Sie hatte mit den Württembergern, besonders mit
HerzogEberhard, viele
Kämpfe zu bestehen, weshalb sie 1463 und noch
einmal 1519 in den Schweizerbund trat. In der Reformationszeit fand die evangelische
Lehre
[* 4] auch in Rottweil Eingang, allein die
Katholiken behielten die Oberhand, und 1529 mußten 400 evangelische
Bürger aus der Stadt flüchten. 1632 unterwarf sie sich
dem
Herzog von
Württemberg.
[* 5] Am wurde sie von dem französisch-weimarischen
KorpsGuébriants,
bald darauf wieder von den Kaiserlichen erobert. Bis 1784 bestand hier ein kaiserliches
Hofgericht, in dessen erblichem
Besitz
sich die
Grafen von
Sulz befanden.
Noch jetzt erinnert der steinerne
Stuhl des Hofrichters im
Garten
[* 6] des Waisenhauses an dieses
Gericht. Als Rottweil 1803 seine Reichsfreiheit verlor, hatte es 220 qkm (4 QM.)
Gebiet und eine
Bevölkerung
[* 7] von 11,000
Menschen. Im
Sommer 1842
ward ein großer Teil der Stadt durch
Feuer zerstört.
Vgl. Ruckgaber,
Geschichte der Stadt Rottweil (Rottw. 1835, 3 Bde.).
(auch Rotonde, lat. rotunda, ital. rotonda),
Rundgebäude mit
Zelt- oder Kuppeldach.
Die Rotunden verdanken ihre
Ausbildung vornehmlich der römischen und byzantinischen
Baukunst
[* 10] sowie der
Renaissance und wurden meist bei
Tempeln und
Kirchen angewandt, unter welchen das
Panthéon
in
Rom
[* 11] vielfach
Nachahmung gefunden hat. In neuerer Zeit werden Rotunden auch bei andern Bauwerken, z. B.
Gasbehältergebäuden und Lokomotivremisen, angewandt u. dann meist mit eisernen
Kuppeln gedeckt.
(Rotwälsch), die älteste der vielen Bezeichnungen der
Gaunersprache (s.
Kochemer Loschen), kommt schon im
Passional des 13. Jahrh. vor und wird abgeleitet von
Rot (in der
Gaunersprache s. v. w. Bettler, Landstreicher) und welsch
(fremdartige
Sprache).
[* 12]
(Maliasmus,
Malleus humidus), eine seit dem
Altertum bekannte, ansteckende Seuchenkrankheit der
Einhufer, welche
auch auf
Menschen,
Katzen
[* 14] und andre
Tiereübertragen werden kann.
Ob der Rotz auf miasmatischem Weg entstehen
kann, ist nicht endgültig entschieden. Gegenwärtig wird allgemein angenommen, daß die
Krankheit nur aus
Ansteckung hervorgeht.
Das
Kontagium, welches nach
Löffler und
Schütz in einem spezifischen Mikroorganismus (Rotzbacillus) besteht, ist fixer
Natur,
kann sich aber auf
Entfernung von etwa 1 m in die atmosphärische
Luft erheben und mittels der
Atmung auf
gesunde
Pferde
[* 15] wirksam
übertragen werden. Am konzentriertesten ist das
Kontagium in dem Nasenausfluß, in den
Absonderungen
der Rotz-, resp. Wurmgeschwüre und in den Rotzknoten der
Lungen enthalten.
Gegenwärtig sagt man stattWurm Hautrotz und bezeichnet die
Entwickelung der rotzigen Krankheitszustände
in der
Nase
[* 20] oder in den
Lungen und andern
Organen als Nasenrotz, Lungenrotz etc. Mit der Einwirkung des
Kontagiums entsteht zunächst
an einer kleinen
Stelle eine
Infiltration von Rundzellen.
Letztere zerfallen alsbald, und hiermit wird das
Gewebe
[* 21] selbst an der
betreffendenStelle angegriffen. Auf diese
Weise entsteht das Rotzgeschwür. Oft ist das
Geschwür nur sehr
klein (linsenförmige, lentikuläre Rotzgeschwüre) u. kann ziemlich glatt verheilen.
Häufiger erreicht es die
Größe einer
Erbse bis einer Walnuß und zeigt sehr geringe
Neigung zur
Heilung. Auch sieht man auf
der
Nasen- und Luftröhrenschleimhaut förmliche
Konglomerate von
Geschwüren. Im allgemeinen verheilen
die oberflächlichen
Geschwüre am häufigsten und hinterlassen meist eine größere, sternförmige
Narbe auf der Nasenschleimhaut
und in der
Luftröhre.
In denLungen bilden sich kleinere und größere knötchenförmige
Geschwülste (Rotzknoten).
Die äußere
Haut erkrankt im allgemeinen unter den gleichen
Formen wie die Respirationsschleimhaut. Die infektiöseNatur
des Rotzkontagiums bedingt fast immer eine Mitaffektion der nächst gelegenen
Lymphdrüsen und
Lymphgefäße. An der
Haut stellen
sich strangförmige Anschwellungen der
Lymphgefäße mit
Eiterung und Verdickung in den
Lymphdrüsen ein
(Wurm).
Beim Nasenrotz
zeigt sich konstant eine Anschwellung und höckerige Verdickung der Kehlgangsdrüsen an der betreffenden Seite.
Auch beim Lungenrotz findet man häufig eine sekundäre
Affektion in den
Lymphdrüsen an der Lungenwurzel
und im
Mittelfell. Gewöhnlich 2-6
Wochen nach der
Ansteckung treten die ersten Krankheitszeichen offenkundig hervor, bei künstlicher
Übertragung
(Impfung
[* 22] des
Kontagiums) aber nicht selten schon nach 4-8
Tagen. Häufig entwickelt sich der Rotz von vornherein in
denLungen, und dann kann ein
Pferd
[* 23]
Monate und Jahre an der Rotzkrankheit leiden, ohne daß bestimmte
Symptome
die spezifische
Affektion erkennen lassen (latenter, okkulter Rotz). Mit der
Ausbildung des Rotzes entsteht gewöhnlich Nasenausfluß,
wobei die Nasenrauder durch eine schmutzige, graue oder grauweiße
Masse¶
mehr
verklebt werden und eine klare, grünlich gefärbte Flüssigkeit tropfenweise aus den Nasenlöchern herabläuft. Mitunter
ist aber der Ausfluß
[* 25] äußerst spärlich und in nichts unterschieden von den bei gutartigen Erkrankungen der Respirationsschleimhaut
auftretenden Dejektionen. Auf der Nasenschleimhaut kommen kleinere und größere Geschwüre vor. Da aber nur ein kleiner Teil
der Nase der örtlichen Untersuchung zugänglich ist, so lassen sich die Geschwüre selbst bei der Benutzung
eines Spiegels nicht immer auffinden.
Die Kehlgangsdrüse wird hart und vergrößert sich bis zu dem Umfang eines Hühnereies und darüber. Beim Hautrotz entstehen
an verschiedenen Körperstellen knotige Auftreibungen und Geschwüre. Die benachbarten und oberflächlich gelegenen Lymphdrüsen
erscheinen verdickt und vergrößert. Die Sektion der rotzkranken Pferde läßt häufig noch Geschwüre und Narben in den obern
Abteilungen der Nase, in den andern Kopfhöhlen, im Kehlkopf,
[* 26] in der Luftröhre und in den Bronchien und daneben fast immer eine
kleinere oder größere Zahl von Rotzknötchen und Rotzgewächsen in den Lungen, zuweilen auch in der
Milz und Leber erkennen.
Der Rotz verläuft in der Regel chronisch; bisweilen wird aber eine stürmische Entwickelung der krankhaften Zustände in der
Haut oder in der Respirationsschleimhaut und in den Lungen beobachtet. Unmittelbar nach der Ansteckung und auch im Verlauf der
chronischen Rotzkrankheit können durch zufällige Komplikationen die Krankheitsfälle einen akuten Charakter
annehmen. Die Pferde werden dann von Fieber ergriffen und gehen in ihrem Nährzustand zurück. Der Kopf schwillt unförmlich
an; es stellen sich umfangreiche geschwürige Defekte in der Respirationsschleimhaut oder in der äußern Haut ein, und der
Tod beendet die Krankheit nach 6-10 Tagen. Beim chronischen Verlauf kann die Dauer des Rotzes eine Zeit von
mehreren Jahren umfassen. - Bei Menschen wie bei Katzen (Löwen,
[* 27] Tigern etc.), auch bei Schafen, Ziegen, Kaninchen
[* 28] zeigt der Rotz nach
zufälligen oder absichtlichen Infektionen dieselben Modifikationen im Verlauf wie beim Pferd.
Eine Behandlung rotzkranker Pferde ist durch die neuere Gesetzgebung gegenstandes geworden. Im allgemeinen
gilt der Rotz schon seit langer Zeit als unheilbar. Die Erscheinungen können sich fast vollständig zurückbilden bei kräftiger
Ernährung und anhaltender Ruhe der betreffenden Pferde. Sie treten aber unter günstigen Nebenumständen später wieder hervor.
Aus diesem Grund sind die Mitteilungen in der ältern Litteratur von einer Heilung rotzkranker Pferde nicht
als beglaubigt anzusehen.
Das deutsche Viehseuchengesetz von 1880 bestimmt, daß die rotzkrank befundenen Pferde nach zuvoriger Feststellung ihres Wertes
und gegen Entschädigung des Besitzers unverzüglich zu töten sind. Rotzverdächtig erkrankte Pferde unterliegen der Stallsperre
so lange, bis der beamtete Tierarzt die Erkrankung als unverdächtig betrachtet oder den Rotz konstatiert.
Die der Ansteckung ausgesetzt gewesenen und deshalb verdächtigen Pferde werden unter polizeiliche Beobachtung gestellt und
können so lange, als keine verdächtigen Krankheitszeichen sich hervorthun, zur Arbeit benutzt werden; sie sind aber in besondern
Ställen zu halten und mit fremden Pferden nicht in Berührung zu bringen. Die polizeiliche Überwachung
wird mindestens sechs Monate hindurch fortgesetzt.