiß, Schwarz.
Korrespondenzblatt Fels in Budapest. Wo befindet sich das tiefste Bohrloch der Erde? Diese Frage wurde vor kurzem in wissenschaftlichen Kreisen aufgeworfen und fand nachstehende Beantwortung, welche sich auf spezielle Ermittelungen gründet u. allgemein interessieren dürfte. Schladebach, ein kleiner Ort nördlich der Eisenbahn von Leipzig [* 28] nach Weißenfels, [* 29] nahe bei der Station Kötschau, hat das tiefste Bohrloch der Erde, ¶
1748,4 m tief. Ein Mathematiker bezeichnet dasselbe als einen Nadelstich in unsern Planeten; [* 31] immerhin ist seine Tiefe elfmal so groß als die Höhe des Kölner Doms. Die Bohrarbeit hat sechs Jahre gedauert; die Kosten beziffern sich auf 210,000 Mk., davon 100,000 Mk. allein auf die verbrauchten Diamanten. Die Bohrung mußte schließlich wegen eines Gestängebruchs eingestellt werden. Auch die demnächst bedeutendsten Bohrlöcher befinden sich auf oder vielmehr unter preußischem Grund und Boden, und zwar sind die Bohrungen vom Bergfiskus vorgenommen worden. Es folgen sich: Elmshorn [* 32] (Schleswig-Holstein) 1338 m, Unseburg bei Magdeburg [* 33] 1295 m, Sperenberg (unweit Berlin, Kreis Teltow) 1271 m, Sennewitz (bei Halle) [* 34] 1111 m, Domnitz (ebenfalls bei Halle) 1002 m. Eine interessante Thatsache, welche durch diese Bohrungen festgestellt ist, und über deren Erklärung, bez. Beweiskraft für weitere Schlüsse man noch nicht einig ist, ist die, daß die Wärme [* 35] nach unten zu zwar stetig zunimmt, daß der Grad der Zunahme sich jedoch in den tiefsten kennen gelernten Schichten bereits verringert.
Mehrere Abonnenten in Wien. Bei dem Entwurf der Wappentafel war durch die Raumverhältnisse bedingt, daß außer dem kleinen Reichswappen nur 16 Länderwappen [* 36] Aufnahme zu finden hatten. Es mußten also fünf Länderwappen wegfallen. Da nun als neues niederösterreichisches Wappen [* 37] das allgemeine österreichische Hauswappen (ein silberner wagerechter Querbalken im roten Feld) gilt, welches auch im Reichswappen, und zwar selbst in dem in der Wappentafel aufgenommenen kleinen Reichswappen, erscheint, so glaubte man das niederösterreichische Landeswappen (trotz der Bedeutung des Landes) nicht noch besonders darstellen zu müssen, dasselbe vielmehr den gebieterischen Raumrücksichten nebst den Wappen von Görz-Gradisca, Istrien, [* 38] Vorarlberg und Slawonien opfern zu dürfen.
Landrat von L. in Pommern. In betreff der Ableitung der Endsilbe gard in Ortsnamen, wie Stargard, [* 39] Naugard, Belgard, [* 40] sind wir ganz Ihrer Meinung, daß dieselbe slawischen Ursprungs und mit der Endsilbe grad, gorod (»Stadt«) in notorisch slawischen Städtenamen, wie Belgrad, [* 41] Nowgorod, identisch ist. So schon z. B. Pott in seinem Werk »Die Personennamen« (2. Aufl., Leipz. 1859, S. 522),
der Stargard mit italienisch Civitavecchia (die »Altstadt«) vergleicht und aus den verschiedensten Sprachen eine Menge von Ortsnamen in der Bedeutung Alt- und Neustadt [* 42] zusammenstellt. Das deutsche »Garten« [* 43] ist zwar ein urverwandtes Wort, kann aber in Ortsnamen von entschieden slawischem Gepräge nicht herangezogen werden.
L. B. in F. Von maßgebender Seite erfahren wir: Eine Statistik über Branntwein-Erzeugung und -Verwendung existiert nicht, soll aber jetzt ins Werk gesetzt werden. Bisher weiß niemand sicher, wieviel Branntwein erzeugt wird, und ebenso nicht, wo er geblieben ist. Man muß abwarten, was jetzt kommt.
G. A. in S. (Schweiz). [* 44] Sie sind nach Ihrer eignen Aussage »Deutscher, 25½ Jahre alt, im Frühjahr 1885 zur Infanterie ausgehoben worden, im Herbst aber nicht eingerückt und infolgedessen deutscher Deserteur«. Das genügt - Sie haben hoffentlich die Anleitung dazu nicht aus dem Konversations-Lexikon geholt!
Korrespondenzblatt A. in Berlin. Der »Landesversicherungsämter« wird im Artikel Unfallversicherung Erwähnung gethan werden. Die Entscheidungen dieser Ämter werden veröffentlicht in der Zeitschrift »Die Arbeiterversorgung«, dem Zentralorgan für die Staats- und Gemeindeverwaltungsbehörden, herausgegeben von Schmitz (Berlin, bei Siemenroth und Worms, [* 45] halbjährlich 6 Mk.).
J. J. Terwen in Alkmaar. Der Artikel »Gontscharow« steht an seiner richtigen Stelle (Bd. 7, S. 513).
W. H. in Königsberg. [* 46] Ihrem Wunsch gemäß, geben wir Ihnen im folgenden einen kurzen Lebensabriß des am zu Obernigk i. Schl. verstorbenen langjährigen Mitarbeiters der »Kölnischen Zeitung«, Dr. Wilhelm Mohr, dessen (durch ein Posthörnchen markierte) Artikel in der That ein nicht gewöhnliches schriftstellerisches Talent bekundeten. Als Sohn eines Gymnasiallehrers zu Münstereifel geboren, studierte der Genannte in Bonn [* 47] Theologie, trat aber nach bestandener erster Prüfung zur Philologie über und wurde 1864 in Köln [* 48] am Marzellengymnasium als Lehrer angestellt.
Seine kunstkritische und musikalische Begabung war der Anlaß einer nähern Verbindung mit der »Kölnischen Zeitung«, infolge deren er 1868 seiner amtlichen Stellung entsagte, um von nun an seine Kräfte diesem Blatt ausschließlich zu widmen. So weilte er als Berichterstatter 1869-71 in Italien [* 49] (Rom und [* 50] Florenz), [* 51] 1874-75 in Spanien, [* 52] wo er im Gefolge des Königs Alfons die Feldzüge gegen die Karlisten mitmachte, und von wo aus er 1875 einen Streifzug längs der Westküste von Marokko [* 53] unternahm. Im August 1876 schrieb er aus Baireuth [* 54] an die Kölnische Zeitung die »Briefe eines Patronatsherrn«.
Marokko sah er im folgenden Jahr in Begleitung einer deutschen Gesandtschaft wieder und lieferte aus der Residenz des Sultans Mulei Hassan farbenreiche und launige Schilderungen (»Eine Reise in die Barbarei«). Von Ende 1877 bis Anfang 1879 weilte er wieder in Italiens [* 55] Hauptstadt, um dann nach der Hauptstadt des Deutschen Reichs überzusiedeln, deren kräftiges Emporstreben auf allen Gebieten der vielseitige Schriftsteller in zahlreichen Briefen lebendig schilderte. 1883 besuchte Mohr Amerika, [* 56] um als Vertreter der Kölnischen Zeitung der Eröffnung der nördlichen Pacificbahn beizuwohnen, verweilte danach wieder ein Jahr in Italien (Turiner Ausstellung 1884), nahm dann einen längern Aufenthalt in Paris, [* 57] besuchte London [* 58] und berichtete 1885 über die Antwerpener Weltausstellung.
Diese Ausstellungsberichte ließen den Plan in ihm reifen, die gesamte deutsche Industrie in den Bereich seiner Darstellung zu ziehen. Doch wurde seine Thätigkeit in dieser Richtung nach vielversprechenden Anfängen (als mustergültig sei ein Ende vorigen Jahrs in der Kölnischen Zeitung erschienener Bericht aus dem Industriebezirk des Königreichs Sachsen erwähnt) durch ein unerwartet auftretendes Gehirnleiden gehemmt, gegen welches er in der Heilanstalt zu Obernigk vergeblich Heilung suchte, und das seinem noch reiche Früchte versprechenden Leben allzufrüh ein Ziel setzte. In Buchform ließ M. erscheinen: »Das Gründertum in der Musik. Ein Epilog zur Baireuther Grundsteinlegung« (Köln 1872);
»Achtzehn Monate in Spanien« (das. 1876);
»Richard Wagner und das Kunstwerk der Zukunft im Lichte der Baireuther Aufführung« (das. 1876);
»Mit einem Retourbillet nach dem Stillen Ozean« (Stuttg. 1884);
»Antwerpen. [* 59] Die allgemeine Ausstellung in Briefen an die Kölnische Zeitung« (Köln 1885). ¶