(spr. rujár),PierreLouis, franz. Bildhauer, geb. zu
Paris,
[* 2] bildete sich auf der dortigen
Kunstschule,
debütierte 1837 im
Salon mit einer Löwin und ließ darauf eine lange
Reihe von Tiergestalten und
Gruppen in
Wachs,
Gips,
[* 3]
Bronze
[* 4] und
Silber folgen. Seine Hauptthätigkeit widmete er jedoch der dekorativen
Plastik. Er lieferte
Arbeiten
für das Handelstribunal, das
Louvre, die
NeueOper und zahlreiche Privatgebäude. Besonders hervorragend war er als Löwenbildner.
Für die
Fontäne des Trocadéropalastes schuf er 1878 ein kolossales
Pferd
[* 5] von
Bronze. Er starb
(franz., spr. ruloh),Rolle,
Walze, insbesondere Rollladen, Rollvorhang. Die Rouleaus bestehen teils aus weißen,
bunten oder gemalten
Stoffen, teils aus schmalen, auf beiden Seiten durch
Schnüre verbundenen Holzstäbchen, welche mittels
einer
Schnur auf leichte
Wellen
[* 7] aufgewunden und wieder herabgelassen werden können. Hierbei ist entweder
nur eine
Welleoben angebracht, und die mit einem Ende an derselben befestigte
Schnur windet sich zwischen zwei Blechscheibchen
auf, oder es befindet sich
oben und unten eine
Welle, welche samt dem nur an der obern befestigten Vorhang durch eine straff
angespannte
Schnur ohne Ende in
Bewegung gesetzt werden. Da bei der erstern Einrichtung infolge vorzeitigen
Loslassens die
Schnur leicht aus der
Rolle schnappt und bei der letztern sich infolge der starken Anspannung leicht durchreibt,
so verdienen die englischen Patentrouleaus mit einem Zahnrad den Vorzug, welches durch einen Sperrkegel festgestellt wird,
sobald man die
Schnur losläßt.
ÄhnlicheDienste
[* 8] leisten auch die Vorrichtungen, bei welchen die durch eine nicht zu enge
Öse geführten
Schnüre beim Loslassen mittels eines kleinen zweiarmigen
Hebels, dessen eines Ende mit
Zähnen versehen und dessen andres Ende
verdickt und hierdurch belastet ist, gegen die Rückwand der
Öse gedruckt und hierdurch festgehalten werden.
Beim Aufziehen
des Rouleaus hebt sich jenes Hebelchen von selbst, beim Herablassen des Rouleaus muß dasselbe (am besten
mit derselben
Hand,
[* 9] welche das Herablassen bewirkt) etwas gehoben werden, um die
Öse freizumachen.
Beim Federrouleau zieht
eine an einer Seite der
Welle in einer
Kapsel befindliche
Feder das Rouleau, welches durch
Öfen
[* 10] an zwei seitlichen
Schnüren geführt wird, in die
Höhe. Ein Sperrrad mit
Haken, welches durch den Zug
an einer
Schnur ausgehoben wird, hält das in
jeder
Lage fest.
(franz., spr. rulett),Glücksspiel (s. d.), nach einem den gleichen
Namen führenden,
dem
Spiel wesentlichen
Apparat genannt, der sich in der Mitte des Spieltisches befindet. Derselbe besteht aus einer
Drehscheibe,
welche in eine Anzahl gleich großer
Fächer
[* 11] zerfällt, die am breiten Ende numeriert, durch
Leisten geschieden und abwechselnd
rot und schwarz gefärbt sind. Diese bewegt sich innerhalb eines
erhöhten Randes, der gegen sie geneigt
ist, und in welchem der
Bankier eine kleine Elfenbeinkugel in
Bewegung setzt, während er gleichzeitig die
Scheibe nach der
entgegengesetzten
Richtung dreht.
Bei erschlaffend der
Bewegung fällt diese
Kugel in eins der
Fächer, dessen Nummer und
Farbe überGewinn
und Verlust entscheidet. Die deutsche Roulette zählt deren 18, die große oder italienische dagegen 38, nämlich
1-36, 0 (zéro) und 00 (double zéro), welche gewöhnlich in springender
Folge aneinander gereiht sind. Auf dem grünen
Teppich
des Spieltisches ist eine
Tabelle angelegt, die nicht nur in bestimmter
Ordnung diese
Zahlen verzeichnet,
sondern auch besondere Abteilungen für
Schwarz (noir) und
Rot (rouge),
Gerade (pair) und
Ungerade (impair),
Klein (manque) und
Groß (passe) enthält.
Diese Abteilungen gewinnen oder verlieren, je nachdem die gewinnende Zahl schwarz oder rot, gerade oder ungerade ist und
unter 18 oder darüber beträgt. Bevor der
Bankier die
Scheibe dreht, haben sämtliche
Pointeure eine oder
mehrere dieser Abteilungen zu besetzen. Sobald die
Kugel gefallen, sagt der
Bankier die Nummer und ihre
Eigenschaften
(Rot etc.)
an; die auf den gewinnenden
Feldern stehenden
Sätze hat er dann zu zahlen, von allen übrigen zieht er sie ein.
Null, Doppelnull
und die Nummern werden mit dem
Satz 36mal bezahlt.
Hat man mehrere Nummern zugleich besetzt, so erhält man mit dem
Satz den Betrag der
Quotienten, welchen die
Division durch die
Zahl der gesetzten Nummern in 36 gibt.
Gerade und
Ungerade, Groß und
Klein,
Schwarz und
Rot werden einfach bezahlt. Wenn die
Kugel in das
Fach der einfachen
Null läuft, so verlieren
Schwarz, Groß und
Gerade, hingegen retirieren
Rot,
Klein und
Ungerade, und so umgekehrt, wenn sie in das
Fach der Doppelnull läuft. Sind auch Betrügereien von seiten des
Bankiers
bei diesem
Spiel nicht gut möglich, so sind doch die Vorteile der
Bank in jeder Beziehung ganz unverhältnismäßig
bedeutende.
Aber seine krankhafte
Eitelkeit sowie seine unüberwindliche
Neigung zu
Spott und
Satire führte bald seinen
Sturz herbei; infolge
äußerst giftiger anonymer
Angriffe auf einige
Personen, denen er die
Schuld an dem Mißerfolg seiner von 1694 bis 1700 aufgeführten
Komödien beimaß, wurde er 1712 aus
Frankreich verbannt. Er ging zunächst nach der
Schweiz
[* 14] zum französischen
BotschafterGrafen
du
Luc, dann mit dem
PrinzenEugen nach
Wien
[* 15] und ließ sich endlich inBrüssel
[* 16] nieder. Nach einem vergeblichen
Versuch, seine Rückberufung zu erwirken, starb er in
Brüssel. Rousseau, der noch im 18. Jahrh. für den ersten lyrischen
Dichter galt, ist vom 19. Jahrh. ungebührlich herabgesetzt worden.
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Nur seine Epigramme, in welchen er seinem Herzen voll Gift und GalleLuft machen konnte, gehören in ihrer knappen Form und scharfen
Pointierung zu den vorzüglichsten ihres Genres. Die letzte Ausgabe seiner Werke veranstaltete Amar (Par.
1820, 5 Bde.). Seine »Lettres sur différents sujets de littérature« erschienen Lyon
[* 18] 1750, 3 Bde.; seine »Œuvres lyriques«,
mit einem Kommentar, gab Manuel (Par. 1852),
2) Jean Jacques, berühmter franz. Schriftsteller und Philosoph, ward zu Genf
[* 19] geboren. Seine Mutter,
die Tochter eines evangelischen Predigers, starb schon bei seiner Geburt, und der Vater, ein geschickter Uhrmacher, kümmerte
sich nicht viel um die Erziehung seines Sohns, der in seiner Lesewut alle Bücher verschlang, deren er habhaft werden konnte,
am liebsten aber die Romane des 17. Jahrh. und Plutarchs Lebensbeschreibungen las. Als sein Vater eines
Ehrenhandels wegen aus Genf
flüchten mußte, brachte man den zehnjährigen Knaben aufs Land zum Pastor Lambercier, wo sich sein
tiefes Gefühl für die Herrlichkeit der Natur entwickelte, dann wieder nach Genf
zu seinem OnkelBernard, der ihn zuerst
in das Büreau eines Anwalts, dann zu einem Kupferstecher in die Lehre
[* 20] brachte.
Aber sein unsteter Sinn und harte Züchtigungen infolge seiner schlechten Streiche trieben ihn aus Genf;
nach mehrtägigem. Umherirren
kam er nach Consignon zu dem katholischen Geistlichen, der ihn nach Annecy an Frau v. Warens empfahl. Diese, eine
junge, liebenswürdige, aber äußerst schwache und gutmütige Frau, welche ihren Mann verlassen hatte, war kurz vorher zum
Katholizismus übergetreten und bemühte sich, den 16jährigen Rousseau ebenfalls zu bekehren; sie sandte ihn
nach Turin
[* 21] in ein Bekehrungshaus, wo er bald darauf den Protestantismus abschwor.
DiesenSchritt hatte er hauptsächlich gethan in der Hoffnung auf eine gute Versorgung, wie sie Frau v. Warens
und andre Bekehrte vom König von Sardinien
[* 22] erhalten hatten; aber darin sah er sich gründlich getäuscht. Sich selbst überlassen,
nahm er sein abenteuerndes Leben wieder auf, wurde Bedienter bei einer vornehmen Dame, von der er jedoch bald wieder entlassen
wurde wegen des Verdachts, einen Diebstahl begangen zu haben, trat dann in den Dienst des Grafen von Gouvon, wo man nach Entdeckung
seiner hervorragenden Befähigung bemüht war, für seine geistige Weiterbildung zu sorgen, entlief aber auch hier wieder
aus Liebe zum Vagabundenleben und kehrte endlich nach langen Irrfahrten 1730 zu Frau v. Warens zurück.
Als auch der Versuch, ihn zum Geistlichen heranzubilden, mißlang, versuchte er es mit der Musik, gab Musikstunden, schloß
sich einem Industrieritter an, gelangte nach vielen thörichten Streichen und seltsamen Abenteuern bis nach Paris, kehrte dann
aber wieder zu Frau v. Warens zurück, die inzwischen nach Chambéry verzogen war. Nach einem vergeblichen
Versuch, sich als Schreiber und Musiklehrer sein Brot
[* 23] selbst zu erwerben, zog er zu seiner Freundin, die seine Geliebte geworden
war,
auf das Landgut Les Charmettes und verlebte dort acht glückliche Jahre, schwelgend im Genuß der schönen Natur, hauptsächlich
aber mit ernsten Studien beschäftigt.
Hier las er die englischen, deutschen und französischen Philosophen, studierte Mathematik und Latein, vertiefte
seine religiösen Anschauungen und versuchte sich in Lustspielen und Opern. Da aber seine Gesundheit durch übermäßige Anstrengungen
und die Sorgen um die zerrütteten Vermögensverhältnisse seiner Freundin untergraben war, reiste er auf zwei Monate ins
Bad
[* 24] nach Montpellier;
[* 25] als er dann nach seiner Rückkehr bei Frau v. Warens einen andern Liebhaber findet und
mit diesem ihre Gunst nicht teilen will, wie sie es ihm vorschlägt, verläßt er ihr Haus, geht als Hauslehrer nach Lyon und 1741 nach
Paris, um sein neues System, Noten durch Zahlen auszudrücken, der Akademie zu unterbreiten.
Als diese seine Entdeckung zurückwies und überdies eine Krankheit seine Sorgen um die Existenz bedeutend vermehrte, nahm Rousseau die
Stelle eines Sekretärs beim französischen Gesandten zu Venedig,
[* 26] dem GrafenMontaigu, an, einem geizigen, brutalen Mann, bei dem er
nur 18 Monate aushielt. Obwohl aber auch seine Oper »Les Muses galantes« fast vollständig durchfiel, so
wurde er doch allmählich bekannt; er trat in lebhaften Verkehr mit Diderot, Grimm, d'Alembert, Holbach, Frau v. Epinay u. a.,
und schon damals rühmte man seine geistvolle Unterhaltung und spottete über sein unbeholfenes Benehmen und seine maßlose
Eitelkeit. In dieser Zeit knüpfte er auch sein Verhältnis mit ThérèseLevasseur, einer Arbeiterin ohne
jede Schulbildung und so beschränkt, daß sie weder die Monatsnamen erlernen, noch den Wert der einzelnen Geldmünzen behalten
konnte.
Trotzdem lebten beide glücklich in einer Vereinigung, deren festester Kitt die Macht der Gewohnheit war, und die erst 25 Jahre
später durch die Ehe geheiligt wurde; ja, Rousseau nahm sogar die zänkische und habsüchtige Mutter und den
kranken Vater der Therese mit in den Kauf. Sie schenkte ihm fünf Kinder, die er alle ins Findelhaus brachte, eine Herzlosigkeit;
die er mit vielen Sophistereien zu entschuldigen versuchte. Eine Sekretärstelle, welche er damals bei MadameDupin
und deren Schwiegersohn bekleidete, gab er bald auf für eine Anstellung als Kassierer beim GeneralpachterDupin; inzwischen
aber war er mit Einem Schlag ein berühmter Mann geworden.
Seine Abhandlung über die Verderblichkeit der Bildung (»Discours sur les arts et les sciences«, 1750), eine Antwort auf eine
von der Akademie zu Dijon
[* 27] gestellte Preisfrage, war von dieser mit dem Preis ausgezeichnet worden. Von nun
an trat er in bewußten Gegensatz zu der Zivilisation, die er für alle menschlichen Laster und besonders für seine eignen
Verirrungen verantwortlich machte. Er verschmähte es jetzt auch, von der Schriftstellerei zu leben, und empfahl sich trotz
des heftigen Widerspruchs seiner Geliebten und ihrer Mutter als Notenabschreiber in der sichern Erwartung, daß es einem berühmten
Mann an Aufträgen nicht fehlen würde. Er täuschte sich auch nicht, denn schon um ihre Neugier zu befriedigen, kamen viele;
immerhin aber war es eine höchst unwürdige Rolle, zu der ihn sein ungemessener Stolz und seine Menschenverachtung
vermochten. Die Gegenvorstellungen seiner Freunde machten die Sache nur noch schlimmer; er begegnete ihnen mit dem größten
Mißtrauen und witterte fortan überall Feindschaft und Verrat. Auch auf dem Theater
[* 28] errang er nun einen glänzenden Erfolg
mit der Oper »Le
[* 29] devin du village« (1752); dagegen fiel
sein Lustspiel »Narcisse,
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