Besitzungen und behielt die meisten auch nach dem Bauernkrieg, an dem es, durch Karlstadt aufgehetzt, sich beteiligte. Auch
am Schmalkaldischen Bund nahm die Stadt teil und wurde, als sie 1554 den aufständischen Albrecht von Brandenburg-Kulmbach begünstigte,
von Karl V. besetzt. Am fand in eine Zusammenkunft der Teilnehmer an der Union statt, wobei
man darüber verhandelte, ob Friedrich von der Pfalz die böhmische Krone annehmen sollte. Im Dreißigjährigen Krieg wurde die
Stadt bald von den Schweden, bald von den Kaiserlichen und 1645 von den Franzosen erobert. An Bayern kam sie 1803. Als Reichsstadt
hatte dieselbe ein Gebiet von 358 qkm (6½ QM.) mit 18,000 Einw.
Vgl. Winterbach, Geschichte der Reichsstadt Rothenburg (Rothenb. 1826-27, 2 Bde.);
Bensen, Beschreibung und Geschichte der Stadt Rothenburg (Erlang. 1856);
Merz, in alter und neuer Zeit (2. Aufl., Ansb. 1881). -
2) in der Oberlausitz, Kreisstadt im preuß. Regierungsbezirk Liegnitz, 155 m ü. M., hat 2 evang.
Kirchen, ein Amtsgericht, ein Schloß mit Park, großer Baumschule und Ananaszucht, ein großes Mühlwerk, Holzstoff-, Öfen- und
Töpferwarenfabrikation, Leinweberei und (1885) 1311 Einw. -
3) an der Oder, Stadt im preuß. Regierungsbezirk Liegnitz, Kreis Grünberg, 4 km von der Oder, Knotenpunkt der Linien Bentschen-Guben
und Breslau-Stettin der Preußischen Staatsbahn, hat eine evangelische und eine altluther. Kirche und (1885) 624 Einw.
Rothenburg gehörte früher zur Neumark. - 4) Dorf im preuß. Regierungsbezirk Merseburg, Saalkreis, an der Saale, hat ein Kupferhammer-
und -Walzwerk, eine Eisengießerei, Sandsteinbrüche und (1885) 1069 Einw. -
5) Burgruine im schwarzburg-rudolstädt. Amt Frankenhausen, auf der westlichen Spitze des Kyffhäusers (s. d.)
über Kelbra gelegen, 306 m ü. M., beliebter Vergnügungsort für die Umgegend.
Vgl. Hesse, Geschichte des Schlosses Rothenburg (Naumb. 1823).
Dorf im preuß. Regierungsbezirk Osnabrück, Kreis Iburg, an der Linie Osnabrück-Brackwede
der Preußischen Staatsbahn, 112 m ü. M., mit Solquelle von 18° C., Saline und Solbad, Kinderheilanstalt, Sodafabrikation
und (1885) 562 Einw.
1) Dorf im bad. Kreis Baden, an der Murg und der Linie Rastatt-Gernsbach der Badischen Staatsbahn, hat ein Schloß
nebst Musterlandwirtschaft, Steinhauerei, Mahl- und Sägemühle, Obstbaumzucht, eine salinische Eisenquelle
(Elisabethquelle) und (1885) 1587 meist kath. Einwohner. - 2)
Stadt im bayr. Regierungsbezirk Unterfranken, Bezirksamt Lohr, am Main und an der Linie Lohr-Wertheim der Bayrischen Staatsbahn, 159 m ü. M.,
hat eine gotische Pfarrkirche, ein Schloß, ein reiches Hospital, Holzhandel, Sandsteinbrüche und (1885) 655 kath.
Einwohner. Dabei das Dorf Bergrothenfels mit Schloß.
Name mehrerer Flüsse in England, deren wichtigster bei Rotherfield in Sussex entspringt, weiter unterhalb diese
Grafschaft von Kent trennt und bei Winchelsea in den Kanal mündet.
(König Rother), deutsch-mittelalterliches Gedicht aus dem langobardischen Sagenkreis, ist von einem »fahrenden«
Sänger aus den Rheinlanden um 1140 in Bayern abgefaßt und zwar in kurzen Reimpaaren und oft recht ungenauen
Reimen. Der Inhalt des Gedichts ist in kurzem folgender: König Rother, welcher zu Bare (Bari in Apulien, einer
der im Mittelalter
besuchtesten Überfahrtsstätten nach dem Heiligen Lande) thront, will sich vermählen und sendet zwölf Grafen nach
Konstantinopel, daß sie für ihn um des Königs Konstantin Tochter werben sollen.
Letzterer, erzürnt über den Antrag, wirft die Boten in den Kerker. Da zieht Rother mit Heeresmacht vor Konstantinopel; eine Schar
von Riesen, darunter der ungeheure Asprian, begleitet ihn. Unter dem Namen Dietrich begibt er sich zum König, gewinnt
seine Neigung sowie auch bald die Liebe seiner Tochter, befreit Konstantinopel von einem feindlichen Heer und entflieht, das
Kampfgetümmel benutzend, mit der Königstochter und all den Seinigen in die Heimat. Einem Spielmann des Königs gelingt es
indessen, die Königin durch List wieder in die Heimat zurückzuführen. Da zieht Rother von neuem nach Konstantinopel,
wo eben die Hochzeit der Geliebten mit einem andern gefeiert werden soll, schleicht sich in den Festsaal, wird erkannt und
soll gehenkt werden. Im Wald aber, wo er den Tod erleiden sollte, waren die Seinigen verborgen; die Riesen erschlagen den größten
Teil seiner Feinde, und der König willigt endlich in Rothers Vermählung mit seiner Tochter. Sie gebar
nach der Sage Pippin, den Vater Karls d. Gr. Das Gedicht wurde zuerst in v. d. Hagens und Büschings »Gedichten des Mittelalters«
(Bd. 1, Berl. 1811) abgedruckt, dann
von Maßmann (»Deutsche Gedichte des 12. Jahrhunderts«, Bd. 2, Quedl.
1837), zuletzt und am besten von H. Rückert (Leipz. 1872) und K. v. Bahder (Halle 1884) herausgegeben.
Christian von, preuß. Staatsminister, geb. zu Ruppersdorf
in Schlesien, erhielt 1797 eine Anstellung im Polizeifach und kam 1806 als Kalkulator zur Kriegs- und Domänenkammer. Unter
dem Ministerium Hardenberg 1810 zum Rechnungsrat ernannt, war er 1815 Spezialbevollmächtigter bei der
Verteilung der Kriegsentschädigung, welche Frankreich zu zahlen hatte, ward 1820 Chef der Seehandlung, 1831 unter Erhebung in
den Adelstand Direktor der königlichen Bank, bald darauf Präsident der Staatsschuldenverwaltung u. 1836 Staatsminister. In
dieser Stellung erwarb er sich durch die Begründung der Staatsschuldentilgungskommission, der Kreditanstalt für
Grundbesitzer, vieler Fabriken und Kunststraßen und der sogen. Rother-Stiftung, durch welche aus dem Ertrag verfallener Seehandlungsprämienscheine
unversorgte Töchter verstorbener Staatsdiener Wohnung und Geldunterstützung erhalten, große Verdienste. Nach den Märzereignissen
von 1848 schied er aus dem Staatsdienst und starb auf seinem Gut Rogau in Schlesien.
(spr. rótherham), Stadt im südlichen Yorkshire (England), an der Vereinigung des Rother
mit dem Don, 10 km nordöstlich von Sheffield, hat eine alte Kirche, ein Seminar der Independenten und (1881) 34,782 Einw. Die
Industrie der Stadt liefert Eisenwaren (Schienen, Platten, Öfen), Messingwaren, Glas und irdenes Geschirr, Chemikalien etc.
(spr. rótherhaith), Stadtteil von London, an der Mündung des Surreykanals in die
Themse und oberhalb Deptford, hat großartige Docks und (1881) 36,021 Einw. Der Themsetunnel verbindet Rotherhithe mit den nördlich der
Themse gelegenen Stadtteilen.
(spr. róth-sie), Hauptstadt der schott. Insel Bute, an einer schönen Bai, mit Schloßruine, Baumwollwarenfabrik,
Werfte und (1881) 8329 Einw. Rothesay wird
seines milden Klimas halber viel von Lungenleidenden besucht.