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Gewandtheit und Festigkeit; [* 2]
an Bord der Kriegsschiffe die gleichmäßig Stundeneinteilung für den Dienst (daher Hafen-, See-, Tages- oder Wochenroutine).
Routinier, einer, der viel hat;
routiniert, sehr gewandt, geübt in einer Sache.
Gewandtheit und Festigkeit; [* 2]
an Bord der Kriegsschiffe die gleichmäßig Stundeneinteilung für den Dienst (daher Hafen-, See-, Tages- oder Wochenroutine).
Routinier, einer, der viel hat;
routiniert, sehr gewandt, geübt in einer Sache.
(spr. ruwjeh), Maurice, franz. Minister, geb. zu Aix, studierte die Rechte und ließ sich in Marseille [* 3] als Advokat nieder. Der republikanischen Partei angehörig, ward er nach dem zum Generalsekretär des Departements der Rhônemündungen ernannt. Bei den Nachwahlen in die Nationalversammlung gewählt, schloß er sich der äußersten Linken an. Seit 1876 Mitglied der Deputiertenkammer, wurde er eines Unsittlichkeitsvergehens im Palais-Royal beschuldigt und vom Gericht zwar für unschuldig erklärt, aber in einer für ihn beleidigenden Weise, obwohl die Verleumdung offenbar war.
An den Verhandlungen der Kammer nahm er lebhaften Anteil, namentlich in finanziellen und volkswirtschaftlichen Fragen, und war mehrmals Berichterstatter für das Budget. Gambetta übertrug ihm Nov. 1881 in seinem Ministerium das Portefeuille des Handels; doch trat er schon mit Gambetta zurück, leitete es zum zweitenmal unter Ferry vom Oktober 1884 bis März 1885 und trat im Mai 1887 an die Spitze des Kabinetts, das sich bis zum Dezember behauptete.
(spr. ruh), Karl, Maler, geb. zu Heidelberg, [* 4] Sohn von Jakob Wilhelm Roux (geb. 1771 zu Jena, [* 5] gest. 1831 in Heidelberg), der sich als Zeichner, Maler und Radierer bekannt gemacht, bezog 1844 die Akademie in Düsseldorf, [* 6] wurde dort 1847 Schüler von Karl Hübner, ging 1848 nach München, [* 7] später nach Antwerpen [* 8] und Paris, [* 9] war dann viele Jahre in Karlsruhe [* 10] und lebt seit 1868 in München. Anfangs malte er historische Genre- und Schlachtenbilder in der Art Wouwermans, wie: Reiter auf der Flucht (1847), Szene aus dem Dreißigjährigen Krieg (in der Galerie zu Karlsruhe) u. a.;
dann wandte er sich dem Idyll zu, wie in Hans und Verene (1861) und Dorothea mit dem Ochsengespann nach Goethe (1863, in der Galerie zu Karlsruhe), und neuerdings behandelt er mit Vorliebe das Tierleben, besonders Ochsen und Kühe (Heuernte, Viehmarkt des Münchener Oktoberfestes, Herde am Achensee).
Flecken in der ital. Provinz Brescia, Kreis [* 11] Chiari, am Fuß des Monte Orfano (mit Kloster und herrlicher Aussicht) und an der Eisenbahn Mailand-Venedig gelegen, mit Burgruine, Seidenfilanden, Handel und (1881) 4201 Einw.
das grobe Pulver der Bassoragalle oder des Sodomapfels, dessen Abstammung noch nicht ganz zweifellos festgestellt ist. Die Galle, eine Knospengalle, entwickelt sich aus einem kurzen, breiten Stiel zu einer fast regelmäßigen Kugel von 38-42 mm Durchmesser und trägt am obern Pol einen sehr kleinen, stumpfen Höcker. Etwas oberhalb des Äquators befinden sich, annähernd im Kreis geordnet, 6-8 linsengroße, seichte Vertiefungen, aus deren Mitte sich je ein kurzer, konischer Höcker erhebt.
Jede Galle besitzt ein fast 3 mm weites Flugloch. Die Oberfläche ist rotbraun, fettglänzend, auch kaffeebraun und matt. Im Innern zeigt die Galle ein schwammiges, ziemlich homogenes, rhabarbergelbes Gewebe. [* 12] Das Flugloch mündet in eine zentrale, erbsengroße Höhle. Die Galle kommt in grob gestoßenem Zustand, gemengt mit Fragmenten von Blättern und Stengelteilen der Pflanze, auf welcher sie sich bildet, in den Handel. Ihr Gerbstoffgehalt beträgt 24-30 Proz., und sie gehört mithin zu den gehaltreichsten Gerbmaterialien. [* 13] Im größern Maßstab [* 14] ausgeführte Versuche, sie in verschiedenen Gerbmethoden zu verwenden, lieferten sehr günstige Ergebnisse.
(Rovereto, Rovereit, Roboretum), Stadt in Tirol, [* 15] am Leno, unfern von dessen Mündung in die Etsch, und an der Eisenbahn Kufstein-Ala, Sitz eines Kreisgerichts, einer Bezirkshauptmannschaft, eines Hauptzollamtes, einer Handels- und Gewerbekammer, hat 2 Vorstädte, einige hübsche Straßen (darunter der Corso nuovo), mehrere Plätze, 7 Kirchen (darunter Santa Maria del Carmine, von 1678), ein altes Kastell, einen Palast Alberti (Schulgebäude), ein Franziskaner- und Kapuzinerkloster, Kollegium der Englischen Fräulein, ein Obergymnasium, eine Oberrealschule, eine Lehrerbildungsanstalt, eine Ackerbaugesellschaft mit Lehranstalt, ein gut fundiertes Bürgerspital, ein Theater, [* 16] eine 1753 gestiftete Akademie (Accademia degli Agiati) mit Bibliothek und (1880) 8864 Einw. ist Hauptsitz der Tiroler Seidenindustrie (in Roveredo und Umgebung bestehen über 60 Filanden, mehrere Spinnereien und Webereien) und treibt außerdem bedeutende Leder- und Papierfabrikation, [* 17] Buchdruckerei, Bierbrauerei [* 18] und Handel. In der Nähe von Roveredo, bei dem Dorf Marco, das sogen. Steinmeer (Lavini), die Reste eines Bergsturzes von 883, die schon Dante erwähnt (»Inferno«, XII, 4-9). - Roveredo entstand unter Wilhelm von Castelbarco-Lizzana zu Ende des 13. Jahrh.; Aldrighetto von Castelbarco veräußerte es an Friedrich mit der leeren Tasche, der es 1417 an Venedig [* 19] verkaufte. 1509 kam es infolge der Liga von Cambrai an Österreich [* 20] und Tirol. Das Seidengeschäft blüht hier seit dem 15. Jahrh. Hier 3. und Gefecht zwischen den Franzosen unter Masséna und einem Teil des Wurmserschen Korps, welcher unterlag. Unterhalb am linken Ufer der Etsch liegt Sacco mit einer großen Tabaksfabrik; am rechten Isera, bekannt durch seinen dunkelroten Wein.
Vgl. Bertanza, Storia di Roveredo (Rov. 1883).
(spr. -wínjo), Stadt in Istrien, [* 21] auf einer ins Adriatische Meer vorspringenden Landzunge der Westküste gelegen, Endpunkt der Staatsbahnlinie Canfanaro-Rovigno, gegen die Landseite von einem Olivenwald umschlossen, hat einen hoch gelegenen Dom mit Glockenturm, 2 Häfen mit Leuchtturm und Werften, Wein- und Olivenbau, Steinbrüche, Sardellen- und Thunfischfang, eine Tabaksfabrik, Ölpressen, Dampfmühle, Fabrikation von Teigwaren, Sardinen etc. und (1880) 9522 Einw., welche ausgezeichnete Matrosen stellen. Die Stadt ist Sitz eines Kreisgerichts, eines Hafenkapitanats, einer Handels- und Gewerbekammer und eines Kollegiatkapitels, hat eine Bibliothek, gewerbliche Zeichenschule, ein Theater und ein Seehospiz für kranke Kinder. Auf der nahegelegenen Insel Sant' Andrea befindet sich eine Zementfabrik. In den Häfen von Rovigno sind 1886: 2163 beladene Schiffe [* 22] mit 225,405 Ton. eingelaufen.
ital. Provinz in der Landschaft Venetien, auch Polesine genannt, wird im O. vom Adriatischen Meer, im S. von der Provinz Ferrara, [* 23] im W. von Verona [* 24] und Mantua, [* 25] im N. von Padua [* 26] und Venedig begrenzt und hat ein Areal von 1686, nach Strelbitsky 1665 qkm (30,2 QM.) mit (1881) 217,700 Einw. Der Boden ist Alluvialland, durchaus eben und gegen das Meer zu sanft geneigt, vom Po und der Etsch (Grenzflüsse im S. und N.), außerdem von zahlreichen Schiffahrts- und Bewässerungskanälen durchflossen und teilweise von Sümpfen bedeckt. Diese sowie die tiefe Lage des Bodens und der Mangel an frischem Luftzug machen das Klima [* 27] ungesund. ¶
Die Ertragsfähigkeit des Bodens ist durch Eindämmung der Wasserläufe sehr gehoben worden; Hauptprodukte sind: Mais, Getreide, [* 29] Reis, Hanf, Wein und Maulbeeren. Die Provinz zerfällt in die 8 Distrikte Adria, Ariano nel Polesine, Badia Polesine, Lendinara, Massa superiore, Occhiobello, Polesella und Rovigo. - Die gleichnamige Hauptstadt, am Naviglio Adigetto und Knotenpunkt der Eisenbahnen Padua-Bologna und Verona-Loreo, hat Reste eines alten Kastells, einen venezianischen Uhrturm, einen großen Dom (von 1696), ein Rundkirche (Madonna del Soccorso, mit Glockenturm), einen Kommunalpalast und 2 Theater. Rovigo zählt (1881) 7272 Einw., welche Ackerbau, Gerberei, Färberei, Fabrikation von Kerzen und Bier, Handel mit Getreide und Hanf betreiben. Es hat ein Lyceum und Gymnasium, ein bischöfliches Seminar mit Bibliothek, eine technische Schule, eine wissenschaftliche Akademie, eine Bibliothek (80,000 Bände), eine Gemälde- und Naturaliensammlung und ist Sitz eines Präfekten, eines Bischofs (von Adria) und einer Handelskammer. Savary führte den Titel eines »Herzogs von Rovigo«.