Ostern 1873 wurde Roßmann als
Professor der
Kunstgeschichte an die
Akademie zu
Düsseldorf
[* 10] berufen, vertauschte aber noch in demselben
Jahr dieseStellung mit derjenigen eines vortragenden
Rats in der Generaldirektion der königlichen Sammlungen
für
Kunst und
Wissenschaft zu
Dresden.
[* 11] Er entwarf die
Pläne für die künstlerische Ausschmückung des Hoftheaters und der
Albrechtsburg zu
Meißen
[* 12] und übernahm die Oberleitung der letztern (vgl. seine
Schrift »Die künstlerische Ausschmückung der
Albrechtsburg zu
Meißen«,
Dresd. 1878). 1881 begann er die Herausgabe einer Sammlung von Kupferstichen
nach modernen Gemälden der
DresdenerGalerie, die erst nach seinem
Tod abgeschlossen wurde. Er starb
Sein Hauptwerk, durch welches er die Kenntnis der
Mollusken
[* 15] wesentlich förderte, ist die
»Ikonographie der europäischen Land-
und Süßwassermollusken« (Leipz. u.
Dresd. 1835-62, 3 Bde.; fortgesetzt von Kobelt, Wiesb. 1877 ff.).
Das größte
Verdienst aber erwarb er sich als Volksschriftsteller. Er sah in der Bekanntschaft mit der
Natur eins der vorzüglichsten Bildungsmittel und war unablässig bemüht, »die
Natur als unserer aller
Heimat« darzustellen. Mit
Nachdruck forderte er von der
FortschrittsparteiForderung der
Volksbildung und
war selbst mit größtem Erfolg in Arbeiterkreisen thätig.
Auf religiösem Gebiet forderte er ehrliches Bekennen der Überzeugung und wirkte in diesem
Sinn als
Leiter
der deutschkatholischen
Gemeinde in
Leipzig. Von seinen
Schriften sind hervorzuheben: »Der
Mensch im
Spiegel
[* 16] der
Natur« (Leipz.
1850-55, 5 Bde.; neue Ausg. 1868);
»Populäre Vorlesungen aus dem Gebiet der
Natur« (das. 1852, 2 Bde.);
1853 unternahm eine naturwissenschaftliche
Reise durch das südöstliche
Spanien,
[* 19] über die er in den »Reiseerinnerungen aus
Spanien« (Leipz. 1854, 2 Bde.; 2. Aufl.
1857) berichten. Er gab 1859-66 ein naturwissenschaftliches Volksblatt, »Aus
der
Heimat«, heraus und gab in diesem die erfolgreiche Anregung zur
Gründung der
Humboldt-Vereine. Seine Selbstbiographie
»MeinLeben und
Streben im
Verkehr mit der
Natur« gab
Ruß heraus (Hannov. 1874).
(türk. Tugh), in der Türkei
[* 20] ehemals Zeichen der höchsten militärischen
Würden, bestehend in einem Pferdeschweif, der wallend von einem vergoldeten halben
Mond
[* 21] an einer
oben in eine vergoldete
Kugel
auslaufenden
Stange herabhing. Nur der
Sultan, der
Großwesir und die
Paschas erhielten diese Auszeichnung,
und zwar wurde ihnen der Roßschweif entweder im
Krieg vorgetragen, oder vor ihrem
Zelt aufgesteckt. Der
Sultan hatte sechs Roßschweife,
der
Großwesir und die
Paschas von dem
Rang des letztern drei, die
Paschas zweiten
Ranges zwei, die des dritten
Ranges einen. Nach
Einführung der regulären
Armee ist dieses militärische
Abzeichen ganz außer
Gebrauch gekommen, aber
desto mehr unter den
TürkenTurkistans anzutreffen. Der Tugh entspringt einer der ältesten
Sitten des turanischen
Volkes, das
den
Gebrauch der
Fahne erst später von den Persern und Arabern entlehnt hat.
Felsenpartie des
Harzes im preuß. Regierungsbezirk
Magdeburg,
[* 22] oberhalb des
DorfsThale
(s. d.) gelegen, 375 m ü. M., besteht
in einer Granitklippe (Raßmannshöhe), welche am Abhang des Bodethals vorspringt und auf ihrer 202 m über dem Wasserspiegel
der
Bode sich erhebenden
Spitze einen schönen
Blick in das tief unten liegende Bodethal gewährt.
Oben ist sie mit einer Vertiefung
versehen, welche entfernte
Ähnlichkeit
[* 23] mit dem
Abdruck eines kolossalen Pferdehufs hat (daher der
Name).
Die
Sage spricht von einer
Prinzessin, die, von einem
Riesen verfolgt, mit ihrem
Roß über den
Felsen weggesetzt sei und so jenen
Eindruck in demselben hinterlassen habe. Archäologen halten die
Felsen für eine altgermanische
Opfer- und Totenstätte. Gegenüber
ragt der sogen.
Hexentanzplatz empor.
Felsen oder
erratische Blöcke, in denen ein oder mehrere
Hufeisen
[* 24] eingemeißelt sind, finden sich namentlich
in den
Ländern, wo die alten
Sachsen
[* 25] saßen, und werden als altheidnische (auf den wasserspendenden
Schimmel
[* 26]
Odins, Sleipnir,
der sein
Hufeisen abwarf, bezügliche) Kultstätten gedeutet, wodurch es sich erklärt, daß solche
Steine
manchmal (nach der
Bekehrung zum
Christentum) in
Kirchen- und Kirchhofsmauern eingesetzt wurden, wie zu
Gudensberg am Odenberg,
während die
Kirchen oftmals dem christlichen Schimmelreiter St.
Georg gewidmet wurden. Zahlreiche Ortssagen, die
Petersen¶